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Part of the book series: Forschung ((FS,volume 141))

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Zusammenfassung

In diesem Kapitel werden die Veränderungen der informellen sozialen Beziehungen nach der Verwitwung und die heutigen Integrationsmuster insgesamt dargestellt. In den Abschnitten 5.1.1 und 5.2.1 steht die erste der Forschungsfragen im Mittelpunkt: Hier werden unterschiedliche Veränderungstypen der Strukturen von emotionalen Netzwerke beschrieben (1a), die jeweils mit spezifischen Formen (1b) sowie mit bestimmten Bewertungen der heutigen Integration verbunden sind (1c). Die jeweiligen Konstellationen von Veränderungen, heutiger Integration und subjektiver Bewertung sind nicht zufällig. In den Abschnitten 5.1.2, 5.1.3 und 5.2.2 wird genauer gezeigt, welche Bedingungen den Veränderungstypen im Einzelnen zugrunde liegen (Frage 2a und b). Dabei gehe ich zuerst auf die Verwitweten ein, die zum Zeitpunkt des Interviews nicht in einer neuen Partnerschaft lebten1 (5.1), danach auf die Befragten, die neue Partnerschaften eingegangen sind (5.2). Bei letzteren findet sich im Prinzip nur eine Art der Veränderung der Netzwerkstruktur, im Einzelnen verbergen sich dahinter jedoch sehr unterschiedliche Formen von sozialer Integration und Formen der Partnerschaft (5.2). In Abschnitt 5.3 wird das Typenfeld zusammengefaßt und im Hinblick auf zeitliche Übergangsformen und mögliche Leerstellen diskutiert.

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Literatur

  1. Mit dieser im folgenden verwendeten Kurzformel ist immer gemeint, daß es sich um Befragte handelt, die zum Zeitpunkt des Interviews keinen neuen Partner hatten. Wie am Fall von Klaus Winter zu sehen war, bedeutet dies nicht, daß man zwischen der Verwitwung und dem Interviewtermin (Zeitspanne zwischen drei und 15 Jahren) nicht durchaus Partnerschaften eingegangen ist. Die Frage, wie wahrscheinlich bzw. erwartbar neue Partnerschaften bei den hier Befragten „heute Alleinstehenden“ sind, wird zusammenfassend in Abschnitt 5.3 diskutiert.

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  2. Zu diesem Instrument vergleiche die Ausführungen in Abschnitt 3.3

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  3. Um Mißverständnissen vorzubeugen: abgebrochene Beziehungen finden sich bei fast allen Befragten. Doch dabei handelt es sich zumeist um „Bekannte“, die nur bei bestimmten Personen Teil des emotionalen Netzwerks waren (d.h. subjektiv als „wichtig“ eingestuft wurden). In diesen Fällen wurden sie bei der Typenbildung berücksichtigt.

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  4. Die Ausdrücke „Typ“, „Verlaufs-“ oder „Veränderungstyp“ verwende ich synonym.

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  5. Zu berücksichtigen ist, daß dazu auch ganze „Kreise“, z.B. Vereine gehören: so sind von den 44 von Klaus Winter genannten Personen 33 aus dem Reitverein, die er nur dort trifft. Zu Luise Anders 30 Personen gehört ein Kreis von 10 ehemaligen Schulkameradinnen. Bei Annegret Weber sind von den 29 Personen sieben aus dem Bachkreis und fünf aus einem Musizierkreis.

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  6. Die Bezeichnung „Muster“ — unabhängig davon, in welchem Zusammenhang sie im folgenden verwendet wird (als Freundschaftsmuster oder Orientierungsmuster) — bezieht sich immer auf einen Zusammenhang von verschiedenen Merkmalen.

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  7. Dieses Freundschaftsmuster wurde in früheren Publikationen — etwas mißverständlich — als „Gelegenheitsfreundschaften“ bezeichnet.

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  8. An dieser Stelle handelt es sich nur um eine Kurzcharakteristik der beiden Freundschaftsmuster. Im Abschnitt 6.2 werden diese ausführlicher und im Zusammenhang mit den sie jeweils fördernden (biographischen) Bedingungen dargestellt.

