Zusammenfassung
Das Vorhaben, die Problematik des Berufsgeheimnisses in ihren geschichtlichen Dimensionen zu verfolgen, begegnet zum Teil nicht geringen Schwierigkeiten. Sie haben ihren Grund zunächst einmal in dem spärlichen Vorhandensein entsprechenden Quellenmaterials.
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Anmerkungen
Leonhard, Das Beichtgeheimnis, seine Stellung im Strafprozeß und im Strafvollzug, in: Ztschr. f. d. gesamte Strafrechtswissenschaft, 26. Bd. (1906), S. 445.
Henschen, Die soziale Sendung des Arztes, S. 30.
Ärztliche Mitteilungen (AM), 1952, S. 321.
Diese Frage ist von der Forschung nicht ganz geklärt. Vgl. unten S. 51.
Capelle, Hippokrates, Fünf auserlesene Schriften. S. 180. Während die Medizingeschichte lange angenommen hatte, daß Hippokrates den Eid selbst niedergeschrieben habe, weiß man heute, daß dies nicht der Fall ist. Der Zeitpunkt der Entstehung des Eides ist höchst unsicher, wie dies überhaupt für die Datierung der hippokratischen Schriften gilt, zu denen er gehört. Die Forschung nimmt heute an, daß er etwa in der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. in das Corpus hippokraticum aufgenommen wurde. (Vgl. Capelle, a. a. O., S. 18; Bachmann, Die Nachwirkungen des hippokr. Eides, S. 6). Da der Urtext nicht erhalten ist, muß man der Ansicht der Medizinhistoriker vertrauen, daß die vorhan denen Fassungen diesem im wesentlichen entsprechen. (Vgl. Diepgen, Geschichte der Medizin, Bd. I, S. 140).
Sigerist, Die Heilkunde im Dienst der Menschheit, S. 88 ff.
Sigerist, a. a. O., S. 10;
Leibbrand, Gesundheit und Krankheit im abendländischen medizinischen Denken, in: Studium Generale, 1953, H. 1, S. 33.
Hühnerfeld, Kleine Geschichte der Medizin, S. 25 f.
Sigerist, a. a. O., S. 16; Diepgen, a. a. O., S. 138 f.
Fritz Hartmann, Der ärztliche Auftrag, S. 107.
Edelstein, The Hippokratic Oath. Suppl. to the Bull. of the History of Medicine, No. 1.
Diepgen, a. a. O., S. 71 f.; Vorländer, Geschichte der Philosophie I, S. 18 f.
Edelstein, a. a. O., S. 37.
a. a. O., S. 37, Fußn. 121.
a. a. O., S. 37.
a. a. O., S. 61.
a. a. O., S. 38.
a. a. O., S. 63.
Deichgräber, Der hippokratische Eid, S. 41 (Anmerkung).
Hühnerfeld (a. a. O., S. 61) zitiert einen Brief Petrarcas an seinen Freund, in dem dieses Thema mit der aus unmittelbarer Erfahrung gespeisten Polemik behandelt wird: Fragt das gemeine Volk, es kennt das Sprichwort, wenn sie zu einem offenkundigen Lügner sagen: ’ Du lügst wie ein Arzt. ’ . . . Sicher nicht zur Schande der Kunst und nicht zufällig nennt Vergil die Medizin eine stumme Kunst, sondern weil sie stumm sein muß und nicht geschwätzig . . . Die alten Ärzte pflegten wortlos zu handeln. Ihr bringt die Leiche um und redet, schwätzt und klagt dabei . . . Ihr wollt Rhetoren sein, Cicero lacht dazu, Demosthenes ist böse, Hippokrates weint, und das Volk stirbt daran . . . “
Inder Übersetzung von R. Roth, Indische Medizin, Caraka, in: Ztschr. der deutschen morgenländ. Gesellschaft Bd. 26, S. 441 ff., zitiert nach Bachmann, a. a.O., S. 11 f.
Hertzler, The Social Thought of the Ancient Civilizations, S. 170 f.; Padoch; Geschichte des altorientalischen Rechts, S. 20 f.
Reinhold F. G. Müller, Grundsätze altindischer Medizin, S. 8 f.; ders.: Eigenwertungen in altindischer Medizin, S. 38, 41.
