Zusammenfassung
Es ist naheliegend und wohl deshalb allgemein üblich, das Hotel als Fremdenverkehrsbetrieb zu betrachten und einzustufen. Ausnahmsweise ist sich sogar die gesamte Fremdenverkehrsliteratur darüber einig, das Hotel gewissermaßen als den Fremdenverkehrsbetrieb schlechthin zu behandeln. Wir können uns hier jedoch nicht mit der begrifflichen Problematik des Fremdenverkehrsbetriebs und den damit zusammenhängenden Abgrenzungsfragen beschäftigen1).
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Literatur
Vgl. Walterspiel, G.: Die theoretischen Grundlagen des Begriffs Fremdenverkehr und ihre Bedeutung für die betriebswirtschaftliche Betrachtung, unveröffentlichte Habilitationsschrift, 1956, sowie derselbe: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre des Fremdenverkehrs, in: TbfFV, 1955/56, Heft 2 und 1956/57, Hefte 1 und 2.
Walterspiel, G.: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre des Fremdenverkehrs, in; JbfFV, 1956/57, Heft 2, S. 45.
Auf die begriffliche Analogie zwischen Fremdenverkehr und Export bin ich früher eingegangen (siehe Fußnote 1): Beide beziehen sich auf eine Besonderheit des Wohnortes des Empfängers; beim Export hat er keinen Wohnsitz im Land des Produzenten, beim Fremdenverkehr hat er keinen Wohnsitz am Standort des Fremdenverkehrsbetriebes.
Der öfter verwendete Begriff „kapitalintensiv” erscheint als Gegensatz von „materialintensiv“ und „lohnintensiv” eher zur Charakterisierung der Kostenstruktur geeignet.
vgl.Walterspiel, G.: Gemeinsame Besonderheiten investitions-intensiver und kundenpräsenz-bedingter Dienstleistungsbetriebe, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 1966, Heft 1. — Verschiedene Gedanken dieser Veröffentlichung werden im folgenden mit verarbeitet.
Entsprechend unserer Prämisse der Kundenpräsenz wird nur der Personenverkehr berücksichtigt.
In meinem Artikel (siehe Fußnote 5) habe ich wie folgt unterteilt: A. Verkehrsbetriebe 1. Schienenverkehr a) Eisenbahn, oft in Form nationaler Gesellschaften, bei uns Bundesbahn b) „Stationäre“ Bahn, wie Bergbahnen u. dgl. c) im Typ zwischen a und b liegend, die örtliche Bahn der Städte, wie Straßenbahn, U-Bahn, Hochbahn u. dgl. 2. Straßenverkehr Verkehrsbetrieb mit Omnibus, öffentlicher (Post, Bahn oder Stadt) oder privater Natur 3. Luftverkehr, meist in Form nationaler Gesellschaften, bei uns Lufthansa 4. Seeverkehr, also Reederei B. Beherbergungsbetriebe 1. Hotels und verwandte Betriebe 2. Krankenanstalten u. dgl. 3. Zwischenform aus 1 und 2: Sanatorien 4. Sonstige, wie etwa Internate u. dgl. C. Theater und verwandte Betriebe 1. Theater mit wechselndem Spielplan, insbesondere Oper u. dgl. 2. Sonstige Theater 3. Sonstige, wie etwa Lichtspieltheater, stationärer Zirkus u. dgl.
Diese Bezeichnungen der Kunden zeigen nicht nur, wie vielfältig die Leistungen unserer Dienstleistungsbetriebe sind; die häufige Verbindung mit „Gast“ erinnert daran, daß ein großer Teil der hier zusammengefaßten Betriebsarten Hotelfunktionen ausüben (müssen). Bei Hotel und Krankenhaus ist dies ohnehin ersichtlich; der Ozeandampfer gilt mit Recht als „schwimmendes Hotel”, aber auch die Bahn muß mit Schlaf-und Speisewagen ebenso Hotelfunktionen übernehmen wie die Fluggesellschaft auf langdauernden Flügen. Dies ergibt sich zwingend aus der Verlagerung der Haushaltsfunktion, wie weiter oben gezeigt wurde.
Natürlich kann z. B. das Fernsehen ein Theaterstück „versenden“; aber dieser Fall liegt prinzipiell anders, da er unsere Prämisse der Kundenpräsenz umgeht. — Eine gewisse Ausnahme bilden die nichtstationären Verkehrsbetriebe, die bei voraussehbarem Bedarf freie Kapazitäten an den Ort (bzw. auf die Strecke) erhöhter Nachfrage schicken können (z. B. Skizüge in München am Wochenende im Winter).
Als Beweis für die strukturelle Überkapazität mancher unserer Betriebe kann dienen, daß ihre Preise so kalkuliert sind, daß sie bei rund 60 °/o Kapazitätsausnutzung kostendeckend arbeiten bzw. arbeiten würden (so etwa Bundesbahn, Lufthansa, Stadthotel).
Die Bundesbahn wird ihren Zug verkürzen, wenn er erfahrungsgemäß auf einer bestimmten Strecke immer schwach besetzt ist; die Fluggesellschaft wird in diesem Fall eine kleinere Maschine einsetzen und dergleichen; das Hotel wird vorübergehend ein Stockwerk stilllegen; das Theater kann nur möglichst bald das Stück absetzen, das offenbar nicht „zieht“.
Daß dies in der strukturellen Überkapazität begründet ist, beweist das Beispiel des in dieser Hinsicht parallel strukturierten Elektrizitätswerks: Nachtstrom billig, Spitzenstrom teuer. — Henry Ford versuchte, ähnliche Überlegungen auch in der Industrie einzuführen.
Vgl. S. 204.
Wie stark letztlich die ganz besondere, weitgehend auf immaterielle psychologische Faktoren der Nachfrage zurückgehende Marktsituation die hier zusammengefaßten Dienstleistungsbetriebe prägt, erkennt man an einer weiteren gemeinsamen Besonderheit: Die in ihnen tätigen Menschen tragen Uniform oder Dienstkleidung. Dies gilt für die Angestellten aller Verkehrsbetriebe, von der Bundesbahn über die Luft-und Seefahrt bis zu den städtischen Bahnen, für alle im Theater Tätigen bis herunter zum Orchester, dessen Dienstkleidung ja der Frack ist, für alle im Krankenhaus Beschäftigten, Ärzte wie Schwestern. Natürlich gilt dies auch und gerade für das Hotel (wie schon zum Teil erwähnt): Portier, Page, Hausdiener, Türsteher tragen ihre Uniform, der Empfangsherr einen Cut, die Zimmermädchen ihre uniforme Dienstkleidung, die Kellner ihren Frack und die Köche ihre bekannte Berufskleidung.
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© 1969 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Walterspiel, G. (1969). Spezifische Kriterien. In: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre des Hotels. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02382-1_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02382-1_8
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