Zusammenfassung
In deutschen Rechtslexika und Strafgesetzkommentaren wird man vergeblich nach einer näheren Erläuterung des Begriffs „Korruption“ suchen. Korruption wird dort wesentlich mit Bestechung oder Bestechlichkeit gleichgesetzt, wobei diese Begriffe keineswegs identisch sind.11 Die Bestandteile dessen, was sozialwissenschaftlich mit „Korruption“ bezeichnet wird, finden wir in unserem Recht als Einzeltatbestände: Straftaten im Amt, die durch eine „Verletzung des Treueverhältnisses zum Staat oder des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Integrität des Beamtenapparates gekennzeichnet sind“12 wie Vorteilsannahme, Bestechlichkeit, Vorteilsgewährung, Bestechung, Unterlassen einer Diensthandlung, Rechtsbeugung, Abgabenübererhebung; Unterschlagung, ein Tatbestand, der die Amtsunterschlagung umfaßt; Veruntreuung (wobei die unterschlagene Sache dem Täter anvertraut war) sowie Untreue (wobei ein Amtsträger ein fremdes Vermögen schädigt).13 Hier wirkt das Römische Recht nach, daß nur zwei Amtsstraftaten kannte: Amtsmißbrauch und Veruntreuung.
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Literatur
Vgl. u. a. Berresheim 1960: 11ff.; Engelhardt 1963: 4; Schönherr 1985. Zirpins/Terstegen 1963: 688f. sehen in Korruption einen kriminologischen Oberbegriff.
Schönke-Schröder 1976: 1765.
Ibid.: 1432ff. und 1765ff.; Creifelds/Meyer-Gossner 1988; Münchener Rechts-Lexikon 1987. Schönherr 1985 u. a. zählen die Korruption zur “Wirtschaftskriminalität”. Sie verweisen dabei u. a. auf den § 74c des Gerichtsverfassungsgesetzes, vgl. u. a. Schönherr, ibid.: 19f.
Tiedemann 1982: 13.
Vgl. von Alemann 1989: 918.
Vgl. Swart 1949: 112–127; Liebs 1978; Landfried 1989: 133ff.
Luhmann 1%9: 64/65; zum Begriff der “Ausdifferenzierung” vgl. auch Luhmann 1983: 217ff.
Vgl. Maihold 1988: 65.
Vgl. Dwivedi 1967: 245; Werner 1983b: 147; Harris 1989: 513f.
Nye 1967: 419; ähnlich: McMullan 1965: 149; Bunyi 1965: 316; Bayley 1966: 720; Monteiro 1966: 17; Dwivedy/Bhargava 1967: 1; Huntington 1968: 59; Andreski 1968: 92; Roy 1970/71: 86; Smith 1971: 21; Waterbury 1972–73: 539; Varna 1974: 162; Johnson 1975: 183f.; Le Vine 1975: 2; Jab-bra 1976: 674; Kramer 1977: 212; Schuller 1977: 373; Brooks 1977: 16; Bilitza/Luck 1977: 19; Kaikati 1977; Benson/Maarenen/Heslop 1978: XIII; 25; Carino 1979: 239; Lee 1979: 3; Anwar 1980: 37; Koller 1981: 44; Brauneder 1981: 76; Rotter 1981: 107; Aina 1982: 70; Sturminger 1982: 15; Macrae 1982: 678; Quah 1982b: 109; Nas/Price/Weber 1986: 108; Gillespie/Okruhlik 1988: 59f.; Klitgaard 1988: 22f.; Caiden 1988: 7f.; Kaminski 1988: 27; Quah 1988: 81f.; Smith 1989: 450; Heidenheimer 1989: 573f.
Friedrich 1973: 103; ähnlich: Rogow/Lasswell 1963: 6; Abueva 1970: 203; Dobel 1978: 958, der mehr den “Bruch des öffentlichen Vertrauens” betont; Brauneder 1981: 76f.; Hacker 1981: 140; Acham 1981: 29. Einige Autoren erweitern diese Definition um den Aspekt der “Geheimhaltung” (secrecy). Diese Geheimhaltung sei ein sicheres Zeichen dafür, daß die Verhaltensnormen der Gemeinschaft verletzt worden seien. So u. a. Brasz 1963: 117ff.; Wertheim 1964: 105f.; Tilman 1968; Beenstock 1979: 16; Gerlich 1981: 168; Hacker 1981: 140; Gould/Amaro-Reyes 1983: 4; Tarkowski 1988: 49.
van Klaveren 1989: 26. Zirpins/Terstegen 1963: 695 nennen dies auch “ausbeuterischen Amtsmißbrauch”.
