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Zusammenfassung

Berlins Aufstieg zur Weltstadt, der sich nach der Reichsgründung 1871 in explosionsartigem Tempo binnen weniger Jahrzehnte vollzog, schuf — so ein häufiges Urteil kritischer Zeitgenossen — eine Metropole, die keine ihr angemessene Form gefunden hat. „Spreeathen ist tot und Spreechikago wächst heran“, schrieb Walther Rathenau 18981 und benennt mit seiner Entgegensetzung von antiker Polis und amerikanischem Industriezentrum das Formlose der neuentstandenen Metropole. In dem ironisch „Die schönste Stadt der Welt“ übertitelten Aufsatz zeichnet er das Bild einer in grotesker Stilvöllerei schwelgenden Stadt, die ihren modernen Metropolencharakter historistisch maskiert. Auch in Karl Schefflers 1910 erschienenem Buch „Berlin. Ein Stadtschicksal“ ist das Unvermögen der — so Scheffler — vom „Amerikanismus“ ergriffenen, hypertroph wuchernden Stadt, sich eine ausdruckskräftige Form zu geben, zentrales Thema. Allein schon ein Blick auf den Berliner Stadtplan verdeutlicht Scheffler die Monströsität der Reichshauptstadt verglichen mit anderen Hauptstädten:

„Jedes lebendig und einheitlich entstandene Stadtgebilde erzählt ein gut Teil seiner Geschichte schon durch den Grundriß. (...) man liest das Epos der Stadtgeschichte, wenn man die Anordnung der Plätze und Gebäude, die Art der Benutzung von hügeligem Gelände und von Wasserläufen aufmerksam betrachtet. (...) Auf diesen Genuß muß verzichten, wer den Stadtplan Berlins ansieht.“2

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Literatur

  1. Walther Rathenau: Die schönste Stadt der Welt. In: Ders.: Impressionen. Lei¬pzig 1902, S. 137 — 163, S. 144 (zit. nach: L. Müller: Modernität, Nervosität und Sachlichkeit. S. 79).

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  5. W. Raabe: Die Chronik der Sperlingsgasse. S. 21.

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  6. W. Raabe: Die Chronik der Sperlingsgasse. S. 11.

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  7. Vgl. K. Riha: Die Beschreibung der `großen Stadt’. S. 39ff.

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  8. G. Lukäcs: Die Grablegung des alten Deutschland. S. 22.

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  9. Vgi. N. Miller: Dorfgeschichte und Dorfroman. S. 200. Zur Darstellung der Stadt in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts vgl. R. Trautmann: Die Stadt in der deutschen Erzählungskunst; F. Sengle: Wunschbild Land und Schreckbild Stadt; K. Riha: Die Beschreibung der `Großen Stadt’ (Riha gibt in seiner Einleitung eine einläßliche Wertung weiterer, seiner Untersuchung vorangehender Untersuchungen zur Stadtdarstellung in der deutschen Literatur).

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  10. Vgl. G. Groiklaus und E. Lämmert: Literatur in einer industriellen Kultur. S. 13 (Vorbemerkungen).

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  11. J. Rodenberg: Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht. S. 6.

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  12. Zit. nach: R. Trautmann: Die Stadt in der deutschen Erzählungskunst des 19. Jahrhunderts. S. 78.

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  13. Zur Entwicklung Berlins in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts — die Stadt, die 1849 nur gut 400 000 Einwohner hatte, wurde 1877 zur Millionenstadt und zählte Ende der achtziger Jahre schon anderhalb Millionen Einwohner — vgl. W. Ribbe: Geschichte Berlins. Bd. 2.

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  15. Vgl. C. Jolles: „Berlin wird Weltstadt“. S. 52.

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  17. M. Halbe: Scholle und Schicksal. S. 346.

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  18. Eine Schilderung des Lebens „à la bohèmienne“ dieser Großstadtliteraten gibt z. B. Heinrich Hart in seinen Erinnerungen: H. Hart: Literarische Erinnerungen. S. 51ff.

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  19. H. Hart: Literarische Erinnerungen. S. 35.

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  20. Vgl. W. Rothe: Deutsche Großstadtlyrik vom Naturalismus bis zur Gegenwart. S. 5ff.