Reinhold F. G. Müller, Eigenwertungen, S. 8.
Hertzler, a. a. O., S. 177.
Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 423.
Kohler, Altindisches Prozeßrecht, S. 33; Padoch, a. a. O., S. 28.
Bachmann, a. a. O., S. 23 f.
a. a. O., S. 19, 21.
a. a. O., S. 27.
z. B. Sauter, Das Berufsgeheimnis und sein strafrechtlicher Schutz, S. 17.
Vgl. oben S. 45 f.
Diepgen, a. a. O., S. 253.
Sauter, a. a. O., S. 17.
Bachmann, a. a. O., S. 27.
Alfons Fischer, Geschichte des deutschen Gesundheitswesens, Bd. I, S. 187.
a. a. O., S. 161 ff. Reuber, Die Ethik des heilenden Standes, S. 18 ff.
In Deutschland war der Mangel an ausgebildeten Ärzten noch im späten Mittelalter so groß, daß man sich Ärzte aus dem Ausland kommen ließ. In ganzen Landstrichen gab es überhaupt keine Ärzte, z. T. deswegen, weil die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung zu schlecht war. (Vgl. Alfons Fischer, a. a. O., S. 79 f., 122.
Vgl. Chiari, Heilkunde im Wandelder Zeit, S. 181; Sigerist, a. a. O., S. 33 ff.; Alfons Fischer, a. a. O., S. 231.
Zur Ethik der Rechtsanwälte vgl. Weissler, Geschichte der Rechtsanwaltschaft, S. 249.
Zitiert nach Sauter, a. a. O., S. 19.
Vgl. hierzu unten § 5, insbes. S. 75.
Diepgen, a. a. O., S. 247.
Alfons Fischer, a. a. O., S. 95 f.
Sauter, a. a. O., S. 20.
Reuber, a. a. O., S. 57.
Alfons Fischer, a. a. O., S. 341.
Diepgen, a. a. O., S. 280 ff., 308 f.
Shryock, Die Entwicklung der modernen Medizin, S. 12.
Shryock, a. a. O., S. 63, 67.
Der so entstehende Typdes “Hausarztes” kann wohl noch nicht als die demokratische Version des Leibarztes bezeichnet werden, wie es Sigerist (a. a. O., S. 95) getan hat, sondern eher als eine bürgerliche Variante.
Diepgen, a. a. O., S. 320.
Deneke, Die freien Berufe, S. 44.
Shryock, a. a. O., S. 218 f.
Kuske, Der Einfluß des Staates auf die geschichtliche Entwicklung der sozialen Gruppen in Deutschland, in: Kölner Ztschr. f. Soziologie, Bd. 2, 1949, S. 193 ff.
Vgl. H. P. Bahrdt, Die moderne Großstadt, II. Abschnitt: Öffentlichkeit und Privatheit als Grundformen städtischer Vergesellschaftung, insbes. S. 52 ff.
Vgl. Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit, § 6: Die bürgerliche Familie und die Institutionalisierung einer publikumsbezogenen Privatheit, insb. S. 60, 63.
René König, Soziologie der Familie, in: Soziologie, hrsg. v. Gehlenund Schelsky, S. 134 f.
Diese und weitere Fundstellen bei Placzek, Das Berufsgeheimnis des Arztes, S. 2 f.; vgl. auch Reuber, a. a. O., S. 58.
Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen, Bd. 38, S. 62.
Vgl. hierzuvor allem Eberhard Schmidt, Brennende Fragen des ärztlichen Berufsgeheimnisses, S. 7 f.
Zitiert nach Placzek, a. a. O., S. 27 f.
a. a. O., S. 24.
Vgl. E. Schmidt, Der Arzt im Strafrecht, S. 53, Fußn. 176.
Franz Wieacker, Das Sozialmodell der klassischen Privatrechtsgesetzbücher und die Entwicklung der modernen Gesellschaft, S. 17.
Doehring, Geschichte der deutschen Rechtspflege seit 1500, S. 164.
a. a. O., S. 113.
a. a. O., S. 164 f.; Konrad Wolff, Der Parteiverrat des Sachwalters, S. 58 ff.
Vgl. zum Folgenden: Weissler, Geschichte der Rechtsanwaltschaft, S. 25 ff.; Max Weber, a. a. O., S. 583 ff.
