Zusammenfassung
Die krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit von Arbeitnehmern ist in der letzten Zeit erneut in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion gerückt. Eine ganze Reihe von Presseveröffentlichungen kennzeichnet die ktualität des Themas.l) Dabei wird insbesondere die Höhe des Krankenstandes in den Betrieben, sowie ein stetiges Ansteigen der Fehlzeiten beklagt; jährlich sollen wegen krankheitsbedingter Abwesenheit vom Arbeitsplatz rund 400 Millionen Arbeitstage verloren gehen.2) Neben solchen gesamtwirtschaftlichen Verlusten wird von Unternehmensseite darauf hingewiesen, daß Fehlzeiten eine Reihe von schwerwiegenden Problemen für das Unternehmen mit sich bringen: sie können den Arbeitsablauf empfindlich stören, die Rentabilität des Unternehmens beeinträchtigen und das Betriebsklima belasten.3) Dabei wird von den Unternehmern häufig der Verdacht geäußert, ein großer Teil der angeblich Kranken sei gar nicht krank. Von Bummelanten und Drückebergern ist die Rede, von „Edelabsentisten“4) und „Sozialparasiten“5). So gab es mit Hinweis auf den Verdacht, das soziale Netz werde von einer Reihe von Arbeitnehmern mißbraucht, in der letzten Zeit verstärkt Überlegungen zur Einschränkung der gesetzlichen Lohnfortzahlung.
Die hier vorgestellten Daten stammen aus einer repräsentativen Untersuchung zum Kündigungsgeschehen: J. Falke, A. Höland, B. Rhode, G. Zimmermann, Kündigungspraxis und Kündigungsschutz in der Bundesrepublik Deutschland, Band I und Band II, Forschungsberichte des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Arbeitsrecht 47, Bonn 1981
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Anmerkungen
Vgl. Presseveröffentlichungen der letzten Zeit in Der Spiegel Nr. 47/1981, S. 34–44; Stern Nr. 48/1981, S. 318–320; Der Arbeitgeber 1981, S. 386; Hamburger Abendblatt vom 30./31.1.1982, S. 11.
Vgl. Der Spiegel, a.a.O. (Anm. 1), S. 34.
Argumente zu Unternehmerfragen, herausgegeben vom Institut der deutschen Wirtschaft, Nr. 2/1981.
So bezeichnet P. Nieder, Fehlzeiten - Ein Weg zu ihrer Reduzierung, Personal 1977, S. 222–225 (225) solche Arbeitnehmer, die häufig fehlen und deren durchschnittliche Fehlzeiten 2–4 Tage betragen.
H. Sopp, Der Krankenstand, Arbeit und Leistung 1973, S. 269–272 (271).
siehe dazu z.B. ein Rundschreiben des Arbeitgeberverbandes zitiert nach Presseinformation der IG-Metall Stuttgart vom 17.9.1980; siehe auch M. Hampelmeier, Muß man Fehlzeiten einfach hinnehmen?, Personal 1976, S. 180–182.
Siehe Presseinformation der IG-Metall Stuttgart vom 17.9.1980.
Siehe J. Falke, A. Höland, B. Rhode, G. Zimmermann, Kündigungspraxis und Kündigungsschutz in der Bundesrepublik Deutschland - Eine empirische Untersuchung im Auftrag des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung, Band I Und Band II, Bonn 1981, S. 962.
Kündigung wegen Krankheit ist z.B. in der DDR ausgeschlossen, während einer Krankheit ist die Kündigung nach Schweizer und niederländischem Recht nicht möglich; vgl. D. Neumann, Kündigung bei Krankheit, Neue Juristische Wochenschrift 1978, S. 1838–1844 (1839).
Vgl. dazu z.B. A. Palme, Kündigung wegen Krankheit in der neueren Rechtsprechung, Blätter für Steuerrecht, Sozialversicherung und Arbeitsrecht, 1978, S. 225–228; und M. Birkner-Kuschyk, U. Tschöpe, Neue Aspekte zur krankheitsbedingten Kündigung, Der Betrieb 1981, S. 264–271.
Der Vergleichswert für anders begründete Kündigungen beträgt 60%.
Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 8), S. 115, 302.
D. Neumann, A. Lepke, Kündigung bei Krankheit, 4. Aufl. Düsseldorf, Frankfurt 1977, S. 25 mit weiteren Nachweisen.
Neumann, Leipke, a.a.O. (Anm. 13), S. 43 f.
So aber Neumann, Lepke, a.a.O. (Anm. 13), S. 44.
H. Salowsky, Individuelle Fehlzeiten in westlichen Industrieländern, Köln 1980, S. 31.
Vgl. Der Spiegel, a.a.O. (Anm. 1), S. 39.
