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Prophylaxe-Strategien kommunaler Behörden. Forschungsdefizite und Forschungsperspektiven

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Raumbezogenheit sozialer Probleme

Part of the book series: Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung ((BEISOFO,volume 35))

Zusammenfassung

Dieser Diskussionsbeitrag ist ein erster ‘Werkbericht’, der einen Teil der theoretischen Vorarbeiten zu dem Forschungsprojekt “Strategien der Kontrolle und der Prophylaxe von Jugenddelinquenz im kommunalen Raum” 1 zusammenfaßt. Ziel dieser Arbeit ist es, 1. ein Mängelprofil der gegenwärtigen devianzsoziologischen Forschung aufzuzeigen und 2. mögliche Perspektiven einer empirischen Analyse kommunaler Strategien der Prophylaxe von Jugenddelinquenz zu entwickeln.

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Anmerkungen

  1. Das Ziel dieses Diskussionsbeitrages ist es, den theoretischen Standort und die Untersuchungsschwerpunkte des Forschungsprojektes “Strategien der Kontrolle und der Prophylaxe von Jugenddelinquenz im kommunalen Raum” (Leitung: Manfred Brusten) vorzustellen. Dieses Forschungsprojekt wird gegenwärtig — gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen — im Rahmen des Internationalen Dokumentations- und Studienzentrums für Jugendkonflikte (IDSZ), Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Gesamthochschule Wuppertal durchgeführt. Die Untersuchung wurde mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch eine explorative Vorstudie vorbereitet, in der die forschungsleitenden Fragestellungen entwickelt und der forschungspraktische Zugang zum Untersuchungsfeld erschlossen wurden. Ein Bericht, der die Ergebnisse dieser Vorstudie zusammenfaßt, liegt vor (vgl. Bieker/Herriger 1981).

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  2. Die Differenzierung eines “prohibitiven”, eines “balancierenden” und eines “präparativen” Funktionsbereiches sozialstaatlichen Handelns ist von Narr/Offe (1975) in die Diskussion eingeführt und von Schneider (1977) in den Handlungsbereich der Sozialarbeit übertragen worden. — Der prohibitive Funktionsbereich sozialstaatlichen Handelns umfaßt in dieser Differenzierung solche ordnungspolitischen Aufgaben und Maßnahmen, die auf die Sicherung gesellschaftlich erwarteter Verkehrsformen und auf die Sanktionierung und Korrektur normabweichenden Verhaltens ausgerichtet sind. — Dem balancierenden Funktionsbereich sind solche sozialpolitischen Aufgaben und Maßnahmen zuzurechnen, die die Kompensation sozialökonomisch bedingter individueller/familiärer Problemlagen durch strukturell-materielle und/oder therapeutisch-beratende Auffangmechanismen zum Ziel haben. — Der präparative Funktionsbereich schließlich umfaßt solche sozialplanerischen Aufgaben und Maßnahmen, vermittels derer die materiellen und d.h. vor allem die infrastrukturellen Voraussetzungen zur Reproduktion von Arbeitsvermögen hergestellt bzw. langfristig gesichert werden. Wir glauben, daß diese analytische Differenzierung von Funktionsbereichen sozialstaatlicher Intervention auch für den Entwurf einer Theorie institutionellen Präventionshandelns genutzt werden kann (vgl. Herriger 1980 c).

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  3. Eine umfangreiche Analyse der historischen Entwicklung familienpolitischer Interventionsformen im Rahmen staatlicher Sozialpolitik sowie der Auswirkungen öffentlicher Sozialleistungen auf die familiäre Sozialisationspraxis ist von Kaufmann u.a. (1978) vorgelegt worden. Zur Analyse der Kontrollfunktion staatlicher Sozialpolitik vgl. insbesondere Rödel/Guldimann (1978). 4’ Das Theorem ‘horizontaler Disparitäten’ ist von Bergmann u.a. (1969) entwickelt worden. Nach diesem Theorem ist das staatliche (Investitions-)Handeln unter den Strukturbedingungen des staatlich organisierten Kapitalismus primär auf die Erhaltung der Funktionsfähigkeit des ökonomischen Systems gerichtet. Diese Investitionsprioritäten aber führen zu einem generellen Defizit im Bereich öffentlicher Infrastrukturleistungen, insbesondere in den Lebensbereichen von Bevölkerungsgruppen, die nicht über hinreichende Gegenmacht verfügen, um kollektive Versorgungsleistungen offensiv einzuklagen. Dies aber — so die Autoren — führt dazu, daß gerade “im unteren Bereich der Einkommensskala die Effekte distributiver Benachteiligung und horizontaler Disparität kumulieren” (Bergmann u.a. 1969, 85).

