Zusammenfassung
Die im vorigen Abschnitt herausgestellten Relais- und Versorgungsfunktionen der Absatzwirtschaft zeigen schon, daß für die moderne Wirtschaftsgesellschaft die Handelstätigkeit als solche genauso wesentlich ist wie die industrielle und landwirtschaftliche Urerzeugung und Verarbeitung oder der Gütertransport. Diese Ansicht ist keineswegs immer eine allgemein selbstverständliche gewesen. In Zeiten ungenügender Marktentwicklung (wie etwa in der antiken Periode des vorherrschenden Oikos-Systems) gilt zwar der Austausch zwischen Produzenten und der unmittelbare Absatz der Produzenten an die vorwiegend lokalen Konsumenten als erlaubt, der selbständige „Zwischenhandel“ ist jedoch höchst verdächtig. Ähnliche Vorstellungen deuten sich in natural-, zunft- und feudalwirtschaftlichen Verhältnissen des Mittelalters an, in denen die theologische Forderung nach dem „gerechten Preis“ vor allem (neben dem Zinswucher) auch gegen den sogenannten Handelswucher gerichtet ist. Und die erste, echt wissenschaftliche Leistung im Bereich der Ökonomik, die Entdeckung des volkswirtschaftlichen Kreislaufs durch die Physiokraten, ist noch mit einem Schema verbunden, das neben der eigentlich „produktiven Klasse“ der Bauern gerade den Handel (und andere) unter die „sterilen Klassen“ einreiht. Diese Version war auch bedingt durch technisch-naturwissenschaftliche Anschauungen (man sah nur die physische Mehrproduktion im Bereich der Urerzeugung und erkannte nicht die wirtschaftliche Wertschöpfung in anderen Bereichen). Diese Theorie war im übrigen beeinflußt durch die besondere agrarsoziologische Situation des ancien régime in Frankreich.
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Literatur
Vielfach ist schon deswegen keine Verkleinerung des Anteils der Distributionskosten möglich, weil, z. B. bei Senkung des Erzeugungspreises für ein Kleidungsstück, der Bedienungsvorgang im Einzelhandel eben derselbe bleiben muß. Bei steigendem Lebensstandard wird der Verbraucher außerdem oft anspruchsvoller und wählerischer sein, so daß die Kosten der Bedienungsvorgänge pro Erzeugungseinheit sogar absolut ansteigen können (vgl. unten S. 30). Eine Ausnahme können wohl die Lebensmittel bilden (Ausbreitung der Teil- und Vollselbstbedienung gerade in Ländern mit hohem oder stark steigendem Lebensstandard).
Die Produktionswirtschaft umfaßt außer Industrie und Handwerk selbstverständlich auch Landwirtschaft und Bergbau!
In Preisen von 1936.
Beschäftigtenstand vom 31. 12. 1951.
Beschäftigtenstand vom 30. 9. des Jahres.
Beschäftigte in Eisen- und Metallerzeugung und -verarbeitung, in übrigen verarbeitenden Gewerben, Wäscherei, Färberei, chem. Reinigung und im Friseurgewerbe. Quelle: Statistisches Jahrbuch der Bundesrepublik Deutschland 1956, S. 116 ff., 520.
Vgl. H. Pasdermadjian, Das Warenhaus, Entstehung, Entwicklung und wirtschaftliche Struktur, Köln u. Opladen 1954, S. 75.
A Formula for Measuring Productivity in Distribution, “The Journal of Marketing“, Vol. XII (1947/48), No. 4, S. 442.
Dieses Beispiel und weitere Bemerkungen hierzu bei R. Cox, The Meaning and Measurement of Productivity in Distribution, “The Journal of Marketing“, Vol. XII (1947/48) Nr. 4, S. 436, 439.
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Schiller, K. (1957). Was heißt „Produktivität der Absatzwirtschaft“?. In: Absatzwirtschaft als produktive Aufgabe. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02293-0_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02293-0_3
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