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Part of the book series: Sozialwissenschaftliche Studien ((SWS,volume 18))

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Zusammenfassung

Der reale Gegenstand, mit dem sich die Parteienforschung beschäftigt, gerät zunehmend in Anfechtung und Bedrängnis.

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Anmerkungen

  1. Kenneth Janda (1968: 172) liefert einen brauchbaren, für Vergleichszwecke entwickelten Katalog von Erschließungsfragen gegenüber Parteien, der für parteiendemokratische Problemstellungen nicht hinreicht, jedoch das Forschungsfeld markiert, aus dem die Parteienforschung — mit welchen Methoden auch immer — Erträge zur Beantwortung der ihr gestellten Fragen ziehen könnte: „Questions about political parties What is a political party? — Definition, function, theory How do political parties begin? — The origin of parties What does a party do? — Party activities Who belongs to the party? — Party composition How is the party organized? — Party structure What does the party seek to accomplish? — Party goals Under what conditions does the party operate? — Political environment Under what conditions does the party operate? — Social, economic and geographical environment Are there any other parties in the country? — Party system How have parties been studied? — Methodology“. Die letzte Frage findet zu einem späteren Entwicklungsstand seines umfassenden Datenerhebungsprojekts über politische Parteien keine Berücksichtigung mehr (Janda 1970: 80).

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  2. Was das genaue Spektrum an Fragestellungen oder das Untersuchungsfeld der Parteienforschung ist, läßt sich verbindlich nicht definieren, selbst wenn verschiedene Versuche im Hinblick auf die Abgrenzung des Forschungsgegenstandes der Parteienforschung oder Parteiensoziologie im engeren Sinne unternommen wurden. So stellt Leiserson (1957: 950) ihr folgende Fragen: „to what extent and through what processes parties articulate felt public demands, choose political leaders, influence political decisions, shape public opinion and control public officials; and will assess the possibilities of personal and collective choice with respect to political systems for the accomplishment of these functions.“

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  3. Mathias Schmitz (1967: 3), der in diesen Chor einstimmt, verweist auf ältere Belege (Anmerkung 2). Er selbst bemerkt, „daß die Anzahl der Untersuchungen und ihr theoretischer Ertrag in einem merkwürdigen Mißverhältnis stehen.“

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  4. Wenn man in diesem Zusammenhang das 1974 in erweiterter Neuausgabe erschienene doppelbändige parteientheoretische Standardwerk von Lenk (Neumann heranzieht, dann reflektiert die Diskussion, welche dort geführt wird, nicht nur Provinzialismus sondern zugleich eine Antiquiertheit des Problemstandes und analytischen Niveaus, welche auch nicht in Andeutungen den Ansprüchen einer systematischen Theoriebildung genügen kann, auch und gerade wenn man die längere Einleitung der Autoren in diese Bewertung einbezieht. Von diesem Werk hebt sich vorteilhaft ab der von Wolfgang Jäger herausgegebene Band „Partei und System“ (1973), der inhaltlich die kritische Einschätzung Renate Mayntz` positiv kontrastiert.

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  5. Auch die von Mintzel vorgenommene „betont historisch orientierte politisch-soziologische empirische Analyse“ gelangt nur zu einem sicherlich voluminösen und kenntnisreichen Aufriß sozioökonomisch reflektierter Parteigeschichte der CSU, vermag für Bedürfnisse systematisierender und generalisierender Aussageformulierung jedoch keine Anregungen zu liefern (vgl. Mintzel 1975: 72, 192). Mintzel rechtfertigt den Gebrauch des historiographischen Ansatzes der Parteienforschung damit, daß er solange „unvermeidlich” sei, wie „die theoretisch-systematische soziologische Forschung noch keine wirklich praktikablen Verfahren entwickelt hat“ (ebda: 74), was wiederum auf die auch speziell forschungspraktisch dringende Entwicklung eines theoretischen Bezugsrahmens der Parteienforschung hinweist. Wright (ed. 1971: 3) gibt der Rechtfertigung Mintzels indirekt recht, wenn er beklagt, daß „the study of political parties has been hindered by the lack of the kind of theory that serves to stimulate empirical research”.

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  6. Anderenorts (1973b: 59) bescheinigt er der theoretischen Parteienforschung, „in den vergangenen Jahren in eine Sackgasse geraten zu sein“.

