Zusammenfassung
Das Messen und Berechnen von Längen, Flächeninhalten und Volumina gehört zu den ältesten Themen der Geometrie. Nicht von ungefähr hießen die altägyptischen Geometer “Seilspanner” und trug das altindische Sakralgeometriebuch über den Bau von Altären den Titel “Sulva-Sutra” (d.h. “Seilregeln”). Das Vermessen von Strecken und Flächenstücken auf der Erde hat der Geometrie (Geo-metrie = Erd-messung) ja auch den Namen gegeben.
Und Salomo machte ein Meer, gegossen, von einem Rand zum anderen zehn Ellen weit, rundumher, und fünf Ellen hoch, und eine Schnur dreißig Ellen lang war das Maß ringsum. 1. KÖNIGE 7, 23
Das Ausmessen des Geländes schien mir am geeignetsten, um die ersten Grundsätze der Geometrie entstehen zu lassen; und das ist in der Tat der Ursprung dieser Wissenschaft, da ja “Geometrie” Landvermessung bedeutet. Einige Autoren behaupten, daß die Ägypter, die fortlaufend die Grenzen ihrer Erbteile durch die Über- schwemmungen des Nils zerstört sahen, die ersten Grundlagen der Geometrie legten, indem sie Mittel suchten, sich genau der Situation, der Ausdehnung und der Gestalt ihrer Besitztümer zu vergewissern. Aber selbst wenn man sich hierüber nicht auf diese Autoren bezieht, kann man wenigstens nicht bezweifeln, daß dieMenschen schon in den Anfangszeiten Methoden gesucht hätten, ihre Länder zu vermessen und aufzuteilen. Da sie diese Methoden in der Folge vervollkommnen wollten, führten die einzelnen Untersuchungen sie Schritt für Schritt zu allgemeineren Untersuchungen; und als sie sich schließlich vorgenommen hatten, den genaueren Zusammenhang aller Arten von Größen kennenzulernen, organisierten sie eine Wissenschaft über einen viel ausgedehnteren Gegenstandsbereich als jenen, den sie zunächst in Angriff genommen hatten. Den ursprünglichen Namen behielten sie bei. A.-C. CLAIRAUT, Elements de geometrie 1741, Vorwort
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literature
Archimedes, Werke. Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Arthur Czwalina. Darmstadt: Wiss. Buchges. 1967
Edler, F., Vervollständigung der Steinerschen elementargeometrischen Beweise für den Satz, daß der Kreis größeren Flächeninhalt besitzt als jede andere Figur gleich großen Umfangs. Nachr. Kgl. Ges. Wissensch. Göttingen 1882, 73–80
Galilei, G., Unterredungen und mathematische Demonstrationen. (“Discorsi”). Erster bis sechster Tag. Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges. 1964
Gericke, H., Zur Geschichte des isoperimetrischen Problems. Math. Sem. ber. XXIX (1982), H. 2, 160–187
Gerretsen, J./ Vredenduin, P., Polygone und Polyeder. In: Behnke, H. u.a., Grundzüge der Mathematik. Göttingen 1967, Bd. II A, 253–302
Haldane, J.G.S., Über die richtige Größe der Lebewesen. Mathematiklehrer 2–1981, 8–10 (Übers. des engl. Originals aus dem Jahr 1930)
Nikoforovski, W.A./ Freiman, L.F., Wegbereiter der neuen Mathematik. Moskau/Leipzig 1978
Perron, O., Über einen Satz von Besicovitsch. MathZeitschrift 28 (1928), 383–386
Seebach, K., Didaktische Überlegungen zum Satz von Dehn. Didaktik der Mathematik 11 (1983), H. 1, 1–13
D’Arcy Thompson, W., Über Wachstum und Form. Frankfurt: Suhrkamp 1982
Van der Waerden, B.L., Einfall und Überlegung. Drei kleine Beiträge zur Psychologie des mathematischen Denkens. Basel und Stuttgart: Birkhäuser 1968
Rights and permissions
Copyright information
© 1987 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig
About this chapter
Cite this chapter
Wittmann, E.C. (1987). Länge, Inhalt, Volumen. In: Elementargeometrie und Wirklichkeit. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-00233-8_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-00233-8_8
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-00082-2
Online ISBN: 978-3-663-00233-8
eBook Packages: Springer Book Archive