Zusammenfassung
Das geltende deutsche Strafrecht und auch das der meisten anderen Staaten kennt im Unterschied zum Strafrecht der angelsächsischen Länder keine Strafbar-keit von Personenverbänden, nämlich juristischer Personen und sonstiger körper-schaftlich organisierter Personengesamtheiten. Nur der Mensch, nicht die Korpo-ration wird als straffähig angesehen.1
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Literatur
Für Beschränkung der Straffähigkeit auf den Menschen näher Engisch, in: Verhandlungen des 40. Deutschen Juristentages, Bd. II (Sitzungsberichte), 1953, E 7, 23 ff., 41; Heinitz, in: Verhandlungen des 40. Deutschen Juristentages, Bd. I (Gutachten), 1953, S. 67, 85 ff., 90; ders., ZStW 65 (1953), 26, 51; Jescheck, SchwZStr. 70 (1955), 243, 258 f.; Lange, JZ 1952, 261, 262 ff.; R. Schnitt, Strafrechtliche Maßnahmen gegen Verbände, 1958, S. 196 ff., 231. So auch heute: CRAMER, in: Schönke/Schröder, StGB, 24. Aufl. 1991, Vor § 25 Rnr. 113; Jescheck, Strafrecht, Allg. Teil, 4. Aufl. 1988, S. 204; Maurach/Zipf, Strafrecht, Allg. Teil, Teilbd. 1, B. Aufl. 1992, S. 187 f.; Roxin, Strafrecht, Allg. Teil, Bd. I, 1992, § 8 Rnr. 55 f.; SchmidhÄuser, Strafrecht, Allg. Teil, Studienbuch, 2. Aufl. 1984, S. 83; W. Seiler, Strafrechtliche Maßnahmen als Unrechtsfolgen gegen Personenverbände, 1967, S. 96; Wessels, Strafrecht, Allg. Teil, 22. Aufl. 1992, S. 25. Ebenso im Anschluß an RGSt. 16, 121, 123; 28,103, 105; 33, 261, 264; 44,143,147 und BGHSt. 3,130,132 die st. Rspr. (nur auf Besatzungsrecht bezog sich BGHSt. 5, 28, 32).
In dieser Richtung Tiedemann, Wirtschaftsstrafrecht I, 1976, S. 204 ff. sowie ausdrücklich Bau-Mann/Weber, Strafrecht, Allg. Teil, 9. Aufl. 1985, S. 196; E. Müller, Die Stellung der juristischen Person im Ordnungswidrigkeitenrecht, 1986, S.19 ff.;
B. Ackermann, Die Strafbarkeit juristischer Personen im deutschen Recht und in ausländischen Rechtsordnungen, 1984, S.186 ff.;
A. Ehrhardt, Unternehmensdelinquenz und Unternehmensstrafe, Diss. Köln 1993 (erscheint in Kölner Kriminalwiss. Schriften Bd. 12, Herbst 1993), Kap. 6. Siehe auch für bestimmte Fälle Schünemann, Unternehmenskriminalität und Strafrecht, 1979, S. 249 ff.; ders., wistra 1982, 41, 49 f. sowie allgemein Jakobs, Strafrecht, Allg. Teil, 2. Aufl. 1991, 6/44 f. Vorher schon Rotberg, DJT-Festschrift II, 1960, S. 193, 197; V. Weber, GA 1954, 237 ff. Für ahndende („vergangenes Unrecht aufzuarbeitende“) Sanktionen als Maßnahmen gegen Unternehmen Stratenwerth, R. Schmitt-Festschr., 1992, S. 295, 304. Zu Tendenzen der Gesetzgebung im benachbarten Ausland siehe Anm. 67.
Dazu, daß die Zahlung oder Erstattung der Geldstrafe durch einen anderen keine Strafvereitelung darstellt, vgl. BGHSt. 37, 226.
§ 73 Abs. 3 StGB.
