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Einleitung

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Zusammenfassung

Spätestens mit Erscheinen der Unsichtbaren Loge werden Jean Paul und seinem Werk eine außergewöhnliche — eine andere — Position innerhalb des literarischen Geschehens um 1800 zugesprochen. Sie ist dabei ebenso Anlaß zu vernichtender Schmähung wie gleichzeitig zu euphorischer Überhöhung des Autors und seiner Romane. Dabei entzünden sich bis heute die meisten Urteile an einem gemeinsamen Brennpunkt, dem hohen Grad an Subjektivität, der Jean Pauls Schreiben immanent ist und der als Charakterisierungsmerkmal von der Forschung unangefochten geteilt wird. Schwieriger gestaltet sich die Beantwortung der damit verknüpften Frage, die im übrigen auch de Quincey stellt, was genau die Subjektivität des Autors ausmache und in welcher Form sie sich im Roman objektiviere. Der Illustration (und der Schönheit der Bilderfülle) wegen noch einmal de Quincey:

Aber das unbändige, wirbelnde, bizarre, kapriziöse, unberechenbare Aufschnellen, Springen, Taumeln, Tanzen, Walzern, Kapriolenschlagen, Pirouettendrehen, Feuerwerksraketensteigen der Gemse, des Harlekins, der Vestris, des sturmliebenden Raben — des Raben? nein, der Lerche [...] — mit wenigen Worten: des Proteus, des Ariel, des Monstrums, John Pauls — kann mit nichts verglichen werden im Himmel und auf Erden oder im Wasser unter der Erde [...].2

Was die Originalität angeht, kann es bestimmt keine Fragen geben im Vergleich der Ansprüche Richters mit denen der anderen deutschen Autoren. Er ist niemandes Vertreter als sein eigener; auch glaube ich nicht, daß er jemals einen Nachfolger haben wird. Von seinem Stil könnte man nachdrücklich und mit nahezu vollkommener Angemessenheit sagen, daß es ihn gar nicht gibt, wenn er nicht im Geist vollendeter Freiheit seinen Weg findet, — wenn er sich nicht infolge eines autonomen Impulses bewegt, kann er sich schlechthin nicht bewegen.1

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Literatur

  1. Th. de Quincey, John Paul Frederick Richter, (1821) 1990, S. 143.

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  2. Th. de Quincey, John Paul Frederick Richter, (1821) 1990, S. 146f.

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  3. Daß der Vielzahl von Digressionen auch eine ökonomische Komponente zugrunde liegt, beschreibt L. Fertig, »Ein Kaufladen voll Manuskripte«, 1989, S. 290: Sie stellen u.a. den Versuch dar, das Werk “durch allerlei Beigaben anzureichern, die Bogenzahl zu erhöhen, ein kleineres Produkt mitzuvermarkten.” - Ebenso: ders., «Krieg mit dem Zensor», 1987, S. 121.

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  4. B. Lindner, Jean Paul, 1976, S. 234 spricht vom “Avantgardismus der Form” Jean Pauls.

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  5. “Damit steht Jean Paul am Übergang zur literarischen Moderne. Das ist mehr als ein literaturgeschichtliches Faktum, signiert vielmehr den Wandel des Bewußtseins: die alten Themen sind verbraucht wie die Ordnung der patriarchalisch-hierarchisch geordneten Welt. So werden sie irrelevant gegenüber dem Ausdruck, in dem die Ahnung des Neuen, noch nicht Verfügbaren sich kundtut. Nicht thematisch oder vom Gedanken her, aber nach der Struktur seines Werkes hat Jean Paul die Probleme der industriellen Revolution und der modernen Kunst vorweggenommen durch seine Methode.” D. Baacke, Vehikel und Narrenschiff der Seele, 1983, S. 56.