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  9. Dazu gehören prinzipiell auch Monika Goldmanns biographische Freundschaften. Ihre verschiedenen Distanzierungsstrategien (Dosierung, Aktivitätsbezug) stellen dabei ein besonderes Spezifikum ihrer Orientierung gegenüber anderen Menschen dar („Angst sich auszuliefern“; vgl. 4.2). Das typische an Goldmanns Freundschaften, was grundsätzlich die individualisierten Freundschaften kennzeichnet, ist hier, daß sie es nicht nötig hat, die Freunde häufig zu sehen („Freunde im Hintergrund“).

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  10. Hierzu zählen Brigitte Falkensteins situative Freundschaften sowie Klaus Winters Freund.

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  11. Hier mag der Einwand naheliegen, daß Klaus Winters außerfamiliale Beziehungen nicht nur durch die Gemeinsamkeit des Vereins, sondern auch über das gemeinsame Interesse am Sport konstituiert sind. Dies trifft auf seine aktivitätszentrierten „Kameradschaften“ in der Tat zu (welche im übrigen weniger von äußeren Lebensumständen abhängen als die oben beschriebenen Lage-gebundene Freundschaften, vgl. 4.3 und 6.2.1). Doch hier geht es um emotional enge Beziehungen, um „Freundschaften“. Und Klaus Winters einzige Freundschaft begann als Kameradschaft zwar über das gemeinsame Interesse am Sport (dieses ge-meinsame Interesse kann also durchaus ein erster Berührungspunkt sein), doch die Qualität „Freundschaft“ gewann die Beziehung erst mit der Krankheit und schließlich dem Tod von Klaus Winters Freund (vgl. 4.3).

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  12. Daß diese Freundschaften stark an den sozialen Ort und Herkunftskontext (Umfeld) gebunden sind, drückt sich auch an den verwendeten Begrifflichkeiten aus: Frau Drake spricht allgemein von den „Freundschaften im Haus“, Frau Claas von den „Freundschaften im Verein“, wobei sie diesen Kanuverein global auch als „eine zweite Familie“ bezeichnet.

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  13. Es handelt sich um den ehemaligen Werkzeugmachermeister Klaus Winter (eine Tochter), die ehemalige Lehrerin Annegret Weber (zwei Söhne) und Luise Anders, die als Bürokauffrau im Eisenwarengeschäft ihres Mannes gearbeitet hat (ein Sohn). Alle Kinder leben in Berlin, wobei ein Sohn von Annegret Weber noch bei ihr im Haushalt lebt.

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  14. Dieser wichtige Punkt wird genauer im Abschnitt ,,Prekäre Zugehörigkeiten“ (5.1.3) behandelt.

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  15. Was — wie auch bei den Individualisten — nicht bedeutet, daß die verstorbenen Partner für sie (persönlich) nicht sehr wichtig waren. Vgl. den Abschnitt „Das Erbe der Partnerschaft“ (6.1).

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  16. Vgl. systematisch den Abschnitt „Über die Stabilität außerfamilialer Beziehungen“ (6.2.1).

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  17. Füir die „durch die Verwitwung Individualisierten“ sind die Freundschaftsmuster nicht spezifisch: es finden sich sowohl Befragte mit Lage-gebundene Freundschaften (Winter, Anders) als auch mit individualisierten Freundschaften (Weber). Für diese Gruppe sind die unterschiedlichen Freundschaftsmuster vor allem im Hinblick auf spätem Entwicklungen wichtig. Vgl. den Abschnitt „Zukünftige, altersbedingte Veränderungen der sozialen Integration“ (6.3).

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  18. Dies zeigt sich m.E. auch darin, daß diese Freundschaften bei Fragen nach spezifischen emotionalen Funktionen (z.B. an wen man sich bei Niedergeschlagenheit wendet oder wem man seine innersten Gefühle anvertrauen kann) z.B. überhaupt nicht genannt wurden — im Gegensatz zu allen anderen (individualisierten oder neu geknüpften lage-gebundenen) Freundschaften.

