Zusammenfassung
Die in dem ersten Kapitel berichteten Tatsachen geben, abgesehen von einigen noch später zu behandelnden Erscheinungen 1), im großen und ganzen den Stand der Elektrophysiologie in dem Zeitpunkte an, als ich im Jahre 1866 mir die Frage vorlegte, mit welcher Geschwindigkeit der durch die negative Schwankung wahrnehmbare Prozeß der Zustandsänderung im Nerven sich fortpflanze 2). Wenn dieser Vorgang in seiner Ursache gleichbedeutend ist mit dem im Nerven bei Reizung oder natürlicher Tätigkeit fortgeleiteten Impulse, welcher im Muskel die Kontraktion, in den Zentren die Empfindung auslöst, so muß diese Geschwindigkeit mit derjenigen übereinstimmen, welche Helmholtz, wie oben angeführt, für die Nervenerregung gefunden hatte. Ein solches Resultat mußte nicht nur ein Kriterium für die Bedeutung der elektrischen Prozesse in den Organen ergeben, sondern mußte auch Aufschluß gewähren über die Form, in welcher die Erregungsimpulse in den Nerven und Muskeln ablaufen, worüber wir aus der bloßen Beobachtung der Muskelzuckungen oder der subjektiven Empfindungen bei Nervenreizung nichts Bestimmtes erfahren können. Die Erwartungen sind nicht getäuscht worden. Es wurde in diesen Untersuchungen gefunden, erstens, daß die elektrische Zustandsänderung in den Nerven sich mit derselben Geschwindigkeit fortpflanzt wie der Erregungsprozeß, zweitens, daß jeder einzelne Impuls, an der elektrischen Veränderung gemessen, einen wellenförmigen Verlauf von gewisser Dauer besitzt. Diesen durch einen momentanen Reiz hervorgerufenen, wellenartig sich fortpflanzenden Prozeß habe ich die „Reizwelle“ 1) genannt.
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Literatur
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Bernstein, J. (1912). Elektrische Vorgänge in Nerven und Muskeln in ihrer Beziehung zur Erregung, Reizleitung und Kontraktion. In: Elektrobiologie. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01627-4_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01627-4_3
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-01628-1
Online ISBN: 978-3-663-01627-4
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