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  6. “Ich kann das Gefühl, das mich beim Lesen dieser Schrift [1. Band von Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre, A.E.], und zwar in zunehmendem Grade, je weiter ich darin komme, durchdringt und besitzt, nicht besser als durch eine süße und innige Behaglichkeit, durch ein Gefühl geistiger und leiblicher Gesundheit ausdrücken, und ich wollte dafür bürgen, daß es dasselbe bei allen Lesern im ganzen sein muß.” Fr. Schiller an Goethe, 7.1.1795 (zit. nach Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe, 1984, S. 53). - “Behaglichkeit” sowie geistige und körperliche “Gesundheit”, die beim Publikum hervorgerufen werden, stehen für die harmonische Stimmigkeit des literarischen Kunstwerkes, das von allen Mißtönen und Dissonanzen bereinigt ist. “Gesundheit” wird somit zum Bewertungskriterium für Kunst, zur ästhetischen Kategorie erhoben. - P. Sprengel wendet sich in scharfer Form gegen Goethes und Schillers Theorem der “»Kultur-Hygiene«” und stellt ihren, gerade auf Jean Paul bezogenen, diskriminierenden Ton heraus. Jean Paul im Urteil seiner Kritiker, hgg. von P. Sprengel, 1980, S. XXXff, sowie ders., Dokumente sanfter Rührung, 1978, S. 121.

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  7. H. Kiesel/P. Mönch, Gesellschaft und Literatur im 18. Jahrhundert, 1977.

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  8. H. Bosse, Autorschaft ist Werkherrschaft, 1981.

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  9. F. Kittler, Aufschreibesysteme, (1985) 1987.

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  10. L. Winckler, Autor - Markt - Publikum, 1986.

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  11. L. Winckler, Autor - Markt - Publikum, 1986, S. 12.

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  12. S. Schmidt, Die Selbstorganisation des Sozialsystems Literatur im 18. Jahrhundert, 1989.

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  13. S. Schmidt, Die Selbstorganisation des Sozialsystems Literatur im 18. Jahrhundert,1989, S. 24.

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  14. Eine der wichtigsten Arbeiten stammt von 1974: W. Ungern-Sternberg, Chr. M. Wieland und das Verlagswesen seiner Zeit. U.-St. beschreibt Wielands letztlich erfolglosen Versuch, sein “literarisches Unabhängigkeitsideal” dauerhaft zu verwirklichen und sich als ‘freier Schriftsteller’ zu etablieren (S. 1266). Auf der Grundlage von Wielands Lebensweg, seinem ‘Sprechen über’ die Situation schreibender Intellektueller und seinen juristischen Konflikten mit Verlegern eröffnet U.-St. den Blick auf das Gesamtphänomen des freien Schriftstellertums, vor allem auf eine Form der individuellen Auseinandersetzung mit der Praxis des literarischen Marktes. - Zu Klopstock, der (neben Lessing und Wieland) zu den “bahnbrechenden Gestalten in der Entstehungsphase des literarischen Markts” gehört (Kiesel/Münch, Gesellschaft und Literatur im 18. Jahrhundert, 1977, S. 81), siehe zwei Arbeiten von H. Pape: 1962: Die gesellschaftlich-wirtschaftliche Stellung Friedrich Gottlieb Klopstocks und die hieraus (4. Kap.) erweiterte und mit unveröffentlichten Briefen im Anhang versehene Untersuchung von 1970: Klopstocks Autorenhonorare und Selbstverlagsgewinne.

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  15. Rezension des Titan (1. und 2. Bd.) in Neue allgemeine deutsche Bibliothek, 1801; zit. nach Sammlung, III, hgg. von K. Wölfel, 1983, S. 36.

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  16. Stellvertretend für viele G. de Bruyn, Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter, (1975) 1984, S. 50: “ Sie [die Armut, A.E.] ist [...] der Boden, auf dem das alles wächst, auf dem auch er wächst. Während sie in späteren Jahren zum Objekt der Darstellung wird, bestimmt sie jetzt das Subjekt, den aufnehmenden und schöpferisch tätigen Menschen.”

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  17. Von den ärmlichen Verhältnissen eines solchen Daseins berichtet Jean Paul selbst, wenn er in der Selberlebensbeschreibung das Haus seines Großvaters beschreibt, das sich mit Sicherheit nicht wesentlich von dem seines Vaters unterschied: “Sein Schulhaus war ein Gefängnis, zwar nicht bei Wasser und Brot, aber doch bei Bier und Brot; denn viel mehr als beide - und etwa frömmste Zufriedenheit dazu - warf ein Rektorat nicht ab, das obwohl vereinigt mit der Kantor-und Organistenstelle, doch dieser Löwengesellschaft von 3 Ämtern ungeachtet nicht mehr abwarf als 150 Gulden jährlich.” - SL, W I, 6, 1041.

