Zusammenfassung
In der zuletzt dargestellten Phase des Kreditentscheidungsprozesses hatten wir uns die Klärung des Informationsproblems zur Aufgabe gestellt. Es war zu zeigen, welche und wieviele Informationen den Träger von Kreditentscheidungen in die Lage zu versetzen vermögen, die Risikohöhe vorliegender Entscheidungsalternativen — Einzelkreditersuchen, Bündelnachfrage — zu erkennen, die Handlungsmöglichkeiten somit besser vergleichbar und rechenhaft zu machen, um daraus endlich zuverlässige zieladäquate Entscheidungen ableiten zu können. Von Umfang und Qualität der zur Verfügung stehenden Informationen über vergangenes, gegenwärtiges und künftiges Geschehen hängt das Ausmaß der Ungewißheit ab, unter der eine Bank ihre Kreditentscheidungen trifft. Der Informationsprozeß kann jedoch die Ungewißheit nicht völlig beseitigen, weil vollkommene Voraussicht objektiv unmöglich ist und vollkommene Information, meist aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, nicht angestrebt werden kann. Daraus folgt, daß die aus den Informationen zu ziehenden Schlüsse auf die Beschaffenheit der zukü;nftigen Ereignisse immer nur den Charakter von Wahrscheinlichkeitsaussagen besitzen. „Was über die Zukunft ‚gewußt‘ werden kann ist immer nur wahrscheinlich“ 1), d.h. die von den Entscheidungsträgern im Kreditgeschäft auf der Basis ihrer Informationshandlungen zu treffenden Urteile über die Bonität von Kreditnehmern und somit über die voraussicht-liche Höhe der zwischen ihnen und der Bank fließenden Zahlungen sind immer von Wahrscheinlichkeitsüberlegungen getragen 1), sind Wahrscheinlichkeitsurteile. So lautet denn auch unsere Hauptfrage im Anschluß an die Informationsgewinnung über die Bonität von Kreditnehmern: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein Kreditnehmer den Kredit in Zukunft planmäßig bedienen kann, bzw. in welcher Höhe kann sich der Kreditgeber im Falle zwangsweiser Beitreibung seiner Forderung wahrscheinlich schadlos halten ?
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Literatur
Wittmann, Waldemar: Instrumente der „Prophetie“, in: Der Volkswirt, 22. Jg. (1960, Nr. 40, S. 30–32
Wittmann, Waldemar: Instrumente der „Prophetie“, in: Der Volkswirt, 22. Jg. (1960, Nr. 40, S. 3o
Es seien hierzu aus der Fülle von Veröffentlichungen zur Wahrscheinlichkeitstheorie und -rechnung lediglich die bekanntesten Werke aus jünster Zeit angegeben: King, William R.: Probability for Management Decisions, New York-London-Sydney 1958, S. 8–16;
Menges, Günter: Grundriß der Statistik, Teil 1: Theorie, Köln und Opladen 1968, S. 31–34;
Vetter, Hermann: Wahrscheinlichkeit und logischer Spielraum. (Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften-Studien in den Grenzbereichen der Wirtschaftsund Sozialwissenschaften, Band 7, hrsg.v. Erik Boettcher), Tübingen 1967, S. 6 ff.
von Mises, Richard: Wahrscheinlichkeit, Statistik und Wahrheit, 3. Aufl., Wien 1951, S. 12
Vgl. dazu Anderson, Oskar: Probleme der statistischen Methodenlehre in den Sozialwissenschaften (Einzelschriften der Deutschen Statistischen Gesellschaft, Nr. 6), 3. Aufl., Würzburg 1957, S. 105 f.;
Vgl. dazu eine Pressenotiz der Tageszeitung „Handelsblatt“ Nr. 83 vom 29.4.1968, S. 11, in welcher die tatsächlichen Debitoren-Ausfälle der Dresdner Bank AG für das Jahr 1966 mit o,2%o, für 1967 mit 1%o angegeben werden. Eine entsprechende Zahlenangabe für die Kleindarlehen bewegt sich zwischen o,15% und 0,25%.
Vgl. Feldbausch, Friedrich: Das Massengeschäft und seine Bedeutung für die Kreditbanken, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 21. Jg. (1968), S. 380–383, hier S. 382.
Wölbing, Hans H.: Die Versicherung des Lieferantenkredits, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 22.Jg.(1969) S. 358–36o, hier S. 358
Der zahlenmäßige Bestand an Krediten per 31.12.1967, der für unsere Zwecke um die Zahl der in der Vergangenheit bereits beendeten Kreditverhältnisse zu erhöhen wäre, betrug beispielsweise bei der Commerzbank AG 201.527 (Geschäftsbericht für. das Jahr 1967, S, 36), bei der Dresdner Bank. AG 282.078 (Bericht über das Geschäftsjahr.1967, S. 26) und bei der Bayerischen Hypotheken-und Wechsel-Bank, München, Bank-Abteilung 139.100, Hypotheken-Abteilung 48.036 (Vgl. den Geschäftsbericht 1967, S. 22 und 46)..
