Zusammenfassung
Forschung und Entwicklung1, d. h. die Erzeugung von neuem Wissen auf technischem Gebiet, hat in den Wirtschaftswissenschaften lange Zeit kaum Beachtung gefunden. Die Erweiterung des technischen Wissens wurde als eine exogene Variable angesehen. Es blieb den Historikern, Soziologen, Philosophen, Anthropologen und Psychologen überlassen, die Veränderungen im Stande des Wissens zu erklären. Erst in jüngster Zeit sind Fragen der Forschung und Entwicklung auch von den Ökonomen, besonders in der angelsächsischen Literatur, intensiver erörtert worden2. Man erkannte, daß neues technisches Wissen durch den planmäßigen Einsatz knapper Mittel gewonnen werden kann und damit Wirtschaftlichkeitsprobleme aufgeworfen werden. Diese planmäßige Erzeugung technischen Wissens ist in der Industriegesellschaft von heute von überragender Bedeutung. Nur zu einem geringen Teil beruht die Schaffung neuer Kenntnisse noch auf zufälligen Entdeckungen der Handwerker und Arbeiter beim Produktionsvollzug oder ist das Ergebnis einer Liebhaberbeschäftigung wohlhabender Leute. „Der technische Fortschritt fällt nicht vom Himmel“; er wird vielmehr „bestellt, finanziert, produziert und bezahlt“3. Das bedeutet aber, daß Forschung und Entwicklung auch ein ökonomisches Problem darstellt und es Aufgabe der Wirtschaftswissenschaften ist, die wirtschaftliche Seite der Erzeugung technischen Wissens zu analysieren. Allein auf diesen wirtschaftlichen Aspekt von Forschung und Entwicklung ist die folgende Darstellung gerichtet.
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Literatur
Vgl. hierzu Nelson, Richard R., The Economics of Invention: A Survey of the Literature, in: The Journal of Business, Vol. 32 (1959), S. 101–127
National Bureau of Economic Research, The Rate and Direction of Inventive Activity: Economic and Social Factors, Special Conference Series, Nr. 13, Princeton, N. J., 1962
Machlup, Fritz, The Production and Distribution of Knowledge in the United States, Princeton, N. J., 1962.
Machlup, Fritz, Die Finanzierung des technischen Fortschritts, in: Ordo-Jahrbuch, Bd. 11 (1959), S. 117–131, hier S. 117.
Vgl. Solow, Robert M.,Technical Change and the Aggregate Production Function, in: The Review of Economics and Statistics, Vol. 39 (1957), S. 312–320, bes. S. 316
vgl. ferner mit ähnlichen Ergebnissen z. B. Abramovitz,Moses, Resource and Output Trends in the United States since 1870, in: American Economic Review, Papers and Proceedings, Vol. 66 (1956), S. 5–23, bes. S. 11
Bombach, Gottfried, Quantitative und monetäre Aspekte des Wirtschaftswachstums, in: Finanz-und währungspolitische Bedingungen stetigen Wirtschaftswachstums, Schriften des Vereins für Socialpolitik, NF, Bd. 15, Berlin 1959, S. 154–230, bes. S. 184–191
Massell, Benton F., Capital Formation and Technological Change in United States Manufacturing, in: The Review of Economics and Statistics, Vol. 42 (1960), S. 182–188.
Vgl. ferner Bombach, Gottfried, Bildungsökonomie, Bildungspolitik und wirtschaftliche Entwicklung, in: Bildungswesen und wirtschaftliche Entwicklung, Heidelberg 1964, S. 10–40, hier S. 25–30.
Vgl. Massell, Benton F.,Investment, Innovation, and Growth, in: Econometrica, Vol. 30 (1962), S. 239–252, hier S. 239.
“Efforts and capital expended to raise the level of productive arts — scientific work, technological research, development of new techniques of production… indicate a rate of return, measured in economic growth, that is undoubtly very high.” Schultz,Theodore W., The Role of Government in Promoting Economic Growth, in: White,Leonhard D. (Hrsg.), The State of the Social Sciences, 2. Aufl., Chicago 1957, S. 372–382, hier S. 381
vgl. auch Leontief, Wassily, Das wirtschaftliche Problem der organisierten Forschung, in: Hamburger Jahrbuch für Wirtscharts-und Gesellschaftspolitik, 6. Jahr, Tübingen 1961, S. 74–78, hier S. 74 und 78. Den jährlichen volkswirtschaftlichen Ertrag je Dollar Forschungsausgaben schätzt Ewell auf 100°/o bis 200°/o. Vgl. Ewell, Raymond H., The Role of Research in Economic Growth, in: Chemical and Engineering News, Vol. 33 (1955), S. 298–304.
Vgl. ferner die Berechnungen und Angaben von Griliches für den Bereich der Landwirtschaft. Griliches, Zvi, Research Costs and Social Returns: Hybrid Corn and Related Innovations, in: The Journal of Political Economy, Vol. 66 (1958), S. 419–431, bes. S. 426–428.