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  18. Vor allem sind hier die Briefe vom 1.12.1781 (SW III, 1, 33f) und vom 21.8.1782 (SW III, 1, 47ff) zu nennen.

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  19. Über die Flucht, bei der er überdies die “rechte Hand erfroren hat”, berichtet Jean Paul in einem Brief an Oerthel vom 16.11.1784. - SW III, 1, 130f.

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  20. G. de Bruyn, Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter, (1975) 1984, S. 69.

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  21. “Auch in dieser für jeden andern gewiß überaus unglücklichen Lebensperiode fehlte ihm ein hohes Selbstvertrauen und eine Gemütsruhe und jene Freudigkeit nicht, die nur eine ungemeine Geisteskraft und eine ununterbrochene Geistesrichtung auf das Höchste gewähren können. Beide besaß Paul; und durch sie vermochte er alle Gedanken, die sich auf die unwillkommenen Äußerlichkeiten des menschlichen Lebens beziehen, mit Blitzes-schnelle abzuschneiden und alle Not, in der er war, und die ihn umgab und täglich zunahm, als sei sie nicht da oder nie dagewesen, wobei er zuweilen mit einer schmerzlichen Bewegung der Hand über die Stirne einen Ideengang, den er beseitigen wollte, gleichsam ab-und hinwegstreifte.” - Chr. Otto über Jean Paul, SW E, 3f.

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  22. Zum Beispiel A. Bachmann/U. Schweikert, Jean Paul, 1987, S.181.

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  23. W. Harich, Jean Paul, 1925, S. 93.

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  24. So ähnlich auch H. Schlaffer, Jean Paul, 1974, S. 395: “In der Armut des äußeren Daseins konnte sich Jean Paul behaupten, indem er ihr seine Innerlichkeit, die Unendlichkeit der Seele und die Freiheit des Geistes, entgegenstellte.”

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  25. “Man sollte glauben, solche Seelenstürme müßten schließlich auch einen felsenfesten Charakter wie wicklung nach zwei Seiten auseinanderläuft; nur als Denker und Dichter verliert er sich ins Unfertige und Gestaltlose, der Mensch gelangt in ihm zur vollen Reife.” F.J. Schneider, Jean Pauls Jugend, 1905, S. 258. Überhaupt sieht Schneider Jean Pauls (Not-und Jugend)Jahre durchweg unter fatalistischem Blickwinkel als unentrinnbare Gegebenheit, der sich der Mensch zu unterwerfen hat und die zur Prägung des menschlichen Wesens beiträgt: “Jeder Mensch hat eine Zeit durchzumachen, die er das Geburtsjahr seiner Seele nennen könnte. Bestimmte Züge seines Charakters und Geistes bilden sich da in ihm aus, die wohl selbst weiter entwickelt, aber durch keine Entwicklung mehr zerstört werden können. Die Jahre von Leipzig haben diese Bedeutung für Jean Paul.” - Ebd., S. 223.

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  26. Bereits während der Arbeiten zum Siebenkäs schreibt er an Emanuel (2.12.1796): “Meine Blumenstüke sollen den Frohsin in der Armuth malen: meine Behauptungen kommen nach meinen Erfahrungen und immer hat die 30 Zeit, wo ich einmal am ärmsten war, einen unaussprechlichen Reiz für mich.” SW III, 2, 277.

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  27. Siehe hierzu H. Bade, Biographische Marginalien zum alten Jean Paul, 1974, S. 72ff.

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  28. SW III, 1, 15f. - Oder SW III, 1, 20: “Wen nicht seine Armut zwingt, klug zu sein, der wird in Leipzig der Nar [...]. Die meisten reichen Studenten sind dieses. -”W. Harich, Jean Paul, 1925, S. 93f. W. Harich, Jean Paul, 1925, S. 95.

