Zusammenfassung
Auch in der NS-Zeit zeichnen sich deutlich die Begleitphänomene des gesellschaftlichen Funktionswandels der Universität von einer allgemeinbildenden hin zu einer berufsvorbereitenden Institution ab. Mit den daraus resultierenden widerstreitenden Interessen und Ansprüchen an die universitäre Bildung haben sich auch die NS-Studentinnen auseinanderzusetzen. So verlaufen ideologische Konfrontationslinien nicht nur dort, wo es um das prinzipielle Recht der Frau auf ein Studium geht, um die freie Wahl der Studienfächer oder um die Anerkennung der Frau als Wissenschaftlerin, sondern auch dort, wo es um die Durchsetzung des Rechtes geht, einen akademischen Beruf auch tatsächlich ausüben zu können. Die NS-Studentinnen sind aber nicht nur den traditionellen, an die Frauenrolle und/oder die stark an die aktuelle ökonomische Krisensituation gebundenen antifeministischen Diskriminierungen ausgesetzt. Sie selbst beschränken sich darauf, im Rahmen der NS-Ideologie frauenpolitische Zielperspektiven innerhalb der weiblichen Sphäre zu entwickeln. Dieses trägt dazu bei, daß sie sich selbst behindern, indem sie auf diese Weise an ihrer eigenen individuellen und kollektien Be- und Eingrenzung mitwirken.
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Literatur
Vgl. dazu den Artikel von Otto Schuster, Die Frauenfragen an den Hochschulen, in: Wissen und Dienst. Organ der Fachschaften an den Berliner Hochschulen, Nr. I, 1933, zit. nach Dr. v. Leers, Unsere Kameradinnen oder unsere „Gäste“?, in: Die deutsche Kämpferin, 1.Jg., H. 10, Januar 1934, S. 212.
Vgl. Walli Mehnert, „Wissen und Dienst“, in: Die Deutsche Kämpferin, 1.Jg., H. 9, Dezember 1933, S. 188.
Johannes von Leers, Unsere Kameradinnen oder unsere „Gäste“?, in: Deutsche Studentenzeitung, München, Nr. 9, November 1933, S. 4.
Vgl. Prof. Dr. Bernhard Harms, Universitäten, Professoren und Studenten in der Zeitenwende, Jena 1936, S. 54.
Der Langemarckmythos ist in den 30er Jahren einerseits ein literarisches Motiv, das als heroischer Soldatenkult die deutsche Niederlage im I. Weltkrieg in Flandern und Nordfrankreich symbolisiert („Im Felde unbesiegt“). Andererseits begründet dieser Mythos einen Totenkult um gefallene studentische Soldaten (der „Geist von Langemarck = opferfreudige Jugend für die nationale Idee). Besonders gegen Ende der Weimarer Republik blüht der Kult in Form von studentischen Langemarckfeiern (z.B. des Stahlhelm-StudentenringLangemarck) auf, die im Nationalsozialismus dann als universitäre Feiern abgehalten werden. Siehe dazu Uwe K. Ketelsen, „Die Jugend von Langemarck”. Ein poetisch-politisches Motiv der Zwischenkriegszeit, in: Thomas Koebner u.a. (Hg), „Mit uns zieht die neue Zeit“. Der Mythos Jugend, Frankfurt a.M. 1985, S. 68–96.
Ruth Boehme-Pauli, Die Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen, in: Deutsche Studenten-Zeitung vom 16.5.1935, S. B.
Vgl. Dorothea Gärtner, Die Aufgabe der deutschen Studentin innerhalb des Nationalsozialismus, in: Die Bewegung vom 13. 4. 1931.
Vgl. Lydia Gottschewski, Männerbund und Frauenfrage. Die Frau im neuen Staat, München 1934, S. 22.
Vgl. Dr. Anna Dammer, Student und Studentin, in: Die Bewegung vom 19.12. 1942, S. 13.
Vgl. Anna Kottenhoff, Wert und Bedeutung des Frauenstudiums, in: Nationalsozialistische Monatshefte, 13. Jg., H. 143/144, Februar/März 1942, S. 138.
Elisabeth Brandt-Spengler 1929 zur weiblichen „Arteigenheit“: „Es sind jene charaktervollen jungen Menschen, die entweder durch die Jugend-oder durch die Frauenbewegung irgendwie schon vor dem Studium lebendig berührt wurden und nun als Ziel nicht die einseitige Betonung eines Gebietes auf Kosten des anderen anstreben. Gerade in der Eigenart der Frau und ihrer andersartigen Erfassung der Wissenschaft, als sie durch den Mann geschieht, erkennen sie die besondere Aufgabe und ihren Anteil an der Wissenschaft.” Elisabeth Brandt-Spengler, Sinnerfülltes Frauenstudium, in: Großdeutsche Blätter, 6. Jg., September 1929, H. 6, S. 138.
Dr. Elfriede Eggener, Die Frau im öffentlichen Leben, in: Deutsches Recht, B. Jg., 1938, H. 5/6, S. 93f.
Diese Überlegungen gehen u.a. auf den folgenden Gedankengang zurück: „Denn Wissenschaft ist unter keinem speziellen Gesichtspunkt zu machen, weder unter dem einer sozialen Klasse, noch unter dem eines biologischen Geschlechts oder sonst einer besonderen Direktive. Sie beginnt gar nicht erst oder hört jedenfalls auf, wo ihr Betroffenheiten eingebracht und aufgenötigt werden, die sie vollstrecken soll. Wissenschaft muß beim Hinsehen den Hinsehenden vergessen; wo es ihr nicht gelingt, bleibt sie ihr Gegenteil, ideologisch.“ Arnhelm Neusüss, Die Ideologien und das Ideologische. Zur Eingrenzung eines unermeßlichen Problems, Teil 2, in: Düsseldorfer Debatte, 1986, H. 5, S. 41.
Waltraut Zilius-Falkenberg, Die Studentin, in: Das weite Wirkungsfeld, hrsg. von der Hauptabteilung Presse/Propaganda der Reichsfrauenführung ( Docky Hammer ), Berlin, o.J. (ca. 1941 ), S. 27.
Charlotte de Boor-Friedrich, Die tüchtigsten Menschen an den verantwortungsvollsten Platz. Student und Studentin, in: Student der Bewegung. Die Jenaer Studentenschaft, Nr. 5, 1935, S. 100f.
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Manns, H. (1997). Teil I: Die nationalsozialistischen Studentinnen und die Universität. In: Frauen für den Nationalsozialismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01435-5_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01435-5_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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