So auch Niehans, Jürg,Das ökonomische Problem des technischen Fortschritts, in: Schweizerische Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik, Jg. 90 (1954), S. 145–156, bes. S. 145 f.
Vgl. Machlup, Fritz, The Supply of Inventors and Inventions, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Bd. 85 (1960 II), S. 210–251, hier S. 211.
Der Begriff Instrument wird hier im gleichen Sinne gebraucht, wie ihn Gutenberg im Rahmen seiner Absatzpolitik benutzt. Vgl. Gutenberg, Erich, Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Bd. II, Der Absatz, 4. Aufl., Berlin—Göttingen—Heidelberg 1962, S. 42–50; kritisch zu dieser Terminologie Schäfer, Erich, Absatzwirtschaft, in: Hax, Karl und Wessels, Theodor (Hrsg.), Handbuch der Wirtschaftswissenschaften, Bd. I, Köln und Opladen 1958, S. 301–379, hier S. 368, Fußnote 38.
Drucker weist darauf hin, daß damit die Unternehmungen geschichtlich die erste Institution waren, die Veränderungen produzierten, während alle anderen Einrichtungen darauf aus gewesen wären, Neuerungen zu verhindern. Vgl. Drucker, Peter F., Business Objectives and Survival Needs: Notes on a Discipline of Business Enterprise, in: The Journal of Business, Vol. 31 (1958), S. 81–90, hier S. 86.
Schumpeter, Joseph A.,Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. Aus dem Englischen übersetzt, München 1950, S. 140.
Vgl. Lilienthal, David, Big Business: A New Era, New York 1952, S. 47–94
Gal braith, John Kenneth, American Capitalism, The Concept of Countervailing Power, 2. Aufl., Cambridge/Mass. 1956, S. 84–94
Kaplan, A. D. H., Big Enterprise in a Competitive System, Washington D. C. 1954, S. 187–194.
“In the field of theory, the most challenging opening seems to be for an approach that would shift the emphasis from competition as a mechanism of equilibrium to competition as a dynamic process.” Clark, John Maurice,Competition as a Dynamic Process, Second Printing, Washington 1963, S. 2.
„Bisher haben sich die Vertreter der Betriebswirtschaftslehre noch wenig mit den Problemen des wirtschaftlichen Wachstums beschäftigt.“ Hax, Karl, Japan, Wirtschaftsmacht des Fernen Ostens, Köln und Opladen 1961, S. 7; ähnlich Wittmann, Waldemar,Überlegungen zu einer Theorie des Unternehmungswachstums, in: ZfhF, NF, Jg. 13 (1961), S. 493–519, hier S. 493.
Vgl. hierzu Machlup, Fritz,Can there be too much Research? in: Science, Vol. 128 (1958), S. 1320–1325.
Vgl. hierzu beispielsweise Sieber, Eugen H., Forschungs-und Entwicklungskosten, insbesondere ihre Behandlung in Erfolgsrechnung und Kalkulation, in: Ders. (Hrsg.), Festgabe für Alexander Hoffmann, Darmstadt und Leipzig 1939, S. 1–32
Mötteli, Hans, Die industrielle Forschungs-und Entwicklungsarbeit in betriebswirtschaftlicher Sicht, in: ZfhF, NF, Jg. 3 (1951), S. 553–563
Rosenkranz, Karl, Betriebswirtschaftliche Probleme des Entwicklungsbereichs, in: ZfhF, NF, Jg. 5 (1953), S. 411–434
ders., Die Entwicklungskosten im industriellen Rechnungswesen, in: Der Betrieb, Jg. 6 (1953), S. 65–67
Houdremont, Eduard, Art und Organisation der Forschung in einem Industriekonzern der Eisenindustrie, Heft 17 der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Köln und Opladen 1953
Hausberger, Simon, Die Organisation der Industrieforschung, in: Der Österreichische Betriebswirt, Jg. 5 (1955), S. 202–216
Thedieck, Reiner, Betriebswissenschaftliche Organisationsformen industrieller Forschungsinstitute, Heft 18 der Arbeitsgemeinschaft für Rationalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, Dortmund 1956
Flume, Werner, Die Forschungs-und Entwicklungskosten in Handels-und Steuerbilanz, in: Der Betrieb, Jg. 11 (1958), S. 1045–1054
Breng, Ernst Günther, Forschungs-und Entwicklungskosten in Handels-und Steuerbilanz, Düsseldorf 1959
Eckardt, Joachim, Forschungsund Entwicklungsaufwendungen in der Unternehmungsrechnung, Diss., Göttingen 1960
Kossak, Eberhard, Die immateriellen Wirtschaftsgüter und ihre Behandlung in der Bilanz, Wiesbaden 1960
Mutze, Otto, Aktivierung und Bewertung immaterieller Wirtschaftsgüter nach Handels-und Steuerrecht, Berlin 1960
Arbeitskreis Krähe, Unternehmungsorganisation, 4. Aufl., Köln und Opladen 1963, S. 62–68
ders., Konzern-Organisation, Köln und Opladen 1952, S. 56–58.
