Zusammenfassung
Unternehmen werden in den Industrieländern in den letzten Jahren zunehmend mit ökologischen Problemstellungen konfrontiert. Das steigende Umweltbewußtsein der Bevölkerung führt in vielen Branchen zu einer Veränderung des Nachfrageverhaltens, welches ökologisch verträglicheren Produkten neue Marktchancen eröffnet. Andererseits können Akzeptanz- und Vertrauensverluste in der Gesellschaft aufgrund nicht umweltgerechten Verhaltens den langfristigen Erfolg von Unternehmen gefährden. Von staatlicher Seite bringt die zunehmende, schwer überschaubare Flut von gesetzlichen Regelungen und Auflagen im Umweltbereich eine Veränderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit sich. Weiters setzt sich in vielen Unternehmen die Einsicht durch, daß eine Verminderung des Energie- und Ressourcenverbrauches, welche aus Umweltschutzgesichtspunkten wünschenswert ist, auch zu Kosteneinsparungen führen kann. Diese Entwicklungen führten insgesamt dazu, daß das ökologiebewußte Verhalten von Unternehmen in vielen Fällen zu einem wichtigen Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit wurde und eine Herausforderung für die Unternehmensführung darstellt.
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Literatur
Zur Umweltinformationspolitik von Dow Chemical Deutschland vgl. Schulz [ 1988: 318 ff.].
Einen umfassenden Überblick über die frühen umweltschutzbezogenen Forschungsarbeiten innerhalb der Betriebswirtschaftslehre bieten Antes / Tiebler [ 1990: 66 ff.] sowie Meffert / Kirchgeorg [ 1992: 30].
Die ökologieorientierte Betriebswirtschaftslehre ist klar von der umfassenderen Disziplin “Umweltökonomie” sowie der Nachbardisziplin “volkswirtschaftliche Umweltökonomie” zu unterscheiden. Umweltökonomie kann entsprechend einer Definition im Umweltprogramm der Deutschen Bundesregierung von 1971 verstanden werden als ”... die Wirtschaftswissenschaft, die in ihre Theorien, Analysen und Kostenrechnungen ökologische Parameter mit einbezieht”. [Zit. in Wicke 1989: 8 u. 1992: 16] Die volkswirtschaftliche Umweltökonomie definiert Wicke [ 1992: 17] als ”... die Wirtschaftswissenschaft, deren Aufgabe es ist, ökonomische Hilfestellung dabei zu leisten, den gesellschaftlichen Wohlstand unter der (sehr) wichtigen Wohlstandskomponente >hohe Umweltqualität< zu maximieren”. Die volkswirtschaftliche Umweltökonomie stellt den “klassischen” Zweig der Umweltökonomie dar, weil sie in theoretischer Sicht wesentlich besser untersucht und fundiert und in praxis- bzw. umweltpolitischer Sicht wesentlich bewährter ist. Die Entstehung dieses Fachgebietes läßt sich bereits auf die frühen 70er Jahre datieren [Feess 1990: 15], wobei einzelne Vorläufer noch weiter zurückreichen [Frey 1993: 7 f.].
Der Begriff “Ökologie” wurde von Haeckel 1866 als “Lehre von den Bedingungen des Kampfes ums Dasein, vom Haushalt der Natur” geprägt. [Schaefer 1992: 225] Im heutigen Begriffsverständnis kann Ökologie definiert werden als“... Wissenschaft von der Struktur und den Funktionen der Natur, von den Beziehungen der Organismen untereinander und mit ihrer Umwelt” [Simonis 1988: 11] Zur Entwicklungsgeschichte der Disziplin Ökologie vgl. Nennen [ 1991: 74 ff.].
Normative Aussagen (Maximen, Normen) geben an, “...welche Ziele ... verfolgt werden sollten, d.h. sie fordern zur Verfolgung bestimmter Zwecke oder Ziele auf” [Kieser / Kubicek 1978: 60]. Wenngleich sich in diesen Ansätzen auch normative Aussagen finden lassen, so dürfte allerdings die technologische Ausrichtung der Ansätze überwiegen. Technologien oder instrumentale Aussagen geben im Gegensatz zu normativen Aussagen an, “... welche Mittel zur Erreichung eines gegebenen Zweckes generell oder unter bestimmten Bedingungen geeignet sind. Sie fordern unter der Voraussetzung der Verfolgung bestimmter Zwecke zur Durchführung bestimmter Handlungen auf. Ihr Ziel kann man in der Verbesserung der Zweck-Mittel-Rationalität des Handelns sehen.” [dies.] Normative Aussagen schreiben somit vor, welche Ziele (von Unternehmen) zu verfolgen sind, während sich technologische Aussagen auf hypothetisch unterstellte Zielvorstellungen [Schanz 1988: 77] beziehen.