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  19. Im Unterschied allen anderen Befragten haben sie Tätigkeiten, die sie vorher gemeinsam mit dem Partner unternommen haben, abgebrochen. Brigitte Falkenstein besucht zwar weiterhin gelegentlich den Hundeverein, aber ihr Interresse ist nicht stark genug, diese Aktivität auszubauen oder andere Aktivitäten aufzunehmen.

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  20. Zwischen der heute noch bestehenden inneren Bindung an den Partner und der Frage, ob man sich — unabhängig davon, ob mit oder ohne einen neuen Partner — nach der Verwitwung ein zufriedenstellendes Leben aufgebaut hat, ließen sich keine Zusammenhänge feststellen. Vgl. hierzu den Abschnitt „Ab-Lösungen“ (6.1.4).

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  21. So hat Walter Niestroy z.B. nur drei verschiedene Bezüge i.d. Sinne, daß sich die verschiedenen Personen einer Bezugs-“gruppe“ untereinander kennen (also nicht zu verwechseln mit verschiedenen Beziehungstypen wie Freundschaft oder Verwandtschaft): eine Freundin mit ihrem Sohn, zwei Neffen und eine befreundete Nachbarin. Diese Vielfalt ist nicht zu verwechseln mit der Dichte des Netzwerks. Je nach Größe der Gruppen von Personen, die sich untereinander kennen, können zwei in ihrer Dichte gleiche Netzwerke unterschiedlich vielfältig sein.

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  22. Diese variieren, wie gezeigt wird, offenbar systematisch in dem Sinne, daß diese Variation einzelner Sinn-Elemente nicht unabhängig voneinander ist. Vgl. dazu auch Giegel, Frank und Billerbeck (1988).

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  23. Im Einzelnen ist der Kontakt mit zwei Stiefkindern fast gänzlich eingeschlafen. Diese hätten sich, für sie enttäuschend, kurz nach dem Tod ihres Mannes von ihr zurückgezogen. Dafür sehe sie zwei andere Stiefkinder heute häufiger.

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  24. Im Einzelnen handelt es sich um: sechs Kinder (davon zwei eigene; im übrigen hat sie auch die beiden Stiefkinder eingetragen, zu denen seit etwa sieben Jahren — kurze Zeit, nachdem ihr Mann verstarb — kein Kontakt mehr besteht), die mit einer Ausnahme alle in Berlin leben, zwölf Enkel, ihre in den USA lebende Schwester mit deren Mann und fünf Kindern sowie ein Onkel. Außerfamiliale Beziehungen: vier Nachbarn, fünf jüngere Personen aus dem Kanuverein und ihre Freundin aus dem Krankenhaus.

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  25. Im emotionalen Netzwerk nennt sie insgesamt 41 Personen. Davon gehören 25 Personen zu einer im dritten Kreis eingetragenen kirchlichen Gruppe. 16 Personen sind Einzelpersonen.. Im ersten Kreis steht ihr in Westdeutschland lebender Sohn, ihre nebenan wohnende Tochter mit ihren Kindern (insgesamt sieben Personen) und drei Cousinen; im zweiten Kreis stehen drei Freundinnen aus dem alten Dorf und „Leute aus der Wohngegend“. Prinzipiell gehören dazu etwa 30 bis 40 Personen, von denen sie aber nur „drei Witwen“ eingetragen hat.

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  26. Nach dem Tod ihres Mannes bat sie der Pfarrer, im kirchlichen Pflegeheim Besuchsdienste zu übernehmen. Außerdem nimmt sie heute alle vierzehn Tage an einem Gesprächskreis teil, mit dem sie gelegentlich auch Ausflüge, Besichtigungen und Reisen unternimmt.

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  27. So war die Tochter für sie nach dem Tod ihres Mannes in ihrer Niedergeschlagenheit und Trauer keine Unterstützung. Damals habe ihr eigentlich nur die Kirche bzw. der Pfarrer geholfen.

