Zusammenfassung
Nach welchem Prinzip die Völkerschaften in den beiden Heeresverzeichnissen des homerischen Schiffskataloges angeordnet sind, das ist eine seit länger als einem Jahrhundert erörterte, bis heute unabgeschlossene Frage 1. Sie liegt besonders verwickelt, auch nach der Vielzahl der Lösungsversuche, bei dem ersten von ihnen, dem Achaierkatalog, während das Problem bei seinem troischen Gegenstück gemeinhin als weniger schwierig gilt. Da nun die Behandlung der beiden Teile unvermeidlicherweise allzu sehr in die Breite führen würde,so soll die folgende Untersuchung sich auf denTρωιкòςδιάкoσμoς beschränken. Diesen bei einer Wahl zwischen beiden zu bevorzugen, ist auch insofern angezeigt, als man, wie wir hören werden, neuerdings versucht hat, eine aus ihm abgeleitete vermeintlich sichere, in Wahrheit unhaltbare Erklärungsweise auf die Achaierliste anzuwenden. Treten wir nun an den Stoff selbst heran.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Angebahnt wurde die Behandlung durch einen Aufsatz von Aug. Mommsen, Der Schiffskatalog der Ilias, Philol. (1850) 522 ff.
Studi Italiani di Fil. Class. 26 (1953/54).
Die Sache ist mit diesen wenigen Worten keineswegs abgetan oder erschöpft, vielmehr ergeben sich daraus recht weittragende Folgerungen und Einsichten analytischer Art. Dafür sowie für andere Einzelheiten sei auf die soeben genannte Behandlung verwiesen.
Quellenangaben und Literaturnachweise bei V. Burr,NEON KATAAOFOL. Untersuchungen zum homer. Schiffskatalog (Klio Beiheft 49. 1944) 145 f.
Dieselbe hat er gemäß unitarischem Kunsturteil auch an dem Schiffskatalog erwiesen.
Ober die Boiotia des Homer, Gymnasialprogramm. Neu-Ruppin 1871, S. 6.
Ebenso z. B. H. Peters, Zur Einheit der Ilias (Göttingen 1922 ) 23.
Sie gibt sich als eine,Karte des Hellespontes nach Ptolemaeus`, mitgeteilt von W. Sieglin, Die Ausdehnung des Hellespontes bei den antiken Geographen, in: Festschrift für Kiepert, Berlin 1898, S. 327.
Wie es in Wahrheit damit bestellt ist, wird an anderer Stelle gezeigt werden.
Es verlohnt sich nicht, das hier durchgehend auszuführen. Wenn etwa Hekataios bei Steph. Byz. s. Xeppòvgao5 (Hecat. fr. 135 Müll. 163 Jac.) sagt ’Alrrv,9iotat npòS peagp4-3piuv 6poupsouat Xeppovr osot — was ist daran selbst nach unseren Begriffen inkorrekt? Apollon. Rhod. I 926 läßt die Argo mit Südwind in den Hellespont einfahren — hätte er wirklich sagen müssen: mit Südwestwind, ja, gestattete der damalige nomenklatorische Entwicklungsstand der Windrose das einem Dichter so leichterdings? Das Land Thrakien begrenzen nach Plin. nat. IV 42 der Pontus und die Propontis — tun sie das nicht ebenso gut wie der Ister im Norden (wie Plinius vorher gesagt hatte)? Diese specimina dürften wohl genügen zur Kennzeichnung der hier geübten Urteilsweise.
Für Eratosthenes selbst läßt es sich nicht nachweisen: H. Berger, Die geogr. Fragmente des Erat. ( Leipzig 1880 ) S. 205.
Vgl. etwa Berger, Gesch: der wiss. Erdkunde der Griech., 2. Aufl. ( Leipzig 1903 ) S. 421.
Es steht zu fürchten, daß Sieglin in seiner oben (S. 54 A.10) besprochenen Anmerkung bei den vermeintlichen Belegstellen, auf die er mit,und andere mehr` hindeutet, solche wie diese im Auge hatte.
So stellt denn auch der von gleicher Voraussetzung ausgehende Kiepert auf seiner Karte in schroffem Gegensatz zu Burr, doch mit besserer innerer Folgerichtigkeit, den Verlauf der Küste voll rechtwinklig dar. Bemerkt sei an dieser Stelle, daß die Scholien zu Ilias S2 544 einhellig (A.B.T.) mit einer Küste der Troas operieren, welche vom Meere àplctou berührt wird.
Vgl. Strabo XII 4,4 ff. 8,1 ff. Der Katalogist denkt sie jedenfalls weiter von der Troas entfernt als die Myser, wie das TFIAe (V. 862) bei Askania zeigt.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang daran, daß in die alexandrinische, über Rhodos und Karien laufende, Hauptmeridiane Lykien als zu weit östlich abliegend nicht einbezogen wurde.
Daß Sestos damit sozusagen in die Troas einbezogen wird, stellt eine überaus befremdliche Tatsache dar, welche sich nach der Meinung von B. Niese, Der homerische Schiffskatalog (Kiel 1873) 54 nur aus der Benutzung eines perihegetischen Scup uTXot erklären läßt. Diese Hypothese hat verdientermaßen vielfach Anklang gefunden, auch bei Unitariern (so Burr. S. 147), für die der Katalogist und Homer eine Person sind. Diese sollten sich aber Rechenschaft darüber geben, was sie diesem Homer, der doch vorzüglich auch ein sorgsamst überlegender Feinmechaniker gewesen sein soll, damit aufladen: derselbe raffte die Stadt Sestos deswegen, weil sie in jener Beschreibung einer Seefahrt neben Abydos genannt war, einfach mit, ohne zu bedenken, daß sie nicht hierher gehörte, — so fremd stand er seinem eigenen Werk gegenüber.
Rights and permissions
Copyright information
© 1955 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Jachmann, G. (1955). Die Anlage des Troerkataloges der Ilias. In: Festschrift der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein — Westfalen zu Ehren des Herrn Ministerpräsidenten Karl Arnold. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02437-8_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02437-8_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-00524-7
Online ISBN: 978-3-663-02437-8
eBook Packages: Springer Book Archive