Ein umfassender Überblick über die bis zum Jahr 1990 erschienenen empirischanalytischen Forschungsarbeiten findet sich bei Antes / Tiebler [ 1990: 67 ff.].
Für die Bundesrepublik Deutschland — die sich im Bereich der Umweltpolitik im wesentlichen auf das ordnungsrechtliche Instrumentarium stützt — hat das bestehende Ordnungsrecht nach einer Einschätzung von Wicke et al. [ 1992: 589] nur in einem unzureichendem Ausmaß zu einem Abbau bzw. zu einer Verminderung der Kosten der Umweltzerstörung geführt.
Interessanterweise führen Hansmeyer / Schneider [zit. in Wilhelm 1994: 92] die Bedeutungslosigkeit des ökonomischen Instrumentariums im Rahmen der deutschen Umweltpolitik darauf zurück, daß Ökonomen den Politikern lange Zeit keine entsprechenden Lösungsansätze anbieten konnten, weil innerhalb der Wirtschaftswissenschaft nur eine interne Theoriediskussion ohne Bezug zur politischen Realität geführt wurde.
stellen gesetzliche Bestimmungen als Ergebnis eines politischen Abstimmungsprozesses zwischen den Parteien mit teils divergierenden Wünschen nur Minimalanforderungen dar. Sie stellen den kleinstmöglichen Nenner dar, auf den man sich gerade noch einigen konnte. Außerdem ist das Handeln von Politikern in demokratischen Systemen vor allem auf Wiederwahl gerichtet. Dabei schlagen sich die Periodizität der Wahlen und die damit verbundenen Phasen der Wahlkämpfe in einer Kurzfristigkeit der Perspektive der Politiker nieder. Es kommt häufig zu einer Politik der kleinen Schritte, des Durchwurstelns (“muddling through”).
Diese Modelle haben insofern idealtypischen Charakter, als sie aufgrund von expost-Betrachtungen des zeitlichen Verlaufs verschiedener gesellschaftlicher Anliegen gewonnen wurden. Im Rahmen einer ex-ante-Analyse erlauben sie allerdings nicht ohne weiteres den Schluß, daß ein bestimmtes Anliegen tatsächlich dem typischen Modellverlauf folgen wird. [Vgl. Dyllick 1989: 241 f.]
Zur Rolle der Medien als Führer der öffentlichen Meinung am Beispiel der Kernenergie vgl. Keplinger [1994: 22 ff.].
Einen Überblick über die Debatte bezüglich strategischer Wahl bzw. Determinismus in der angloamerikanischen Literatur findet sich bei Clark et al. [ 1994: 24 ff.].
Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung bezieht sich nicht nur auf Entwicklungsländer, sondern gleichermaßen auf Industrieländer. Entwicklung bedeutet hier nicht nur quantitative, sondern v. a. qualitative Veränderung. Von der Uno wird Entwicklung u. a. definiert als ”... die Umgestaltung der Biosphäre mit Hilfe menschlicher, finanzieller, lebender und nicht-lebender Ressourcen, um menschliche Bedürfnisse zu befriedigen und die menschliche Lebensqualität zu steigern” [Schmidheiny 1992: 32].
Einen Überblick über Definitionsansätze zum Begriff ”nachhaltige Entwicklung” bieten Feess-DÖRr / Steger / Weihhrauch [ 1993: 113 ff.].
Ökologisch intendiertes Verhalten ist in dieser Sichtweise nach einer treffenden Formulierung von Dichtl [ 1991: 269] sowohl ein Gebot der Vernunft als auch ein Geschäft der Stunde.
Zu den generellen Kontextvariablen der Wettbewerbsfähigkeit vgl. Hinterhuber / Popp / Zitt [ 1985: 347 ff.].
Die Sichtweise wird noch heute von liberalen Nationalökonomen vertreten. Friedman [ 1970: 32] etwa sieht die alleinige gesellschaftliche Verantwortung des Managements darin, soviel Geld wie möglich zu “machen”.
In der betrieblichen Praxis kommen zunehmend Anreizsysteme wie das “UmweltVorschlagswesen” oder die Prämierung der Vermeidung von Umweltschäden zur Anwendung. [Bartscher / Fleischer 1991: 443]
Zum Konzept der Wertschöpfungskette vgl. Porter [ 1985: 33 ff.].
Zu den in Deutschland bestehenden Förderungsprogrammen vgl. Porter [ 1988: 229 ff.] und Hoffmann [ 1988: 254].
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Stöckl, W. (1996). Ökologieorientierte Unternehmensführung in Industrieländern. In: Ökologieorientierte Führung multinationaler Unternehmen in Entwicklungsländern. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01201-6_2
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