Weissler, a. a. O., S. 391.
a. a. O., S. 26.
a. a. O., S. 46.
a. a. O., S. 30.
a. a. O., S. 67.
a. a. O., S. 103 ff.
Max Weber, a. a. O., S. 603, 629.
Weissler, a. a. O., S. 53 ff., 58 ff.; vgl. auch Dahm, Zur Rezeption des römisch-italienischen Rechts, S. 10 ff.
Zu denunterschiedlichen Funktionen von Advokat und Prokurator vgl. Doehring, a. a. O., S. 119 ff.; Weissler, a. a. O., S. 93 ff. In unserem Zusammenhang können die Unterschiede zwischen beiden Berufen außer acht gelassen werden, zumal sie sich in Deutschland nicht überall durchsetzten, bald verwischten und schließlich ganz verschwanden.
Weissler, a. a. O., S. 162.
a. a. O., S. 127.
Doehring, a. a. O., S. 135.
a. a. O., S. 136, 164.
a. a.O., S. 137.
Doehring, a. a. O., S. 162; Weissler, a. a. O., S. 249.
Doehring, a. a. O., S. 163; Weissler, a. a. O., S. 252 f.
Doehring, a. a. O., S. 164; Konrad Wolff, a. a. O., S. 63 f.
a. a. O., S. 125.
a. a. O., S. 144.
Diese waren ursprünglich als Beamte der freiwilligen Gerichtsbarkeit geschaffen worden und rekrutierten sich zum großen Teil aus entlassenen Advokaten.
Vgl. Doehring, a. a. O., S. 113 f.;Gneist, Freie Advokatur, S. 3 ff., 12 f.
Gneist, a. a. O., S. 27, Die frühen Auswüchse im Anwaltsberuf waren natürlich nicht der einzige Grund dafür, daß die Freiheit der Advokatur beschnitten wurde. Der frei tätige Anwalt konnte sich durch seine Beziehungen zu wirtschaftlich und politisch unterprivilegierten Bevölkerungsschichten und wegen seiner Redegewandtheit zu einem für die Herrschenden bedrohlichen Machtfaktor entwickeln. Dem liberalen Bürgertum galt der Anwalt als unersetzlicher Helfer und starke Schutzwehr gegen richterliche Willkür und fürstlichen Despotismus (Vgl. Doehring, a. a. O., S. 115, 117.
Doehring, a. a. O., S. 165.
Zitiert nach Gneist, a. a. O., S. 61.
Vgl. Doehring, a. a. O., S. 165.
James, Das Priestertum, Wesen und Funktion, S. 205.
Karl Müller, Kirchengeschichte, Bd. 1, S. 47 f.
Anciaux, Das Sakrament der Buße, S. 47, 49; Meinhold, Art. Bußwesen, II. In derchristlichenKirche, in: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG), Handwörterbuch f. Theologie u. Religionswissenschaft, Bd. 1, Sp. 1546.
James, a. a. O., S. 214; Anciaux, a. a. O., S. 51.
Wirtschaft und Gesellschaft, S. 364.
Lietzmann, Geschichte der alten Kirche, Bd. 2, S. 47; Müller, a.a.O., S. 70, 83.
Müller, a. a. O., S. 69, 109 f.; Lietzmann, a. a. O., S. 252 f.
Müller, a. a. O., S. 101.
Meinhold, a. a. O., Sp. 1547.
James, a. a. O., S. 215; Anciaux, a. a. O., S. 56–65.
James, a. a. O., S. 215.
Weber, a. a. O., S. 365.
Meinhold, a. a. O., Sp. 1548.
Weber, a. a. O., S. 365 f.
James, a. a. O., S. 216 f.
Anciaux, a. a. O., S. 63; vgl. auch Meinhold, a. a. O., Sp. 1548; Müller, a. a. O., S. 315.
Anciaux, a. a. O., S. 65; vgl. auch Löwe, in: Gebhardt, Hb. d. deutschen Geschichte, 1. Bd., S. 114 f.
vgl. Löwe, a. a. O., S. 113.
Müller, a. a. O., S. 315.
Meinhold, a. a. O., Sp. 1549.
Art. Beichtgeheimnis, in: Lex. f. Theologie u. Kirche, Bd. 2.
Anciaux, a. a. O., S. 72 f., 112 f.