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  7. Renate Mayntz (1976: 328) diagnostiziert diesen Zustand als bezeichnend für das Forschungsbemühen der Soziologie insgesamt gegenüber dem politisch-administrativen System.

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  8. Hierauf verweist insbesondere Epstein (1968a: 168, 171). Freilich liefert Epstein selbst ein illustratives Beispiel für sprachlich bedingte Verzerrungen international vergleichender Parteienstudien. Denn, da er sich in seinem Vergleich des „europäischen“ und „amerikanischen” Parteityps (1967a, 1967b, 1968a) ausnahmslos auf englisch-sprachige Literatur abstützt, avanciert die „englische“ Massenmitgliedschaftspartei zum Prototyp europäischer Parteien, was einige empirische Einwände heraufbeschwören muß.

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  9. Crotty (Golembiewski e.a. 1969: 359) führt die “unscientific and uncoordinated nature of parties research” und ihre “resistance to methodological innovation” darauf zurück, daß sie sich nicht. dem Zugriff interessierter Laien und Gelegenheitsforschern entziehen könne. Lakonisch stellt er fest: „In effect, Everyman has presumptions of experties about political parties“ (ebda). Zumindestens trägt ihn die Hoffnung, daß innerhalb der nächsten zehn Jahre die Parteienforschung einen solchen wissenschaftlichen und methodologischen Standard erreichen werde, ”that will take the study of parties out of the province of the amateur and the dilettante and into the realm of the scientist“ (ebda: 384 ).

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  10. Wie Bernard Hennessy ( 1968: 3) betont, benötigt die Parteienforschung beschreibende Aussagen der Art, daß sie über den Einzelfall hinausgehen und zu Annahmen über Beziehungen zwischen Variablen und deren theoretischer Verallgemeinerung verhelfen. Gegen ein solches Theorieverständnis wendet Otwin Massing (1972: 277) ein, daß „das Postulat, ein logisch kohärentes System von analytischen Sätzen über Rolle, Funktion und Organisation, über die personale und soziale Basis ihres Einflusses, Art der Mitgliederrekrutierung und Auswahl der Führer sowie über ihre. gegenseitigen Beziehungen zu entwickeln, eher Ausdruck eines monomanen Systemdenkens sein (dürfte) als sich einer sachbezogenen Erkenntnisabsicht verdanken, weil es unterstellt, die politische Wirklichkeit selber gehorche einer ungeschichtlichen logischen Stringenz und nicht vielmehr der historischen Logik der Herrschaft“. Massings Kritik ist sicherlich insoweit treffend, wie sie sich gegen empiriefernes formales Systemtheoretisieren und gegen universalistische Abstraktionen in der Parteientheorie wendet. Doch kommt auch Massing nicht daran vorbei, daß die Parteienforschung überhaupt erst einmal zu gesicherten Verallgemeinerungen gelangen muß, auf die auch soziologisch-historische und politisch-ökonomische Ansätze abzielen müssen, wenn sie nicht bei der Beschreibung des historischen Einzelfalls stehen bleiben wollen.

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  11. Nicht nur die Parteienforschung läßt sich von ihrem Gegenstand und ihrer Problemstellung als integraler Bestandteil der Demokratieforschung interpretieren. Für Röhrich (1977: 8) versteht sich die Politische Soziologie insgesamt als „Demokratieforschung“.

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  12. Wir definieren den Begriff „Paradigma“ als ein relativ kohärentes System von normativen Grundannahmen, Próblemstellungen, analytischen Bezugsgrößen und Forschungsperspektiven, die als inputs in Forschungsstrategien, Aussagen und Konzeptualisierungsbemühungen einer

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  13. Gruppe von Wissenschaftlern eingehen, die das Paradigma implizite oder explizite teilt, gegenüber einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit vertritt und untereinander kommuniziert, während andere Paradigmata weitgehend ignoriert oder diskriminiert werden. (VgL Dubiel 1977: 210 f.). Bei gegebener positioneller Nähe zweier Paradigmata, deren Träger sich nicht institutionell abgeschottet und organisatorisch verfestigt haben, kommt es auch zu Austauschprozessen von paradigmatischen Elementen, so daß zwischen paradigmatischen Gemeinschaften normative und argumentative Überkreuzbeziehungen expliziert werden können.

