Zusammenfassung
Philosophiegeschichtsschreibung lebt zwar nicht mehr ganz so einhellig vom Heroenkultus wie im 19. und frühen 20.Jahrhundert. Aber sie hat weder den Glauben an ihre Helden noch auch die Überzeugung aufgegeben, daß es Männer — und nun wohl auch Frauen — sind, die hier die Geschichte machten. Und dies keineswegs nur innerhalb der eigentlichen Philosophiegeschichtsschreibung, sondern auch in den beiläufigen historischen Bemerkungen, Bezügen und Vergleichen, jenen unvermeidlichen ‘Geschichten’, ohne die auch theoretisch-systematisch ambitionierte Autoren immerhin nicht ganz auskommen. Der Griff vom Problem zum Werk und dann auch der zur Person, so naheliegend er eben ist, trifft dennoch faktisch jederzeit die grundlegendsten Entscheidungen über die Art der Geschichtlichkeit der Philosophie, und läßt sie nur als Beziehung singulärer und herausragender Personen oder allenfalls noch von Richtungen und Schulen gelten. Ganz selbstverständlich richtet sich das Hauptaugenmerk auf die beteiligten Personen, die real oder fiktiv in eine Beziehung traten. Hier konstituiert man philosophische Zusammenhänge, Abläufe und Entwicklungen, und bekräftigt auf diese Weise immer erneut die Symbolisierung diachroner Zusammenhänge durch Personifikation.
Karlfried Gründer zum 65. Geburtstag am 23.4.1993
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Köhnke, K.C. (1995). Sinn für Institutionen. In: Treiber, H., Sauerland, K. (eds) Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01112-5_2
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