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  28. Bei ihren Freundschaften zu ehemaligen Kameradinnen aus dem Heimatdorf ist die Bezeichnung „individualisiert“ irreführend, da diese ausschließlich erfahrungskonservierenden Charakter zu haben scheinen (vgl. auch 6.2).

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  29. „Meine Schwiegermutter war ja imumer hier. Ich bin ja hierhergekommen. (...) Ja, das war ja das Schlimme, mir gehörte ja gar nischt (...) das kriegt ich denn ab und zu ooch mal gesagt. (...) Sie hat eingeteilt und jekocht. — Arbeiten durft ich, im Garten die Beete machen, und umgraben und — Unkraut ziehen, ja, aber gesät hatt sie“ (Biber).

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  30. So kommentiert Frau Biber das Ende ihrer Berufstätigkeit: „ich hab ja müssen bis 60 durchhalten nachher. Jetzt reicht’s mir, jetzt hab ich lang genug mich mit Kindern rumgeärgert“.

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  31. Adelheid Biber war von einem Individualisierungsereignis betroffen, diesen Individualisieruingsschub’ hat sie sich aber nicht zu eigen gemacht, sondern versucht ihn durch ihren Glauben zu suspendieren. Dies gelingt ihr allerdings nur unvollkommen. Im Ergebnis hat diese Freisetzung keine „Individualisierung“ im üblichen Sinne, sondern letztlich eine „traditionelle“ Auflösung dieser Erfahrung gezeitigt.

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  32. Und darin unterscheidet sich Adelheid Biber wesentlich von den beiden Individualisten, die ihren Alltag auf ihre Aktivitäten gründen und die damit subjektiv ausgefüllt sind. Allerdings dient ihre Religiösität ihr immerhin als Vehikel zum Knüpfen neuer, wichtiger Bezüge, auch wenn sie — wie die Individualisten — keine neuen engen Beziehungen geknüpft hat. Man könnte sie als im dritten Kreis „steckengebliebene“ Individualisierte (weder Intensivierung bereits bestehender Beziehungen noch neue Freunde) bzw. als erzwungene Individualistin bezeichnen. Doch in ihrem direktem Umfeld fühlt sie sich fremd. Im Grunde ist sie eine „Umfeldbezogene im fremden Umfeld“.

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  33. Daß ihre wichtigen Bezugspersonen alle selbst ein „eigenes“ Leben haben, zu dem sie nicht selbstverständlich gehören, stellen alle Befragten — gleich welcher Orientierung — auf die eine oder andere Art fest. Grenzziehungen und Distanzierungen sind überall thematisch (vgl. z.B. Goldmann zu Freundschaftsbeziehungen; oder Tamm und Berg im nächsten Unterabschnitt). Wie Klaus Winter es etwa ausdrückt: Man möchte „nicht stören“.

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  34. Wie bereits angedeutet, ließen sich hierbei keine Zusammenhänge dazu feststellen, ob man sich vom verstorbenen Partner innerlich gelöst hat, wie gut oder schlecht die Beziehung zum Partner war oder wie man die Beziehung gestaltet hatte (etwa ob man viel gemeinsam unternommen hat). Vgl. hierzu den Abschnitt „Das Erbe der Partnerschaft“ (6.1).

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  35. Aufgrund ihrer breiten familialen Verankerung hatte sie vor der Verwitwung das größte Netzwerk der „durch die Verwitvwung Individualisierten“: Familiale Kontakte pflegte und pflegt sie zu dem in Berlin lebenden Sohn und seiner Familie und mehreren Cousinen und Cousins. Heute setzt sich ihr Netzwerk aus 15 Familienangehörigen und 15 anderen Personen zusammen. Davon wurden 11 Beziehungen erst nach der Verwitwung Teil ihres Netzwerks, die meisten gehören zu einer reaktivierten Gruppe von Schulkameradinnen.

