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Part of the book series: Forschung ((FS,volume 141))

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Zusammenfassung

In diesem Kapitel werden nach einem kursorischen Überblick über die Lage verwitweter Personen in der Bundesrepublik und über den Forschungsstand zu den Veränderungen informeller Beziehungen nach der Verwitwung (3.1) die Fragen für die empirische Untersuchung präzisiert (3.2) und das methodische Design der Studie vorgestellt (3.3). Das Kapitel schließt mit einem Überblick über die Stichprobe der empirischen Untersuchung (3.4).

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Referenzen

  1. Dies liegt vor allem daran, daß sich im Zuge des demographischen Übergangs das Sterbegeschehen vorwiegend ins höhere Lebensalter verlagert hat. Aber auch innerhalb dieses Jahrhunderts sind deutliche Unterschiede, bezogen auf die Prävalenz der Verwitwung in mittleren Altersgruppen, zu beobachten. Hareven und Uhlenberg (1995) zeigen für den Nordosten der Vereinigten Staaten, daß z.B. der Anteil der Verwitweten unter den 35 bis 39jährigen, jemals verheirateten Frauen zwischen 1910 und 1940 um 50% gesunken ist. 1970 lag der Anteil der Verwitweten in dieser Gruppe bei 2%.

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  2. Die Verwitwungsdauer liegt dabei im jüngeren Alter bei Männern etwa doppelt so hoch wie bei den Frauen. Etwa im Alter von 70 Jahren gleicht sich die Verwitwungsdauer bei Männern und Frauen an (Vaskovics/Buba 1988).

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  3. Im Zeitverlauf ist der Anteil derer, die sich wieder verheiraten, zumindest bei den Männern, offenbar gesunken. So betrug 1972 der Anteil der wiederverheirateten Männer bei den 50jährigen über 60% (Vaskovics/Buba 1988).

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  4. Besonders stark sind die Unterschiede bei jüngeren Männern. Beispielsweise liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei verwitweten Männern zwischen 35 und 45 Jahren 5,6 Jahre unter der von verheirateten (ebd.). Bei verwitweten Frauen ist die Lebenserwartung ebenfalls niedriger als bei verheirateten der gleichen Altersgruppe. Der Unter-

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  5. schied ist jedoch nicht so deutlich ausgeprägt wie bei den Männern. Aus diesem Grund ist der ohnehin bestehende Unterschied in der Lebenserwartung bei Frauen und Männer bei Verwitweten deutlich stärker ausgeprägt: So ist die Lebenserwartung von Männern, die ihre Ehefrau im Alter von 45 Jahren verlieren, um 10 Jahre niedriger als bei gleichaltrigen verwitweten Frauen (Vaskovics/Buba 1988).

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  6. Bezogen auf die finanzielle Ausstattung bestehen allerdings deutliche Unterschiede nach dem historischen Zeitpunkt, zu dem der Partner verstarb. So ist die Ökonomische Situation der Kriegswitwen deutlich schlechter als bei Verwitweten, die ihren Partner bzw. ihre Partnerin vor noch nicht allzulanger Zeit verloren haben (Maas 1995).

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  7. Hinsichtlich dieser Tendenz stimmen die meisten Studien, in denen Verwitwete mit Personen anderen Familienstands verglichen wurden, überein. Zu beachten ist allerdings, daß die Häufigkeit subjektiv empfundener Isolation in einzelnen Untersuchungen enorm schwankt. So beurteilten in der von Vaskovics und Buba (1988) sekundär ausgewerteten Studie „Lebensbedingungen und Bedürfnisse älterer Menschen“ zwischen 75 und 80% der Verwitweten ihre sozialen Kontakte als ausreichend, und zwar fast unabhängig von Alter und Geschlecht. Demgegenüber gaben von den 1995 im Rahmen des SozioÖkonornischen Panels befragten alleinlebenden Verwitweten 60% der Westdeutschen und 46% der Ostdeutschen an, sich sehr oft einsam zu fühlen (Statistisches Bundesamt 1997).

