Zusammenfassung
Bereits seit dem vorigen Jahrhundert gibt es in der Soziologie der Gewerkschaft das Problem »masse et militants«, »Führer und Massen«. Man könnte daraus schließen, daß es sich hier um ein allgemeines und normales Phänomen handelt und nicht um eine spezifische Folge der Umstände, die der Gewerkschaft aus dem Wohlfahrtsstaat erwachsen.
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Literatur
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J. Goldstein, a.a.O. Der Untertitel dieses Buches lautet: A study of apathy and the democratic process in the Transport and General Workers Union.
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»Ce n’est plus alors qu’une minorité qui assiste aux assemblées; leur seule tâche est la ratification des decisions venues d’en haut.« G. Lef ranc, Les experiences syndicales en France de 1939 à 1950, Paris, 1950, S. 9; auch S. 359/360.
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R. Michels, a.a.O., S. 139.
Für das CNV berichtet Kuiper, a.a.O., S. 14. Betr. einschlägige Studien im KAB siehe: »Het Centrum« v. 19. Januar 1957. Für das NVV führte der Verfasser drei Untersuchungen durch.
Gespräche mit Funktionären der IGM, Frankfurt, Januar 1961, Schliersee, März 1961 und Utrecht, 5. November 1962.
Hierzu kam es u. a. dadurch, daß Gewerkschaftsgegner der Organisation gegenüber heutzutage den Vorwurf erheben, die Kluft zwischen Führung und Mitgliedern habe sich in einem solchen Ausmaße erweitert, daß letztere »beschützt« werden müßten. So etwa lautete auch die öffentliche Begründung des für die amerikanische Gewerkschaft so abträglichen Taft-Hartley-Gesetzes, als dieses 1947 vom Kongreß angenommen wurde. Siehe: ILO »The Trade Union Situation in the United States«, Geneva, 1960, S. 27.
»Rapport Commissie Leiding en Leden«, Alg. Ned. Bouwbedrijfsbond, (ANB), o. J., S. 4 und 11.
Guy Thorel, a.a.O.
P. E. P., a.a.O., S. 32.
Siehe »Rapport van de Commissie ter Bestudering van het vraagstuk van het verplichte lidmaatschap van de vakbeweging«, KAB, NVV, CNV, 8. Febr. 1949.
Auch in Europa, z. B. England, kennt man Systeme wie das des »closed shop«, wenn auch in geringerem Maße als in den USA. Siehe: W. E. J. McCarthy »The Closed Shop in Britain«, Un. of California Press, Berkeley, 1964. In Kap. 4 werden wir sehen, wie häufig unter moralischem Druck eine Mitgliedschaft zustande kommt. ff b . 1 1 1 NT• 1 1 de
Da nicht die gesamte nicht-selbständige BBerutsbevolkxerung aer i ieaeriande uer Gewerkschaft angehört, bedeutet dies — wenn man einen durchschnittlichen Beitrag von 30 Gulden pro Jahr zugrunde legt — eine Mindereinnahme von 60 000 000 Gulden jährlich.
R. Blanpain, a.a.O., S. 76 ff. •
Max Weber, Politik als Beruf, in: Gesammelte Politische Schriften, Tubingen, 1921, S. 398.
»Adres aan de Raad van Ministers«, vom 21. Sept. 1959, unterzeichnet von 53 Professoren.
Bezeichnend für den ideologischen Charakter eines solchen von Professoren erhobenen Protestes ist es, zu übersehen, daß diesen 26 000 »nicht bei einer anerkannten Gewerkschaftszentrale angeschlossenen, jedoch organisierten, in Verwaltung und Technik in freien Unternehmen arbeitenden Arbeitnehmern nicht weniger als 116 000 Arbeitnehmer derselben Kategorie gegenüberstanden, die einer der Gewerkschaftszentralen angehörten«. Soc. en Dem., März 1960. S. 143.
