Zusammenfassung
Karl Radek, einer der Wegbereiter deutsch-russischer Beziehungen nach dem ersten Weltkrieg, schrieb gegen Ende des Jahres 1919 in einem Artikel über die auswärtige Politik des deutschen Kommunismus1 folgende Sätze, in denen die ganze Problematik revolutionärer Außenpolitik in nuce enthalten ist: „Es ist das Kennzeichen aller konterrevolutionären, nationalistischen Politik, daß sie von dem sogenannten Primat der auswärtigen Politik ausgeht, d. h. von der durch Ranke formulierten Auffassung, die Aufgaben der auswärtigen Politik müßten die der inneren bestimmen. Das Konterrevolutionäre dieser Lehre besteht darin, daß, weil die Klasseninteressen in der auswärtigen Politik viel schwieriger aufzuweisen sind als in der inneren, weil dem Volke viel leichter einzureden ist, daß dem Auslande gegenüber alle Klassen der Gesellschaft gemeinsame Interessen haben, aus dieser angeblichen Gemeinsamkeit der auswärtigen Interessen dann die gemeinsamen inneren Aufgaben leichter abgeleitet, d. h. hervorgeschwindelt werden können. Es war eine der Lebensleistungen von Marx und besonders Engels, daß er zeigte, wie sich umgekehrt das Verhältnis zum Auslande aus den inneren Klassenverhältnissen einer Nation ergibt, wie die Außenaufgaben aus den inneren heranwachsen, um sie natürlich ihrerseits zu beeinflussen. Wenn man also irgendein Primat aufzustellen hat, dann besteht für uns Marxisten ein Primat der inneren Verhältnisse.“
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Literatur
Die auswärtige Politik des deutschen Kommunismus und der Hamburger nationale Bolschewismus. In: Die Entwicklung der deutschen Revolution und die Aufgaben der Kommunistischen Partei, Hamburg 19202, S. 83 ff.
Trotzki, Mein Leben, Berlin 1930, S. 327.
W. I. Lenin, Sämtliche Werke XXIII, 331 ( Rede über die internationale Lage vom B. November 1918 ).
W. I. Lenin in seinem Bericht über die Außenpolitik vom 14. Mai 1918. Sämtliche Werke XXIII, 18.
W. I. Lenin am 26. November 1920, Sämtliche Werke XXV, S. 623.
Abgedruckt in: Das Diktat von Versailles, hrsg. von Fritz Berber, Essen 1939, Bd. I, S. 35 ff.
Dazu Kurt v. Ramer, Zwischen Brest-Litowsk und Compiègne, die deutsche Ostpolitik vom Sommer 1918 (Baltische Lande I V, 1939 ).
Edward Hallet Carr, The Bolshevic Revolution 1917–1923, London 1953, III, 83 f.
Dazu neuerdings die Dokumentation von W. Gatzke, Zu den deutsch-russischen Beziehungen im Sommer 1918. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 3, 1955, S. 67 ff.
Aufschlußreich dafür sind die Debatten im Reichstag über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Sowjetrußland vom 28. Juli 1920 und vom 21.-24. Januar 1921.
So der Deutschnationale Abgeordnete Prof. Hoetzsch am 27. Juli 1920
E. H. Carr, Berlin — Moskau. Deutschland und Rußland zwischen den beiden Weltkriegen, Stuttgart 1954, S. 71 f.
Sein Organ war die Zeitschrift »Die Ostwirtschaft“. Dem Verein gehörte auch Gustav Stresemann an.
Walther Rathenau, Briefe, 2. Bd. (1926) Brief vom 10.3. 1920 S. 229.
Grigorij Bessedowskij, Revelations of a Soviet Diplomat, London 1931.
Ober Kopp auch Paul Schef fer, Die Lehren von Rapallo, Merkur 7, 1953, S. 374.
Diese Mitteilung verdanke ich Herrn Botschaftsrat a. D. Gustav Hilger.
Dazu Wipert von Blücher, Deutschlands Weg nach Rapallo, Wiesbaden 1951, S. 146
Ober die näheren Umstände dieser Ernennung Blücher a. a. 0. 149 f.
