Zusammenfassung
Richtet man den Blick auf die Zeit vom Ende des 2. Weltkriegs bis heute und betrachtet das Leben von Männern und Frauen in der aktiven Erwachsenenphase, so ist die Feststellung, daß Geschlechterrollen, -verhältnisse und -beziehungen sich verändert haben, kaum mehr als Neuigkeit zu reklamieren. Belege dafür sind im Alltag allerorten sichtbar, und sie finden sich entsprechend in einer Vielzahl von in unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen ermittelten Ergebnissen. Diese beziehen sich sowohl auf den Kontext des familialen Geschehens als auch auf den Bereich der Erwerbsarbeit — und damit auf die beiden zentralen Lebensbereiche, deren Organisation maßgeblich die Lebensführung bestimmt, und in der sich die Ausgestaltung der Geschlechterrollen am markantesten manifestiert. War in den 50er Jahren das Lebensmodell mit der für die familialen Belange zuständigen haustätigen Ehefrau und dem familienernährenden erwerbstätigen Ehemann die Lebensform, deren Realisierung als selbstverständliche Gewißheit sowohl für die Männer als auch die Frauen galt (Tyrell 1988; Kaufmann 1988), so haben sich bereits in deren Kindergeneration die Formen der Lebensführung so pluralisiert (Höhn 1988), daß die Realisierung des Lebensmodells Elternschaft (ob mit oder ohne Heirat) ihren Charakter des fraglos Gegebenen verloren hat, und zwar nicht nur hinsichtlich des ‚ob‘, sondern vor allem auch des ‚wie‘ der gleichzeitigen Bewältigung von Familien- und Erwerbsarbeit.
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Krüger, H., Born, C. (2000). Vom patriarchalen Diktat zur Aushandlung — Facetten des Wandels der Geschlechterrollen im familialen Generationenverbund. In: Kohli, M., Szydlik, M. (eds) Generationen in Familie und Gesellschaft. Lebenslauf — Alter — Generation, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01318-1_11
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