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  14. Greven (1977: 304) verweist gleichfalls auf den eigentümlichen perspektivistischen Zugang der Parteienliteratur gegenüber den Parteien, wenn er schreibt: „In der politikwissenschaftlichen und soziologischen Literatur zum Thema — auch in den klassentheoretischen Ansätzen — dominiert eine Betrachtungsweise, nach der Parteien instrumentalistisch gesehen und, je nach ihrem subjektiv-programmatischen Gehalt, als systemstabilisierend oder reaktionär, als reformistisch oder revolutionär bewertet werden, was ihren Einsatz für bestimmte gesellschaftliche Gruppen oder Klassen möglich macht. An die Stelle dieses methodischen Subjektivismus tritt in klassentheoretischen Ansätzen zumeist ein mechanischer Soziologismus, nach dem Parteien einen bestimmten Charakter je nach der sozialen, klassenmäßigen Zusammensetzung ihrer Mitgliedschaft haben.“ Uns interessiert der paradigmatische Kontext dieser Instrumèntalisierung von Parteien, der u.E. drei spezifische Strukturformen annimmt.

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  15. Diese Ansicht wird nicht geteilt von Crotty (Golembiewski e.a. 1969: 357), der bemerkt, daß “(r)esearch an political parties lacks any idententifiable, commonly accepted focus”. Wenn man die Aussagen der paradigmatischen Gemeinschaften in der Parteienforschung heranzieht, lassen sich u.E. gleichwohl charakteristische und konsistente Forschungsansätze und -erträge identifizieren, die wir aufzeigen wollen.

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  16. Verschiedene Aspekte dieses Parteienkonzeptes, das bei der Abschätzung der realen Leistungsfähigkeit und Handlungsmöglichkeit von Parteien in Demokratien eher restriktive Maßstäbe ansetzt, sind angelehnt an Vorstellungen Frank Soraufs, dessen Parteientheorie an nachfolgender Stelle noch dargestellt werden wird.

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  17. Als ein fruchtbares analytisches Systemkonzept, das der Organisationskomplexität von politischen Parteien gerecht wird, siehe Katz/Kahn 1966: 30 ff. Für die Konzeptualisierung parteiinterner Strukturen und Prozesse lassen sich auch die systemtheoretischen Kategorien anwenden, die Heribert Meffert (1971: 174ff) aus betriebswirtschaftlicher Sicht zusammengetragen hat. Bei der heuristischen Rezeption von systemtheoretischen Ansätzen steht die systematische Parteienforschung insgesamt noch vor einem großen, wenngleich konzeptionell erfolgversprechenden Nachholbedarf.

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  18. In der Bestimmung des Verhältnisses der Partei im und außerhalb des Parlaments bringt Ellwein (1968: 118) das Merkmal funktionsspezifischer Ausdifferenzierung einleuchtend zum Ausdruck: „Auf der einen Seite haben die Parteien werbenden Charakter, müssen also versuchen, in der jeweils nächsten Wahl möglichst viele Stimmen für die von ihnen vorgeschlagenen Kandidaten zu erhalten; auf der anderen Seite haben sie handelnden Charakter, müssen also nach der Wahl eine Regierung bilden oder bekämpfen, müssen durch ihre Abgeordneten Gesetze vorschlagen, annehmen oder ablehnen und eine Fülle sonstiger Dinge tun. Das Nebeneinander von Werben und Tun führt zu naheliegenden Schwierigkeiten: Wer wirbt, lobt sich selbst und tadelt andere; wer handelt, muß Sachverhalte beurteilen, unter den verschiedenen Lösungsmöglichkeiten auswählen und mit der eigenen Entscheidung die Verantwortung übernehmen. Beides ist so grundverschieden, daß sich normalerweise schon eine sehr deutliche Arbeitsteilung ergeben hat. Die Parteien -und ihre Organisationen widmen sich vorzugsweise der Stimmenwerbung, die Parteifraktionen in den Parlamenten und die von ihnen bestimmten verantwortlichen Politiker widmen sich der eigentlichen Politik.“

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  19. Duvergers Strukturmodell der Partei hebt auf einen ähnlichen Sachverhalt ab, indem es die Partei nicht als „eine Gemeinschaft, sondern eine Gesamtheit von Gemeinschaften, eine Vereinigung kleiner, über das ganze Land verstreuter Gruppen (örtlicher Vereinigungen, Komitees, Ortsgruppen), die durch zusammenfassende Instanzen miteinander verbunden sind“ (1959: 35), begreift. Hieraus ergeben sich allerdings Koordinations-und Integrationsprobleme, auf die unser Augenmerk gerichtet ist.