Vgl. Flaskämper, Paul: Grundriß der Sozialwissen- schaftlichen Statistik, Teil I (Allgemeine Sta- tistik), 2. Aufl., Hamburg 1959, S. 31;
Vgl. Bayerische Vereinsbank, Geschäftsbericht 1967, s. 28
Die Dresdner_ Bank AG gibt in ihrem Bericht über dits Geschäftsjahr 1967, S. 26 folgende Gliederung der Kredite nach Größenklassen:
Krelle, Wilhelm: Präferenz-und Entscheidungstheorie, Tübingen 1968, S. Zoo f.;
Vgl. Luce, R. Duncan and Raiffa, Howard: Games and Decisions; Introduction and Critical Survey, New York 1957, S. 277 ff.;
Tamari, Meir: Financial Ratios as a Means of Forecasting Bankruptc;, in: The Banker’s Magazine, Vol. 104 (1967), S. 125–128
Tamari, Meir: Financial Ratios as a Means of Forecasting Bankruptc;, in: The Banker’s Magazine, Vol. 104 (1967), S. 127. 1 )
Boggess, William P.: Screen-test your credit risks,in: Harvard Business Review, Vol. 45 (1967), No. 6, S. 113–122.
Boggess, William P.: Screen-test your credit risks,in: Harvard Business Review, Vol. 45 (1967), No. 6, S. 116
Vgl. S.136-dieser Arbeit sowie Dinter, Siegfried: Zur Objektivierung der Vergabe von Personalkrediten, in: Blätter für Genossenschaftswesen, 114.Jg., (1968), S. 318–330.
Dinter, Siegfried: Zur Objektivierung der Vergabe von Personalkrediten, in: Blätter für Genossenschaftswesen, 114.Jg., (1968), S. 326
Myers, James H. and Forgy, Edward W.: The Development of Numerical Credit Evaluation Systems, in: Analytical Methods in Banking ed. by Cohen, Kalman J. and Hammer, Frederik S., Homewood, Illinois, 1966, S. 119–127
Myers, James H. and Forgy, Edward W.: The Development of Numerical Credit Evaluation Systems, in: Analytical Methods in Banking ed. by Cohen, Kalman J. and Hammer, Frederik S., Homewood, Illinois, 1966, S. 122;
Auch einige theoretische Ansätze verlassen sich auf unbewiesene Behauptungen und Erfahrungen. Vgl. Dinter, Siegfried: Zur Objektivierung der Vergabe von Personalkrediten, S. 326;
Weingartner, H. Martin: Concepts and Utilization of Credit-Scoring Techniques, in: Banking, Vol. 58, No. 8, Febr. 1966, S. 51–53
Buel, William D. and Lewis, Gilbert L.: Credit Scoring - and Beyond, in: Banking, Vol. 61, No. 8, Febr. 1969, S. 42 f.
Buel, William D. and Lewis, Gilbert L.: Credit Scoring - and Beyond, in: Banking, Vol. 61, No. 8, Febr. 1969, S. 100.
Buel, William D. and Lewis, Gilbert L.: Credit Scoring - and Beyond, in: Banking, Vol. 61, No. 8, Febr. 1969, S. 42
Büschgen, Hans E.: Entscheidungshilfen im Kreditgeschäft der Bank, in: Geld, Kapital und Kredit (Festschrift zum siebzigsten Geburtstag von Heinrich Rittershausen, hrsg.v. Hans E. Büschgen ), Stuttgart 1968, S. 182–213.
Büschgen, Hans E.: Entscheidungshilfen im Kreditgeschäft der Bank, in: Geld, Kapital und Kredit (Festschrift zum siebzigsten Geburtstag von Heinrich Rittershausen, hrsg.v. Hans E. Büschgen ), Stuttgart 1968, S. 194.
Vgl. Schneeweiß, Hans: Entscheidungskriterien bei Risiko (Ökonometrie und Unternehmensforschung VI), Berlin-Heidelberg-New York 1967, S. 3 f und S.48 ff.
Mathematisch-statistische Einzelheiten dazu vgl. Hampe, Asta: Statistik für Betriebswirte, Teil II (Sammlung Poeschel: Betriebswirtschaftliche Studienbücher, begründet v. Hans Seischab, Band 59), Stuttgart 1969, S. 41–49;
Kreyszig, Erwin: Statistische Methoden und ihre Anwendungen, 3. Aufl., Göttingen 1968, S. 107–114
Krelle, Wilhelm: Preistheorie (St. Galler wirtschaftswissenschaftliche Forschungen, hrsg. von der Handels-Hochschule St. Gallen, Band 17), Tübingen und Zürich 1961, S. 611;
Krelle, Wilhelm: Präferenz-und Entscheidungstheorie, Tübingen 1968, S. 198
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Wächtershäuser, M. (1971). Bewertung der Alternativen im Kreditentscheidungsprozeß. In: Kreditrisiko und Kreditentscheidung im Bankbetrieb. Schriftenreihe für Kreditwirtschaft und Finanzierung, vol 12. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02042-4_4
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