Zusammenfassung
Es kostete während der tiefgreifenden Krise der Entspannung vom Ende der 70er bis Mitte der 80er Jahre die europäische Konferenzdiplomatie sehr viel Mühe, den KSZE-Prozeß fortzuführen. Daß dies gelang, war schon ein weithin beachteter Erfolg. Als die Verhandlungen darüber hinaus dazu beitrugen, die Krise und letztlich sogar den Ost-West-Konflikt zu überwinden, stieg das Interesse, die KSZE-Erfahrungen auch für andere Weltregionen nutzbar zu machen. Vor allem im Gefolge des 2. Golfkrieges wurden Vorschläge vorgetragen, wichtige Strukturmerkmale des KSZE-Prozesses auf eine Konferenz über Sicherheit und Kooperation im Nahen Osten anzuwenden. Prominentestes Beispiel waren die Ideen Willy Brandts, die er als Vorsitzender der Sozialistischen Internationale hierzu ins Gespräch brachte.89 Die Handlungsschwäche der KSZE gegenüber den Krisen und Kriegen bei der Auflösung Jugoslawiens und der UdSSR haben zwar die Attraktivität solcher Vorschläge beeinträchtigt. Gleichwohl sind sie unverändert aktuell, denn allein schon aufgrund der anhaltenden Tendenz zur Dezentralisierung des internationalen Sicherheitssystems gehört die Entwicklung regionaler Friedensstrategien zu den vordringlichen Aufgaben der internationalen Politik. Sofern man den KSZE-Prozeß als Modell hierfür betrachtet, sollte man allerdings weder versuchen, ihn einfach zu kopieren, noch sollte man sich von einem auf den KSZE-Erfahrungen aufbauenden neuen Konferenzdesign gleich Konflikt„lösungen“ versprechen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Willy Brandt, Eine Friedensordnung für den Nahen Osten, in: Europa-Archiv, Folge 5/1991, S. 137–142.
Vgl. Gerhard Baumann, Kollektive Sicherheit für Asien — Moskaus Vorschlag für eine asiatische Sicherheitskonferenz, in: Beiträge zur Konfliktforschung, Jg. 17, Heft 1/1987, S. 51–72.
Vgl. Walter Hundt, Asiatisch-pazifische Sicherheit — Geschichte, Probleme, Projekte, Perspektiven, in: Asien — Afrika — Lateinamerika. Zeitschrift des Zentralen Rates für Asien-, Afrika-und Lateinamerikawissenschaften in der DDR, Bd. 15, Heft 4/1987, S. 637–647.
Vgl. Soedjati J. Djiwandono, ZOPFAN: Is it still relevant? in: The Indonesian Quarterly, Heft 2/1991, S. 115–130.
Vgl. Douglas M. Johnson, Anticipating Instability in the Asia-Pacific Region, in: The Washington Quarterly, Vol. 15, No. 2, Summer 1992, S. 103–112, hier S. 106; Jürgen Rüland, Europa - ein Modell für Asien, in: Außenpolitik, Heft 4/1992, S. 392–401, hier S. 399/400.
Vgl. Gerald Segal, North-East Asia: common security or à la carte?, in: International Affairs (London), Vol. 67, No. 4, 1991, S. 755–767, hier S. 764
Siehe die Berichterstattung über die entsprechenden Vorschläge des Präsidenten Nasarbajew aus Kasachstan in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24.9.1992.
Vgl. die Tabelle in Johnson, Instability (Anm. 93), S. 110/111.
Vgl. z.B. Kusuma Snitwongse, South-East Asian Security Issues and Confidence-building, in: Disarmament, Vol. 14, No. 3, 1991, S. 131146; Qin Huasun, Confidence-building Measures in the Asia-Pacific Region, in: ebenda, S. 147–154; Mohamed Jawhar, Implications of the Regional Environment for Regimes of Confidence-and Security-building for Asia and the Pacific, in: ebenda, Vol. 14, No. 4, 1991, S. 85–95.
Vgl. den in Anm. 2 zitierten Konferenzvorschlag sowie Ulrike Borchardt: Zu einer Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Mittelmeerraum. Veränderte Geometrie der Festung Europa, in: Mediatus, H. 7–8/1991, S. 5–9; Hermann Scheer, Abrüstung in der Mittelmeerregion statt Schnelle Eingreiftruppe, Manuskript, Bonn, April 1992; Roberto Albioni, European Security across the Mediterranean, Chaillot Paper No. 2, Institute for Security Studies, Western European Union, Paris, März 1992.
Die Reden des italienischen und des spanischen Außenministers sowie das „non-paper` auf der KSZE-Konferenz in Mallorca sind wiedergegeben in der Dokumentation des spanischen Außenministeriums (Anm. 3).
Vgl. Brandt, Friedensordnung (Anm. 89), und Das jordanische Konzept einer KSZNO, in: Österreichische Militärische Zeitschrift, Heft 6/1991, S. 508–511.
Vgl. Frank Schimmelpfennig, Konferenzdiplomatie als regionale Friedensstrategie. Läßt sich das KSZE-Modell auf den Vorderen Orient übertragen? Hamburg: IFSH (Hamburger Beiträge zur Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Heft 60) 1991; Dietrich Jung, Eine umfassende Friedensregelung für den Nahen Osten. Wunschtraum und Wirklichkeit einer KSZMO, in: Der zweite Golfkrieg (Militärpolitik - Dokumentation, Heft 82), Frankfurt a. M. 1991, S. 20–30, sowie Martin Hoch, Palästina-Konflikt: Positionen und Perspektiven im Friedensprozeß, in: Außenpolitik IÚ93, S. 163–172.
Vgl. Hans-Dieter Lemke, Military Aspects of Future Security Building in Southern Africa. Exploring the Applicability of the European Experience, Stiftung Wissenschaft und Politik, Februar 1992.
Vgl. Lothar Brock, Mittelamerika: Regionalisierung als Chance, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 31, H. 1/1988, S. 408–412; Michael Kühn: Krisenherd Zentralamerika — Probleme und Perspektiven, HSFK (Friedensforschung Aktuell Nr. 29 ) Frankfurt a. M. 1991.
Vgl. unter primär institutionalistischen Gesichtspunkten die Analyse der KSZVO bei Frank Schimmelfennig, Konferenzdiplomatie (Anm. 101) und unter primär konfliktstrukturellen bei Jung, Friedensregelung (Anm. 101); ferner den Überblick bei Mir A. Ferdowsi: Die KSZE als Modell? Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung in der Dritten Welt, in: Europa-Archiv Folge 3/1992, S. 76–84.
Vgl. Michael Zielinski, Die neutralen und blockfreien Staaten und ihre Rolle im KSZE-Prozeß, Baden-Baden 1990.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1994 Leske + Budrich GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Schlotter, P., Ropers, N., Meyer, B. (1994). Der KSZE-Prozeß als Modell für regionale Friedensstrategien in anderen Weltregionen. In: Die neue KSZE. Analysen, vol 44. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01250-4_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01250-4_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-01251-1
Online ISBN: 978-3-663-01250-4
eBook Packages: Springer Book Archive