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  20. Zur Kontrolle in Organisationen siehe Lee F. Anderson 1968: 392 ff.

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  21. Zum Einfluß von Umweltkomponenten auf die Organisationsstruktur im allgemeinen siehe A. Kieser (1975: 32 ff.).

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  22. Neben vielen anderen kehrt erst jüngst Giovanni Sartori diesen Sachverhalt im ersten Band seiner Parteientheorie hervor (1976: 22).

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  23. Wir verwenden hier den Begriff Ressource im Sinne von Robert Dahl, der ihn folgendermaßen definiert:.. a resource is anythink that can be used to sway the specific choices or the strategies of another individual.“ (1973b: 226). Als Arten von politischen Ressourcen zählt Dahl auf das Zeitdudget des einzelnen, Verfügung über Geld, Kredit oder Reichtum; Kontrolle über Jobs und Informationen; soziales Ansehen und Popularität, Legitimität, Legalität, die Fähigkeit zur Loyalitätsbeschaffung etc. (ebda). Dahls stark individualistisch gefaßten Ressourcenbegriff fassen wir weiter und übertragen ihn auch auf Kollektive und Organisationen.

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  24. Es ist die Persistenzsicherung, die das eigentliche Schlüsselproblem politischer Parteien in der Demokratie darstellt. Deshalb ist im analytischen Sinne unser Konzept der politischen Partei auch einem theoretischen System-Überlebensmodell der Organisation verpflichtet, wie es von Wilson ( 1973: 9 ff.) entwickelt wird. Seine Kernaussage besteht darin, daß „(o)rganizations tend to persist. That is the most important thing to know about them“ (ebda: 30 ).

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  25. Entsprechend den Handlungszielen von Parteien in je unterschiedlichen Umwelten ist ihre Organisation das Produkt einer mehr oder minder effektiven Lösung des Zielverwirklichungsproblems, das auf die Prioritätenbestimmung der Parteifunktionen, der Mitgliederorganisation, der Willensbildungsinhalte und -ströme, der Rollendifferenzierung etc. entscheidend Einfluß nimmt und umgekehrt. Unterschiedliche Parteitypen sind also auf die ihnen je eigene Prioritätenbestimmung möglicher Parteizwecke und -funktionen im Austauschverhältnis mit ihrer Umwelt zu befragen, woraus sich dann die eigentümlichen Struktur-und Prozeßmerkmale der Parteiorganisation ableiten lassen. Nach einem solchen analytisch bestimmten Kriterienkatalog läßt sich eine Parteien-typologie entwickeln, die hinter die teils widersprüchlichen und irreführenden Parteietiketten schaut, um auf die unverwechselbaren Funktions-und damit Struktureigenschaften historischer Figurationen von Parteien zu stoßen.

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  26. Zum Problem organisationaler Effektivität vgl. Yuchtman/Seashore 1975: 98 ff.

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  27. Wie sehr Parteien in ihrem Austauschverhältnis zur Umwelt unter Informationsunsicherheit operieren, verdeutlicht Pawelka mit seinem systemtheoretischen Konzept des Wahlkampfverhaltens von Parteien (1974: 42 ff.).

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  28. Zum analytischen Konzept und empirischen Vergleich solcher Oppositionsbildungen in westeuropäischen Parteien vgl. die ausgesprochen informative Studie von Joachim Raschke (1977)

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  29. Es ist diese wichtige Unterscheidung, die der parteiinternen Demokratieforschung ihren dialektischen Aussagegehalt verleiht: Sie fragt nach parteiinterner Demokratie und falsifiziert gewöhnlich und beständig ihre demokratische Ausgangshypothese an der andersgearteten Machtverteilungsrealität in den sich demokratisch etikettierenden Parteien. Zu diesem eigentümlichen Fokus parteiinterner Demokratieforschung siehe die wichtige Arbeit von Greven (1977), die allerdings zu problematischen Konsequenzen gelangt.