»Zestig jaren statistiek in tijdreeksen«, Zeist, 1959, und »Omvang der vakbeweging in Nederland, op,l . Jan. 1961« (CBS).
C. Lammers, a.a.O., S. 46.
Siehe z. B. Melvin W. Reder, Labor in a Growing Economy, N. Y., 1957, S. 31–36.
Es sei darauf hingewiesen, daß die Mitgliederzahl der amerikanischen Gewerkschaften (AFL-CIO) in den letzten Jahren rückläufig ist. Kassalow spricht sogar von einer erreichten Grenze: »Though this decrease was only a minor one, there is other evidence which suggests that in recent years American Unions have reached a membership frontier.« Everett M. Kassalow, New Union Frontier: White-Collar Workers, Harvard Business Review, Jan.-Febr. 1962, S. 41. Dem-gegenüber vertritt Bernstein die Auffassung, es handle sich hier nicht um einen strukturbedingten, sondern lediglich um einen vorübergehenden Stillstand. J. Bernstein, The Growth of the American Unionism 1945–1960, in : Labor History, Winter 1961, vol. 2, Nr. 1. Nur die Zeit wird erweisen, welche dieser beiden Auffassungen die richtige ist.
»Tweeëntwintigste Verslag van de Werkzaamheden van het Nederlands Verbond van Vakverenigingen«, 1959–1961, Amsterdam, 1962, S. 22.
Das Zahlenmaterial über England stammt von Goldstein, a.a.O., S. 74; über die Bundesrepublik: G. Triesch, a.a.O., S. 52; über die Niederlande: Wissenschaftliches Bureau des NVV. Es handelt sich bei dieser niederländischen Ziffer um einen Mittelwert.
Von deutscher Seite wies man uns darauf hin, daß die hohe Fluktuation, d. h. die geringe Bindekraft, nicht ausschließlich dem Wohlfahrtsstaat inhärent ist. Wir zitieren Werner Thönessen, Mitarbeiter bei der IG Metall: »Meine Nachforschungen über die Mitgliederbewegung in der größten Organisation der deutschen Metallarbeiter, dem DMV bis 1933 und der IG Metall nach 1945, haben ergeben, daß ein hoher Fluktuationsgrad keineswegs für die Zeit nach 1945 kennzeichnend, sondern durchweg auch in der Vorkriegszeit anzutreffen ist.« ». .. ich werde das Gefühl nicht los, daß damit eines der wenigen Kriterien, mit denen wir überhaupt einen quantitativen Vergleich zwischen der Lage heute und der früher anstellen können, verloren gegangen ist.« Aus Korrespondenz mit dem Verfasser.
J. A. C. Brown, The Social Psychology of Industry, London, 1954, S. 256.
»While wage questions still appear the most important issue, their importance is diminishing and that of what may be called >frictional issues< is increasing.« K. J. G. C. Knowles, Strike-proneness and its determinants, Am. Journal of Soc., Nov. 1954, S. 214. Auch: »Britain, an official handbook«, London, 1964, S. 475.
Für Skandinavien stellt Holier sogar fest, daß viele Gewerkschaftsmitglieder in einem solchen Falle darüber Klage führen, daß es den Gewerkschaftsführern als Verhandlungsexperten nicht gelang, auf friedlichem Wege Ergebnisse zu erzielen. H. Holter, a.a.O., S. 219.
»In such cases, the frustration persists and intensifies; and eventually, consequences of the less adaptive sort occur. These consequences of less adaptive sort frequently take the form of strikes.« D. Krech and R. S. Crutchfield, a.a.O., S. 551.
»These inofficial strikes are (therefore) symptoms of a breakdown in relation between managements and the workers at the place of work itself «, »Britain, an official Handbook«, London, 1964, S. 475.
Fußnotentext s. S. 102.