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  8. In den 13 von Martin Diewald unterschiedenen Lebensformen handelt es sich dabei um die mit Abstand höchsten Werte. Beispielsweise lag der Anteil der subjektiv Einsamen bei den mit einem Partner zusammenlebenden Personen über 60 Jahren bei ca. 7% bei den Männern und bei ca. 13% bei den Frauen. Bei den ledigen Alleinwohnenden betrug dieser Anteil bei den Männern etwa 8% und bei den Frauen etwa 20%. Zusammengefaßt wurden die Antwortkategorien „stimmt ganz und gar“ bzw. „stimmt eher“ bei dem Item „Ich fühle mich oft einsam“ (Diewald 1991).

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  9. Vgl. hierzu insbesondere Stroebe, Stroebe und Hansson (1993) und Stappen (1988).

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  10. Zumeist handelt es sich um kleine, keine repräsentativen Stichproben. In diesem Zusammenhang beklagen Wortman und Silver (1990) auch ein Defizit an Studien, die sich mit den psychischen Folgen bzw. der Verarbeitung der Verwitwung nach mehr als zwei Jahren beschäftigen.

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  11. Darauf weisen auch die höheren Mortalitätsraten jüngerer Verwitweter, verglichen mit älteren Verwitweten, hin (s.o.).

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  12. Diese wurden zumeist retrospektiv erhoben.

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  13. Dies soll wiederum nicht heißen, daß sich nicht auch Personen mit eher geringer Bildung gut an die neue Lebenssituation anpassen können (Dießenbacher u.a. 1984).

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  14. Z.B. Anette Niederfranke: „... die Einschätzungen über die Bedeutung inner- und außerfamiliärer Unterstützungssysteme (gehen) auseinander. Der Familie wird jedoch einhellig in der ersten Trauerphase eine große stabilisierende Funktion zugeschrieben. Langfristig wird hingegen den außerfamilialen Kontakten eine größere Bedeutung für die gelungene Anpassung an die veränderte Lebenssituation zugesprochen“ (Niederfranke 1992: 12).

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  15. Diese Beschränkungen treffen auf die meisten, der ohnehin wenigen, im deutschsprachigen Raum durchgeführten Untersuchungen zur Lebenssituation Verwitweter zu.

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  16. So gab es Ende 1999 6.2 Mio. Verwitwete in der Bundesrepublik. Etwa 4,7 Mio. Verwitwete lebten im Mai 2000 alleine in einem Haushalt (Statistisches Bundesamt 2001). Zu den Veränderungen der Haushaltssituation von Verwitweten in diesem Jahrhundert vgl. genauer Hareven und Uhlenberg (1995).

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  17. Bei Hilfe bei Niedergeschlagenheit z.B. spielen andere Verwandte nur bei Verwitweten (Frauen) ohne Kinder eine besondere Rolle (Diewald 1991: 236). Auf die unerwartet geringen Kontakte von Verwitweten zu Geschwistern verweist Lopata (1973c). Neuere Daten zeigen jedoch, daß verwitwete (Frauen) stärker als Personen mit anderem Familienstand in Geschwisterbeziehungen involviert sind (Campbell u.a. 1999). Dies legt eine Intensivierung von Geschwisterkontakten nach der Verwitwung nahe.

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  18. Ebenso Diewald (1991) füür die Häufigkeit der Existenz eines besten Freundes bzw. einer besten Freundin. Ältere Studien kamen zu anderen Ergebnissen: entweder eine geringere Anzahl an Freundschaften bei verwitweten Männern, verglichen mit Frauen (Blau 1961) oder umgekehrt mehr Freundschaften bei verwitweten Männern (Atchley 1975).

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  19. So etwa auch Lowenthal/Haven (1968) für Freundschaftsbeziehungen. Demgegenüber legen die Analysen von Ferraro (1984) und Kohen (1983) zumindest bei gerade Verwitweten eine größere Zahl intimer Freundschaften nahe (sowohl bei Männern als auch bei Frauen; ähnlich Petrowsky (1976); sowie für Männer Pihlblad/Adams (1972).

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  20. Allerdings stellen Bock/Webber (1972) als auch Pihlblad/Adams (1972) fest, daß die familiäre Interaktion zumindest bei Männern direkt nach der Verwitwung abnimmt. Wan/ Odell (1983) finden bei kürzlich verwitweten Männern einen geringeren Kontakt mit den ehemaligen Schwiegereltern, hingegen häufieeren Kontakt mit den eigenen Eltern.