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  4. Eine empirische Analyse des Zusammenhangs zwischen der sozialen Segregation von Bevölkerungsgruppen und der räumlich disparitären Allokation öffentlicher Infrastruktureinrichtungen ist von Herlyn (1977) und Göschel/Herlyn u.a. (1979) vorgelegt worden.

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  5. Eine Übersicht über aktuelle Praxisprogramme und Modellversuche zur Prophylaxe von Jugenddelinquenz vor allem im angloamerikanischen Sprachraum geben zwei eigene Arbeiten (vgl. Herriger 1980 a; 1980 b). Diese Bestandsaufnahmen machen deutlich, daß auch in neueren Präventionsmodellen (Community-Treatment-Programme; Diversion-Projekte; Street-Work-Programme; familienbezogene interventionsverfahren; Non-Professional-Projekte u.a.m.) nahezu ausschließlich die pädagogische Betreuung delinquenter oder delinquenzgefährdeter Jugendlicher im Zentrum steht. Konzepte einer strukturellen Prophylaxe — im Bereich der Kriminalpolitik: die Entpönalisierung abweichenden Verhaltens durch Aufhebung von Strafrechtsnormen; im Bereich der Sozialpolitik: die Veränderung devianzproduzierender Lebensbedingungen durch eine umfassende ‘Lebenslagepolitik’ — werden dagegen in der politischen, der praktischen wie auch der wissenschaftlichen Diskussion kaum gehandelt.

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  6. Einen Hinweis auf die Aktualität dieses Themas geben die Verhandlungen der Arbeitsgruppe “Kommunale Delinquenzprophylaxe” des Arbeitskreises Junger Kriminologen. Die erste Sitzung dieser Arbeitsgruppe wurde im Rahmen des Symposiums “Die Rolle des Kriminologen in der Kriminalpolitik” (5. – 7.10.1979, Universität Bremen) durchgeführt. Eine zweite Arbeitstagung wurde durch das Internationale Dokumentations- und Studienzentrum für Jugendkonflikte (20. – 22.6.1980, Universität Gesamthochschule Wuppertal) organisiert. Die Referate und Diskussionsergebnisse dieser Arbeitstagung sind in der Schriftenreihe “cahier” des IDSZ (Wuppertal 1981) dokumentiert.

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  7. Empirische Einzelanalysen zur Sozialökologie von Jugenddelinquenz sind im angloamerikanischen Sprachraum in den letzten Jahren u.a. von Baldwin/Bottoms (1976); Baldwin (1979); Boggs (1978) und Herbert (1976) vorgelegt worden; vgl. auch die Bibliographie von Hanson/Boehnke (1976) mit weiteren Nachweisen. Für die Bundesrepublik Deutschland ist hier auf den Kriminalitätsatlas Bochum von Schwind u.a. (1978) sowie auf die Arbeiten von Opp (1968b) und Frehsee (1978) hinzuweisen.

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  8. Folgende ‘Ortstypen’ — so ein Ergebnis unserer explorativen Voruntersuchung — werden von den Praktikern der jugendbehördlichen und jugendstrafrechtlichen Sozialkontrolle im allgemeinen als ‘in hohem Maße problembelastet’ eingeschätzt: — “Soziale Brennpunkte”, die durch eine bauliche Minimalausstattung (“Notunterkünfte”), eine hohe Konzentration ‘sozial fehlangepaßter’ Familien sowie eine hohe Rate administrativer Interventionen gekennzeichnet sind; — Altbauquartiere, die durch eine schlechte Wohnbausubstanz Probleme der Invasion, der Segregation und der sozialen Desorganisation geprägt sind; -hochverdichtete Neubaugebiete, die durch eine mangelnde jugendbezogene Infrastruktur sowie ein mangelndes informelles Kontroll- und Konfliktregelungspotential der Wohnbevölkerung gekennzeichnet sind.