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  36. I: Was würden Sie sagen warn die einschneidensten Veränderungen — nachdem Ihr Mann gestorben war. -- für Sie A: Die Gewöhnung an das Alleinsein. Keinen Gesprächspartner mehr zu haben. Denn das abendliche Sit-, am Tage nicht. (...) bin ich ja gewöhnt gewesen, — daß er um halb acht aus weggefahren is und zwischen sechs und halb sieben nach Hause gekommen is. — Aber danach. — Nich, das war ja — das brauchte eine ganz gewisse Zeit, daß ich mich nicht mal auf den Platz von meinem Mann setzen konnte. — Ich hatte im-, ich weiß es nich, ich kann das schlecht erklären (...) erstmal die Gewohnheit und zweitenmal die Einbildung der gewissen Ausstrahlung — eines menschlichen Körpers. — Ja? — allmählich hat sich des dann erst jegeben, aber man is so programmiert, da sitzt jemand, und des bleibt einfach noch — ne ganze Weile haften. (betont) Ich hab mich — weiß nich wie lange, aber sagen wir mal — bestimmt viertel bis halbes Jahr — mich irgendwie nich jetraut, auf dem Platz von meinem Mann zu sitzen. — Also, abends (laut) Hier, nich. Das war hier sein Platz, (...) Und denn war abends, wenn ich was — im Fernsehen jesehen habe, man spricht ja dadrüber. — Ja und — das war eigentlich das Gravierende, daß da niemand da war, — mit dem ich denn mal über dies oder das oder jenes reden kann (Anders).

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  37. Zur Erklärung erläutert Annegret Weber an anderer Stelle: „er wischte immer Donnerstags zum Beispiel- — an einem Freitag ist er gestorben, am Donnerstag wurde staubgewischt und da gabs überhaupt nichts und wenn er sich noch so saumäßig fühlte (...) ich wollte bloß damit zeigen wie er so — wissen Sie, das war noch son — preußisches Pflichtbewußtsein. Auf der ganzen Linie. — Andererseits auch wieder sehr großzügig aber, das, was er sich vorgenommen hatte, das wurde eben gemacht“ (Weber).

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  38. Als positive Aspekte beschreibt Annegret Weber: Ich fands auch ganz schön, — zum Beispiel — Also ich kauf mir gerne mal was Nettes zum Anziehen nich, Hat er auch nie was dagegen gehabt. Aber jetzt — (...) (verhalten, leise) aber irgendwie fühlte ich mich doch verpflichtet, hinterher da zu sagen, Du ich hab mir das und das gekauft, und manchmal hatt ich n bißchen schlechtes Gewissen, auch weil wer zeitweilig auch wenig Geld hatten (...) — hatte dann immer n bißchen schlechtes Gewissen, daß ich mir nun schon wieder ne Bluse jekauft hatte. (lebhaft) Und das hat er also immer jesagt ‘Das kannst du doch machen wie du willst’ (...) (leise) Und daß ich das nun tun konnte, ohne jemand Rechenschaft abzulegen — zum Beispiel, oder Bücher oder Schallplatten (...) Also ums auf einen Nenner zu bringen daß ich Geld ausgeben konnte, ohne zu sagen ‘Du ich hab das und das gekauft’. — Des war mir zum Beispiel ne positive — Sache I: Und andere? W: Also menschlich hat er mir schon gefehlt aber, ich hab mich wie gesagt, vielleicht is des negativ zu bewerten aber ich hab mich sehr schnell dran gewöhnt — I: Können Sie sagen daß vieles auch durch gute Freundschaften einfach auch aufgehoben #werden kann# W: #Ja. Ja die-# die sich dann eigentlich erst ähh erst entwickelten als er tot war (Weber).

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  39. Von „ausgelöst“ sollte man in ihrem Fall nicht sprechen, da ihr Mann nur ein Jahr, nachdem sie in Pension gegangen, war starb.

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  40. Dies widerspricht nicht der in Abschnitt 4.3 dargestellten Rekonstruktion, daß das, was seine Partnerin für ihn wesentlich ausmachte, bei ihm heute in stärkerem Maße auf verschiedene soziale Orte verteilt ist (Substitution durch Aufteilung). Hier geht es um die Frage, wo die emotional wichtigen Bezugspunkte zu verorten sind.