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  21. Ähnlich scheinen die nachbarschaftlichen Kontakte Verwitweter größer zu sein als bei Verheirateten (Kohen 1983; Lamme u.a. 1996).

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  22. Daß die Kontakte zu Kindern später wieder abzunehmen scheinen, wird auch von anderen Studien gestützt. Pihlblad/Adams (1972) zufolge betrifft dies v.a. die Männer, Ferraro/ Barresi (1982) zufolge beide Geschlechter (nach vier Jahren). Adams (1968) unterscheidet auch nach dem Geschlecht der Kinder (von Witwen): So scheinen die Kontakte zu Söhnen längerfristig geringer zu sein als Kontakte mit Töchtern.

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  23. Auch diese Befunde sind strittig: Daß Verwitwete insgesamt weniger engagiert sind als Verheiratete stellen Bock/Webber (1972) und Harvey/Bahr (1974) fest. Andere Autoren finden eine größere Beteiligung Verwitweter, verglichen mit Verheirateten, an sozialen Aktivitäten (Atchley 1975; Wan/Odell 1983). Pellman (1992) findet keinen Zusammenhang zwischen Integration in die Gemeinde und dem Familienstand. Unklar ist hierbei ebenfalls, inwieweit sich Männer und Frauen im Engagement unterscheiden (Pihlblad/Adams 1972; Ferraro/ Barresi 1982).

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  24. Instruktiv ist der Vergleich mit Eheauflösungen infolge von Scheidungen. So unterscheidet Gräbe (1991) ähnliche Möglichkeiten der Veränderungen der sozialen Beziehungen: entweder Rückkehr in die Ursprungsfamilie oder Aufbau eines neuen, sehr weit gefaßten Netzwerks mit guter sozialer Integration.

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  25. Signifikante Zusammenhänge mit der Existenz neuer Beziehungen bestanden zum Geschlecht (weiblich), der Verwitwungsdauer, der Existenz eines neuen Partners und der Frage, ob man sich besonders stark um neue Beziehungen bemüht habe (Lamme u.a. 1996).

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  26. Für eine genauere Ausarbeitung des hier zugrundegelegten Interessenbegriffs und die handlungstheoretischen Grundlagen der verwendeten Beziehungskonzeption verweise ich auf die Ausftührungen in Hollstein (2001).

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  27. Vgl. z.B. Bertram, Marbach und Mlke (1989), Kaufmann u.a. (1989) oder Jansen (1999).

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  28. Wie z.B. Adams (1989) konstatiert, mangele es in der Forschung zu Freundschaftsbeziehungen an Studien über unterschiedliche subjektive Bedeutungen von und Orientierungen auf Freundschaften. Bezüglich der subjektiven Repräsentanz vgl. die Befunde zum Direkteffekt sozialer Unterstützung: Bestimmte Leistungen von Beziehungen (z.B. Zugehörigkeit) sind eben nicht immer subjektiv präsent und werden individuell teilweise erst wahrgenommen, wenn sie wegfallen. Praktische Probleme für die Abfragbarkeit der denkbaren Bedeutungen ergeben sich des weiteren aus der außerordentlichen Vielfalt an Leistungen informeller Beziehungen sowie aus der Multifunktionalität sozialer Beziehungen und Interaktionen. Vgl. zu diesen Aspekten die Übersichten in Hollstein (2001).

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  29. Vgl. zum Problem retrospektiver Daten die Aufarbeitung bei Ktünemund (1990).

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  30. Zu erinnern ist etwa an phänomenologische Positionen, die biographische Aussagen in erster Linie als strukturierte Selbstbilder betrachten, oder Pierre Bourdieu’s provokative Formulierung der „biographischen Illusion“. In jedem Fall kann man von selbsterzählten Lebensgeschichten nicht „umstandslos auf die Realität schließen“ (Kohli 1981 über Deppe). Und auch die Unterstellung, daß die Befragten „aufrichtig“ sind (wie etwa bei Thomas und Znaniecki; vgl. Kohli 1981), hilft bei diesem Problem nicht weiter.