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  29. G. de Bruyn, Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter, (1975) 1984, S. 79: “In erster Linie [...] ist sein politisches Bewußtsein eine Antihaltung: So wie es ist, ist es schlecht und muß geändert werden, wenn es nicht anders geht, mit Gewalt.”

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  30. “Ich habe mir die Regel in meinen Studien gemacht, nur das zu treiben, was mir am angenemsten ist, für was ich am wenigsten ungeschikt bin, und was ich iezt schon nüzlich finde oder halte.” - SW III, 1, 31.

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  31. Daß die Verbindung eines Lebens als Schriftsteller und einer Tätigkeit in einem bürgerlichen Beruf nicht nur Jean Pauls Vorstellungen mißfiel - unverträglich erschien -, sondern von einem gewissen Konsens freier Autoren getragen wurde, zeigt, um nur ein Beispiel herauszugreifen, der folgende Brief Hölderlins an seine Mutter (Jan. 1799): Es hat es mancher, der wohl stärker war, als ich, versucht, ein großer Geschäfftsmann oder Gelehrter im Amt, und dabei Dichter zu seyn. Aber immer hat er am Ende eines dem andern aufgeopfert und das war in keinem Falle gut, er mochte das Amt um seiner Kunst willen, oder seine Kunst um seines Amts willen vernachlässigen; denn wenn er sein Amt aufopferte, so handelte er unehrlich an andern, und wenn er seine Kunst aufopferte, so sündigte er gegen seine von Gott gegebene natürliche Gaabe, und das ist so gut Sünde und noch mehr, als wenn man gegen seinen Körper sündigt. (Fr. Hölderlin, Briefe, 1954, S. 312.) Und als Jean Paul 1812 ein Lehramt angeboten bekommt, sagt er mit folgender Begründung ab: Aber über die Annahme eines solchen Amtes muß ich nicht nur meine Wünsche, sondern auch meine Kräfte fragen, ob diese zum Lehren und zum Schreiben zugleich auslangen. Letzteres fodert von mir [...] weit mehr Zeit, als man vielleicht meinen Werken leider ansieht, [...] Die Belohnung, welche mir der edle Großherzog anbietet, würde mir auch im günstigsten Falle mehr Zeit abfodern, als mein Schreibamt entbehren kann [...]. (SW III, 6, 245f). Siehe auch F. Kittler, Aufschreibesysteme, 1987, S. 111: Hoffmann und Hardenberg, Goethe und Schiller - sie alle kennen Möglichkeit und Geheimnis eines Doppellebens. Und wenn vereinzelte Dichter wie Hölderlin oder Kleist, weil sie es ignorieren, am Übergang vom Hauslehrer zum Erziehungsbeamten, vom Einzelkämpfer zum Königsadjutanten scheitern, heißt das Ende Tübinger Turm oder Wannseeufer. Ohne dem Kern von Kittlers Aussage zu widersprechen, scheint mir Jean Paul auch hierbei eine Ausnahme zu sein. Auch er verweigert sich, vor allem ab den 80er Jahren, mit großer Vehemenz einer Doppelexistenz. Die Ausschließlichkeit jedoch, mit der er dem Schreibgewerbe nachzugehen entschlossen ist, die zudem beständige Thematisierung auch dieses Sachverhaltes, treibt ihn weder in die Isolation des Hölderlinturmes, noch zwingt sie ihn zu einem Kopfschuß. Zwar erreicht er mit seinen 51 Jahren nicht das Alter von Goethe, möglicherweise ist er dabei Opfer von (schreibbedingten) Kaffee-, Alkohol-und Kokainexzessen; Tatsache bleibt jedoch ein über Jahrzehnte hin erschriebenes Leben.

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  32. “Ich wüste keine Sache in der Welt, durch welche man sich nicht Brod erwerben könte. [...]” - Brief an Pfarrer Vogel vom November 1781 (nicht abgeschickt); SW III, 1, 32.

