Zusammenfassung
Allwöchentlich werden Fußballspiele der Bundesliga von Vorgängen umrankt, die beteiligte Fans gern als die großen Randale bezeichnen. Ordnungshüter sprechen bei bestimmten Räumen bereits von Kriegsschauplätzen. Damit meinen sie das Stadion und sein Umfeld sowie die An- und Abmarschwege der Fans zum und vom Stadion. Hier geht es um eine Art Kriegsspiel jugendlicher Fußballfans oder Fußballrowdies, die martialisch ausstaffiert und teilweise auch bemalt mit den Farben ihres Vereins, enthemmt durch Alkoholgenuß und unterstützt durch haßerfüllte und blutrünstige Gesänge im Umfeld von Bundesligaveranstaltungen gegen ihre ebenso ausstaffierten Gegner zum entscheidenden Gefecht antreten wollen. Gemessen am Inhalt der im gesamten Bundesgebiet gleichlautenden Sprechchöre und Gesänge (“Haut se, haut se, haut se in die Schnauze” — “Nieder mit dem A-Stadt-Pack” — “Tod dem FC” — “...das sind die Fans, die schlagen wir zur Sau” — “Schlagt den A-lern die Schädeldecke ein, Schädeldecke ein, Schädeldecke ein”) sind die tatsächlichen Folgen und die Zahlen der krankenhausreifen Opfer verhältnismäßig niedrig. Verläßliche Angaben gibt es nicht, da Fans ihre Gegner bei der Polizei nicht anzuzeigen pflegen. Wie eine Auswertung polizeiinterner Dienstschreiben ergab, verzeichnete die Polizei in 2der Soielsaison 1977/78 bei Spielen mit Bundesligamannschaf ten insgesamt 4862 und in der Saison 1978/79 insgesamt 433 Festnahmen.
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Anmerkungen
Der Versuch einer Auswertung dieser Gesänge und ihrer Funktion findet sich bei Weis 1981.
Andernorts wurde für die Saison 77/78 von 1373 Festnahmen und weiteren 1616 Straf- oder Ordnungswidrigkeitsanzeigen berichtet (Pramann 1980, 161).
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Weis, K. (1982). Fußballrowdytum — Zur räumlichen und rituellen Beschränkung eines sozialen Problems. In: Vaskovics, L.A. (eds) Raumbezogenheit sozialer Probleme. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 35. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01240-5_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01240-5_13
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-11598-6
Online ISBN: 978-3-663-01240-5
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