H. v. Dirksen, Moskau—Tokio—London (Stuttgart o. J.), S. 58.
Viscount d’Abernon, Ein Botschafter der Zeitenwende II, S. 56 ff.
Zum Datum vgl. Carr, Berlin—Moskau S. 28.
Darüber auch der Bericht von Major Tschunke vom 15. Februar 1939, veröffentlicht in Der Monat I, November 1948, S. 48 ff.
Teilweise abgedruckt bei Rabenau, Seeckt. Aus seinem Leben 1918–1936, S. 252.
Brief Seeckts vom 26. 2. 1920 (Nachlaß Seeckt, Mikrofilm Rolle 21). Rabenau, Seecks, S. 307.
Helbig, Die Moskauer Mission BrockdorffRantzaus, Forschungen zur osteuropäischen Geschichte II 1955, S. 306 ff. neues Material beigebracht.
Sie sind von Carr, Bolshevic Revolution III, S. 324 ausgewertet.
H. Speidel (Vjh. f. Zg. I, 1953 S. 13) das Angebot Trotzkis mit der Entscheidung vor Warschau nicht ganz richtig. Die Schlacht von Warschau fand am 14. August 1920 statt; Envers Brief ist am 26. August geschrieben.
Dazu Carr, Berlin—Moskau, S. 76 f. und G. Castellan a. a. O. S. 151, sowie der im Monat, November 1948 S. 40 f.
Vgl. den Bericht Tschunkes a. a. O.
Louis Fischer, The Soviets in the World Affairs (London 1930, 2. Aufl. Princeton 1951 ) I, S. 332 f.
L. Kochan, Rußland und die Weimarer Republik (Düsseldorf 1955 ), S. 49
A. Joffe, Ot Genui do Gaagi (Moskau 1923 ) S. 16 heran. D’Abernon a. a. O. I S. 326 f.
Dazu H. Graf Kessler a. a. O. S. 332.
In diesen Zusammenhang gehört wohl die von W. von Blücher, Deutschlands Weg nach Rapallo (Wiesbaden 1951) S. 164
Dazu vgl. zuletzt J. W. Wheeler-Bennett, Nemesis of Power, 1953 S. 127 ff. Deutsche Ausgabe S. 151.
Daily Mail vom 22. 4. 1922, zitiert bei L. Farnbacher, Deutschland, Rußland und die Sicherheitsfrage ( Diss. Würzburg 1927 ) S. 39.
So in der Denkschrift vom 11. 9. 1922
Neue Mitteilungen darüber bei H. Helbig a. a. O. S. 307 nach einer Niederschrift Brockdorff-Rantzaus über eine Unterredung mit Reichskanzler Wirth vom 1. August 1922.
Auszug in Schulthess, Europäischer Geschichtskalender 1922 S. 299.
Zitat nach Farnbacher a. a. O. S. 42.
Carr, Berlin—Moskau S. 87 berichtet über ein Gerücht, daß Rathenau, geängstigt durch das Mißfallen der Westmächte, der Sowjetregierung vorgeschlagen habe, den Vertrag wieder rückgängig zu machen.
Ober das Ansinnen von Lloyd George in der Sache übereinstimmend Schef fer a. a. O. S. 377 und H. Graf Kessler S. 347. Kessler spricht davon, daß die Ansichten der deutschen Delegation geteilt waren.
Stresemann-Vermächtnis II S. 534 f.
Stenogr. Ber. d. Verhdlg. d. Reichstgs. Bd. 355 S. 7711
Vgl. die Zeitungsschau in Schulthess, Europäischer Geschichtskalender, S. 255 f. und die Reichstagsverhandlungen im Mai 1922.
Jahrgang 4, Heft 19 vom 30. 4. 1922: „Neurussische und Neudeutsche Diplomatie in Genua.“
Dazu Ruth Fischer a. a. O. S. 235.
Stenogr. Ber. d. Verhdlg. d. Reichstgs. Bd. 355 S. 7712 am 30. 5. 1922.
Kochan a. a. O. S. 59.
Dazu die Aufzeichnungen Brockdorf f-Rantzaus vom 3. August 1922, mitgeteilt bei H. Helbig S. 335 ff.
Vgl. dazu die interessanten Stimmen, die Kochan a. a. O. S. 52 f. heranzieht, deren Interpretation mir allerdings zweifelhaft erscheint.