§ 30 OWiG sowie Art. 17 ff. VO Nr. 11 des Rates der EG vom 27. 6.1960 und Art. 15 VO Nr. 17 des Rates der EG vom 6.2.1962 (Kartell-VO).
Dazu näher Heinitz, Gutachten (Anm. 1), S. 65, 67 f. m. w. N.
Vgl. zu der im folgenden dargestellten Entwicklung Heinitz, Gutachten (Anm. 1), S. 68 f.; W. Kra-Wietz, in: RittergrÜnder, Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 4, 1976, S. 1106 ff (zu „Körperschaft“). Im einzelnen O. v. Gierke, Das Deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. III, 1881, S. 234 ff., 343 ff., 402 ff., 491 ff.; Hafter, Die Delikts- und Straffähigkeit von Personenverbänden, 1903, S. 6ff.; Schnorrv. Carolsfeld, Geschichte der juristischen Person, Bd. I, 1933.
Soheinitz, Gutachten (Anm. 1), S. 70 f.; R. ScxMitt (Anm. 1), S. 28.
Vgl. die Angaben bei Heinitz, Gutachten (Anm. 1), S. 70, 76ff. Das gilt ebenfalls für den angelsächsischen Bereich. Dort war die Bestrafung von Körperschaften auch zunächst verdrängt, um sich dann seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich im Zusammenhang mit der Industrialisierung eine wachsende Bedeutung von juristischen Personen einstellte, zu der heutigen Form zu entwickeln. Näher dazu A. Ehrhardt (Anm. 2), Kap. 4 B II m. w. N.
Siehe insbesondere v. Savigny, System des heutigen Römischen Rechts, Bd. II, 1840, S. 235 ff.
O.V. Gierke, Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. III; O.V. Gierke, Die Genossenschaftstheorie und die deutsche Rechtsprechung, 1887, S. 603 ff. Siehe auch die Anfänge dieser Theorie bei Beseler, System des Deutschen Privatrechts, Bd. I, 1. Aufl. 1847, §§ 66 ff.
Zur Deliktsfähigkeit im Zivilrecht siehe § 31 BGB und dazu HÜBNER, Allg. Teil des BGB, 1985, Rnr. 123. Wegen der Notwendigkeit der Anknüpfung an die unerlaubte Handlung einer als Organ handelnden natürlichen Person wird auch davon gesprochen, daß die Vorschrift zwar keine haftungsbegründende, wohl aber eine haftungszuweisende Norm sei; vgl. BGHZ 99, 298, 302. — Im Ordnungswidrigkeitenrecht siehe § 30 OWiG. Besonders deutlich ist die Deliktsfähigkeit hier seit der Neufassung von 1986. Aber auch schon vorher lag sie dem Gesetz zugrunde, da die strenge Abhängigkeit von der Bestrafung des unmittelbar handelnden Organs den punitiven Charakter der gegen die Personenvereinigung angeordneten Geldbuße unberührt ließ.
Vgl. den früheren § 393 RAO. Dazu Hartung, in: Verhandlungen des 40. Deutschen Juristentages, Bd. II (Sitzungsberichte), 1953, E 43, 44 ff.
So auf dem Internationalen Strafrechtskongreß 1926 in Bukarest (vgl. die Berichte in Revue Internationale de Droit Pénal 1929, 219 ff.) und dem 40. Deutschen Juristentag 1953 in Hamburg (vgl. Verhandlungen des 40. Deutschen Juristentages, Bd. II [Sitzungsberichte], 1953).
V. Liszt, Strafrecht, 22. Aufl. 1919, § 28 I 2 (so auch schon 1. Aufl. 1881); M.E. Mayer, Strafrecht, Allg. Teil, 1915, 5.96 f. Zu nennen sind außerdem Hafter (Anm. 7), S. 125, 162 (der diese Auffassung aber in seinem Lehrbuch des Schweizer Strafrechts, 1926, S. 72 aufgab) und Buscx, Grundfragen der Verantwortlichkeit der Verbände, 1933, S.147, 153.
