Zusammenfassung
Es zählt zu den wohl noch für viele Jahrzehnte hinzunehmenden Grundtatsachen der betriebswirtschaftlichen Disziplin, daß eine ganze Reihe elementarer Begriffe inhaltlich weder völlig ausgedeutet ist, noch etwa im Sinne einer stillschweigenden Konvention in allgemein anerkannter Definition Anwendung findet. So überraschend dies auf den ersten Blick sein mag, ist doch zu bedenken, daß innerhalb einer Wissenschaft, die erst seit einem knappen Dreivierteljahrhundert auf unseren Hochschulen als solche erforscht und gelehrt wird, noch für lange Zeit am Ausbau selbst ihrer Fundamente zu wirken sein wird. Es ist weiter zu bedenken, daß die Betriebswirtschaftslehre wie wenig andere Disziplinen, insbesondere auch im Hinblick auf ihr Forschungsobjekt, das sie mittels der empirischen Methode zu erfassen versucht, eine ungeheure Dynamik aufweist. Man möchte daher meinen, die Dynamik des Betriebes selbst verhindert offenbar wieder in einem gewissen Umfange das Aufkommen starrer Begriffe. Dies gilt für alle geschichtlichen Tatbestände des Faches, auch für die Phänomene Unternehmer und Unternehmung. Trotz dieser wohl andauernden Schwierigkeiten muß unter allen Umständen verhindert werden, daß subjektive forscherische Eitelkeit und mangelnde Konzilianz zu einer Begriffsanarchie führen. Sowohl Forschung als auch Lehre müssen darin den Feind Nr. 1 sehen. Eine Begriffsanarchie würde jede wissenschaftliche Verständigung nicht nur erschweren, sondern wahrscheinlich sogar unmöglich machen, weil eine allgemeine wissenschaftliche Verständigung so gut wie ausgeschlossen wäre. Andererseits dürfen aber dennoch die Liebe zum Fach und die Bereitwilligkeit zur bescheidenen Hintansetzung eigener Überlegungen nicht so weit gehen, daß wissenschaftlicher Ernst und vertiefte Erkenntnis ohne hinreichenden Grund einem insoweit nicht berechtigten Streben nach Uniformierung geopfert werden.
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Literatur
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Marx, A. (1961). Unternehmer und Unternehmung. In: Bellinger, B. (eds) Gegenwartsfragen der Unternehmung. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02475-0_10
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