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  33. “Mein Buch mit Ihrem Namen geziert zu sehen, hab’ ich mer gewünscht als gehoft. Um desto grösser ist mein Vergnügen über Ihre Gütigkeit, um desto grösser mein Dank dafür. Es beruht oft eben soviel auf den, der den Körper eines Buches schaft, als auf den, der die Sete desselben schaft. [...] Sie werden [...] nicht Mangel an Höflichkeit, sondern nur Mangel an Geld in der Bitte finden, daß Sie mir noch vor den Feiertagen [Weihnachten, A.E.] das Honorarium schikken möchten - [...]” - SW III, 1, 50.

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  34. “Die Hauptsache ist, daß ich Exzerpten aus meinen Exzerpten mache und den Spiritus noch einmal abziehe.” - TB,W II, 3, 772.

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  35. “Diese Exzerpten zieh’ ich wie Riechwasser überall aus der Tasche, auf der Straße, im Vorzimmer, auf dem Tanzboden, und erquicke mich mit einigen Lebenstropfen.” - TB, W II, 3, 771.

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  36. W. Proß, Jean Pauls geschichtliche Stellung, 1975, S. 170ff. - “Jean Pauls »Romane« repräsentieren nicht die literarische Gattung des >Romans<, sondern sind poetische >Enzyklopädien<, wie er sie nennt, in einem ganz wörtlichen Sinn - >Enzyklopädien< im Sinne Diderots und d’Alemberts, als ein Netzwerk von wissenschaftlichen Aussagen (teils in literarischer Form), die [...] aufeinander Bezug nehmen; und >poetisch<, weil die wissenschaftlich-philosophischen, wie die sozialen Grundlagen in der Ara Kants ihrer einheitlichen, naturrechtlichen Fundierung verlustig gehen.” - Ebd., S. 170.

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  37. W. Proß, Jean Pauls geschichtliche Stellung, 1975, S. 173f.

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  38. W. Proß, Jean Pauls geschichtliche Stellung, 1975, S. 170, 177, 176.

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  39. H. Schlaffer, Jean Paul, 1974, S. 390.

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  40. W. Proß, Jean Pauls geschichtliche Stellung, 1975, S. 171.

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  41. W. Proß, Jean Pauls geschichtliche Stellung, 1975, S. 174.

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  42. W. Proß, Jean Pauls geschichtliche Stellung, 1975, S. 18.

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  43. G. de Bruyn, Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter, (1975) 1984, S. 114.

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  44. Jean Paul ‘springt’, so G. de Bruyn, Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter, (1975) 1984, S. 112, “in die Höhen der literarischen Welt und in die Höhen der Gesellschaft”.

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  45. An Chr. Otto schreibt Jean Paul am 30.5.1797: “[...] so bitt ich dich herzlich, nim wie es einem Freunde geziemt, mein Anerbieten [...] an, 50, 100 [...] rtl. alles was du wilst stehen dir zu Gebot. [...] Da ich jezt so viel und es ganz unnüz liegen habe: so besteht meine Gefälligkeit in weiter nichts als daß ichs zusammenzähle. [...] An die 1000 rtl. mag ich ungefähr haben.”; SW III, 2, 336. - Dennoch entspricht das Honorar, das Jean Paul für seine Romane erhält, bei weitem nicht dem, “was ein Publikumsliebling erwarten darf”; L. Fertig, »Ein Kaufladen voll Manuskripte«, 1989, S. 362. - “Man sagt mir, der Maßstab sei 1/2 Mann bei einem Vermögen von 4 oder 5000 fl. Ist dieß, so kann ich jede Minute beweisen, daß ich nur einen 1/2 verdiene, so lieb es mir wäre, das Gegentheil darthun zu können, damit ich selber als ein ganzer Mann erschiene.”; SW III, 5, 156. - Trotzdem gehört Jean Paul mit seinen Einnahmen - gesamtgesellschaftlich gesehen - “zu den Privilegierten”, wie Fertig am Beispiel anderer Löhne/Gehälter nachweist (L. Fertig, ebd., S. 367ff).

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  46. Siehe Fr. Engels, Die Entwicklung des Sozialismus, MEW 19, S. 197,der diese Periode bildreich als “schläfrige[n] Entwicklungsgang der Manufakturzeit” bezeichnet.

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  47. H. Bade, Jean Pauls politische Schriften, 1974, S. 7.