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  41. Bezüglich der Unterscheidung zwischen Kompensation und Substitution könnte man sich als Maßstab natürlich auch auf die Frage beziehen, inwieweit soziale Beziehungen im heutigen Alltag von zentraler Bedeutung sind (Interessen). Dann könnte man die Individualisten (Typ II), die sich nach dem Tod des Partners stärker auf Aktivitäten verlegt haben, als Kompensierer (funktional äquivalent) und die durch die Verwitwung Individualisierten (Typ III) und die Umfeldbezogenen des Typs I als erfolgreiche bzw. weniger erfolgreichere Substituierer („strukturell“ äquivalent) bezeichnen. . . •

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  42. Wie in Hollstein (2001) genauer dargestellt, widmete sich Simmel den „Inhalten“ bzw. den von ihm auch als „Materie“ bezeichneten Interessen sonst nur illustrativ. • •• •

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  43. Vergleiche zur Semantik dieses Begriffs genauer Kieserling (1999). Entgegen dem traditionellen Verständnis, bei dem mit Geselligkeit eine formale, nicht private Form der Vergesellschaftung bezeichnet wird, wird Geselligkeit hier als Form der Vergemeinschaftung gefaßt.

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  44. Um Mißverständnisse mit der Unterscheidung in 6.2.1 zu vermeiden: Die „Person“-Orientierung kann sich auf Inhalte beziehen, die auf verschiedene individuelle Merkmale abstellen: sowohl auf die „Persönlichkeit“ im weitesten Sinne, also Interessen, Einstellungen, Erfahrungen etc., als auch auf die Merkmale der persönlichen Lebenssituation.

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  45. Vgl. für die verschiedensten Leistungen, die informelle soziale Beziehungen erfüllen können, den Überblick in Hollstein (2001).

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  46. Dies ist auch bei den rekonstruierten Fällen deutlich: Wie dargestellt, spielt für Klaus Winter die Anerkennung durch Andere, eben auch im Verein, eine sehr wichtige Rolle. Ähnliches trifft auf Annegret Weber zu. Sie ist stolz darauf, daß sie den Bachkreis leitet und dort immer etwas beisteuern kann, was den Anderen noch nicht bekannt ist — und somit ihre Sachkompetenz unter Beweis stellen kann.

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  47. Wobei im Einzelfall sicherlich alle Aspekte eine Rolle spielen. Jedoch lassen sich bei den hier Befragten jeweils spezifische Schwerpunktsetzungen und Mischungsverhältnisse feststellen. Wie dargestellt, hat z.B. Luise Anders eher geringes Interesse an der Sache (noch stärker trifft das auf die Umfeldbezogenen wie Brigitte Falkenstein, Hanne Claas und Walter Niestroy zu). Bei Annegret Weber oder Monika Goldmann ist demgegenüber Geselligkeit nachgeordnet. Und Monika Goldmann oder auch Klaus Winter müssen nicht unbedingt und insbesondere nicht so häufig wie etwa Luise Anders über ‘alles’ reden, was sie personlich betrifft.

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  48. Daß hier nur sehr grob typisiert wird, ist wohl evident: Natürlich können auch im Rahmen einer großen Gruppe situativ „persönliche“ Zweiergespräche stattfinden (bzw. wie bei Klaus Winter aus dem Verein heraus Freundschaften bilden) — damit fallen diese aber aus der Logik der Großgruppe heraus. Es handelt sich bereits um eine andere Gesellungsform, für die die große Gruppe nur den äußeren Rahmen (Ort) darstellt.

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  49. Damit könnte im übrigen eine intrinsische sachliche Orientierung, wie sie bei allen Individualisten und bei Annegret Weber (nicht jedoch bei Luise Anders und Klaus Winter) vorliegt, eine notwendige Voraussetzung dafür sein, im Alltag unabhängiger von bestimmten Beziehungen und deren Verfügbarkeit zu sein — somit dafür, worüber im letzten Abschnitt die Individualisten im Alltag charakterisiert wurden. Umgekehrt könnte die Tatsache, daß kein intrinsischer Sachbezug vorliegt, es befördern, daß man emotional wichtige Personen auch häufig sehen möchte („Beziehungsbezogenheit im Alltag“).

