Zusammenfassung
Kann diese Studie, nach Vorlage des bisherigen Materials, als das gelten, was sie laut Untertitel auch hatte sein sollen: Analyse einer sozialen Rolle? Schon die Vielfalt der im vorigen Kapitel präsentierten Typen zwingt uns, bei der Beantwortung dieser Frage behutsam vorzugehen. Auch die Erforschung der sachlichen und sozialen Faktoren, die als prägende Kräfte einer unternehmerischen Rolle für die Frau hier in Betracht gezogen wurden, erlaubt keine eindeutige Antwort: die Ergebnisse unserer Sondierung blieben mehrfach ambivalent und in jedem Fall begrenzt. Schließlich ist an die Resultate zu erinnern, die sich aus der Prüfung der Hypothesen ergaben: vielfach fehlten die von uns vermuteten Anzeichen direkter sozialer Beeinflussung. Wenn man nun zusätzlich bedenkt, daß wir ursprünglich auf ein Fazit ausgegangen waren, das über die Situation der Unternehmerin hinaus Bedeutung für das Verständnis von Rollenproblemen überhaupt erlangen sollte, so verbietet sich eine allzu prompte Antwort nicht nur aus der Begrenztheit unserer bisherigen Schlußfolgerungen, sondern auch aus der Ambitioniertheit dieses Anspruchs.
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Referenzen
Ralf Dahrendorf, Homo sociologicus, 4., erweiterte Auflage, Köln und Opladen: Westdeutscher Verlag, 1964, S. 26.
Dieses Nützlichkeitsargument folgt im Prinzip der Praxis Max Webers, begriffliche Differenzierung am Erfolg auszurichten; s. Wirtschaft und Gesellschaft 4. Aufl., Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), S. 123.
Dahrendorf selbst muß davon ähnlich berührt worden sein; denn seine Charakterisierung der Gesellschaft als „ärgerlich“ und die Beschwörung eines deus ex machina in Gestalt des „intelligiblen Charakters“ lassen sich eigentlich nur als Folge eines zwangshaften Rollenbegriffs erklären.
Friedrich H. Tenbruck, „Zur deutschen Rezeption der Rollentheorie“, Kölner Zeitschrift für SoziologieundSozialpsychologie (1961), S. 1 ff., insbesondere S. 14. Vergleiche Max Weber über die „Motive der Fügsamkeit“, op. cit. S. 122.
Ein Musterexemplar solcher Vorstellungen findet sich bei Kingsley Davis und Wilbert E. Moore, „Einige Prinzipien der sozialen Schichtung“, in: Moderne amerikanische Soziologie Hg. Heinz Hartmann, Stuttgart: Enke Verlag, 1967, S. 347–357.
Heinrich Popitz, Der Begriff der sozialen Rolle als Element der soziologischen Theorie („Recht und Staat“, Nr. 331/332), Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1967, S. 10.
In ausgewählten Hinsichten können die genannten Gruppen wohl Bedeutung annehmen, insbesondere gegenüber bestimmten Teilgruppen; man vergleiche die Relevanz der Kunden für Lob und Anerkennung der Initiativen und der Kleinunternehmerinnen (S. 57, 96). Damit allein ist über den Bezugsgruppenstatus der Kunden jedoch nicht entschieden.
„Frauenarbeit nach wie vor ,notwendiges Obel‘ “, Ruhr-Nachrichten (Dortmund), 21. 4. 1965.
„Prestige-Skala der Frauenberufe“, Ruhr-Nachrichten (Dortmund), 4. 9. 1965.
Women Executives TIME (11. 1. 1954), S. 72.
W. Lloyd Warner und James Abegglen, Occupational Mobility in American Business and Industry, 1928–1952 Minneapolis: University of Minnesota Press, 1955.
The Pyramid Climbers New York: Fawcett-Crest, 1964, S. 35.
Vgl. etwa John N. Given, „Women in Executive Posts“, Office Executive Dezember 1960, S. 32–33.