Flume, der noch in seinem Lehrbuch des Allg. Teils des Bürgerlichen Rechts, Bd. I/2, 1983, S. 29 f. die Fiktionstheorie bei Savigny im Grundsatz für zutreffend und nur als ergänzungsbedürftig bezeichnet hatte, spricht in seinem Beitrag zur Kegel-Festschr. (1987), S. 147, 155 davon, daß die juristische Person „das ‚ideale Ganze‘ der Wirkungseinheit oder sozialen Lebenseinheit“ darstelle, wobei „der soziologische Tatbestand ... eine Beschreibung auf der Ebene der ‚Realität‘“ sei.
So namentlich § 31 deutsch. BGB und Art. 54, 55 Schweiz. ZGB.
Busch (Anm. 15), S. 10 ff.; Engisch (Anm. 1), E 18 ff.; Heinitz, Gutachten (Anm. 1), S. 84; Jescheck, ZStW 65 (1953), 210, 212.
Litt, Individuum und Gemeinschaft, 1926, S. 234 ff.; N. Hartmann, Das Problem des geistigen Seins, 1933, S. 151 ff.; Mayntz, Soziologie der Organisation, 1963, S. 7, 18 f., 36.
Siehe §§ 21 ff. BGB und § 50 Abs. 2 ZPO.
Art. 19 Abs. 3 GG und dazu Stern, Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. III/1, 1988, S. 1080, 1117 f.; Isensee, in: Isensee/Kirchhof, Handbuch des Staatsrechts, Bd. V, 1992, § 118 Rnr. 9.
Cramer, in: SchÖnke/SchrÖder, Vor § 25 Rnr. 113; Jescheck, Allg. Teil, S. 204; Maurach/Zipf, Allg. Teil, S. 187 f.; Roxin, Allg. Teil, S. 154; SchmidhÄuser, Allg. Teil, Studienbuch, S. 83; R. Schmitt (Anm. 1), S.181 ff.; u.a. Von fehlender eigener Handlungsfähigkeit spricht auch BVerfGE 20, 323, 336.
So im Ergebnis auch Heinitz, Gutachten (Anm. 1), S. 84f.
Tiedemann, NJW 1988, 1169, 1172; B. Ackermann (Anm. 2), S. 215 ff.
Davon gehen der Sache nach nicht nur die Befürworter der Straffähigkeit (Anm. 2) aus, sondern auch diejenigen ihrer Gegner, deren Einwände erst bei der Schuldfähigkeit einsetzen, so namentlich Heinitz, Gutachten (Anm. 1), S. 84 ff.; Lange, JZ 1952, 261, 264; W. Seiler(Anm. 1), S. 66 ff.
Vgl. HÜbner, Allg. Teil des BGB, Rnr. 123; Larenz, Allg. Teil des deutschen Bürgerlichen Rechts, 7. Aufl. 1989, S. 165.
Näher dazu Tiedemann, NJW 1988, 1169, 1172.
J. Goldschmidt, Das Verwaltungsstrafrecht, 1902; E. Wou, Frank-Festg.Bd.II, 1930,S. 516, 560 ff.;Eb3.Schmidt, SJZ 1948, 225, 230 ff.; ders., A.Arndt-Festschr., 1969, S. 415, 423f.;Lange, JZ 1956, 73, 519; ders., JZ 1957, 233.
Vgl. auch die Begründung, die für das Fehlen der Schuldfähigkeit angeführt wird, so von Jescheck, ZStW 65 (1953), 210, 213; Engisch (Anm. 1), E 24f.; u. a.