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  31. Zur Unterscheidung zwischen referentiellen und evaluativen Funktionen vgl. Labov und Waletzky (1967).

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  32. Leider gibt es wenige Panel-Untersuchungen, in denen die Transformationen von Orientierungen analysiert wurden. Instruktiv ist in diesem Zusammenhang die Untersuchung von Oeverrnann und Roethe (o.J.), die eine Familie im Abstand von zehn Jahren zweimal befragt und die Daten anhand der Objektiven Hermeneutik (Oevermann u.a. 1979) ausgewertet haben. Die Ergebnisse zeigen, daß die rekonstruierten Fallstruktur — also relativ allgemeine Orientierungsmuster (s.u.) — sich in ihren Grundbestandteilen als stabil erwies.

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  33. Vgl. zu verschiedenen Formen der Methodentriangulation insbesondere Denzin (1970), auch Freter, Hollstein und Werle (1991).

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  34. Der Leitfaden ist im Anhang abgedruckt.

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  35. Dieses Verfahren wurde von Regine BeckerSchmidt u.a. (1983) beschrieben und von ihnen unter dem Namen „Perspektivenwechsel“ bekannt gemacht.

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  36. Im Grunde können auch mit nur einem Fall verallgemeinerbare Aussagen getroffen werden (vgl. Oevennann 1988; Wohlrab-Sahr 1994; Bude 1988). So drückt sich bereits im Einzelfall die Allgemeinheit bedeutungsgenerierender (sprachlicher und sozialer) Regeln aus. Gleichzeitig repräsentiert der Einzelfall eine spezifische Antwort auf praktische Problemstellungen („Formen anerkennungsfähigen Lebens“; Bude). Schließlich handelt es sich um eine exemplarische Realisierung eines allgemeinen einbettenden Milieus und dessen Regeln (z.B. Bolmsack 1989). Hinsichtlich dieser unterschiedlichen Aspekte ist der Einzelfall „typisch“ (s.u.).

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  37. Nicht zuletzt spielen bei dieser Frage auch praktische Ressourcen (Zeit, Geld) eine wesentliche Rolle. Meist hat man nicht die Möglichkeit, beliebig lange und beliebig viele Fälle etwa nach der Art des „theoretical sampling“ (Glaser/Strauss 1967) nachzuziehen bis eine „theoretische Sättigung“ (ebd.) erreicht ist. Bei den Verwitweten besteht ein weiteres Problem, da bei dieser Gruppe in großen Befragungen überdurchschnittliche viele Ausflälle zu verzeichnen sind (Hyman 1983).

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  38. Es handelt sich um das DFG-Projekt „Tätigkeitsformen im Ruhestand“, welches zwischen 1986 und 1991 unter der Leitung von Martin Kohli in Berlin-Tempelhof durchgeführt wurde (Ko 905/1–1). Dieses Projekt beinhaltete u.a. eine repräsentative postalische Beiragung der 60 bis 70jährigen Einwohner dieses Westberliner Bezirks (N=1783). Vgl. Kohli u.a. (1992). In diesem genannten Projekt wurde auch die Infrastruktur in Tempelhof genau beschrieben sowie eine Übersicht über die öffentlichen Einrichtungen und Angebote für ältere Menschen erstellt (Kohli u.a. 1992). Rü den Bezirk Tempelhof hatte man sich in dem Projekt entschieden, weil die soziostrukturelle Zusammensetzung der BewohnerInnen dort im Vergleich mit den anderen (West-)Berliner Bezirken „am durchschnittlichsten“ war (Stand 1986). Für die vorliegende Untersuchung ist dabei interessant, daß es sich um einen sehr großen und sozial- und infrastrukturell sehr gemischten Bezirk handelt. Er reicht vom Innenstadtbereich bis an die (ehemalige) Grenze. Diese (südlichen) Bezirken haben teilweise einen dörflichen Charakter.

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  39. Im Unterschied zum „theoretical sampling“ von Glaser und Strauss (1967) wurde hier also dezidiert von theoretischen Vorannahmen ausgegangen. Die Stichprobe wurde nicht sukzessive und parallel zur Auswertung gezogen. Stattdessen wurden Faktoren vorab variiert, von denen begründet angenommen werden konnte, daß sie einen Einfluß auf die Netzwerkveränderungen und die subjektiven „outcomes“ nach der Verwitwung haben.

