Zusammenfassung
Das Erste und Wichtigste, was ein zum Bewußtsein seiner selbst gelangtes Volk zu lernen und in allen Fährnissen festzuhalten hat, ist das Wörtlein „Wir“. Mit eiserner Notwendigkeit ergibt sich daraus sein Kampf gegen den Individualismus. Wie in der Entwicklung jedes Einzelmenschen bedeutet auch hier der Durchbruch zum Eigenen ein Bekenntnis zu heroischer Einstellung dem Leben gegenüber; denn es gilt immer, der klar erkannten Jdee des Dämons allem Widrigen zum Trotz die Möglichkeiten der Erfüllung zu schaffen. Der geborene Feind aber des zu kraftvoller Einheit sich zusammenballenden „Wir“ ist immer das sich absondernde und nur sich selbst bejahende „Ich“. Bei dem großen Wandel jedoch, der sich in unserer Gegenwart vollziht, bedeutet der Individualismus noch mehr. Er ist die Vergangenheit, die sich gegen das Sterben wehrt. Und er ist eine schuldbeladene Vergangenheit; denn nur zu deutlich tragen alle Erscheinungen des Niederganges und der Zersetzung, gegen die sich die neue Zeit waffnet, seine Züge. Individualismus ist das Kennzeichen des Jahrhunderts ohne Goethe.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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© 1935 Friedr. Vieweg & Sohn A.G., Braunschweig
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Fehse, W. (1935). Persönlichkeit und Gemeinschaft. In: Goethe im Lichte des neuen Werdens. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02512-2_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02512-2_4
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-00599-5
Online ISBN: 978-3-663-02512-2
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