Vgl. Mellerowicz,Konrad, Forschungs-und Entwicklungstätigkeit als betriebswirtschaftliches Problem, Freiburg 1958. Die Grundgedanken dieses Buches hat Mellerowicz unverändert in seine Betriebswirtschaftslehre der Industrie eingearbeitet.
Vgl. Mellerowicz, Konrad, Betriebswirtschaftslehre der Industrie, Bd. II, 3. Aufl., Freiburg 1959, S. 182–210.
Vgl. Bruggmann,Max, Betriebswirtschaftliche Probleme der industriellen Forschung, Winterthur 1957. Diese Arbeit gewährt einen Überblick über das umfangreiche, von Vertretern der Business Administration und des Research Management in den USA verfaßte Schrifttum. Vgl. auch die Besprechung dieses Buches durch Thedieck, R(einer),Betriebswirtschaftliche Probleme der industriellen Forschung, in: BFuP, Jg. 10 (1958), S. 596–599.
Aus der jüngsten Zeit sind vor allem folgende Veröffentlichungen hinzuzufügen: Heyel, Carl (Hrsg.), Handbook of Industrial Research Management, New York-London 1959
Quinn, James Brian, Yardsticks for Industrial Research, New York 1959
Bright, James R. (Hrsg.), Technological Planning an the Corporate Level, Boston 1962.
Die Literaturbeiträge der Praktiker aus dem Bereich von Forschung und Entwicklung sind in Deutschland sehr spärlich und vor allem in der Zeitschrift des VDI und in der Zeitschrift „Rationalisierung“ erschienen. Vgl. ferner Thedieck, Reiner, Industrieforschung und internationale Wettbewerbsfähigkeit, in: BFuP, Jg. 12 (1960), S. 563–572
ders., Koordination von Forschungs-und Entwiddungsarbeiten — ein betriebswirtschaftliches Problem. Als Manuskript vervielfältigt, 1961
Hässler, Gerhard, Die Ökonomie der industriellen Forschung und Entwicklung, in: Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, Vorträge des 15. Deutschen Betriebswirtschaftlertages, Berlin 1962, S. 160–171.
Vgl. ferner Krüger, Gerhard, Artikel Forschung und Entwicklung, in: HdB, Bd. II, 3. Aufl., Stuttgart 1958, Spalte 2001–2006
ders., Probleme des Gestaltungsbereiches, in: Bellinger, Bernhard (Hrsg.), Gegenwartsfragen der Unternehmung, Festschrift für Fritz Henzel, Wiesbaden 1961, S. 123–134
Hennig, Karl Wilhelm, Betriebswirtschaftslehre der industriellen Erzeugung, 4. Aufl., Wiesbaden 1963, S. 13–27.
Vgl. Hax, Karl, Planung und Organisation als Instrumente der Unternehmungsführung, in: ZfhF, NF, Jg. 11 (1959), S. 605–615, bes. S. 610 f.
Ansatzpunkte finden sich bei Schwenter, Jürg, Betriebswirtschaftliche Aspekte des technischen Fortschritts, Bern — Stuttgart 1959, Sonderdruck aus: Schweizerische Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik 1959
vgl. ferner für den Bereich der Produktforschung Mötteli, Hans, und Bruggmann, Max, Gestaltungslehre, Stuttgart 1962.
Vgl. hierzu Loitlsberger, Erich, Das Wirtschaftlichkeitsprinzip, Wien 1955, S. 2.
Zum Verhältnis von Wirtschaftlichkeitsprinzip und Rentabilitätsprinzip vgl. im einzelnen Hax, Karl,Betriebswirtschaftlicher Erfolg und Wirtschaftlichkeitsmessung, in: Die Wirtschaftsprüfung, Jg. 1 (1948), S. 4–9, bes. S. 8
Papandreou, Andreas G., Some Basic Problems in the Theory of the Firm, in: Haley, Bernard F. (Hrsg.), A Survey of Contemporary Economics, Vol.2, Homewood/Ill. 1952, S. 183–222, bes. S. 205–208
Guten berg, Erich, Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Bd. I, Die Produktion, 7. Aufl., Berlin — Göttingen — Heidelberg 1962, S. 347–370.
Beckerath, Herbert von,Großindustrie und Gesellschaftsordnung, Tübingen und Zürich 1954, S. 1.
Zum Begriff und Wesen der Industrieunternehmung vgl. im einzelnen Hax, Karl, Industriebetrieb, in: HdSW, Bd. 5, Stuttgart — Göttingen — Tübingen 1956, S. 243–257, bes. S. 243 f.
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Schätzle, G. (1965). Einleitung. In: Forschung und Entwicklung als unternehmerische Aufgabe. Beiträge zur betriebswirtschaftlichen Forschung, vol 22. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02448-4_1
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