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Ausdifferenzierung als Verdoppelung der Realität

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Die Realität der Massenmedien

Zusammenfassung

Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.1 Das gilt nicht nur für unsere Kenntnis der Gesellschaft und der Geschichte, sondern auch für unsere Kenntnis der Natur. Was wir über die Stratosphäre wissen, gleicht dem, was Platon über Atlantis weiß: Man hat davon gehört. Oder wie Horatio es ausdrückt: So I have heard, and do in part believe it.2 Andererseits wissen wir so viel über die Massenmedien, daß wir diesen Quellen nicht trauen können. Wir wehren uns mit einem Manipulationsverdacht, der aber nicht zu nennenswerten Konsequenzen führt, da das den Massenmedien entnommene Wissen sich wie von selbst zu einem selbstverstärkenden Gefüge zusammenschließt. Man wird alles Wissen mit dem Vorzeichen des Bezweifelbaren versehen — und trotzdem darauf aufbauen, daran anschließen müssen.

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Referenzen

  1. Das gilt auch für Soziologen, die ihr Wissen nicht mehr im Herumschlendern und auch nicht mit bloßen Augen und Ohren gewinnen können. Gerade wenn sie die sogenannten empirischen Methoden anwenden, wissen sie immer schon, was sie wissen und was sie nicht wissen — aus den Massenmedien. Vgl. Rolf Lindner, Die Entdeckung der Stadtkultur: Soziologie aus der Erfahrung der Reportage, Frankfurt 1990.

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  2. Hamlet I.1.

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  3. Dies im Sinne von Heinz von Foerster, Objects: Token for (Eigen-)Behaviors, in ders., Observing Systems, Seaside Cal. 1981, S. 273–285; dt. Übers. in ders., Wissen und Gewissen: Versuch einer Brücke, Frankfurt 1993, S. 103–115.

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  4. Zu dieser nichtbehebbaren Unsicherheit vgl. Dennis McQuail, Uncertainty about the Audience and the Organization of Mass Communication, Sociological Review Monograph 13 (1969), S. 75–84. Tom Burns, Public Service and Private World, in: Paul Halmos (Hrsg.), The Sociology of Mass Media Communcators. The Sociological Review Monograph No. 13, Keele, Staffordshire UK 1969, S. 53–73, schließt daraus auf ein besonderes Engagement der Produzenten in die eigenen Produkte.

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  5. Im Sinne von Hans Ulrich Gumbrecht/K. Ludwig Pfeiffer (Hrsg.), Materialität der Kommunikation, Frankfurt 1988. Vgl. ferner etwa Siegfried Weischenberg/Ulrich Hienzsch, Die Entwicklung der Medientechnik, in: Klaus Merten/Siegfried J. Schmidt/Siegfried Weischenberg (Hrsg.), Die Wirklichkeit der Medien: Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft, Opladen 1994, S. 455–480.

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  6. Für die logischen Konsequenzen dieser Unterscheidung siehe Elena Esposito, L’operazione di osservazione: Costruttivismo e teoria dei sistemi sociali, Milano 1992.

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  7. Zur Diskussion über „Konstruktivismus“ als Theorie der Massenmedien siehe die Beiträge von Hermann Boventer, Siegfried Weischenberg und Ulrich Saxer im Anschluß an ein ARD Funkkolleg in: Communicatio Socialis 25 (1992), Heft 2. Hierzu kritisch Niklas Luhmann, Der „Radikale Konstruktivismus“ als Theorie der Massenmedien? Bemerkungen zu einer irreführenden Diskussion, Communicatio Socialis 27 (1994), S. 7–12. Vgl. ferner eine Reihe von Beiträgen in Merten/ Schmidt/Weischenberg a.a.O. (1994). Die Diskussion leidet unter einer problematischen Selbstdarstellung des sog. „Radikalen Konstruktivismus“. Dessen Radikalität soll in der Beschränkung auf die Idee, auf das Subjekt, auf den Zeichengebrauch bestehen. Aber das ist eine schon logisch unmögliche Position. Man kann im Gebrauch von Unterscheidungen wie Idee / Realität, Subjekt / Obj ekt oder Zeichen / Bezeichnetes nicht die eine Seite der Unterscheidung aufgeben, ohne auf die Unterscheidung selbst zu verzichten. Es gibt (siehe Husserls „Phänomenologie“) kein objektloses Subjekt, keine Idee ohne Bezug auf Realität, keinen referenzlosen Zeichengebrauch. Man müßte sich deshalb auf Seiten der „Konstruktivisten“ die Mühe machen, diese Unterscheidungen, sollten sie denn obsolet sein, durch eine andere zu ersetzen, etwa durch die vielfach bewährte Unterscheidung von System und Umwelt.

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  8. Siehe ausführlicher Niklas Luhmann, Erkenntnis als Konstruktion, Bern 1988; ders., Die Wissenschaft der Gesellschaft, Frankfurt 1990.

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  9. Siehe zum Beispiel Hans Mathias Kepplinger, Ereignismanagement: Wirklichkeit und Massenmedien, Zürich 1992.

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  10. „Die Neueren (im Unterschied zu den Griechen, N.L.) bekommen aus dem Buchladen die Dichtkunst samt den wenigen darin enthaltenen und vergrößerten Objekten, und sie bedienen sich dieser zum Genusse jener“, liest man bei Jean Paul, Vorschule der Ästhetik, zit. nach Werke Bd. 5, München 1963, S. 74. Natürlich ist die Verklärung des Vergangenen in Gestalt der Griechen selbst ein Effekt des Buchdrucks. Die Kritik der Abhängigkeit des Schriftstellers vom Verleger/Käufer/Leser/ Rezensenten läßt sich bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen.

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  11. Siehe dazu Ralf Gödde, Radikaler Konstruktivismus und Jour- nalismus: Die Berichterstattung über den Golfkrieg — Das Scheitern eines Wirklichkeitsmodells, in: Gebhard Rusch/ Siegfried J. Schmidt (Hrsg.), Konstruktivismus: Geschichte und Anwendung. Delfin 1992, Frankfurt 1992, S. 269–288.

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Luhmann, N. (1996). Ausdifferenzierung als Verdoppelung der Realität. In: Die Realität der Massenmedien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01103-3_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01103-3_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12841-2

  • Online ISBN: 978-3-663-01103-3

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