Welzel, JZ 1956, 238, 240f.; ders., JZ 1957, 130, 131ff.; ders., Strafrecht, 11. Aufl. 1969, S.16; Jescheck, JZ 1959, 457, 460ff.; ders., Strafrecht, S. 52f.; Hirsch, Neg. Tatbestandsmerkmale, 1960, S. 279 Anm. 40; ders., in: Leipziger Kommentar zum StGB, 9. Aufl. 1974, Vor § 51 Rnr. 11; Mattes, ZStW 82 (1970), 25ff., 119ff.,ders.,Ordnungswidrigkeiten, Bd. 1, 1977, S. 376ff., Bd. 2, 1982, S. 87ff., 456ff.; Baumann/Weber, Allg. Teil, S. 40; Jakobs, Allg. Teil, S. 44; Maurach/Zipf, Allg. Teil, S. 17; Schmid-HÄuser, Allg. Teil, S. 258; R. Schmitt, Ordnungswidrigkeitenrecht, S. 14; Stratenwerth, Allg. Teil, Rnr. 42; Tiedemann, Kartellrechtsverstöße und Strafrecht, 1976, S. 101f.
Näher Welzel, JZ 1956, 238, 240f.; ders., JZ 1957, 130, 132f.; MATTES, Ordnungswidrigkeiten, Bd. 2, S. 87ff.
Es heißt in § 30 OWiG: „Hat jemand als vertretungsberechtigtes Organ einer juristischen Person .. . eine Straftat (Hervorhebung vom Verf.) oder Ordnungswidrigkeit begangen, durch die Pflichten, welche die juristische Person . .. treffen, verletzt worden sind ...“ Auf diesen Widerspruch weisen auch Jakobs, Allg. Teil, 6/43 und Stratenwerth, R. Schmitt-Festschr., S. 296 hin.
Heinrtz, Gutachten (Anm. 1), S. 84. Auch wies v. Liszt darauf hin, daß derjenige, der für sich selbst „Verträge schließen kann, der kann auch betrügerische und wucherische Verträge schließen“ (Strafrecht, § 28 I 2).
So neben denjenigen, die schon die Handlungsfähigkeit verneinen (Anm. 22), namentlich HEnniTZ, Gutachten (Anm. 1), S. 85 f.; Lange, JZ 1952, 264; W. Seiler (Anm. 1), S. 79ff.
Vgl. die Nachweise bei Hirsch, in: Leipziger Kommentar zum StGB, 10. Aufl. 1984, Vor § 32 Rnr. 170, 175ff.
Bghst. (GrS) 2, 194, 200.
Engisch (Anm. 1), E 24 f.; Heinitz, Gutachten (Anm. 1), S. 85 f.; Jescheck, Allg. Teil, S. 204; Straten-werth, R. Schmitt-Festschr., S. 302, 305 (Unternehmensverband „keine sittliche Person“).
Schünemann (Anm. 2), S. 236ff. Auch Stratenwerth, R. Schmitt-Festschr., S. 304, der zwar nicht von Strafe, sondern von Maßnahmen spricht, aber diesen hier, indem er ihnen eine „vergangenes Unrecht aufzuarbeitende“ Funktion beilegt, den Charakter einer punitiven Sanktion verleiht, so daß nur ein Etikettenwechsel vorliegt.
Bei der strict liability doctrine geht es um Delikte, für deren Bestrafung nicht mens rea verlangt wird, sondern das öffentliche Interesse an der Ahndung der rechtswidrigen Tat genügen soll. Diese Theorie eröffnete wegen ihrer Verschuldensunabhängigkeit den Weg zur Anerkennung der Straffähigkeit von Korporationen bei derartigen Delikten. Vgl. dazu B. Ackermann (Anm. 2), S. 79ff. und näher A. Ehrhardt (Anm. 2), Kap. 4 A II 2 a.
BVerfGE 20, 323, 331; 25, 269, 286; 27, 18, 29; 45, 187, 259 f.
Es ist auch auffallend, daß in der Argumentation Stratenwerths ständig vom Problem der strafrechtlichen „Haftung“ des Unternehmens die Rede ist (R. Schmitt-Festschr., S. 296ff., 307) und er aus der Verneinung der Schuldfähigkeit von Personenverbänden die Relativierung der sich aus dem Schuldbegriff ergebenden schützenden Grenzen folgert (S. 304 f.).