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  48. H.J. Haferkorn, Zur Entstehung der bürgerlich-literarischen Intelligenz, 1974, S. 199.

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  49. Die entscheidende Änderung, die sich durch die Einführung des Barverkehrs ergab, war die Einräumung eines Remissionsrechtes; es wurde fortan die Möglichkeit der Rückgabe nichtveräußerter Buchexemplare geschaffen - oder anders: Es entstand der (moderne) Sortimentsbuchhandel.

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  50. D. Böck, Grundzüge der literarischen Periode, 1982, S. 190.

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  51. Nach H.J. Haferkorn, Zur Entstehung der bürgerlich-literarischen Intelligenz, 1974, S. 202, betrug die Gesamtzahl der Schriftsteller um die Jahrhunderwende ca. 10,5 Tsd., wovon ca. 20% von ihrem Schreiben lebten. Bei den Angaben bezieht sich Haferkorn auf die “kaum mehr zu überprüfenden” Zahlen von J.G. Meusel, Das Gelehrte Teutschland, 17961806 und J.W. Appel, Die Ritter-, Räuber-und Schauerromantik,1859. - Aufschlußreiche Zahlenbeispiele zur Entwicklung des Buchmarktes siehe bei R. Jentzsch, Der deutschlateinische Büchermarkt,1912, Tafeln I-III, “am Schluß”.

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  52. “Die den Schriftsteller auszeichnende Freiheit lag [...] gerade in der Verwirklichung der Chance, die Welt aus seinem Lebenskreis heraus zu deuten und die gewonnenen künstlerischen Wahrheiten öffentlich zu verkünden [...]” H.J. Haferkorn, Zur Entstehung der bürgerlich-literarischen Intelligenz, 1974, S. 197.

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  53. P. Sprengel, Innerlichkeit, 1977, S. 128.

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  54. H.J. Haferkorn, Zur Entstehung der bürgerlich-literarischen Intelligenz, 1974, S. 196.

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  55. Zum hier einsetzenden rasanten Aufstieg der Trivial-oder Unterhaltungsliteratur siehe R. Jentzsch, Der deutsch-lateinische Büchermarkt, 1912, 261f: “Die Menge der [...] Romane läßt keinen Zweifel übrig, daß wir es hier mit einer vielbegehrten, weitverbreiteten Lieblingslektüre des großen Publikums zu tun haben. Andrerseits erhellt daraus deutlich, welcher Platz jetzt auf dem Meßbüchermarkt solchen Schriften zukommt, die nur dem Unterhaltungsbedürfnis weiterer Kreise dienen wollen; und damit zeigt sich auch, wie sehr eine vielgeschäftige Schriftstellerwelt diesen Lieblingsneigungen entgegenkommt, ihnen bereitwillig und eilfertigst immer neue Nahrung zuführt, indem sie einmal beliebte Motive nach demselben Schema immer wieder abwandelt [...]”.

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  56. D. Böck, Grundzüge der literarischen Periode, 1982, S. 195.

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  57. “Für den jungen Jean Paul gerät das literarische Leben seiner Zeit, wie er es vom Buchhandelszentrum Leipzig aus in den Blick bekommt, pauschal zu Kot. [...] Bücher schlechthin sind Exkremente des Kopfes, Worte sind Blähungen, Gedanken Exkremente. Die Produktion von H. Bosse, Autorschaft ist Werkherrschaft, 1981, S. 24.

