Führerschaft im Militär

Zusammenfassung

Unter dem Begriff der Führerschaft wird gewöhnlich eine Art der Herrschaft im Sinne von Max Weber ¹ verstanden, die sehr wesentlich auf der Vorbildlichkeit oder der persönlichen Qualifikation der Führerpersonen basiert. Diese Betonung der persönlichen Qualifikation bildet daher auch den Ansatzpunkt für die meisten der älteren empirischen Untersuchungen, und zwar in zweifacher Hinsicht. Erstens versuchte man, die individuellen Eigenschaften zu identifizieren, die Führerpersönlichkeiten kennzeichnen, und auf dieser Basis besondere Auswahlverfahren, analog den Intelligenz- oder speziellen Eignungstesten, zu entwickeln. Ralph M. Stogdill ² gibt eine Zusammenfassung der Ergebnisse dieser frühen Untersuchungen. Zweitens ging man von der Tatsache aus, daß Herrschaftsausübung auf der Basis persönlicher Qualifikation direkte persönliche Kontakte zwischen Führer und Geführten voraussetzt, d. h. überwiegend auf kleine Gruppen beschränkt sein muß. Das Studium von Interaktionsmustern in kleinen und ad hoc geformten Gruppen, die Identifizierung von Führern in diesen Gruppen und die Analyse des Führerverhaltens waren daher besondere Schwerpunkte der Führerschaftsforschung³. Inwieweit diese charismatische Komponente, die in der Betonung persönlicher Qualifikationen zum Ausdruck kommt, bei der Ausübung von Herrschaft auch in militärischen Organisationen eine führende Rolle spielt, ist natürlich eine Frage, die nur durch entsprechende empirische Erhebungen überprüft werden kann. Sicherlich betont jedoch die militärische Ideologie mit ihrer Glorifizierung des Helden, ihrem besonderen Ehrenkodex und Zeremonialismus eindeutig diese charismatische Komponente der Herrschaftsausübung.