Zusammenfassung
Wir sahen bereits, daß die Führung der SBZ auf dem Felde der sozialen und klassenmäßigen Provenienz der Fachmanager zu einem Kompromiß genötigt ist, indem sie zu einer Beibehaltung klassenfremder Führungskräfte in der technischen und verwaltungsorganisatorischen Intelligenz kommt, sogar zu ihrer Umwerbung. Die Annahme, daß sich in dieser Tatsache eine praktische Anerkennung des Versagens entscheidender marxistisch-leninistisch-stalinistischer Lehrsätze verbirgt, ist naheliegend. Bereits Stalin hat hierfür eine Verlegenheitssprachregelung eingeführt, indem er der „Intelligenz” den Klassencharakter abspricht und sie verharmlost als eine „Zwischenschicht” bezeichnet, die entweder aus diesen oder aus jenen sozialen Herkunftselementen gebildet wird. Im Sowjetstaat ist seiner Meinung nach diese Zwischenschicht hauptsächlichst aus den Reihen der Arbeiter und Bauern hervorgegangen 26.
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Referenzen
„Die Intelligenz war niemals eine Klasse und kann es nicht sein, sie war und bleibt eine Zwischenschicht, die sich aus allen Klassen der Gesellschaft rekrutiert. In der alten Zeit rekrutierte sich die Intelligenz aus dem Adel, der Bourgeoisie, teilweise aus der Bauernschaft und nur in ganz geringfügigem Maße aus der Arbeiterschaft. In unserer, in der Sowjetzeit, rekrutiert sich die Intelligenz hauptsächlich aus den Reihen der Arbeiter und Bauern. Doch ist die Intelligenz, wie sie sich auch rekrutieren und welchen Charakter sie auch tragen möge, dennoch eine Zwischenschicht und keine Klasse.” (Stalin, J. W.: „Fragen des Leninismus“, Moskau 1947, S. 636).
Zitiert nach Alfred Leutwein: „Die technische Intelligenz in der sowjetischen Besatzungszone“. In: „Bonner Berichte aus Mittel- und Ostdeutschland“, hg. vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, Bonn 1953, S. 5.
Alfred Leutwein, a. a. 0., S. 7.
Diese Bezeichnung wurde inzwischen durch den Titel „Nationale Volksarmee“ abgelöst.
Eine köstliche Ironisierung dieser Abwälzung der fachlichen Verantwortung brachte die (Ost-) Berliner Zeitung (Nr. 50/1955), die im folgenden wiedergegeben wird: Dann verläßt er eilenden Schrittes den Ort der Handlung. Werkleiter Adler ruft die Abteilung Arbeit an: „Ich werde einen größeren Auftrag für die mechanische Bearbeitung übernehmen, Kollege Erker.“
Eine köstliche Ironisierung dieser Abwälzung der fachlichen Verantwortung brachte die (Ost-) Berliner Zeitung (Nr. 50/1955), die im folgenden wiedergegeben wird: Durchs Telefon kommt die Antwort: „Ausgerechnet mechanische Arbeiten, wo wir mit den Drehern so knapp sind. Der Arbeitskräfteplan ist bereits erfüllt. Wenn es Fräsarbeiten wären, da ist zur Zeit gerade etwas Flaute, aber so wird es schwierig sein.“
Eine köstliche Ironisierung dieser Abwälzung der fachlichen Verantwortung brachte die (Ost-) Berliner Zeitung (Nr. 50/1955), die im folgenden wiedergegeben wird: Doch Adler ist am Zuge: „Dann müssen wir umstellen, ich verlasse mich auf Sie. “
Eine köstliche Ironisierung dieser Abwälzung der fachlichen Verantwortung brachte die (Ost-) Berliner Zeitung (Nr. 50/1955), die im folgenden wiedergegeben wird: Direktor Adler läßt sich, mit sich selbst zufrieden, in den Sessel zurücksinken, drückt auf den Klingelknopf und sagt zu der eintretenden Sekretärin: „Kollegin Siebental, schreiben Sie sofort einen Eilbrief, der muß heute noch hinaus — mit einem Durchschlag an das Ministerium. Der HV-Leiter muß wissen, wie ich arbeite! “
Eine köstliche Ironisierung dieser Abwälzung der fachlichen Verantwortung brachte die (Ost-) Berliner Zeitung (Nr. 50/1955), die im folgenden wiedergegeben wird: Er diktiert: „An die DHZ, Maschinen- und Fahrzeugbau. Wir nehmen Bezug auf Ihr heutiges Angebot und teilen Ihnen mit, daß wir bereit sind, die Fertigung der Kurbelzapfen für das Ersatzteilprogramm zu den von Ihnen gewünschten Bedingungen zu übernehmen. Unterschrift. Fertig. “
Eine köstliche Ironisierung dieser Abwälzung der fachlichen Verantwortung brachte die (Ost-) Berliner Zeitung (Nr. 50/1955), die im folgenden wiedergegeben wird: So, das wär’s, Kollegin Siebental, nun sagen Sie mal selbst, haben wir in unserem Betrieb nicht eine gute kollektive Zusammenarbeit?
Burnham, James: „Das Regime der Manager“. Union Druckerei G.m.b.H., Stuttgart 1948, Kap. 8, insbesondere S. 133 f.
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Müller, K.V. (1962). SBZ-Management und geistig-politische Haltung. In: Die Manager in der Sowjetzone. Schriftenreihe des Instituts Für Empirische Soziologie, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02186-5_5
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-663-02186-5
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