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Zusammenfassung

Anton P. hat im Rahmen dieser Studie eine spezielle Bedeutung. Er war der erste wohnungslose Alleinstehende, den ich im März 1984 um ein Interview bat. Da sein „Revier“ die Fußgängerzone und der Volkspark 60 sind, und er sich nicht auf die am Rande der Innenstadt gelegene „Springe“61 zurückzieht, traf ich ihn zudem häufiger wieder, wenn ich mich zum Einkaufen in der Innenstadt aufhielt. Hierbei führte ich eine Vielzahl informeller Gespräche mit Anton P. Auch in Interviews mit anderen Gesprächspartnern kamen wir relativ häufig auf Anton P. zu sprechen. Gegenstand war meist sein schlechter Gesundheitszustand sowie seine wiederholten Krankenhausaufenthalte im Laufe des Jahres 1984.

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Anmerkungen

  • Die Reise über die holländische Grenze nach Rotterdam als Hoffnung, hiermit die persönlichen Verstrickungen, drohenden Haftstrafen und Schwierigkeiten im Arbeitsleben hinter sich lassen zu können, ist ein häufiges — auch von anderen Gesprächspartnern genanntes — Verhalten alleinstehender Wohnungsloser aus Hagen und Umgebung. Selten ist ein solches Fluchtverhalten Nichtseßhafter oder von Personen, die dadurch in die Nichtseßhaftigkeit abgleiten, überlegt, sondern ähnlich wie bei Anton P. Ausdruck emotionaler treßlagen. Ortswechsel als Mittel der Problembewältigung ist keineswegs eine den Nichtseßhaften „eigene Verhaltensform, wir alle brauchen dann und wann unsere Ruhe, wir ziehen uns zurück, wechseln Wohnort oder Arbeit,… fahren in Urlaub“. Bereits in den 20er Jahren schließlich wurde das,, Aus-dem-Feld-gehen” von der Lewin-Schule als weit verbreitete Problemlösungsstrategie experimentell nachgewiesen (Helmes 1979, S. 15 f.).

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  • Daneben gibt es im städtischen Männerasyl noch zwei weitere Zimmer mit je acht Betten. Rilling (1983, S. 8) unterstreicht die Belastung durch die Massenunterkünfte in Einrichtungen der Nichtseßhaftenhilfe: „Jeder wohlsituierte Bürger… würde darin in Kürze,zur Person mit besonderen sozialen Schwierigkeiten’ werden“.

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  • Da er meistens für sich alleine trinkt, scheint Anton P. das von Girtler (1980, S. 100) beschriebene letzte Stadium des Alkoholkonsums Nichtseßhafter, in welchem Alkohol kein Medium sozialer Kontakte mehr ist, erreicht zu haben.

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  • In der Nacht vor dem Interview machten beide zusammen Platte. In den acht auf das Interview folgenden Monaten des Jahres 1984 war Anton P. insgesamt 16 Wochen im Krankenhaus. Bruno F. regelte jedesmal die Einweisung und besuchte Anton P.

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  • Neben der sozialen Funktion hat Alkohol als illusionärer Wärmespender eine große Bedeutung für das Leben von Nichtseßhaften (vgl. Goschler 1983, S. 9).

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  • Diese Funktion des Alkoholkonsums wird u.a. im anschließenden Gespräch mit Herbert W. deutlich (vgl. auch Girtler 1980, S. 99).

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  • Vgl. das entsprechende Interview (S. 129ff.).

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  • Unterkünfte auf dem flachen Land, weitab von Städten, Bahn-oder Busstationen sind typisch für Subunternehmer, die Männer aus der Nichtseßhaftenszene beschäftigen. Daß es noch darüber hinausgehende Methoden gibt, um die Männer in der Verfugung des Arbeitskräfteverleihers zu halten, zeigt das Gespräch mit Alfred M. (vgl. S. 80f.).

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  • Im wesentlichen arbeiten derartige Leiharbeitsunternehmen folglich nach den Prinzipien des im 19. Jahrhundert verbreiteten Truck-Systems. Die isolierte Lage der Station (im Sauerland), von der Herbert B. berichtet, erschwert nicht nur ein Verlassen des Arbeitgebers, sondern garantiert darüber hinaus, daß die Männer nach Feierabend auf die Versorgung durch den Subunternehmer angewiesen sind. Fehlende Alternativen der Freizeitgestaltung wiederum fördern den extensiven Alkoholkonsum. Anders als besoffen dürfte schließlich auch das Leben bei diesen modernen Sklavenhändlern nicht zu ertragen sein.

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  • Daß Nichtseßhafte vorwiegend Bier oder Wein, seltener dagegen,,scharfe Sachen“ trinken, führt Girtler (1980, S. 96) auf die allgemeinen gesellschaftlichen Trinkgewohnheiten einer Permissivkultur zurück.

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  • Grundsätzlich spielen Frauen in der Lebenswelt wohnungsloser Alleinstehender eine untergeordnete Rolle. Vgl. Girtler 1980, S. 101.

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  • Für Personen mit einer aus den verschiedensten Gründen,,beschädigten Identität“ (Goffmann) ist das Leben in der Nichtseßhaftenszene eine Möglichkeit, sich eine andere,,,autonome” Identität aufzubauen (vgl. Girtler 1980, S. 34).