Vor allem die Verallgemeinerung wäre reizvoll gewesen: die Suche nach anderen Rollen in der Gesellschaft, die nur mit dem warnenden Hinweis auf wahrscheinliches Scheitern zur Verfügung gestellt werden; die Frage nach möglichen Kompensationen für solche Behinderung des Bewerbers; der thematische Vergleich mit Stoffen des Theaters (insbesondere Tragödien) und von Märchen.
Vgl. die Untersuchung von Wolfgang Lempert, Der Gewerbelehrer Stuttgart: Enke, 1962, S. 145.
Social Theory and Social Structure 2., erw. Aufl., Glencoe, Ill.: Free Press, 1957, S. 141.
Heinrich Popitz, op. cit. S. 10.
The Psychodynamics of the Executive Role in: Industrial Man Hg. W. L. Warner und N. H. Martin. New York: Harper, 1959, S. 24–34, ursprünglich veröffentlicht in American Journal of Sociology LX (1954), S. 15–23.
Die Schematik der Argumentation drängte zeitweilig dazu, die Ausgangshypothese von der zwangsweisen Rollenübernahme zu „kippen“ und statt dessen vom „Sachzwang“ auszugehen. Die Materialerhebung war jedoch schon zu weit fortgeschritten, um die dazu erforderliche Naivität der Unterstellung und Formulierung noch erträglich sein zu lassen. Im übrigen siehe Fußnote 21, S. 51.
Wenn diese Darstellung gelten soll, bedürfen die Ausnahmen einer Erklärung. Eine mögliche Begründung für die Abkehr von der Vorbereitung an Mittel- und Fachschulen mag darin zu suchen sein, daß diese zahlenmäßig relativ schwach besetzte Kategorie unserer Auszählung auch Absolventinnen mit mittlerer Reife und Handelsschulbildung einschließt, d. h. mit Abschlüssen, denen weithin der Makel der Unvollkommenheit, des Behelfs zugeschrieben wird. Daß die vielen Befragten mit praktischer Vorbereitung im eigenen/elterlichen Betrieb dieser Lösung so wenig das Wort redeten, ist schwerer zu erklären. Hier kommen besondere Gründe in Frage („solche Vorbereitung heute nicht mehr angemessen“), aber es wäre auch möglich, diese Reaktion nach unserer Argumentation zu erklären; danach wäre die Replikation dieser Art Vorbereitung durch die Juniorin nicht mehr möglich, weil die Betreuer der Praktikantin in den meisten Fällen andere sein würden als früher.
Viele der Unternehmerinnen, die den Juniorinnen den eigenen Gang der praktischen und theoretischen Vorbereitung empfahlen, rieten gleichzeitig auch zu anderen Schultypen und Ausbildungsveranstaltungen, so daß sich das Bild etwas differenziert.
Max Weber, op. cit. S. 124, 140–148.
H. Hartmann, „Theorie und Wirklichkeit der Autorität“, Schmollers Jahrbuch LXXXIII (1964), S. 513–535, insbes. S. 528.
Das Problem der Autonomie stellt sich natürlich nicht nur auf der Ebene der Person, sondern auch in bezug auf die Gruppe und die Gesellschaft, oder system-theoretisch ausgedrückt, mit Blick auf System und Subsystem. Hier sind schon einige Ergebnisse erarbeitet worden, unter denen insbesondere die Aussagen von Alvin W. Gouldner hervorzuheben sind; vgl. seinen Beitrag „Reziprozität und Autonomie in der funktionalen Theorie“, in Moderne amerikanische Soziologie, op. cit. S. 293–309.
Arnold Rose spricht, ohne nähere Erläuterungen, von „Bezugsverhältnissen (reference relationships) zum Selbst“; allerdings deckt sich dieses Konzept nicht völlig mit unserem, da das Selbst in der Darstellung von Rose auch stark sozialen Einschlag hat. Vgl. seinen Beitrag „Systematische Zusammenfassung der Theorie der symbolischen Interaktion“, in Moderne amerikanische Soziologie, op. cit. S. 225.
Von einem Rollen-Set, beispielsweise, kann keine Rede mehr sein.
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Hartmann, H. (1968). Determinanten des Selbstverständnisses (Hypothesen II). In: Eberlein, G., Unterfichter, S. (eds) Die Unternehmerin. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02255-8_6
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