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  58. Hannelore Schlaffer unterscheidet in ihrem Aufsatz Kritik eines Klischees (1974) streng zwischen dein ‘geistigen Substrat’ von Kunst und der reproduzierbaren, dinglichen Erscheinungsform des Kunstwerks. Dabei könne nur diese Warencharakter mit einem ihr immanenten Tausch-und Gebrauchswert annehmen, wogegen die Kunst an sich mehr oder minder frei bleibe von dem Zugriff der Marktsphäre. Schlaffers Trennung führt dazu, daß die Distributionssphäre den kapitalistischen Bedingungen unterworfen ist, wogegen der Produktionsbereich hiervon ausgenommen werden muß. In diesem bestehe nun für die arbeitenden Künstler die Möglichkeit, unentfremdet, von äußeren Zugriffen des Kapitals bewahrt, individuell schöpferisch zu wirken. Die Produktions-und Distributionsbereiche scheinen damit losgelöst hintereinander, ohne gegenseitige Beziehung zu funktionieren. Nur dann wird verständlich, daß nach Schlaffer die Produktionssphäre der Kunstschaffenden von kapitalistischen Einflüssen unangetastet bleibe, während die Distribution jenen unterliege. - Schlaffers Position ist grundsätzlich, das heißt bereits in ihrem Ansatz zu kritisieren. Ihre Argumentation beruht auf der gesetzten, idealistischen Trennung von geistigem Gehalt des Kunstwerks, seinem unantastbaren Wesen und dein äußerlichen Schein, das heißt seiner dinglichen Erscheinungsform. Wird jedoch für einen Markt produziert, ist die Produktion immer Warenproduktion, damit eine Produktion von Gebrauchs-und Tauschwerten. Insofern wiederum Tauschwert produziert wird, handelt sich um abstrakte Arbeit. Ebenso aber wie der Tauschwert immer an den Gebrauchswert gebunden bleibt, wird abstrakte Arbeit immer als konkrete verausgabt, dabei bestimmte Gebrauchswerte produzierend.ses.71 71 Die konkrete Arbeit des Künstlers besteht für ihn einmal in der Verwirklichung des künstlerischen Vorhabens, der schöpferischen Umsetzung der ‘Idee’ - dem Schreiben an sich. Zum anderen, und hierauf macht P. Bürger aufmerksam, besteht sie im (Wieder)“Erlernen eines bestimmten Verhaltens”, worunter er wesentlich die Spontaneität zählt. Diese ist im und durch den Sozialisationsprozeß innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft verdrängt worden und “den meisten Menschen verlorengegangen” (P. Bürger, Zur Kritik der idealistischen Ästhetik, 1983, S. 110). Die konkrete Arbeit umfaßt - auf Jean Paul bezogen - das Schreiben der verschiedenen Romane, inclusive aller Digressionen, Anmerkungen, Vorreden, Entwürfe. - Von der Seite des Gegenstandes her betrachtet wird hierbei ein Gebrauchswert geschaffen, welcher ganz allgemein dazu geeignet ist, bestimmte menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei hat er - abhängig von seiner Beschaffenheit - jeweils einen unterschiedlichen, spezifischen Nutzen für dessen Verwender. Der vordergründige Gebrauchswert eines Kunstwerks liegt ganz allgemein, unbestritten und erklärtermaßen darin, das Bedürfnis nach Kunstgenuß zu befriedigen.

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  59. “Sagen Sie mir um des Himmels willen alles, was Sie vom seligen Manne wissen; denn in der Michaelis-Messe 1811 muß sein Leben in Nürnberg bei Schrag heraus.” - So der Erzähler des Fibels bei dem Versuch der rechtzeitigen Fertigstellung von dessen Biographie; LF,W I, 6, 533.

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  60. “Sie, lieber Herr und Freund, Selbst ein Mann in seinen schönsten, thätigsten und Aussichtreichsten Jahren, Sie sollten einen angehenden Schriftsteller gleiches Alters an sich knüpfen [...], einen Schriftsteller, der zwar noch keinen Nahmen hätte, für welchen Ihnen aber irgend ein alter graubärtiger Veteran (wie Wieland z.B.) sich verbürgte [...].” (30.12.1800) C.M. Wielands Briefwechsel mit Friedrich Vieweg, II, 1984, S. 676.

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  61. Das Über- Unterordnungsverhältnis, das sich aus dieser Abhängigkeit ergibt, ist rein ökonomisch bedingt und resultiert nicht aus einem bereits bestehenden (politisch oder sozial begründetem) Herrschaftsverhältnis. - Hierauf macht K. Marx, Resultate,(1861/3) 1969, S. 51, als einem wesentlichen Charakteristikum der fonnellen Subsumtion, aufmerksam.