Siehe BGHSt. 6, 186; 36, 83, 88; BGH(Z) NJW 1971, 1655; BayObLG StV 1982, 576; OLG Frankfurt NJW 1977, 1353; NJW 1989, 1367; Lenckner, in: Schönke/Schröder, StGB, 24. Aufl. 1991, Vor § 185 Rnr. 3. Näher dazu Krug, Ehre und Beleidigungsfähigkeit von Verbänden, 1965; Hirsch, Ehre und Beleidigung, 1967, S. 91 ff. (unter Herausarbeitung des sittlichen Aspekts). — Ferner ist darauf hinzuweisen, daß man im Zivilrecht mit Selbstverständlichkeit von der Möglichkeit juristischer Personen, sittenwidrig zu handeln, ausgeht und deshalb § 138 und § 826 BGB auf sie anwendet.
Allgemein zur Frage der Willensfreiheit im Rahmen strafrechtlicher Schuld: Rox1N, Allg. Teil, § 19 Rnr. 35ff. m. w. N.
In Übereinstimmung mit § 1 Abs. 1 OWiG wird von dem Erfordernis vorwerfbaren Handelns der Körperschaft gesprochen; vgl. Cramer, in: Karlsruher Kommentar zum OWiG, 1989, § 30 Rnr. 17; Göhler, OWiG, 10. Aufl. 1992, Vor § 29a Rnr. 13.
Vgl. die einschlägigen gesetzlichen Regelungen, namentlich die §§ 20, 21, 17 und 35 StGB.
Dabei spielte auch das „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ des Rates der EKD vom 19. 10. 1945 (Verordnungs- u. Nachrichtenbl. der EKD, 1/1946) eine Rolle, in dem von der „Solidarität der Schuld“ die Rede ist, das aber nicht als Bekenntnis einer Kollektivschuld gedacht war.
Das schließt allerdings nicht aus, daß Staaten selbst zum Opfer eines Unrechtsregimes werden, vor allem dann, wenn dieses von einem anderen Staat oktroyiert worden ist, wie das beispielsweise bei Satellitenstaaten der UdSSR der Fall war.
Peter Sichrovsky, Schuldig geboren. Kinder aus Nazifamilien, 1987.
Jescheck, Allg. Teil, S. 204; Heinitz, Gutachten (Anm. 1), S. 86; Engisch (Anm. 1), E 34f.; u. a.
KANT, Metaphysik der Sitten, 1797, neu hrsg. von Vorländer, 1954, S. 158ff., 163. Zu diesem Strafbegriff vgl. auch Binding, Normen, Bd. I, 4. Aufl. 1922, S. 419f.; H. Mayer, Strafrecht, Allg. Teil, 1953, S. 33; Welzel, Strafrecht, S. 238 ff.
Siehe etwa Roxin, Allg. Teil, § 3 Rnr. 36 ff.; Jakobs, Allg. Teil, 1/ 14 ff.
Und zwar am ausgeprägtesten in der heutigen „funktionalistischen“ Richtung. Siehe Roxin, Kriminalpolitik und Strafrechtssystem, 2. Aufl. 1972, S. 16 ff., 24 ff., 33 ff.; Schünemann, in: ders., Grundfragen des modernen Strafrechtssystems, 1984, S.1, 45 ff.; Amelung, in: Schünemann ebendort, S. 85, 87, 98ff.; Jakobs, Allg. Teil, S. V, VIIf.
Vgl. dazu die Angaben bei A. Ehrhardt (Anm. 2), Kap. 4 B VII.
Näher Armin Kaufmann, Die Aufgabe des Strafrechts, in: Rhein.-Westf. Akademie der Wissenschaften, Vorträge, 1982, G 262; Hirsch, in: Medicus/Hirsch/v. Arnim, 25 Jahre Rechtsentwicklung in Deutschland, 1993, S. 35, 44ff. Die von der Ahndung ausgehende Prävention ist erst ein mittelbarer weiterer Zweck der Strafe.
Roxin, Allg. Teil, § 3 Rnr. 47; Stree, in: SchÖnke/SchrÖder, Vor § 38 Rnr. 3.