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  • Daß Richard L. als Sozialhilfeempfänger Selbstzahler im Asyl ist, ist erstaunlich. Dies entspricht nicht den üblichen Praktiken des Hagener Sozialamtes. Möglicherweise läßt sich dieser Tatbestand darauf zurückführen, daß Richard L. eine Zeitlang bei einem Bekannten wohnte (vgl. S. 75) und den Auszug aus dessen Wohnung dem Sozialamt bisher nicht gemeldet hat.

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  • Zu mangelnden Rückzugsmöglichkeiten als Ursache von Aggressionen im Asyl vgl. auch die Fallstudie von Hennen (1984, S. 18).

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  • Wahrscheinlich möchte er dies auch nicht. Ausschlaggebend scheint mir sein distanziertes Verhältnis zu seinem Schwiegersohn zu sein, auf das sich im Gespräch verschiedentliche Hinweise ergeben. Vgl. hierzu das Gespräch mit Herbert B. (S. 59ff.) 97 Vgl. hierzu auch das Gespräch mit Jürgen W. (S. 123) Auch das Selbstexperiment von Henke und Rohrmann (1981, S. 18) zeigt, daß Sachbearbeiter auf dem Sozialamt auf ähnlich gelagerte Fälle ganz unterschiedlich reagieren. Letztlich ist dies wohl ein häufig anzutreffendes menschliches Problem. Für alleinstehende Wohnungslose kann jedoch das restriktive Verhalten eines Beamten von sehr viel größerer Bedeutung sein als für einen „Normalbürger“.

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  • Der für den Schnelldienst zuständige Vermittler des Arbeitsamtes Hagen hält Unregelmäßigkeiten dieser Art jedoch für wenig wahrscheinlich, da er die meisten Männer, die auf dem Schnelldienst Arbeit suchen, bzw. suchen müssen, persönlich kennt. Siehe hierzu auch das Gespräch mit Herbert B. (S. 59ff.)

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  • Auch insgesamt hat diese Karriereschleuse große Bedeutung (vgl. Goschler 1983, S. 9).

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  • Dies gilt ähnlich für die Mehrzahl meiner Gesprächspartner. Zum Verhältnis wohnungsloser Alleinstehender gegenüber der Pölizei vgl. auch Girtler 1980, S. 83 ff.

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  • Zur näheren Beschreibung des Quelle-Restaurants vgl. das Interview mit Alfred M. (S. 79)

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  • Dennoch gelingt es ihm nicht, einen Schlußstrich unter seine Ehe zu ziehen. Denn, wie sich weiter unten zeigt, scheint er auch weiterhin auf Aussöhnung mit seiner Frau, mit der er immer noch verheiratet ist, zu hoffen.

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  • Nichtseßhaften wird vielfach die Fähigkeit zu einer vorausschauend planenden Lebensführung abgesprochen. Nicht selten wird ihnen ein bloßes In-den-Tag-hinein-leben unterstellt. Daß dieses Bild für Reisende auf keinen Fall zutrifft, zeigt auch die anschließende Fallbeschreibung von Peter V. Allein schon die Routenplanung in Abhängigkeit von jahreszeitlichen Bedingungen, den Möglichkeiten auf Ubernach-tungsstellen und Leistungen des Sozialamtes, die jeweils nur einmal oder kurzfristig für einen bestimmten Zeitraum gewährt werden, zurückgreifen zu können, setzt strategisches Handeln voraus. So berichten Henke und Rohrmann (1981, S. 22), daß ihre in Mannheim bzw. Ludwigshafen ausgestellten Durchwandererkarten innerhalb eines halben Jahres lediglich Unterstützungsansprüche an diesen Orten für drei Tage garantieren. Auch das Leben ortsansässiger Personen ist keineswegs planlos. Vielmehr ist die Organisierung des Tagesablaufs (Nahrungsversorgung, Übernachtungsmöglichkeit, Beschaffung finanzieller Mittel) eine anstrengende Tätigkeit, welche nur planvoll bewältigt werden kann (vgl. Henke/Rohrmann 1981, S. 20; Hennen 1984, S. 18).

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  • Bei diesen Erträgen muß man beachten, daß Bettler in Hagen höchstens vier Stunden am Tag, d.h. während der Zeit, in der die Innenstadt gut besucht aber nicht überfüllt ist, auf vergleichbare Ergebnisse kommen. Vgl. die Interviews mit Peter V. und Norbert J. (S. 110 und S. 133) Demgegenüber stellte der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof in Mannheim den Anspruch von Stadtstreichern auf die Barzahlung des Sozialhilferegelsatzes für Alleinstehende heraus (Aktenzeichen: 6S 1816/83 (vgl.: Auch für Stadtstreicher Bargeld, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17.11.1984). Da ich an diesem Nachmittag noch einen zweiten Interviewpartner fand, war ich bis zum Abend in der Stadt. Von weitem sah ich, wie Walter N. in Richtung Hauptbahnhof ging.

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  • Die wenigsten Bettler ertragen es, nüchtern ihre eigene Mittellosigkeit zur Schau zu stellen (vgl. Vornbäumen 1984).

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  • Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Girtler (1980, S. 96 ff.).

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  • Fehlende Personalpapiere dagegen sind ein Hauptgrund zur Annahme von Beschäftigungen bei Subunternehmern oder anderer Tätigkeiten auf dem grauen Arbeitsmarkt (vgl. Goschler 1983, S. 9).

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  • Welche Summen hierbei im Laufe weniger Monate zusammenkommen, zeigt das Interview mit Walter N. (S. 99)

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Giesbrecht, A. (1987). Fallstudien. In: Wohnungslos arbeitslos mittellos. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01288-7_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01288-7_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-01289-4

  • Online ISBN: 978-3-663-01288-7

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