Politische Partizipation und Repräsentation in Kuba, 1902–1958

Zusammenfassung

Die Analyse der wechselvollen Geschichte des politischen Systems der Re-publik Kuba in der ersten Phase ihrer Existenz, 1902–1958, wirft Probleme auf: Eine Wertung der historischen Prozesse jener Zeit von ihrem Endpunkt, also der sozialistischen Revolution des Jahres 1959 her, wie „sie die marxistisch orientierte Forschung vorgenommen hat, läßt die endgültige Destabilisierung des politischen Systems des vorrevolutionären Kuba als folgerichtig und damit als historischen Fortschritt erscheinen. Die Entwicklung des politischen Systems der sogenannten Ersten (1902–1933) und Zweiten Kubanischen Republik (1933–1958) läßt sich aber nicht allein auf Vorbereitungshandlungen zu einer sozialistischen Revolution reduzieren. Wie der vorliegende Beitrag zu zeigen bemüht ist, spiegeln die Prozesse der Entstehung und Weiterentwicklung politischer Strukturen vor 1958 nicht nur die koloniale Prägung der kubanischen Politik und ihrer Akteure wider, die sich als schwere Hypothek erweisen sollte, sondern auch die grundsätzliche Unmöglichkeit, soziale Konflikte auf politischer Ebene befriedigend zu lösen, weil das System der oft auch als „neokolonial“ bezeichneten Republik nicht autonom funktionierte, da der exogene Faktor dauernder wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeit von den USA das politische System in entscheidenden Phasen umfassend destabilisierte (vgl. zu diesem Komplex besonders Benjamin 1977; Pérez 1986a; Smith 1960).