Die phylogenetischen Veränderungen der Plutei

Zusammenfassung

Ich habe oben die Ansicht vertreten, daß die Echinodermenlarven sekundär in die ontogenetische Entwicklung eingeschobene Verbreitungsstadien sind. Das Ausgangsstadium dürfte die bewimperte Blastula sein, die mit mannigfachen Schwebe- und entsprechenden Bewegungsorganen ausgestattet wurde und einen funktionstüchtigen Verdauungstraktus ausbildete. Die Larvenformen haben aber natürlich, wie die Imagines, phylogenetische Veränderungen erfahren. Bei den Seeigelpluteis, auf die wir uns hier beschränken wollen, ist so eine Fülle höchst verschiedener Formen entstanden. Man gewinnt den Eindruck, daß die phylogenetsiche Entwicklung der Plutei bis zu einem gewissen Grade unabhängig von der der Imagines verlaufen ist. Zwar läßt sich feststellen, daß die Plutei einer Seeigelfamilie gewisse Übereinstimmungen aufweisen, durch die sie sich von denen anderer Familien unterscheiden. Aber andererseits können auch bei den Pluteis einer Familie Unterschiede vorhandensein, die so groß sind, daß ein Pluteus einer Familie dem einer anderen Familie ähnlicher ist als den nahe verwandten derselben Familie. Ich habe 1932 die Ähnlichkeiten des Skelettbaues der Seeigel verschiedener Familien sowie die Unähnlichkeiten innerhalb derselben Familie an Hand von Beispielen diskutiert und in einer Tabelle zusammengestellt (l.c. S.231/32). MORTENSEN kommt aber zu dem Schluß, daß “the facts hitherto brought to light are decidedly in favour to the view that the larvae of the Echinoderms have an important bearing to the classification of the adult forms” (l.c. S. 217). Dagegen kommt FELL(1948) zu dem Ergebnis, daß “a more specific examination of modes of echinoderm development also leads inevitably to the conclusion that special larval evolution has occurred, often quite independently of natural groups” (l.c. S. 84).“Embryos and larvae of echinoderms are essentially plastic and susceptible to evolutionary modifications of structure which may act independently of the adult stage. For this reason phylogenetic deductions should not be based on larval forms alone” (l.c. S. 86). “The logical conclusion .... is that larval evolution of the echinopluteus must have occurred subsequently to the separation of the main orders and families of echinoids” (l.c. S. 92). “If larval stages of echinoderms are interpreted as recapitulating ancestal stages, the conclusions reached are seriously discordant with other evidence” (l.c. S. 106).