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  30. Einem anderen Klassifikationsentwurf gilt die zeitunabhängige Frage nach der Wissenschaftsposition von Autoren, von derem Selbstverständnis und speziellen Forschungsimperativen aus Parteienanalyse betrieben wird. Für solch eine spezifische Erkenntnisposition liefert Staritz ein Beispiel, der in seinem Vorwort zu einer neueren Einführung in das Parteiensystem der Bundesrepublik (1976: 9 f.) auf den allen Autoren des Bandes gemeinsamen „politökonomischen“ Ansatz der Parteienforschung verweist, der allerdings erst noch voll auszubauen sei. Diese an dem Nachweis solcher Positionen orientierte Vorgehensweise, die nach dem wissenschaftsmethodologischen „approach” von Forschungsansätzen in der Parteienlehre fragt, hat natürlich, wenn sie brauchbar sein will, zur Voraussetzung, daß sich wissenschaftstheoretisch ableitbare und methodologisch eindeutig identifizierbare „approaches“ ermitteln und explizieren lassen, was beim gegenwärtigen theoretischen Reflexionsstand kaum erfolgreich sin dürfte.

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  31. In die gegenteilige Richtung arbeitet Crottys kritisch-genetischer Aufriß der Parteienforschung. Dieser gründet sich auf die Präferenz des Autors für die methodologische Exaktheit behavioristischer Wissenschaft. Nach diesem Maßstab kann Crotty den Beitrag Ostrogorskis, Michels, Duvergers und Eldersvelds zur Parteientheorie in der Weise gewichten und skalieren, daß die Befragungsstudie Eldersveld, die seinem Wissenschaftsverständnis am nächsten steht, eine Spitzenplacierung theoretischer Angemessenheit und Fortschrittlichkeit erhält. Die Beziehung zwischen dem Werk der genannten Autoren stellt sich für Crotty folgendermaßen dar:

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  32. Ebbighausen liefert für die hier aufgezeigten Gefahren ein illustratives Beispiel. So generieren die beiden Begründer systematischer Parteienforschung, Michels und Ostrogorski im Ebbighausenschen Periodisierungsmodell zu Vertretern krisenbewußter, legitimitätsorientierter Fragestellung in der Parteienforschung, zu der dann in einer radikalen Wendung Vertreter wie Lipset, Eckstein, Schumpeter, McKenzie u.a. einen neuen, legitimitätskonträren epochalen Forschungsschwerpunkt begründen. So richtig diese Aussage ist, ist sie dennoch nur ein Ausschnittsmuster von gegebenen Beziehungen zwischen den angeführten Autoren. Denn fragt man nach der Wertposition und den erkenntnisleitenden Interessen der jeweiligen Forscher, dann lassen sich zwischen Ostrogorski und den jüngeren Parteienforschern weit engere Beziehungen aufdecken als sie etwa bei der durch Ebbighausen hergestellten Nachbarschaft zwischen Michels und Ostrogorski zu vermuten sind.

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  33. So differenziert, erhellend und einleuchtend die hervorragende Literaturstudie von Klotzbach (1973) im Hinblick auf die Entwicklung der Parteienforschung nach 1945 ausfällt, so teilt sie doch einen mit gleichartigen Bestands-und Trendreports verbundenen Mangel: Sie beschreibt Zustände oder Ausgangslagen der Parteienforschung, dringt jedoch nicht bis zu deren Ergebnissen durch, wenngleich Klotzbach resümierend einen komplexen Forschungsansatz skizziert, der die Parteienforschung zu empirisch gehaltvollen und erklärungsrelevanten Aussagen gegenüber ihrem Erkenntnisstand führen könnte.

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  34. Wie Wright (ed. 1971: 7) betont, sollen seine beiden Partei-Modelle verstanden werden als,,,pure types, representing the end points of a continuum along which real world political parties range, approximating to varying degrees one or the other type“.

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  35. Die beiden Termini können etwa sinngemäß mit das „rationale Zweck-Mittel-Modell“ und „demokratische Willensbildungsmodell” der Partei übersetzt werden.