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  62. “Im Gegensatz zum Arbeiter stellt denn auch der Unternehmer dem Künstler Produktionsmittel nicht zur Verfügung; ästhetische Produktionsmittel können nicht als Privatbesitz entfremdet werden.” H. Schlaffer, Kritik eines Klischees, 1974, S. 271. - Siehe hierzu auch Jean Paul: “[...] - alles ist schon zu den Hundposttagen da, ein Dintenrezept von einem Alchemiker, der Gänsehirt mit Spulen war schon gestern da, der Buchbinder mit bunten Schreibbüchern erst heute - [...]”; H,W I, 1, 511. - Oder gar Fibel, der nicht nur seine Federn selbst sammelt und sie anschließend zuschneidet, sondern zudem noch als “sein eigner Dinten-Koch” “die beste Dinte im Dorfe” ansetzt. LF, W I, 6, 431.

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  63. K. Marx, Resultate, (1861/3) 1969, S. 52.

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  64. H.J. Haferkorn, Zur Entstehung der bürgerlich-literarischen Intelligenz, 1974, S. 232.

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  65. G. Leithäuser, Kunstwerk und Warenform, 1978, S. 30.

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  66. “Für die autonome Künstlerrolle, die zentral durch den Geniebegriff markiert wird, lassen sich Widersprüche zwischen der künstlerischen Produktionsweise und der sich durchsetzenden kapitalistischen Produktionsweise verantwortlich machen: Der Künstler verbleibt auf dem Status handwerklicher Formbestimmtheit, so daß die kreative und individuelle Produktion um so leichter als »Schöpfung« mystifiziert werden kann.” B. Lindner, Autonomisierung der Literatur als Kunst, 1975, S. 91.

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  67. “Diese Autoren genannten Lohnarbeiter gehören zu der bürgerlichen Produktivkraft, die der Kulturindustrie Literatur als Ware und der bürgerlichen Öffentlichkeit wie dem einzelnen bürgerlichen Individuum und seinem Bewußtsein ideologischen Stoff zu liefern hat.” H. Vinçon, Jean Paul, 1978, S. 15.

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  68. Fr. Nicolai, SebaldusNothanker, (1773) 1991, S. 72f. Auf den ‘Manufaktur-Schreiber’ macht K. Marx in seinen Theorien über den Mehrwert, MEW 26.1, S. 377 aufmerksam: Das Produkt des “Leipziger Literaturproletarier, der unter Direktion seines Buchhändlers Bücher (z.B. Kompendien der Ökonomie) fabriziert [...] ist von vornherein unter das Kapital subsumiert und findet nur zu dessen Verwertung statt.”

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  69. Anschaulich J.G. Heinzmann, Apell an meine Nation, 1795, S. 426. - Der Verfasser bezieht sich auf Buchhändler, die Aufträge an Autoren erteilen, bestimmte Texte zu verfassen: “[...] er bestellt die Arbeit, wie der Manufakturist ein Stück Zitz bestellt, nach Form, Gestalt und Güte. Diesen allmächtigen Befehl befolgen die Federmänner ganz pünktlich; sie schreiben ab und setzen hinzu, wie ihnen befohlen ist. Was kommt aber bey all solchem Wesen anders heraus, als knechtische Lohnarbeit?”

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  70. Dieses Gegensatzpaar übernehme und verwende ich im Sinne P. Sprengels, Innerlichkeit,1977, Kap. III, S. 219–326. Sprengel (S. 219): “In der Begrifflichkeit von Poesie und Prosa [...] hat Jean Paul das Spannungsverhältnis von Phantasie und bürgerlicher Gesellschaft gedeutet [...].” Nichts anderes sagt auch K. Marx, wenn er feststellt: “ [...] kapitalistische Produktion ist gewissen geistigen Produktionszweigen, z. B. der Kunst und Poesie, feindlich”; K. Marx, Theorien über den Mehrwert, MEW 26.1, S. 257.

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  71. Die “Bestimmung von Stellung und Funktion des Schriftstellers in der Gesellschaft” wird “zum kommunikativen Dauerproblem” und taucht “fast topisch” in zahlreichen “Briefen, Dramen, Romanen und Autobiographien” auf. S. Schmidt, Selbstorganisation, 1989, S. 293.

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Erb, A. (1996). Einleitung. In: Schreib-Arbeit. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01629-8_1

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