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  9. Diese ‘normative Ökologie’, die bestimmte Stadtviertel, Plätze, Lokale usw. als besonders ‘delinquenzgefährdet’ ausweist und das ortsbezogene Eingriffshandeln der Behördenvertreter anleitet, ist in exemplarischer Weise für die Polizei untersucht worden (vgl. Brusten 1971; Feest 1971; Sacks 1972). Daß sich die ‘Adressenangabe’ auch in den Kategorisierungen und Typisierungen von Schülern durch Lehrer nieder schlagen, ist von Best (1979) nachgewiesen worden.

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  10. Die Sozialraumanalyse ist gerade in den letzten Jahren von den Planungsstäben der Kommunalverwaltungen als ein hilfreiches Instrument zur Analyse der sozialökologischen Struktur des kommunalen Raums und zur Bedarfsdeckungsplanung ‘entdeckt’ worden; vgl. für den Bereich der kommunalen Jugendhilfeplanung u.a. Bourgett/Preusser/Völkel (1977); Lewkowicz (1979); zur Methode der Sozialraumanalyse bzw. der Faktorialökologie vgl. Hamm (1977a) und Friedrichs (1977). Anhand eines Zeitreihenvergleichs von Jugendamtsakten ist durch die Projektgruppe Jugendkontrolle (1979) herausgearbeitet worden, daß die Orientierung an sozialökologischen Daten zunehmend auch zum Strukturprinzip der Jugendkontrollorganisation wird.

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  11. Empirische Forschungsbefunde über zwischenbehördliche Kooperationen liegen vor allem im Bereich strafrechtlicher Sozialkontrolle vor (vgl. z.B. die neuere Analyse der Staatsanwaltschaft im Prozeß justizieller Sozialkontrolle von Blankenburg/Sessar/Steffen 1978). Die Struktur fallbezogener Kooperationen zwischen dem Jugendamt und anderen Institutionen der pädagogisch-therapeutischen Betreuung ‘verwahrloster’ Jugendlicher ist durch die Aktenanalyse von Brusten (1975) aufgewiesen worden. Untersuchungen zum Standort der Schule im Netzwerk der örtlichen Sozialkontrolle sind von Brusten/Herriger (1978) und Best (1979) veröffentlicht worden. Eine Analyse der eingespielten Kooperationsbeziehungen wie auch möglicher Kooperationskonflikte zwischen der Polizei und dem Jugendamt steht zur Zeit noch aus. Daß Konflikte zwischen der Polizei und der Jugendbehörde, die in der Diskrepanz von repressivem und konversivem Kontrollauftrag begründet sind, ein wichtiges Hindernis für die Implementation präventiver Maßnahmen sein können, belegen die älteren — in der bundesdeutschen Devianzsoziologie bislang nicht aufgenommenen — Arbeiten von Miller (1958) und Haurek/Clark (1968).

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  12. Die Untersuchung ist durch verschiedene studentische Forschungen vorbereitet worden. Hier ist vor allem zu verweisen auf die Arbeiten von Friedrich, E.M: Die Funktion des Jugendwohlfahrtsausschusses als politisches Steuerungsinstrument der Jugendhilfe. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Universität Gesamthochschule Wuppertal 1979 und

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  13. Brochheuser,M. /Gondolf, W.: Jugend — Hilfe — Planung. Eine empirische Untersuchung zum prophylaktischen Anspruch der Jugendarbeit aus der Sicht der Jugendhilfeplanung. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Universität Gesamthochschule Wuppertal 1979. Ob unsere Untersuchung auf allen — im folgenden differenzierten — Analyseebenen durchgeführt werden kann, ist zur Zeit noch nicht voll gesichert: dies hängt zum einen von den gewährten Forschungsmitteln ab, zum anderen aber auch von der weiteren Kooperationsbereitschaft der kommunalen Behörden.

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Laszlo A. Vaskovics

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© 1982 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Herriger, N. (1982). Prophylaxe-Strategien kommunaler Behörden. Forschungsdefizite und Forschungsperspektiven. In: Vaskovics, L.A. (eds) Raumbezogenheit sozialer Probleme. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 35. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01240-5_19

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01240-5_19

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-11598-6

  • Online ISBN: 978-3-663-01240-5

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