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  21. Einen einführenden Überblick über die „Flut der Berliner Romane, die Anfang der achtziger Jahre einsetzte,“ gibt C. Jolies: „Berlin wird Weltstadt”. S. 52ff.

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  22. M. Kretzer: Zur Entwicklung und Charakteristik des „Berliner Romans“. S. 269ff.

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  23. M. Kretzer: Zur Entwicklung und Charakteristik des „Berliner Romans“. S. 670.

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  24. T. Fontane: Aufsätze zur Literatur. S. 370.

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  25. W. Dilthey: Die Einbildungskraft des Dichters. S. 240.

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  26. „Zu Hause haben sie lyrische Gedichte geschmiedet, von Sinnen und Minnen ge¬schwärmt. In Berlin packt sie das große Rad der Lohnarbeit für den Tag. Sie müssen Feuilletons schreiben, um zu leben” (W. Bölsche: Die Poesie der Großstadt. S. 623). Vgl. auch: D. Scheunemann: Romankrise. S. 21f; Scheunemann beschreibt, wie im Zuge der in den achtziger Jahren in Berlin und München erfolgten „Urbanisierung der literarischen Kultur“ sich der `freie Beruf’ des Schriftstellers durchsetzte als „End¬punkt in der seit dem späten 18. Jahrhundert nur schleppend erfolgten Ablösung der deutschen Literatur von adligen und großbürgerlichen Mäzenen” (ebd.).

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  27. W. Bölsche: Die Poesie der Großstadt. S. 624.

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  28. T. Fontane: Aufsätze zur Literatur. S. 363.

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  29. D. Scheunemann: Romankrise. S. 21f.

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  30. Heinrich und Julius Hart. Vorwort zum Kritischen Jahrbuch. Jg. 1. 1889; abgedruckt in: J. Schutte/P. Sprengel: Die Berliner Moderne. S. 190.

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  31. Vgl. zu dieser Entgegensetzung in der deutschen Stadtliteratur: F. Sengle: Wunschbild Land und Schreckbild Stadt.

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  32. Julius Hart: „Vom Westen kam ich (Chrw(133))“. In: W. Rothe: Deutsche Großstadt¬lyrik vom Naturalismus bis zur Gegenwart. S. 59ff.

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  33. W. Bölsche: Die Poesie der Großstadt. S. 622.

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  34. H. Hart: Literarische Erinnerungen. S. 64.

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  35. W Bölsche: Weltblick. S. 39.

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  36. W. Bölsche: Weltblick. S.41.

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  37. F. Nietzsche: Also sprach Zarathustra. S. 221.

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  38. Vgl. K. Rossbacher: Heimatkunstbewegung und Heimatromane. 39vg1. J. H. Zammito: Der Streit um die Berliner Kultur. S. 234ff.

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  39. A. Holz: Buch der Zeit. S. 100 (Gedicht „Berliner Frühling“).

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  40. A. Holz: Buch der Zeit. S. 100 (Gedicht „Berliner Frühling“).

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  41. H. Rölleke: Die Stadt bei Stadler, Heym und Trakl. S. 26. — Schon Bölsche merkte kritisch zur Berlin-Literatur der achtziger Jahr an: „Das derbe Rad der Welt kreist rascher, als daß die ästhetische Betrachtung immer gleich nachkommen könnte. So wächst uns die Großstadt jäh über den Kopf“ (W. Bölsche: Die Poesie der Gro߬stadt. S. 62).

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  42. Angesichts des Umstands, daß `Großstadtroman’ ein Begriff ist, der sich zunächst einmal aus dem Inhalt der Romane ableitet, dürfte es sehr schwierig sein, eine allge¬mein gültige Strukturformel für Großstadtromane zu finden. Es empfiehlt sich eine flexible Definition, wie sie Susanne Ledanff gibt, wenn sie vom „Großstadtroman“ als von einem Romantypus spricht, „in dem die Affinität zwischen Romanstruktur und dem städtebaulich-gesellschaftlichen Phänomen der (Groß-)Stadt ins Auge springt” (S. Ledanff: Bildungsroman versus Großstadtroman. S. 92).

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  43. V. Klotz: Die erzählte Stadt. S. 10.

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  44. C. Perels: Vom Rand der Stadt ins Dickicht der Städte. S. 61.

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  46. T. Fontane: Aufsätze zur Literatur. S. 350.

