Zusammenfassung
Porphyrios, der Biograph Plotins, berichtet in seiner Vita Plotini (VP) 3, Plotin habe ihm erzählt, daß er sich erst in seinem 28. Lebensjahr der Philosophie zugewandt habe. Er sei aber von den Berühmtheiten von Alexandreia enttäuscht gewesen, bis ihn ein Freund auf Ammonios aufmerksam gemacht habe. Als er diesen zum ersten Mal gehört hatte, habe er gesagt: „Dieser ist es, den ich suchte“ (τoūτoν έζ ήτovν, VP 3,13 = Test. 1). Und bei diesem sei er elf Jahre lang ununterbrochen geblieben, bis er es soweit gebracht habe, daß er auch noch die persische und indische Philosophie habe kennen lernen wollen1.
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Literatur
Der Ausdruck rouav τoσαúτην έξιν έν ϕ ιλoσoϕία xτήσασθαι, ώς …(VP 3,14–15) läßt es offen, ob Plotin selbst auf den Gedanken gekommen sei, seine Ausbildung bei Ammonios noch zu ergänzen, oder ob ihn Ammonios dazu ermuntert habe; ich halte das zweite für wahrscheinlicher.
Denn mit VP 3,17 hört die indirekte Rede auf, die mit 3,2 begonnen hatte.
Mit Harder in den Anmerkungen zu VP 3,25 ist unter έxxαλúπτειν trotz dem der Mysteriensprache entliehenen Wort nur die Publikation zu verstehen; der Bruch der Übereinkunft durch Origenes wird VP 3,30 schlicht mit έγeαΨε bezeichnet.
Aus der Anekdote dürfen wir herauslesen, daß Origenes nicht bloß einen kurzen Besuch in Rom machte, sondern sich dort länger aufgehalten hat; vielleicht hielt er sogar ebenfalls Vorlesungen. Die Anekdote mag Porphyrios von Amelios mitgeteilt worden sein; es ist aber gar nicht ausgeschlossen, daß Porphyrios Augenzeuge des Vorfalles gewesen ist; jedenfalls erzählt er dies gleich anschließend an die Schilderung des von ihm selbst erlebten Vorlesungsbetriebes. — Wenn Goulet 490 den Vorfall in die ersten Römerjahre Plotins verlegen möchte mit dem Argument: „Ce sentiment n’est pas le fait d’un maitre confirmé, mais d’un jeune professeur“, so läßt sich Plotins Verhalten gewiß auf diese Weise erklären. Mindestens ebensogut kann man aber ins Feld führen, es passe besser zu einem alten Professor als zu einem jungen, daß er einen Streit mit einem einstigen Mitschüler nicht vor seinen eigenen Schülern auszufechten wünscht.
In der Diskussion zum Vortrag wies Herr R. Merkelbach darauf hin, daß ein pietätvoller Schüler heutzutage für die Publikation der Lehren seines Meisters besorgt wäre, nicht für deren Unterdrückung. Herr H. Dörrie teilt mit, daß R. Harder im Jahre 1957 ihm gegenüber mündlich die Vermutung geäußert habe, die Abmachung zwischen den drei Schülern sei lediglich darum getroffen worden, weil sie sich nicht darüber hätten einigen können, wer von ihnen die Lehren des Ammonios publizieren dürfe. Dem Vortragenden jedoch scheint es eher wahrscheinlich, daß die drei Schüler wußten, ihr Lehrer betrachte eine schriftliche Fixierung seiner Lehre als Vergröberung des mündlich Vorgetragenen, so daß ihnen die Publikation als Pietätlosigkeit vorkommen mußte.
Der bereits erwähnte Aufenthalt des Origenes in Rom fällt wahrscheinlich in einen späteren Zeitabschnitt; von den weiteren Schicksalen des Erennios erfahren wir überhaupt nichts mehr.
An dessen Echtheit kein Neuplatoniker gezweifelt hat.
Diesen Antoninos mit dem Rhodier Antonios der VP 4,2 gleichzusetzen, woran Krause 10,2 zweifelnd denkt, dazu besteht keine Veranlassung.
Darüber, daß zwei Männer des Namens Origenes, ein Platoniker und ein Christ, zu unterscheiden sind, siehe u. S. 22ff.
Über ihn vgl. Dörrie A 473–77=G 357–60.
Es ist möglich, daß Porphyrios die ganze Vorrede ausgeschrieben hat, sicher aber den Anfang, wie die Widmung an Markellos beweist, den wir wohl mit dem VP 7,31 als Plotin-Hörer genannten Markel-los Orrontios, einem römischen Senator, identifizieren dürfen.
Frühestens 263, im Jahre von Porphyrios’ Ankunft in Rom (VP21,12–13), wahrscheinlich aber noch ein paar Jahre später, da nach VP 20,91–95 Porphyrios nicht weniges xατά τήν Пλωτívoυ μίμησιν verfaßt hatte, worauf Longin mit einer Gegenschrift geantwortet hatte (vgl. Igal 115).
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Schwyzer, HR. (1983). Die Zeugnisse des Porphyrios in der Vita Plotini . In: Ammonios Sakkas, der Lehrer Plotins. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 260. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01814-8_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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