Ibid.: 25f.; ähnlich: Gardiner/Lyman 1978: 5.
Shackleton 1978:27; vgl. auch Neugebauer 1978: 6–8; Wertheim 1963: 129f. und 1964: 104.
Jacoby et al. 1977: 126f.; Hoogvelt 1978: 137; Schöpflin 1984: 392; Saner 1985: 49f.; Smelser 1985: 208ff.; Shim 1987: 184; Shapiro 1990: 352f.
Vgl. Banfield 1979: 76; Rotter 1981: 107ff.; Streissler 1981: 299; Sturminger 1982: 15; s. auch Menne 1948: 1; Schmidt/Garschagen 1978: 565f.
Schönherr unterscheidet in Anlehnung an Hempler hierbei zwischen “Anspruchskorruption” zur “gesetzwidrigen Durchsetzung gesetzlich (un)begründeter Ansprüche” und der “Wettbewerbskorruption”, die auf die “Verschaffung ungerechtfertigter Vorzugsstellungen ... im Rahmen wirtschaftlicher Vorgänge und insbesondere des Wettbewerbs” abzielt, vgl. Schönherr 1985: 43. Was die passive Bestechung oder Bestechlichkeit anbelangt, so unterscheidet das deutsche Strafrecht zwischen “einfacher” und “schwerer” passiver Bestechung. Bei der ersteren nimmt ein Amtsträger für eine an sich nicht pflichtwidrige Handlung materielle Vorteile an bzw. fordert sie oder läßt sie sich versprechen, während er bei der letzteren das gleiche für die Verletzung einer Amts-oder Dienstpflicht tut. Während bei “weisungsgebundenen” Beamten der Tatbestand relativ einfach nachzuvollziehen ist, ergeben sich Schwierigkeiten beim “Ermessensbeamten”, der sich zwischen Alternativen entscheiden kann. Vgl. dazu Berresheim1960: 15ff.; Zirpins/Terstegen 1963: 703.
Zu dieser Problematk vgl. Hamm 1986 und Johnston 1986b.
Es unterbleibt hier eine Analyse der globalen Korruption, d. h. des Versuchs von Ländern, Ländergruppen, Konzernen oder Firmen, über Korruption Einfluß auf andere Länder zu nehmen. Dazu: Myrdal 1968: 101f.; Jacoby/Nehemkis/Eells 1977; Kaikati 1977; Sobel 1977; Tiede-mann 1980: 1–67; Franklin 1981; Uibopuu 1981; Fischer 1981; Simon/Eitzen 1982: 149ff.; Ali 1985: 174ff.; Caiden 1988. Schönherr 1985: 16 weist darauf hin, daß von der US-amerikanischen Geschäftswelt Bestechung als notwendige Voraussetzung internationaler Geschäftstätigkeit verstanden wurde, so daß der amerikanische Gesetzgeber sich zu rechtlichem Eingreifen gezwungen sah. Zur Auseinandersetzung in den USA darüber vgl. Greanias/Windsor 1982; Graham 1984. Über internationale Maßnahmen gegen Korruption vgl. Schönherr, ibid.: 16ff.
Carino (1975): 279f. Noonan 1984: 702f. weist z. B. darauf hin, daß Bestechung in allen Gesellschaften als schändliches Verhalten gewertet wurde.
Vgl. Brooks 1977: 15; Tarkowski 1988: 50; Key 1989: 41f.
Siehe dazu auch The Asian Journal of Public Administration, vol. X (1, 1988), Foreword ii. Montias/Rose-Ackerman 1981: 56.
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Heberer, T. (1991). Zur Definition des Korruptionsbegriffs. In: Korruption in China. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01267-2_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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