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  36. Interessanterweise scheint die amerikanische und die europäische Forschungstradition je mit einem der beiden Modelle eng verbunden zu sein. So klassifiziert Wright (ebda: 8) amerikanische Sozialwissenschaftler wie Joseph A. Schumpeter (1950), Anthony Downs (1968), Joseph Schlesinger (1965) und Leon Epstein (1967) als Advokaten des „Rational-Efficient model“, während europäische Vertreter wie Robert Michels (1970), Maurice Duverger (1959), Renate Mayntz (1961) und Ulrich Lohmar (1968) für das „Party Democracy model” einstehen. Im Rahmen unseres trichonomen. Schemas wird eine Scheidelinie zwischen einer spezifisch europäischen oder amerikanischen Denktradition nicht mehr so leicht zu ziehen sein, sondern eher lassen sich Querbezüge und Äquivalenzen paradigmatischen Denkens diesseits und jenseits des Atlantiks aufzeigen, bei denen sich die von Wright verorteten Autoren in anderen Bezugskonstellationen wiederfinden.

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  37. Selbst wenn man im Sinne Wrights die beiden Parteimodelle als die empirischen Extremtypen eines Kontinuums begreift, auf dem alle realen Erscheinungsformen ihren Platz finden, wirft dieses Schema Probleme auf. Denn es unterstellt, daß die Realtypen einem der beiden Extrem-typen approximativ entsprechen. Es schließt aber die empirisch vielleicht weit naheliegendere Möglichkeit aus, daß reale Parteien Mischgebilde darstellen, die die Eigenschaften beider Extreme mehr oder minder konfliktträchtig kombinieren. Da die Merkmalsbestimmung der beiden Extremtypen eher eklektizistisch und enumerativ nach illustrativen Fundstellen der Parteiliteratur erfolgt und belegt wird, kann Wright auch nicht auf Strukturgesetzmäßigkeiten zwischen den Elementen seiner beiden Modelle verweisen. Wenn es hingegen gelingt zu verdeutlichen, daß die Modelle abhängige Derivate vorgeordneter normativer Wertsetzungen und Präskriptive bilden, dann können logischerweise die Merkmale und Struktureigenschaften des Modells nur Entsprechungen vorgeordneter normativer Zielbindungen sein und nicht empirische Gegebenheiten.

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  38. Der u.E. Wellhofer und Hennessy (1974: 279 ff.) bei der Rezeption des Wrightschen Schemas bereits erlegen sind.

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  39. Vergleichbare Dichotomien von Parteimodellen oder -ansätzen finden eine weite Verbreitung in der Parteienliteratur. So kontrastiert Rose (1974b: 148) das,,,top down“ model” mit dem,,,bottom up’ model“ der „party organization”. Fenton (1966: 50 ff.) unterscheidet „issue-oriented“ von „job-oriented party systems”. Auf ähnlicher Ebene ist die Unterscheidung der „,caucus` form“ von der,,,primary` form” freiwilliger Organisationen, die Wilson (1973: 217) vornimmt, angesiedelt. Und Saloma/Sontag (1972: 6 ff.) setzten dem traditionalen Modell der „closed party organization“ das Reform-Modell der „Citizen party” entgegen. Allen Dichotomien ist gemeinsam, daß sie sich inhaltlich problemlos unter das wohl aus- gefeilteste und gehaltvollste „hybride“ Klassifikationskonzept von Wright subsumieren lassen.

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  40. Die Typologie wirft auch deshalb Probleme auf, weil gleiches mit nichtgleichem kombiniert wird: Auf der einen Seite bilden Begriffe wie „Party Government“ und „Resonsible Parties” explizite Parteienansätze. Auf der anderen Seite handelt es sich bei Begriffen wie „Nonpartisan“, „Progressive” und „Status Quo“ mehr um parteienrelevante Wertpositionen, die jedoch nicht den konzeptionellen Rang echter Parteiansätze erreichen, sondern eher mit Einstellungsmustern von Autoren identisch sind, die auch Konsequenzen für die Einschätzung und den Stellenwert von Parteien haben.

