Zusammenfassung
Das Wort »Kultur« bedarf als soziologischer Begriff einer näheren Bestimmung. Im Grunde genommen ist alles, was der Mensch über die ohne sein Zutun gegebene Natur hinaus der »gewordenen Welt« hinzufügt, Kulturschöpfung im weitesten Sinne. Die anfänglichste künstliche und vorbedachte Zubereitung eines Naturgegenstandes für den menschlichen Gebrauch ist schon kulturschöpferische Tätigkeit. Ein Faustkeil, eine mittelalterliche Kathedrale und selbst der moderne Rechenautomat sind »Kultur«. Der Mensch ist zwar selbst ein Stück Natur. Was ihn jedoch befähigt, sie umzugestalten, ihre Erscheinungen zu deuten und zu benennen, verdankt er seiner inneren Distanz, seiner potentiellen Selbständigkeit. In diesem Sinne ist alles, was der Mensch hervorbringt, das Ergebnis seines Geistes und alle menschliche Arbeit geistigen Ursprungs. Eine ganz andere Frage ist es, welchem Geiste die Schöpfungen des Menschen entspringen und welchen Zielen sie dienen. Über den ethischen Wert und den künstlerischen Rang einer kulturellen Leistung kann in unserem Zusammenhang nichts ausgesagt werden. Uns interessieren hier allein die soziologischen Bedingungen der kulturschöpferischen Tätigkeiten des Menschen im Gesamtzusammenhang der sozialen Ordnung.
»Indem die Freiheit eines jeden in der Freiheit anderer nicht mehr eine Schranke, sondern eine Hilfe findet, ist der freieste Mensch derjenige, welcher die meisten Beziehungen zu seinen Mitmenschen hat.« P. J. Proudhon
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© 1963 Westdeutscher Verlag · Köln und Opladen
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Vogel, H.H. (1963). Das Kulturleben. In: Jenseits von Macht und Anarchie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02607-5_5
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