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  47. H. Brüggemann: Das andere Fenster: Einblicke in Häuser und Menschen. S. 203. Brüggemann zeigt allerdings auch, wie Fontane gerade durch seine Reserviertheit in „Feinstrukturen“ (ebd. S. 204) der Großstadtgesellschaft eindringt.

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  48. Vgl. Frank Trommlers Einleitung in H. A. Glaser: Deutsche Literatur. Bd. 8, S. 7.

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  54. So Volker Kotz im Untertitel seiner Untersuchung: V. Klotz: Die erzählte Stadt. Ein Sujet als Herausforderung des Romans von Lesage bis Döblin.

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  55. K. R. Scherpe: Nonstop nach Nowhere City? S. 134.

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  56. Zur Thematik der „Erzählbarkeit“ der Großstadt des 19. Jahrhunderts vgl. ne¬ben Volker Klotz’ umfangreicher und grundlegender Herausarbeitung von Affinitäten zwischen Großstadt und Romanstruktur (V. Klotz: Die erzählte Stadt) Klaus R. Scherpes Aufsätze zur „Transformationsgeschichte” der Stadtdarstellung, in denen als zentrale Muster traditioneller Stadtromane Techniken der Symbolisierung von Stadt, der Zentrierung in einem Subjekt und der Dramatisierung von Gegensätzen und damit einer Erhöhung des Ausdruckscharakters von Stadt beschrieben werden (K. R. Scherpe: Von der erzählten Stadt zur Stadterzählung, S. 421f; ders.: Aus¬druck, Funktion, Medium, S. 146f; ders.: Nonstop nach Nowhere City? S. 129ff).

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  58. F. Sass: Berlin in seiner neuesten Zeit und Entwicklung. S. 40.

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  59. Abgedruckt in: W. Beyrodt u. a.: Kunsttheorie und Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts in Deutschland, Bd. 2, S. 168f.

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  60. Auszugsweise abgedruckt in: W. Beyrodt u. a.: Kunsttheorie und Kunstge¬schichte des 19. Jahrhunderts in Deutschland, Bd. 2, S. 173ff.

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  61. R. Sennett: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. S. 46.

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  62. R. Sennett: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. S. 232. 64 R. Sennett: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. S. 46. 65R. Sennett: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. S. 166. 66W. Benjamin: Charles Baudelaire. S. 612ff.

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  63. Der Glaube, das Wahrnehmungsobjekt zu `haben’, so das Bölsche-Zitat, ist bloße Täuschung; zu einer modernen Poetik der Großstadt, deren Basis das „Entgleiten des Vertrauens in die Zuverlässigkeit des Sehens“ ist, vgl. P. Fisher: City Matters: City Minds. S. 110ff.

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  64. P. Fisher: City Matters: City Minds. S. 107.

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  65. G. Simmel: Die Großstädte und das Geistesleben. S. 203.

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  66. Zum „Bruch mit der klassischen Konzeption des Schönen“ in der literarischen Wahrnehmung der Großstadt im 19. Jahrhundert vgl. H. Brüggemann: „Aber schickt keinen Poeten nach London!” S. 128ff.

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  67. Die Aura, die von den Gegenständen der großstädtischen Zentren ausgeht, ist allenfalls „eine neue scheinhafte Aura — die der Warenseele’“ (H. R. Jauss: Spur und Aura. S. 21).

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  68. Zu großstädtischen Wahrnehmungsweisen, die einem von einem „übermächtigen Allgemeinen“ beherrschten Wahrnehmungsraum (nach Bertolt Brechts bekanntem Diktum: einer „in die Funktionale gerutschten” Realität; vgl. B. Brecht: Der Drei¬groschenprozeß. S. 161) antworten, vgl. Heinz Brüggemanns Interpretation der Ver¬wendung von Allegorien in Heinrich Heines London-Darstellung: H. Brüggemann: „Aber schickt keinen Poeten nach London!“ S. 114ff.

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  69. R. Sennett: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. S. 251.

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  70. W. Bölsche: Die Poesie der Weltstadt. S. 623.

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  71. K. R. Scherpe: Ausdruck, Funktion, Medium. S. 147.

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  72. H. J. Blanke: Ich und Welt im Roman des 19. Jahrhunderts. S. 197.

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Forderer, C. (1992). Einleitung. In: Die Großstadt im Roman. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01639-7_1

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