Zusammenfassung
Ein Mann, dessen Beruf es ist, Fenstervorhänge aufzuhängen, kann sich, ohne sich lächerlich zu machen, Raumgestalter nennen, ohne Scheu steht „Heimgestaltung“ über einem Schaufenster mit Möbeln und Kunstgewerbe, „Freizeitgestaltung als echtes Anliegen im Gefolge der Fünftagewoche“ ist eine Floskel, die wir in der Zeitung lesen können, der Herr Geschäftsführer des so und so Verbandes hat die Tagesordnung in bewährter Weise gestaltet (etwas, was schon eine Ordnung ist, noch zusätzlich oder nachträglich gestaltet, oder wie ist das?). In einer Zeit, in der der Sinn des Wortes „gestalten“ durch Gebrauch und Mißbrauch derart abgeschliffen, ja leer geworden ist, erfordert es schon die Redlichkeit, zu sagen, was man unter „gestalten“ versteht, wenn man darüber sprechen will. Und dies sogar dann, wenn man vor Zuhörern spricht, die selbst mit Gestaltung im eigentlichen Sinn des Wortes zu tun haben; denn wir alle sind Kinder unserer Zeit, und ein abgegriffenes und sinnentleertes Wort frißt sich in seiner abgeschwächten Bedeutung allmählich in den Sprachverstand eines jeden von uns. Betrachten Sie es darum bitte nicht als eine unnötige Pedanterie oder als eine unzulässige Themaausweitung, wenn ich über Gestalt nicht nur im genauen Bereich des Themas spreche, das mir gestellt ist: „Gestaltende Kräfte im Städtebau“. Dabei will ich aber nun nicht versuchen, Gestalt begrifflich zu definieren; wir brauchen Anschauung und nicht nur begriffliches Verständnis. Ich will vielmehr in meiner Betrachtung die gestaltenden Kräfte im Städtebau in Beziehung bringen zu jener Art von Gestaltwerdungen, von denen ursprünglich der Begriff „Gestalt“ genommen worden ist und bei denen das Wort „gestalten“ auch für uns noch seine ursprüngliche Bedeutung besitzt.
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© 1963 Westdeutscher Verlag · Köln und Opladen
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Schmidt, W. (1963). Gestaltende Kräfte im Städtebau. In: Entwicklungsgesetze der Stadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02409-5_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02409-5_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-00496-7
Online ISBN: 978-3-663-02409-5
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