Zusammenfassung
Wir sind fixiert auf ein vom Himmel kommendes, auf ein „von oben“, heute staatlich „gesetztes“ Recht. Diese Fixierung lockert sich zwar angesichts der auf uns einstürmenden internationalen Standards, aber bis heute wissen wir wenig darüber, wie Ordnungsgespräche innerhalb nichtstaatlicher Gruppen ablaufen, welche oft globale Märkte dominieren. Wir erkennen, dass Zeichen, Rituale und Speisegesetze Gruppen nach außen ebenso stark abschließen, wie sie nach innen binden. Gruppeninterne Zeichensysteme und VerlässlichkeitsRituale begründen die Kraft fast aller raumübergreifend im Handel erfolgreicher Minderheiten. Das gilt für die Geheimsprache (Humpisch oder Bargunsch) westfälischer Tiötten (Tödden sind Fernkaufleute im ganzen nordeuropäischen Raum), der Vorfahren meiner Frau253; es gilt aber auch für die Chinesen in Südostasien254, für deren schon erwähntes guanxi-System (eine Hand wäscht die andere) und für die „notorious obscurity of Chinese bookkeeping methods“255. Gemeinsame Herkunft, eigene Sprache und besondere Schrift (die etwa auf Lückenfüllung angelegt ist, z. B. wenn Vokale fehlen) schaffen ein für Außenseiter undurchdringliches „Dickicht“, weshalb wir Westler von chinesischen „Geheimgesellschaften“ sprechen.
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Grossfeld, B. (2001). Verborgene Muster. In: Rechtsvergleichung. Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 374. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01780-6_18
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