Zahlen für die USA: »Work Stoppages in Fifty States and the District of Columbia, 1927–1962«. BLS Report, Nr. 256. Die Zahlen für die Niederlande wurden dem Verfasser vom »Centraal Bureau voor de Statistiek« zur Verfügung gestellt. Da für die Jahre 1940–1945 für die Niederlande kein Zahlenmaterial vorliegt, wurden diese Jahre nicht in die Tabelle aufgenommen.
W. Albeda, a.a.O., S. 27.
»The >unofficial<strike reflects the strain which is inevitably experienced by the rank-and-file of the workers in adjusting to the changed functions of the trade unions in the modern society«. S. K. Saxena, Nationalisation and industrial conflict, example of British coal mining. ’s-Gravenhage, 1951, S. 96 und 107.
»Sozialistische Monatshefte«, 1909, S. 82.
Max Weber, Parlamentierung und Demokratisierung, in : Gesammelte Politische Schriften, München, 1921, S. 222.
»Britain. an official Handbook«. London. 1964. S. 475.
P. E. P., a.a.O., S. 171.
H. Holter, a.a.O., S. 257.
Ludwig Heyde, Arbeitskampf, in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften. 5. Lieferung, S. 298.
Zahlen des »Statistischen Bundesamtes« Wiesbaden.
Wie wir bereits darlegten, kennt die amerikanische Statistik nicht den Unterschied zwischen anerkannten und wilden Streiks. Wir sind daher auf Beobachtungen angewiesen, wie z. B.: »... US unions are on the whole rather better than ours at coping with wildcat strikes and rather tougher in the discipline meted out to their own members who take part in them. American unions are much more willing than British unions to strike officially.« »But if there are far more official strikes there than here, there are fewer unofficial ones.« Michael Shanks, The stagnant Society, London, 1961, S. 133.
J. J. de Wit, Correctie op de Eeuwgrens, het anachronisme van de Ommelanden, sociaal-psychologisch beschouwd, Assen, 1957, S. 66.
Folgende Reaktion eines Mitgliedes ist bezeichnend: »Natürlich, man ist Mitglied der Gewerkschaft, aber man muß auch seine eigenen Rechte behaupten. Und das ist nicht immer leicht. Sie veranstalten allzu leicht einen wilden Streik; ich verstehe da die Gewerkschaft nicht.« Ihm zufolge veranstaltet also die Gewerkschaft aus der Aktion einen »wilden« Streik.
Wie de Koning feststellte, bekundeten die Mitglieder des »Christelijke Metaal Bedrijfsbond« reges Interesse für Artikel, die über das Thema »Streik« handelten; ihre gefühlsmäßige Reaktion hierauf war positiver Art. J. de Koning, »De lezers van Het Metaalbedrijf.« Ausgabe des Soziologischen Instituts des »Convent der Christelijke Organisaties«, Utrecht, 1957, (Bericht).
Der wilde Streik der englischen Seeleute im August 1960 war hauptsächlich gegen den Vorstand der Seemannsgewerkschaft gerichtet. Übereinstimmend hiermit konstatiert Mikardo: »Many unofficial strikes are not against the employers but against the union’s national executive or its national trade council.« I. Mikardo, a.a.O., S. 153. Die Folge davon ist, daß sich der offizielle Gewerkschaftsvorstand oft und heftig dem wilden Streik widersetzt. Saxena zitiert William Lawther, den Vorsitzenden der britischen Bergarbeitergewerkschaft, der 1948 folgendermaßen über wilde Streiks urteilte: »They (the unofficial stoppages) are wrong; they are criminal; they cannot be tolerated or excused.« 1949 äußerte er: »It is a crime against our own people that unofficial strikes should take place.« Saxena, a.a.O., S. 108/109.
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»Wo immer Industriebetriebe bestehen, gibt es auch Herrschaftsverhältnisse, damit latente Interessen, Quasi-Gruppen und (industrielle) Klassen. « Dahrendorf, a.a.O., S. 216.