§ 95 ArzneimittelG i. V. m. § 30 OWiG.
Hafter, Schweiz. Strafrecht, 2. Aufl. 1946, S. 72 (unter Berufung auf Kohler); Engisch (Anm. 1), E 16; Hartung (Anm. 13), E 43.
(Anm. 1), E 28.
Hartung (Anm. 13), E 43 f.; Heinitz, Gutachten (Anm. 1), S. 89.
Zu völkerrechtlicher Verantwortlichkeit und Völkerstrafrecht näher Ipsen, Völkerrecht, 3. Aufl. 1990, S. 488 ff.
Engisch (Anm. 1), E 36 ff.; Heinitz, Gutachten (Anm. 1), S. 90.
Das um so weniger, als hinsichtlich der Korporation zusätzliche Schulderfordernisse notwendig sind. Dazu näher unten V 3 b.
Ebenfalls versagt der Einwand, daß ein Strafverfahren die Anwesenheit eines leibhaften Angeklagten voraussetze. Denn ganz abgesehen davon, daß der strafprozessuale Unmittelbarkeitsgrundsatz nicht uneingeschränkt gilt, hat die Anerkennung von Körperschaften die Konsequenz, daß das Verfahren sich ihrer Struktur anzupassen hat. Daß dies möglich ist, zeigt nicht nur die Praxis der angelsächsischen Strafjustiz und des deutschen Bußgeldverfahrens, sondern auch die anderer Gerichtszweige, wie des Zivilprozesses und des Verwaltungsprozesses.
Bverfge 20, 323, 335f., wobei es ausdrücklich betont hat, daß der verfassungsrechtlich garantierte Grundsatz nulla poena sine culpa auch für juristische Personen zu gelten hat, und zwar in der Weise, daß die für sie verantwortlich unmittelbar handelnden Personen schuldhaft gehandelt haben müssen.
Vgl. die Angaben bei A. Ehrhardt (Anm. 2), Kap. 4 B VII.
K. Liebl, Bundesweite Erfassung von Wirtschaftsstraftaten, 1984, S. 135 f.
Vgl. Art. 51 niederl. StGB i. d. F. v. 1976, Art. 121–2 franz. c. p. (tritt am 1.9.1993 in Kraft), den im Anschluß an die Botschaft über die Änderung des Schweiz. StGB v. 12.6.1989 verfaßten Art. 100–4 Ziff. 1 Schweiz. Vorentwurf und die Empfehlung des Europarates v. 20.10.1988, Nr. R (88) 18.
Schünemann (Anm. 2), S. 236 ff. Von der „Wucht des Problemdrucks“ spricht Achenbach, Jus 1990, 601, 607.
Vgl. § 30 OWiG.
§30 OWiG. Nicht einzubeziehen sind jedoch Verbände mit rein krimineller Zielsetzung. Ihr Gründungsakt ist von vornherein wegen Gesetzesverstoßes nichtig. Die Anerkennung ihrer Straffähigkeit würde sie aber zu Rechtssubjekten aufwerten. Die strafrechtliche Erfassung bezieht sich in diesen Fällen auf die Mitglieder; vgl. §§129 f. StGB.
Über die amerikanische Praxis im einzelnen A. Ehrhardt (Anm. 2), Kap. 4 B III 2 b mit umfangreichen Nachweisen. Zum EG-Recht siehe oben Anm. 5.
Die vicarious liability doctrine bildete die Grundlage für die zu Beginn dieses Jahrhunderts erfolgte Erweiterung der Straffähigkeit von Korporationen im angelsächsischen Strafrecht auf mens reaDelikte. Sie erfordert im Unterschied zur strict liability doctrine (oben Anm. 39) Schuld des unmittelbar Handelnden. Indem man dabei in den USA die zivilrechtliche respondeat superiorrule in das Strafrecht übernahm, entstand eine strafrechtliche Haftung für schuldhaftes deliktisches Verhalten auch unterer Angestellter. Anders entwickelte sich die corporate criminal liability in England, wo auf herausgehobene Personen abgestellt wird (alter egotheory Näher dazu B. Ackermann (Anm. 2), S. 83 ff., 101 ff. und eingehend A. Ehrhardt (Anm. 2), Kap. 4 A II 2 b und B I—III 2.