Ober Lenins Schlaganfall und seine anschließende lange Erkrankung Leo Trotzki, Mein Leben (Berlin 1930 ) S. 454 f. Hier wird auch bestätigt, daß Lenin bis Oktober 1924 seine Arbeit nicht mehr aufgenommen habe.
Dieses Zitat aus der Iswestja vom 16. April 1924 bringt Kochan a. a. O. S. 53.
Zitiert bei Ruth Fischer a. a. O. S. 329.
Ruth Fischer a. a. O. S. 332.
Darüber eingehend Ruth Fischer a. a. O. S. 378 ff.
Eine Andeutung bei Ruth Fischer a. a. O. S. 401 bleibt ohne Quellenangabe. 007 Ruth Fischer a. a. O. S. 444 f.
Speidel a. a. O. S. 20 u. 24 und G. Castellan a. a. O. S. 173.
Zitiert aus einem Brief Stresemanns an Oberstleutnant Bauer vom B. August 1918, gedruckt bei W. Gatzke, Zu den deutsch-russischen Beziehungen im Sommer 1918.
Dirksen a. a. O. S. 55 f.
Dirksen a. a. O. S. 59.
Gedruckt bei Helbig a. a. O. S. 329 ff.
Denkschrift vom 15. August 1922. zum erstenmal vollständig gedruckt bei Helbig a. a. O. S. 331 ff.
Das Wort von der „Schicksalsgemeinschaft“ hatte Stresemann schon 1922 bei der Reichstagsdebatte über den Rapallo-Vertrag gebraucht. (Stenogr. Ber. d. Verhdlg. d. Reichstgs. Bd. 354 S. 6648.)
Äußerung von Brockdorff-Rantzau an Maltzan vom 27. März 1923, mitgeteilt von Helbig a. a. O. S. 324.
Rabenau, Seeckt S. 417 und 422.
Stresemann, Vermächtnis II S. 536. 129 Ruth Fischer a. a. O. S. 476.
Belege dafür im Stresemann-Nachlaß, Mikrofilm Rolle 3120/7178 /157420 ff., 157445 ff., 157522 ff. Dieses Material wird von W. Gatzke in seinem Aufsatz: Von Rapallo nach Berlin. Stresemann und die deutsche Rußlandpolitik, Vjh. f. Zg. 4 1956, S. 1 ff. der mir erst nach Fertigstellung meiner Arbeit bekannt wurde, herangezogen.
Zusammenfassung der von dem deutschen Botschafter in Moskau am 7. 4. 1925 im Namen der Reichsregierung dem Herrn Volkskommissar Litwinow gemachten Mitteilung.“ (Stresemann-Nachlaß, Mikrofilm Rolle 3165/7415 /175570 ff.) Text in Anlage I zu dieser Untersuchung.
Die im Stresemann-Vermächtnis II. S. 516 ff.
Dirksen a. a. O. S. 66 ff.
Dirksen a. a. O. S. 67.
Inhaltsangabe des tschechoslowakisch-russischen Vertrages bei Schulthess, Europäischer Geschichtskalender 1922 S. 423
Dirksen a. a. O. S. 67.
Hilger, The Incompatible Allies (New York 1953 ) S. 145.
Vgl. Stresemann, Vermächtnis 1I, 535 ff. Der Text des 1. Protokoll-Entwurfs. Mikrofilm Rolle 3165. Anlage IV dieser Arbeit bringt den nebeneinandergestellten Text zweier Entwürfe (3165/7415/175553 ff
Aufzeichnungen Stresemanns über seine Verhandlungen mit Tschitscherin vom 22. 12. 1925
Vgl. die Rede Stalins vom 9. 6. 1925, in der er ausspricht, die Politik der Sowjetunion müsse von der Annahme ausgehen, daß sie in den nächsten 15 Jahren keine Stütze in einer Revolution des westeuropäischen Proletariats finden werde
Zitiert von I. Deutscher, Stalin (Stuttgart 1951 ) S. 409.
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Schieder, T. (1956). Die Probleme des Rapallo-Vertrags. In: Die Probleme des Rapallo-Vertrags. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 43. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02211-4_1
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