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  40. Zu den (abgeschwächt) handlungstheoretischen Grundlagen des Konzepts vgl. Hollstein (2001).

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  41. Oevermann selbst hat ebenfalls einen sehr weiten „Text“-Begriff: Analysierbar und Grundlage der Rekonstruktion von Fallstrukturen ist im Prinzip alles, was Ausdruck menschlichen Handelns ist und sich zugleich in Sprache fassen läßt: nicht nur verbale, sondern auch non-verbale Interaktionen, biographische Daten, Kunstwerke, Filme etc.

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  42. Im Unterschied zur Objektiven Hermeneutik wird hier keine „Fallstruktur“ präsentiert. Damit ist das spezifische Selektions- oder Individuierungsprozeß eines Handlungssystems gemeint. „Eine Fallstruktur entsteht dadurch, daß bestimmte Möglichkeiten ausgewählt werden, andere dagegen, die auch möglich gewesen wären, nicht und dadurch, daß sich im Lauf der Zeit ein bestimmter Typus von Auswahlprozessen wiederholt“ (Wohlrab-Sahr 1996: 10). Bei der Rekonstruktion dieses Selektions- oder Individuierungsprozesses ist es notwendig, sich jeweils vor Augen zu halten, welche Handlungsmöglichkeiten in einer spezifischen Situation auch noch denkbar gewesen wären. Gedankenexperimentell werden möglichst unterschiedliche Lesarten entwickelt, also Deutungsmöglichkeiten gesammelt, die den Interaktionstext in einem spezifischen Kontext sinnvoll machen. Im Prinzip wird an jeder Stelle (Textstellen oder objektiven biographischen Daten) gefragt: „welches Handlungsproblem stellt sich fir die Person A in der Situation X zum Zeitraum Z? Und was wäre an Handlungsmöglichkeiten prinzipiell denkbar gewesen? Was schließlich hat die Person tatsächlich getan oder gesagt und vor welchem Problem steht sie damit?“ (Wohlrab-Sahr 1996: 111). Bei der Rekonstruktion späterer Sinnabschnitte werden nach dem Falsifikationsprinzip von den bereits aufgestellten Lesarten alle diejenigen ausgeschlossen, die von den Textstellen nicht mehr gedeckt sind. D.h. ähnlich einem Trichter werden sukzessive immer mehr Lesarten eliminiert, bis am Ende nur noch eine Lesart übrig bleibt, die alle Textstellen verständlich macht: dies ist die Fallstruktur, also die spezifische Selektivität des Falles bzw. des Handlungssystems. Entsprechende Lesarten werden in dieser Arbeit ebenfalls entwickelt sowie nicht vom Text gedeckte Deutungen ausgeschlossen Im Unterschied zur Objektiven Hermeneutik bleibe ich jedoch insgesamt näher an konkreten einzelnen Handlungsproblemen und rekonstruiere keine Fallstruktur i.S. einer einzigen. tüberereifenden und abstrakten Lesart.

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  43. Typik ist also nicht zu verwechseln mit Normalität im Sinne von Häufigkeit: „Seltenheit ist kein Widerspruch und Häufigkeit keine Bestätigung für Typik“ (Bude). Vgl. die Anmerkung oben zur Typik von einzelnen Fällen.

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  44. Die Frageformulierungen aus dem Fragebogen des DFG-Projekts „Tätigkeitsformen im Ruhestand“, anhand derer die Befragten ausgewählt wurden, sind dem Anhang zu entnehmen.

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  45. Vgl. zu den Unterschieden in der Problemlage, wenn Personen im mittleren Lebensalter ihre PartnerInnen verlieren, Abschnitt 3.1.

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  46. Der Leitfaden (der Erzählstimulus für die narrative Ersterzählung, der Leitfaden füür den Nachfrageteil und den stärker standardisierten Erhebungsteil) ist im Anhang wiedereeeeben.

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  47. Z.B. bei Kohli u.a. (1992) und Giegel/Frank/Billerbeck (1988).