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  41. Vom theoretischen Anspruch und der Verbreitung, die es gefunden hat, mag es an dieser Stelle angebracht erscheinen, das Werk Duvergers (1959) in die hier behandelte Reihe analytisch komplexer und anspruchsvoller Parteienkonzepte aufzunehmen. Wir nehmen jedoch davon Abstand, weil es sich bei der Parteientheorie Duvergers um ein Strukturkonzept politischer Parteien handelt, das in seinem Schwergewicht auf die typologische Analyse von Binnenmerkmalen oder der Anatomie politischer Parteien beschränkt ist, und dort, wo sie Typen von Parteisystemen in kausale Relation zu politischen Umweltfaktoren — speziell dem Wahlrecht — bringt, empirisch und logisch wenig haltbare Aussagen trifft. Zur — weitestgehend methodologisch bestimmten — Kritik an Duverger (1959) siehe Engelmann (1957: 433),Epstein (1967b: 123 f.), Leys (1959) und Wildavski (1969). Abzuheben hiervon ist die mehr materiell greifende Kritik Klotzbachs (1973: 10 f.), der zu recht den formalen binneninstitutionellen Reduktionismus des Parteienkonzepts von Duverger beklagt. Diese Kritik tut dem für vergleichende Zwecke ausgesprochen fruchtbaren typologischen Entwurf Duvergers keinen Abbruch. Wir werden ihn im 4. Kapitel angemessen würdigen. Giovanni Sartori (1976) hat jüngst den ersten Band seiner seit langem angekündigten Parteientheorie vorgelegt, die sich selbst als ersten wesentlichen Fortschritt gegenüber der Pionierstudie Duvergers (1959), die erstmals 1951 im französischen Original erschien, begreift. Gemessen an der Anforderung eines geschlossenen Konzeptes von Aussagen über die Strukturmerkmale, Funktionen, internen und externen Aktivitäten von Parteien und deren Erklärungsgrößen nimmt sich das Werk von Sartori enttäuschend aus. Es behandelt weitestgehend vom Anspruch der Studie kaum schlüssig abgeleitete, wenn auch wichtige komparativ angesetzte Fragen der Interrelationen von Parteien, während man bei der Suche nach konstitutiven und binnenanalytischen Variablen von Parteien und deren Determinanten auf den noch nicht erschienenen zweiten Band der Parteientheorie Sartoris verwiesen wird. Von dieser Kritik ausgenommen ist der erste Teil des vorliegenden ersten Bandes, der sich mit den Entstehungsgründen und dem internen Fraktionalismus von Parteien beschäftigt. Wir werden hierauf im weiteren Verlauf der Studie zurückkommen.

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  42. Eine gute Übersicht über die Elemente des Eldersveldschen Strukturmodells liefert Crotty in seiner Abhandlung analytischer Ansätze in der Parteienforschung (Golembiewski e.a. 1969: 378).

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  43. Eldersveld entwickelt sein analytisches Parteikonzept in einer kurzen theoretischen Einleitung (1964: 1–13) zu seiner streng empirisch-analytisch angelegten Befragungsstudie von Partei-Funktionsträgern, auf die die nachfolgenden Angaben zu seinem Konzept beruhen. Gemessen an vorangegangenen theoretischen Entwürfen in der Parteienforschung erblickt Crotty in dem Werk von Eldersveld die bislang gewichtigste theoretische Leistung, der er für die Parteienforschung Vorbildcharakter bescheinigt: „A summary conclusion seems reasonable. The Eldersveld model is flexible, it is potentially a integrative vehicle for ordering divergent studies, and it provides a focus that could overcome the centripetal tendencies evident in much of the present research on parties. As such, it provides a rudimentary framework for integrating research efforts. Moreover, along with the previously presented works (especially Duverger’s), it can serve to trigger ventures in theorizing in an area otherwise marked by conceptual torpor“ (Golembiewski e.a. 1969: 384 ).