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  50. Um nicht mißverstanden zu werden: Derartige Aspekte spielen sicherlich in vielen Beziehungen eine Rolle — in gewissem Maße sicherlich auch bei den Umfeldbezogenen. Hier geht es jedoch darum zu zeigen, auf welche Weise die Aktivitäten und die Akctivitätsorientierung solche Funktionen erfüllen und damit die (innere und äußere) Ablösung von alten Zugehörigkeiten befördern kann.

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  51. Es handelt sich um den kinderlosen Arndt Sonntag (Ingenieur), Fritz Merten (Verkaufsleiter, vier Kinder), Michael Tamm (Polizist, eine Tochter), Jürgen Peters (Personalstellenleiter, ein Sohn), Marion Drake (Fleisch- und Wurstverkäuferin, kinderlos), Esther Berg (Therapeutin, vier Kinder).

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  52. Die Definition neuer Partnerschaften basiert auf der Selbsteinschätzung der Befragten. Wie man sehen wird, verbergen sich dahinter sehr unterschiedliche Partnerschaftskonzepte.

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  53. Abgebrochen sind bei drei Befragten weniger wichtige Beziehungen: Verwandte der verstorbenen Frau (Tamm), ein Kollege des verstorbenen Mannes (Berg), Bekannte, mit denen man früühher gemeinsam kegelte (Drake).

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  54. Ansonsten wurden von allen auch Freundschaften genannt, die man sehr selten traf bzw. mit denen vorwiegend telefonisch Kontakt gehalten wurde: Paare, die man im Urlaub kennen gelernt hatte (Tammm, Sonntag); frühere Nachbarn (Merten) bzw. die Tochter des ehemaligen Lehrherrn (Drake).

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  55. Esther Berg war als einzige Befragte zum Zeitpunkt des Interviewtermins noch erwerbstätig.

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  56. Dies drückt sich im übrigen auch gegenüber seinem in Westdeutschland lebenden Sohn aus, mit dem er ein „dickes Verhältnis“ habe. Ganz anders als Michael Tammm habe er zu seinem „Sohnemann“ gesagt, „‘kannst Du nicht drauf rechnen, daß Du dicke Bankkonten vorfindest’ (...) ich genieße das, was auf mich zukommt“.

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  57. Jürgen Peters betont in besonderem Maße die Freiräume des heutigen Lebens. Nach dem Tod seiner Frau habe er „alles wahrgenommen (...) ausgesprochen um mich gekümmert (...) so erzogen, daß ich (...) nicht an Dingen zerbreche,(...) jeder muß damit rechnen, daß er seinen Nachbarn mal verliert“.

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  58. Im Fall von Esther Berg drängt sich die Frage auf, ob ihre beiden „Freundschaften“ als Partnerschaften bezeichnet werden sollten. Objektiv besehen ist ihr Fall sicherlich als Grenzfall zu betrachten. Doch ich folge hier ihrer eigenen Definition, die jedoch eine starke Modifikation ihres früheren Partnerschaftskonzepts darstellt.

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  59. Auf die Frage nach den größten Veränderungen nach dem Tod ihres Mannes antwortet Esther Berg: „Schock (...) von einer Sekunde auf die andere (...) nicht wahrhaben wollen (...) viel Wut in mir (...) und dann zog eben meine jüngste Tochter auch ganz schnell aus und ich war hier ganz allein in dem Haus (...) plötzlich von ner Familie n Single (...) zuviel einkauft (...) ungläubiges Staunen darüer, keinen Austauschpartner mehr zu haben (...) sehr verletzt (...) Gefühl nach Hause zu kommen, und da wartet keiner mehr, oder ich erware keinen mehr (...) vielleicht das allerschlimmste, hab mir dann angewöhnt gehabt, hier Licht anzulassen. ja weil ich damit sehr schwer zu Rande gekommen bin, in ein Haus zu kommen, was nicht erleuchtet war (...) es war eben ein Familienhaus“.