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  48. Aus Erzählstimulus, immanenten und exmanenten Nachfragen, vgl. Schütze (1976, 1983).

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  49. Erhoben wurden Lebensgeschichten „mittlerer Ausführlichkeit“ (Herrmanns u.a. 1984).

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  50. Um die Strukturen von informellen sozialen Beziehungen so genau wie möglich zu erfas-sen, wurde bei den sozialen Beziehungen systematisch auf die unterschiedlichen Gesellungsformen geachtet, also etwa, mit wem man sich wo und wie häufig trifft.

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  51. Vgl. genauer Kahn/Antonucci (1980). Hier in der Übersetzung, die in der Berliner Altersstudie (BASE) verwendet wurde (Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1990).

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  52. Siehe Abbildung Al im Anhang. Vgl. für den genauen Wortlaut des Stimulus füür das „emotionale Netzwerk“ den im Anhang abgedruckten Interviewleitfaden.

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  53. Zur Kennzeichnung der Struktur der Beziehungen wurden neben den Inhalten bzw. Unterstüitzungsleistungen herangezogen: der Herkunftskontext und die Rollenbeziehung, die Dauer der Beziehung, Kontakthäufigkeiten und die räumliche Distanz. Für die Kennzeichnung der Netzwerke wurden darüber hinaus die Größe des Netzwerkes insgesamt bzw. von Netzwerksegmenten (z.B. Familie, Freunde) und die Spannweite des Herkunftskontextes beschrieben.

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  54. Unterschieden wurde zwischen praktischen und materiellen Hilfen, emotionalem Rückhalt, der Vermittlung von Informationen und der Frage nach sozialen Aktivitäten. Außerdem wurde die Unterscheidung zwischen alltagsbegleitender Unterstützung und der Unterstüützung in Krisensituationen berücksichtigt sowie die Kosten von Beziehungen („Was war enttäuschend?“, „Warum wurden bestimmte Beziehungen abgebrochen?“). Damit wurden wesentliche Leistungen systematisch erfragt, die auch in standardisierten Untersuchungen erhoben werden (vgl. den Überblick in Hollstein 2001).

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  55. Die Untersuchungen zur Verwitwung, bei denen der Partnerverlust explizit als Grund für die Kontaktaufnahme zu den Befragten angegeben wurde, sind durch besonders hohe Ausfallquoten gekennzeichnet, die systematische Verzerrungen erwarten lassen (vgl. Hyman 1983). Diesem Effekt wurde hier auf verschiedene Weise entgegengewirkt: Erstens fand der Erstkontakt mit den InterviewpartnerInnen üüber das Projekt ,,Tätigkeiten im Ruhestand“ statt, in dem es primär um verschiedene Aktivitäten und Einstellungen von RuheständlerInnen im allgemeinen ging. Zweitens wurden die potentiellen Interviewpartner im Anschreiben nicht als „Verwitwete“ sondern als “Alleinstehende“ angesprochen und betont, daß es allgemein um die Entwicklung der sozialen Beziehungen im Laufe des Lebens geht. Drittens betrug die Verwitwungsdauer der InterviewpartnerInnen mindestens drei Jahre. Zu diesem Zeitpunkt sind die stärksten Trauerreaktionen i. d. R. vorbei. Tatsächlich erklärten sich (mit einer Ausnahme) alle Angeschriebenen zu einem Interview bereit.

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  56. Dieses Verfahren habe ich angelehnt an jenes, welches Sarah H. Matthews (1986a) zur Abbildung der von ihr untersuchten Freundschaftsbeziehungen beschrieben hat.

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  57. Alle Eigennamen sind anonymisiert.

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  58. In der Frage nach dem Familienstand (Nr. 41; Anhang B) waren Mehrfachnennungen ausgeschlossen. Die Wiederverheiratung spielt allerdings sowohl fur Frauen als auch für Männer dieser Altersgruppe eher eine untergeordnete Rolle. Vgl. Vaskovics/Buba (1988).

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Hollstein, B. (2002). Die Anlage der Untersuchung. In: Soziale Netzwerke nach der Verwitwung. Forschung Soziologie, vol 141. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01417-1_4

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