Zusammenfassung
Am Beispiel der nationalsozialistischen Studentinnen und Akademikerinnen hat diese Untersuchung versucht aufzuhellen, was Frauen dazu bewegt hat, das nationalsozialistische System ideologisch und praktisch zu unterstützen. Es zeigt sich, daß dies ein Ausdruck vielfältiger politischer und kultureller Einstellungen und Wertungen ist. Dazu zählen auf der einen Seite die politische Gegnerschaft zur Weimarer Republik, die Ablehnung sozialer und rechtlicher Gleichheit der Frauen und die Akzeptanz von gesellschaftlichen Ausgrenzungen. Auf der anderen Seite haben sie den Willen, ein Frauenbild zu unterstützen, das auf die Herstellung von mentaler und organisatorischer Kollektivität ausgerichtet ist. Die Frauen befürworten im Rahmen der NS-Weltanschauung gesellschaftliche Auslesemechanismen, auf deren Grundlage die Gruppe der Akademikerinnen nach ihren Vorstellungen zu einer führenden geistigen Elite geformt werden sollen. Damit konservieren sie aber zugleich Hierarchisierungen, die u.a. auch die soziale Ungleichheit der Frauen, die auf der Weiblichkeitskonstruktion der polaren Geschlechtertheorie basiert, fixieren. Ihr eigenes Interesse verfolgen sie dabei im Rahmen ihrer „Frauensphäre“, innerhalb der sie am „Aufbau“ der „Volksgemeinschaft“ mittels unterschiedlicher politischer und praktischer Einsatzarbeit teilnehmen. Auf diese Weise wollen sie ihren spezifischen Beitrag dazu leisten und ihre Integration in diese „Volksgemeinschaft“ organisieren.
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Literatur
Siehe dazu die Ausführungen zum Begriff des „Feindes“ und des „Feindbildes” bei Jürgen Seifert, Feindschaft - Feindbilder - Gegnerschaft, in: Detlef Thofem, u.a. (Hg.), Rationalität im Diskurs. Rudolf Wolfgang Müller zum 60. Geburtstag, Marburg 1994, S. 243–257.
Die Ursachen dafür sind u.a. auch in den tradierten Erfahrungen der gesellschaftlichen Machtlosigkeit der Frauen zu suchen. „Gesellschaftliche Erfahrungen, insbesondere politisch und sozial produzierte Ohnmachtsgefühle, führen zur Flucht in ein Übersubjekt, werden nun durch die Zugehörigkeit zu diesem Übersubjekt aufgehoben, d.h. negiert.“ Kurt Lenk, Zum Strukturwandel politischer Ideologie im 19. und 20. Jahrhundert…, a.a.O., S. 36.
Realiter nehmen die NS-Studentinnen um 1933 die Ideen der Frauenbewegung ohnehin in der Form von Bücherwissen oder Vorträgen von frauenbewegten Nationalsozialistinnen oder Sympathisantinnen der NS-Bewegung etc. auf.
In diesem Bewußtseinsmuster äußert sich ein Aspekt der „deutschen“ Sachlichkeit. Diese schillernde Begrifflichkeit beschreibt u.a. die Zweckdienlichkeit, die mit allen Mitteln, auch mit „Härte” und „Kälte“ zu verfolgen ist, als eine Grundlage sozialen Handelns. Siehe dazu auch das Kapitel „Das,Ethos’ der,Sachlichkeit’ bei Helmut Lethen, Neue Sachlichkeit 1924–1932. Studien zur Literatur des „Weißen Sozialismus”, Stuttgart 1975, S. 11–12.
Hannah Arendt, a.a.O., S. 510f.130%
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Manns, H. (1997). Teil V: Zusammenfassung und abschließende Überlegungen. In: Frauen für den Nationalsozialismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01435-5_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01435-5_7
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