Zu beachten ist allerdings, daß hier nur die personen-und verhaltensbedingten Kündigungen betrachtet wurden, während sich die Aussagen der Aktenanalysen auf sämtliche Kündigungen beziehen.
Salowsky, a.a.O. (Anm. 16), S. 23 ff.
Siehe auch K. Dohse, U. Jürgens, H. Russig, Die präventive Wende der staatlichen Sozialpolitik - Formen des Unterlaufens und der Verkehrung auf Betriebsebene, IIVG Papier des Wissenschaftszentrums Berlin 1979, die für ein großes Automobilwerk in Nordrhein-Westfalen 60% Kündigungen mitteilen, die durch Krankheit des Arbeitnehmers bedingt oder mitbedingt waren.
Vgl. die zusammengefaßten Untersuchungsergebnisse bei H. Salowsky, Bedeutung und Umfang der Fehlzeiten im Industrie-und Dienstleistungsbereich, Recht der Arbeit 1981, S. 247–249 (248).
Der Endbericht von R. Berkau zu dieser Untersuchung liegt in Manuskript-f orm vor.
Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Bundestagsabgeordneten Cronenberg, Bundestagsdrucksache 8/4474, S. 14.
Siehe z.B. R. Müller, Die Möglichkeit des Nachweises von arbeitsbedingten Erkrankungen durch Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten einer Ortskrankenkasse, Sozialpolitik und Produktionsprozeß, Beiträge praxisorientierter Forschung für eine präventive, arbeitsprozeßbezogene Sozialpolitik, WSI-Studie zur Wirtschafts-und Sozialforschung, Köln 1981, S. 17–28; und A. Georg, R. Stuppardt, E. Zoike, Krankheit und arbeitsbedingte Belastungen, Bericht über das Forschungsvorhaben ‘Krankheitsartenanalyse’, Band 1 und Band 2, Essen 1982; M. Blohmke, F. Reimer, Krankheit und Beruf, Heidelberg 1980; W. v. Eimeren, H.K. Selbmann, K. Überla, Modell einer allgemeinen Vorsorgeuntersuchung, Schlußbericht, Stuttgart 1972, S. 27, 28.
Definition nach Müller, a.a.O. (Anm. 24), S. 19.
Siehe Müller, a.a.O. (Anm. 24), S. 5, 6.
Unfallverhütungsbericht ‘76, herausgegeben vom Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. Der Unfallverhütungsbericht für das Jahr 1978 (unter dem Titel “Arbeitssicherheit 80”) enthält Angaben zur Unfallgefährdung von ausländischen Arbeitnehmern nicht.
In dieser Untersuchung wurden die Arbeitsunfähigkeitsdaten von knapp 300.000 Pflichtversicherten bei 103 Betriebskrankenkassen ausgewertet. Siehe Georg, Stuppardt, Zoike, a.a.O. (Anm. 24), Band 2, S. 6.
Georg, Stuppardt, Zoike, a.a.O. (Anm. 24), Band 2, S. 191 f.
Vgl. z.B. P. Nieder, Zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und Fehlzeiten - ein Beitrag zur Organisationsentwicklung, in P. Nieder (Hg.), Fehlzeiten - Ein Unternehmer-oder Arbeitnehmerproblem?, Bern, Stuttgart 1979, S. 1 61–168 (164 f.).
Vgl. dazu z.B. K. Böker, Entwicklung und Ursachen des Krankenstandes der westdeutschen Arbeiter in Nieder (Hg.), a.a.O. (Anm. 30), S. 181–193 (185 f.), der allerdings darauf hinweist, daß möglicherweise nicht der Grad der fachlichen Qualifikation mit dem Krankenstand korreliert, sondern die charakteristischen Merkmale der jeweils ausgeübten Arbeit die Hauptrolle spielen (körperliche Belastung, Monotonie, Beanspruchung der Aufmerksamkeit o.ä.).
Vgl. C.F. Büchtemann, Arbeitsbelastungen, Arbeitsverschleiß, Arbeitslosigkeitsrisiko, Referat für die Fachtagung “Arbeitsmedizin und präventive Gesundheitspolitik” am 16./17. Mai 1981 in Berlin, Typoskript S. 12.
Siehe dazu ausführlich den Beitrag von A. Höland in diesem Band.
Berechnet nach der Formel: Anzahl der versäumten Arbeitstage × 12 Anzahl der Monate mit Fehlzeiten × 220 siehe Falke, Höland, Rhode, Zimmermann, a.a.O. (Anm. 8), Band II, S. 721.
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Zimmermann, G. (1983). Krankheitskündigung in der Praxis. In: Ellermann-Witt, R., Rottleuther, H., Russig, H. (eds) Kündigungspraxis, Kündigungsschutz und Probleme der Arbeitsgerichtsbarkeit. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 45. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01695-3_3
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