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  44. Diese Aussage darf nicht dahingehend fehlinterpretiert werden, daß Barnes und Eldersveld den Anschluß an den Stand der modernen Organisationssoziologie und -theorie finden oder zu suchen gedenken. Vielmehr kann wohl für die Parteienforschung insgesamt konstatiert werden, daß sie von den theoretischen Fortschritten der Organisationsforschung kaum profitiert hat und auch keine breite Neigung aufzeigt, Erkenntnisse der Organisationstheorie für eigene Untersuchungen und Forschungsstrategien zu rezipieren und zu nutzen. Eine Ausnahme bildet hier die Dissertation Mühleisens (1970: 192 ff.), in der der Autor sich um einen Transfer von organisationstheoretischen Befunden auf die Parteientheorie bemüht. In einer solch unvermittelten Gleichsetzung von Parteien-und Organisationstheorie, die die Austauschbarkeit beider Gegenstände impliziert, liegt aber auch bereits die Gefahr und Grenze solchen Bemühens. Denn Parteienforschung wird nicht dadurch theoretisch Fortschritte erzielen, indem sie durch Organisationstheorie ersetzt wird, selbst wenn organisationswissenschaftliche Fragestellungen, Ansätze und Kategorien der Parteienforschung brauchbare Anregungen liefern könnten. Mühleisen liefert anderenorts (1973b: 63) selbst ein schlagendes Argument für die mangelnde Isomorphie des organisationstheoretischen und parteientheoretischen Objektbereiches: „(D)ie Partei ist weder eine Organisation, die sich ihre Ziele selbst unveränderbar setzt, noch eine, deren Ziele „von außen“ festgelegt werden (beides bekannte Modelle der Organisationstheorie), sondern eine Organisation, deren selbständige Zielfestsetzung ständig durch nicht nur zur Partei gehörende Personen (nämlich die Wähler) korrigiert werden kann.”

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  45. Vielleicht mit einiger ethnokultureller Beschränkung der Aussage vermerkt Sorauf folgende Eigenschaften der amerikanischen Parteiorganisation: „Consequently, the major American party is an open, inclusive, semi-public political organization. As a political structure it includes both a tangible political organization and its own political clientele; and it must, therefore, act to achieve both the goals of the activists of the organization and the members of the parties in the government and in the electorate. It is this combination of organization and clientele, of exclusive and inclusive groups, that makes the political party sui generis among political organizations on the American political scene“ (Sorauf 1968: 12, im Orig. hervorgeh.)

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  46. Von diesem strengen externen Determinismus abweichend schlägt Sorauf anderenorts ( 1967: 54) eine Forschungsstrategie vor, die die Partei weder als abhängige noch als unabhängige Variable faßt, sondern sich ihrer und ihrer Handlungen als solcher annimmt: „We need an understanding of the political party per se (im Orig. hervorgeh., E.W.) and its activities even for a theory of the system, such as one of political development. Thus, I would personally be more at ease with an approach to a theory of the political system that begins with the parties as structures, moves to their activities, and only then to the relationship between those activities and other political activities and processes, and between those activities and characteristics of the system.“

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  47. Einerseits bettet Crotty (1970a: 295) die Partei in ein strukturell-funktionales Schema: „The party is characterized as a structure — a set of patterned interactions among individuals — solidified into a formal organizational mold and operating within a broader context, and as a group that performs functions of consequence for the total system. The researcher’s attention is attracted to the central institution.“ Andererseits deutet er dies gleiche Schema in ein kausales Begründungsschema um, was u.E. nicht zulässig erscheint, wenn Crotty in der Konstruktion seines Variablenkonzepts logisch bleiben will: ”The complacency of explanatory approaches based on a functional perspective that delineates the party’s contributions to a sophisticated and continuing system of action is rejected in favor of a rigorous empirical assessment of the causal implications of party performance. The abstractions of structural-functional analysis can be discarded, while retaining its emphasis on systematic consequences; The party can be conceived of as a causal agent that engages in prescribed activities of discernible import. The researcher develops a construct of party, translates it into a field situation, and attempts to gauge the scope of party activities and their impact. The party becomes the independent variable and the consequences if its activities the dependent variables“ (ebda: 295 f.).

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  48. So beispielsweise Duverger (1959: 46 ff.) oder James Jupp (1968: 79 ff.).

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  49. Eine solche Konstellation ist z. B. bei der Parteientypologie von Sigmund Neumann (1969: 215 ff.) gegeben.

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  50. Zum Theorienvergleich siehe Narr (1972b) and von Beyme (1972).

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Wiesendahl, E. (1980). Einleitung. In: Parteien und Demokratie. Sozialwissenschaftliche Studien, vol 18. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01374-7_1

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