Zusammenfassung
Den Vorwurf der Psychologiefeindlichkeit, der gegen Max Weber im Zusammenhang mit seiner Theorie von der Entzauberung der Welt erhoben wird, ist einerseits verständlich, andererseits verwundert er, wenn man bedenkt, daß Weber nicht nur mit den Mitarbeitern der Heidelberger Psychiatrischen Klinik (u.a. seit 1907 mit Hans W. Gruhle, dem Assistenten von Emil Kraepelin und seit 1908 mit Jaspers) gern verkehrte, sondern auch selber Fragen stellte, die ihn in die Nähe der Psycholo-gie brachten. Wir dürfen auch nicht vergessen, daß er sich, wie Sabine Frommer be-merkt, an der Entstehung von Gruhles “Verstehender Psychologie”, Jaspers’ “Allgemeiner Psychopathologie” und “Psychologie der Weltanschauungen” durch Diskussionen intensiv beteiligt hatte (Frommer 1986, 209). Selber beschäftigte er sich mit psychologischen Problemen in dem Aufsatz “Roscher und Knies und die logischen Probleme der historischen Nationalökonomie” (1903-1906), wo er Ideen von Wundt (das Prinzip der schöpferischen Synthese), Miinsterberg (die idealistische Fassung des stellungnehmenden Ich) und von Dilthey (dessen Kategorie des Verste-hens) diskutiert. Frommer nennt auch andere Artikel, in denen Weber sich mit der naturwissenschaftlichen Psychologie befaßt, u.a.: “Die Grenznutzlehre und das psychophysische Grundgesetz” (1908) und “Zur Psychophysik der industriellen Ar-beit” (1908/09).
(...) wer die Erotik vergewaltigen will, den vergewaltigt die Erotik. Otto Gross
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Choluj, B. (1995). Max Weber und die Erotik. In: Treiber, H., Sauerland, K. (eds) Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01112-5_9
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