James, a. a. O., S. 218.
Art. Beichtgeheimnis, in: Lex. f. Theologie u. Kirche, Bd. 2.
Ein berühmt-berüchtigtes Beispiel für die Verletzung des “Beichtsiegels” aus politischen Gründen ist uns durch die Protokolle des Rehabilitierungsprozesses der Jeanne d’Arc überliefert. Dort berichtet der (geistliche) Notar im Verurteilungsprozeß, Manchon, daß der Magister Loiseleur, Domherr von Rouen und Parteigänger der Engländer, um der Anklage Material zu beschaffen, sich während des Prozesses so in das Vertrauen Johannas schlich, daß sie ihm öfters beichtete und zu den Gerichtssitzungen nicht erschien, ohne sich vorher mit ihm besprochen zu haben. (Schirmer-Imhoff (Hrsg.), Der Prozeß Jeanne d’ Arc, 1431–1456, Akten und Protokolle, S. 108, 204.)
James, a. a. O., S. 220 f.
a. a. O., S. 226 ff.
Lex.f. Theologie u. Kirche, a. a. O.
Vilmar, Von der christlichen Kirchenzucht, nach: Leonhard, Das Beichtgeheimnis und seine Stellung im Strafprozeß und im Strafvollzuge, in: Ztschr. f. d. gesamte Strafrechtswissenschaft, 26. Bd. (1906), S. 413.
Vgl. Loew, Art. Beichte, II (Ev. Kirche, liturgisch-praktisch), in RGG Bd. 1, Sp. 972.
Leonhard, a. a. O., S. 417.
Leonhard, a. a. O., S. 418 f.
Vgl. Herzfeld, Die moderne Welt 1789–1945, I. Teil, S. 77.
Es ist die Auffassung vertreten worden, (vgl. Leonhard, a. a. O., S. 424) daß der Staat dabei nicht die Absicht gehabt habe, Zugeständnisse an die Kirche zu machen; vielmehr lasse die kirchenpolitische Strömung der Zeit, in der das StGB entstand, annehmen, daß man kirchliche Einflüsse und Maßstäbe im Staatsleben zurückgedrängt habenwollteund auch den Verzicht auf einen Teil der kirchenaufsichtlichen Befugnis des Staates nicht scheute, um Priester, Beichte und Seelsorge aus dem Gesetz zu verbannen. Diese Deutung scheint uns jedoch nach der Vorgeschichte wenig für sich zuhaben. Es liegt näher anzunehmen, daß man angesichts des kirchlichen Nachdrucks, der auf die eigene Disziplinargewalt über die Kirchendiener gelegt wurde, und der strengen Sanktionen des kanonischen Rechts, wohl auch die Integrität der kirchlichen Amtsdiener voraussetzend, auf einen Strafanspruch glaubte verzichten zu können, der unaktuell zu bleiben versprach.
Daß dieses Privileg seitens der katholischen Kirche gefordert wird, versteht sich aus ihrem Verständnis vom Priesteramt und der sakramentalen Bedeutung der Beichte. Wenn allerdings von juristischer Seite das eigene Entscheidungsrecht des Priesters damit begründet wird, die Schweigepflicht des Priesters (und damit sein Zeugnisverweigerungsrecht) sei nicht nur Ausfluß des Persönlichkeitsrechts (des Betroffenen), sondern sie wurzele in der Verantwortung vor Gott, dann dürfte der Boden legitimer juristischer Aussagen verlassen sein. (So Flor, Zum Zeugnisverweigerungsrecht des Geistlichen, in: Monatsschr. f. Pastoraltheologie, 42. Jg. (1953), S. 20.
Vgl. Flor, a. a. O., S. 14.
Bezeichnenderweise hat die Beichte in der evangelischen Kirche erst unter den Einflüssen des Pietismus den Charakter eines seelsorgerlichen Gesprächs bekommen (vgl. Meinhold, a. a. O., Sp. 1552.
Zur systematischen Abgrenzung vgl. Heinz Hartmann, Funktionale Autorität, S. 60 f.
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Wiebel, B. (1970). Geschichtliche Aspekte des Berufsgeheimnisses. In: Das Berufsgeheimnis in den freien Berufen. Dortmunder Schriften zur Sozialforschung, vol 38. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02148-3_3
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