Zusammenfassung
Wir haben bereits verschiedentlich eine Eigenart der biologischen Wirkungsgefüge erwähnt, zu denen es bei technischen Systemen keine Parallele gibt: ihre bipolare Struktur, die Tatsache, daß sie vielfach zur Korrektur der Regelabweichung nach oben und nach unten jeweils getrennte Wirkungsführungen (Fühler, Informationskanäle, Kraftschalter und Stellglieder) besitzen (s. S. 95, 98, 121,177 f). Diese Besonderheit bedarf einer ausführlicheren Diskussion. Eine solche Auslegung ist immer erforderlich, wenn die Glieder des Regelkreises nur Wirkungen eines Vorzeichens durchlassen, da in diesem Falle zur Erhaltung des Gleichgewichtes ein zweites Glied als öberträger für die Wirkung der entgegengesetzen Richtung benötigt wird. Wir bezeichnen diese Spezialisierung eines Gliedes des Regelkreises auf nur eine Wirkungsrichtung als Zügelcharakteristik,da man an einem Zügel auch nur — mehr oder minder stark — in einer Richtung ziehen kann und sprechen von Hebelcharakteristik, wenn Wirkungen entgegengesetzten Vorzeichens, Zug und Druck, übertragen werden können. Es ist nicht erforderlich, daß alle Glieder des Regelkreises die gleiche Charakteristik haben. Beim Reiten zum Beispiel gibt es nur ein System von Fühlern, die Augen des Reiters und nur ein Schaltzentrum, sein Gehirn, hingegen zwei Kommandoleitungen und Stellglieder, die beiden Zügel, um das Pferd nach rechts oder nach links zu dirigieren.1) Ein Mittelding zwischen Hebel- und Zügelcharakteristik liegt vor, wenn eine allgemeine Naturkraft wie die Schwerkraft oder die Spannung einer Feder die Rolle des Gegenzügels übernimmt. So wird ein Segelschiff durch den Zug an der Leine im Winde gesteuert, und der Wind übt hier die Funktion der Gegenkraft aus. In solchen Fällen handelt es sich immer um ein Ansteuern gegen ein Grundniveau, in das das System ohne aktive Zugwirkung zurückfällt.
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Sachsse, H. (1971). Bipolare Wirkungsgefüge. In: Einführung in die Kybernetik. uni—text. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02006-6_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02006-6_7
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