Die Verletzung der Aufsichtspflicht in Betrieben und Unternehmen wird gemäß § 130 OWiG als Ordnungswidrigkeit geahndet. Es erhebt sich die Frage, ob sie de lege ferenda nicht als Straftat eingestuft werden sollte, insoweit die Aufsichtsverletzung sich auf die Begehung von Straftaten bezieht.
Vgl. § 30 OWiG und § 31 BGB. Zur zivilrechtlichen Judikatur siehe BGHZ 49, 19, 21 m. w. N.
Zur Unterscheidung von Unternehmen und Unternehmensträger vgl. Karsten Schmidt, Handelsrecht, 3. Aufl. 1987, S.74 ff. und Wiedemann, Gesellschaftsrecht, Band I, 1980, S.308 f., der auch in der Diskussion des Vortrags die Wichtigkeit dieser Differenzierung mit Recht betont hat. — Die Unterscheidung bedeutet gleichzeitig, daß auch der Gedanke ausscheidet, de lege ferenda Unternehmen, die einen Einzelunternehmer, also eine natürliche Person, als Inhaber haben, für unternehmensbezogene Taten von Angestellten, seien es auch Repräsentanten (z. B. ein alleiniger Prokurist), zu bestrafen. Denn bestraft werden kann nur, wer als Rechtssubjekt, nämlich Pflichtenadressat, begriffen werden kann. Beim Unternehmen ist das nicht der Fall, weil die Adressateneigenschaft natürliche oder korporative Personqualität voraussetzt. Andernfalls würde man sich strafrechtlich von den Grundeinsichten der Gesamtrechtsordnung lösen. Siehe aber auch §1 GWB.
So auch Stratenwerth, R. Schmitt-Festschr., S. 297f. (leitende Funktionen). Auch die Europaratsempfehlungen (Anm. 67) stellen auf die Direktion der Körperschaft ab.
Vgl. auch Stratenwerth, der vom Erfordernis eines „funktionalen Zusammenhangs“ spricht und sich mit durchschlagenden Gründen gegen das zumeist favorisierte Kriterium der Nutznießerschaft des Unternehmens wendet (R. Schmitt-Festschr., S. 298 ff.; dort auch Nachw. zur Gegenmeinung S. 298 Anm. 16).
Vgl. § 30 OWiG und § 31 BGB sowie zum angelsächsischen Recht die vicarious liability doctrine (siehe oben Anm. 72).
Zu konkreten Schuldaspekten bei der Personengesamtheit tendiert auch Jakobs, Allg. Teil, 6/45.
Coffee, in: Kadish, Encyclopedia of Crime and Justice, Bd. 1, 1983, S. 259. Durch die Notwendigkeit der schuldhaften Anknüpfungstat erledigt sich auch der von Engisch (Anm. 1), E 36 erhobene Einwand, daß die Verbandsstrafe die Gefahr berge, eine Verdachtstrafe in bezug auf nicht voll zu ermittelnde Organhandlungen zu sein. Auf der anderen Seite ist gegen die Körperschaft ein selbständiges Verfahren möglich, was insbesondere praktisch wird, wenn sich die Identität des Täters der Anknüpfungstat nicht feststellen läßt oder sonst die Tat ihm gegenüber aus anderen als rechtlichen Gründen nicht verfolgt werden kann; so inzwischen auch § 30 Abs. 4 OWiG.
Zu ihnen näher A. Ehrhardt (Anm. 2), Kap. 7 E sowie Kap. 4 B VI 2 mit umfangreichen Nachweisen, auch zum angelsächsischen Schrifttum.
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Hirsch, H.J. (1993). Die Frage der Straffähigkeit von Personenverbänden. In: Die Frage der Straffähigkeit von Personenverbänden. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 324. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01796-7_1
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