In England: »For special institutional reasons, the trade unions... have renounced, formally, the objective of industrial democracy as incompatible with their traditional role. From the idea of democracy there has been a steady retreat to the far more modest objective of joint-consultation which neither in theory or in fact constitutes a challenge to managerial power.« Peter Shore, In the room at the top, in: Conviction, London, 1958, S. 40. Was die Niederlande betrifft, äußert sich Albeda anläßlich des Berichts der sozialistischen »Partij van de Arbeid«: »De weg naar vrijheid«, 1945: »hiermit wird der Gedanke, industrielle Demokratie sei über den Weg der Verstaatlichung zu erreichen, über Bord geworfen.« Albeda, a.a.O., S. 96.
In diesem Zusammenhang sei auf die amerikanischen Sozialpsychologen Sheriff und Cantril hingewiesen, die sich mit der normativen Situation des sowjetischen Arbeitnehmers befassen: »The worker in the Sowjet system has the possibility of finding an extension of the values held by his local factory unit to the whole factory or the collective operation and, in turn, to the larger goal of the whole social organization. Thus the values which are for him personal values and which give him status in his own eyes and the eyes of his fellow workers are part and parcel of or reflections of values of larger social organizations of which he and his immediate group regard themselves a part.« Muza fer Sheriff and Hadley Cantril, The Psychology of Ego-Involvements, Social Attitudes and Identifications, N. Y., 1947, S. 381 (Kursiv vom Verf.). Trifft diese Beobachtung zu, so ist dort damit eine zumindest in dieser Hinsicht günstigere Situation erreicht.
Damit entfällt ebenfalls die soziale Voraussetzung für ein gesetzlich verankertes Streikverbot, wie man dies in manchen Wohlfahrtsstaaten anstrebt. Einer solchen Maßnahme müßte, soll sie überhaupt sich als wirksam erweisen, ein für alle Parteien gemeinsames Rechtsbewußtsein zugrunde liegen. Dies jedoch könnte allenfalls in einer völlig integrierten Betriebsgemeinschaft zutreffen, wo Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleiche Normen und Interessen vertreten und dieselben Ziele anstreben. Die Tatsache der zahlreichen wilden Streiks läßt dies jedoch bereits utopisch erscheinen.
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Eine ausführliche Beschreibung dieses Phänomens findet sich bei: Elihu Katz and Paul Lazarsfeld, Personal Influence, the part played by people in the flow of mass communications, Glencoe, Ill., 1959.
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P. E. P., a.a.O., S. 25/26.
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Van Osch, a.a.O., S. 21.
Diese Untersuchungsergebnisse ermittelten R. Stolzenburg und R. van der Vlist, Assistenten des Verf.
Lane entnimmt diese Zahl einer AIPO-ntersuchung während der Wahlen 1954 in den USA; Lane, a.a.O., S. 54.
C. A. R. Crossland, De socialistische Partijen en de toekomst, Socialisme en Democratie, 11. Nov. 1959.
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»Die moderne Demokratie wird überall, wo sie Großstaatdemokratie ist, eine bürokratisierte Demokratie.« (S. 497.) »Insbesondere aber ist diese unentrinnbare universelle Bureaukratisierung dasjenige, was sich hinter einem der am häufigsten zitierten sozialistischen Schlagworte verbirgt — dem Schlagwort von der Trennung des Arbeiters vom Arbeitsmittel.« (S. 496.) Max Weber, Der Sozialismus, Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitik, Tübingen, 1924, S. 492–518.
Das Material stammt aus einer nicht veröffentlichten Untersuchung des Verfassers.
Betr. quantitative Analyse dieser Zusammenhänge siehe M. van de Vall, »Freiwillige Aktivität in demokratischen Organisationen« in: Joachim Matthes, Soziologie und Gesellschaft in den Niederlanden, Luchterhand Verlag 1965.
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van de Vall, M. (1966). Führung und Mitglieder. In: Die Gewerkschaften im Wohlfahrtsstaat. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02175-9_3
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