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  60. Auf die Gründe, warum sich Merkmale der Partnerschaft als nicht so erklärungskkräftig für das Verständnis der Veränderungen der sozialen Integration nach der Verwitwung erwiesen haben wie die genannten drei Orientierungen, gehe ich in Abschnitt 6.1. ausführlich ein.

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  61. Auf diesen wichtigen Aspekt komme ich im nächsten Kapitel (6.1.1) genauer zu sprechen. An dieser Stelle sei der Vollständigkeit halber vermerkt, daß bei einigen Befragten nach der Verwitwung Kontakte abbrachen, die über den verstorbenen Partner zustande gekommen waren. Allerdings handelt es sich dabei häufig nicht um emotional wichtige Personen. Von den heute Alleinstehenden betrifft dies Verwandte der Partnerin (Niestroy, Anders), Schulkameradinnen der Frau (Niestroy, Winter), Stiefkinder (Claas), Kriegskameraden des Man-nes (Biber), Kollegen des Mannes (Weber, Anders); von den Befragten, die heute in einer Partnerschaft leben, betrifft es Familienmitglieder der Ehefrau (Tammn), Stiefkinder (Drake) und Kollegen des Mannes (Berg).

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  62. Zumindest latent ist dies auch in den Ausführungen von Jurgen Peters enthalten. Wie er sagt, will er jetzt nur noch „genießen“.

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  63. Von ihrer Umgebung fühlen sie sich dabei nicht unter Druck gesetzt, wenngleich fast alle mit ihren Kindern über die neue Beziehung sprachen.

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  64. Bezogen auf die Frage, ob eine neue Partnerschaft eingegangen wurde, ist der Fall von Esther Berg (zwei „Freunde“) als Grenzfall zu betrachten. In dieser Übersicht sehe ich des weiteren von dem Übergangsfall Adelheid Biber ab (vgl. 5.1.3)

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  65. Auf die Darstellung des Übergangsfalls Biber wurde hier verzichtet (vgl. Abschnitt 5.1.3). Zur Zuordnung von Arndt Sonntag und Michael Tamm vgl. die Anm. in 5.3 und 5.2.2.

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  66. Dies ist nicht zu verwechseln mit der Person des verstorbenen Partners. Diesbezüglich scheint es keinen Zusammenhang zum heutigen subjektiven „outcome“ zu geben. Vgl. hierzu den Abschnitt „Ab-Lösungen“ (6.1.4).

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  67. Anzumerken ist, daß es insbesondere bei Männern noch eine ganz andere negative Variante gibt: die erhöhte Mortalität in der ersten Zeit nach dem Tod der Partnerin, die hier als Selektivitäätseffekt berücksichtigt werden muß.

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  68. In dieser Stichprobe haben — verglichen mit der entsprechenden Altersgruppe (vgl. Klinemund/Hollstein 2000) — unterdurchschnittlich wenige (insgesamt vier) Befragte noch lebende Geschwister, die jedoch weit entfernt leben (Claas, Sonntag) bzw. mit denen man den Kontakt abgebrochen hat (Niestroy, Merten).

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  69. Wenn familiale Beziehungen eine subjektiv zufriedenstellende Integration gewährleisten, würde nebenbei bemerkt, auch das Instrument des emotionalen Netzwerks den Zusammenhang zwischen Veränderungen der sozialen Integration und der subjektiven Zufriedenheit nicht mehr so deutlich abbilden, wie es hier — an sich überraschend — gefunden wurde: So stehen die kernfamilialen Beziehungen bei diesen Befragten grundsätzlich im ersten Kreis.

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  70. NatUrlich nur, wenn man von Einschränkungen, die mit dem Alternsprozeßß verbunden sein können, absieht. Vgl. dazu Abschnitt „Zuküinftige Veränderungen der Integration“ (6.3).

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Hollstein, B. (2002). Das Typenfeld. In: Soziale Netzwerke nach der Verwitwung. Forschung Soziologie, vol 141. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01417-1_6

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