Zusammenfassung
Das Schicksal der antiken Demokratie berührt den modernen Betrachter in stärkstem Maße, weil diese Staatsform als Urform aller späteren „Volksstaaten“ in der Geschichte, die dieses Ehrennamens würdig waren bzw. sind, nicht irgendwelchen Wünschen und Idealen von Bevölkerungsgruppen oder Persönlichkeiten entsprang, die an ihr — aus welchen Gründen auch immer — besonders interessiert gewesen wären, sondern weil sie entstand, um die Menschen in den Stand zu setzen, sich einer der härtesten und bittersten Realitäten des Lebens gewachsen zu zeigen: dem Kriege.
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Literatur
Fr. 53 Diels.
Vgl. m. Klass. Demokratie (1954), S. 11.
Vgl. R. Härder, Kleine Schriften, hrsg. von W. Marg (1960), S. 180 ff.; darin Überset zungen der wichtigsten Gesänge, S. 203 ff. (Die Ausführungen auf S. 199 sind chronologisch unhaltbar.) Die Linie der Entwicklung der hellenischen Staatsverfassung von der Einführung der Phalanxtaktik bis zur Vollendung der Demokratie durch die Schaffung der attischen Flotte in den Perserkriegen liegt klar in unserer Überlieferung zutage und bietet für sogenannte soziologische etc. Erklärungsversuche keinen Raum.
A.a.O., S. 12 f. Nicht die Gliederung in „Phylen”, die ja nach Aristoteles’ Staat der Athener 8, 4 bereits vorsolonisch war, sondern ihre sinnvolle Zuordnung zur Phalanxtaktik nach wirtschaftlicher Leistungskraft und Abstufung des Bürgerrechts ist Solons Werk.
Vergleiche dazu meinen Vortrag „Die geschichtliche Bedeutung des Hellenennamens” (Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung G 159, Köln/Opladen), S. 13 ff.
J. Vogt ignoriert in seinen Bemerkungen (Histor. Ztsdir. 182, 1956, 254) zur Bewertung dieser Schrift in m. „Klass. Demokratie“ (1954, S. 10, 32, 57) die Ergebnisse der bisherigen wissenschaftlichen Diskussion. Zumindest mußte er sich mit der Argumentation M. Volkenings (Das Bild des attischen Staates in der pseudoxenophontischen Schrift vom Staate der Athener, 1940) auseinandersetzen, statt einfach Gegenbehauptungen aufzustellen, denen jede bindende Kraft fehlt. Inwiefern Äußerungen der politischen Komödie als „historische Zeugnisse“ kritisch auswertbar sind, hätte V. meiner Schrift (S. 41) entnehmen können.
Das läßt Thukydides bekanntlich den Perikles in seiner letzten Rede vor dem Volk (2, 62, 2) ausdrücklich feststellen. Vgl. dazu Ed. Meyer, Forschungen zur Alten Geschichte 2 (1899), S. 323 f.
So z. B. Cl. Mossé, Fin de la démocratie athénienne (1969), S. 79: La democratie, apresavoir fait sa grandeur, a entraine Athenes dans le desastre. Vgl. die Besiprechung des inhaltsreichen Buches durch I. A. Goldstein im American Journal of Philology 86 (1965), S. 286 ff.
Staat 8, S. 555b ff.
Vgl. auch H. Ryffel, Metabole politeion (Bern 1949), S. 107 f., 144 f.
F. Vittinghoff hat seinem Aufsatz über „die klassische attische Demokratie” (Geschichte in Wiss. u. Unterr. Jg. 1956, S. 729) diesen Abschnitt aus der „Politik” des Aristoteles als Quellenbeleg beigegeben, den hier angeführten Teil aber — wohlweislich? — fortgelassen. Gerade er enthält jedoch die Handhaben für ein kritisches Verständnis des gesamten Textes.
Geschichte des Hellenismus (1877) Bd. 1, Eröffnungssatz (S. 3).
Sehr ansprechend wird die Seeschlacht bei Amorgos 322 v. Chr. von E. Will, Histoire politique du monde hellenistique, Bd. 1 (Nancy 1966,) S. 28, mit Salamis 480 parallelisiert: Die gegen die Perser gewonnene Freiheit und die Seeherrschaft, das Fundament der klassischen Demokratie, werden in der Erhebung Athens gegen die Makedonen für immer verloren.
Auf die im vorwissenschaftlichen Bereich nicht eben seltene Argumentation mit der Vergänglichkeit alles Irdischen, also auch der Demokratie als irdischer Erscheinung, einzugehen, wird man mir erlassen. Die Tatsache der Vergänglichkeit gilt für alle geschichtlichen Phänomene, vermag also einen Spezialfall allein nicht zu erklären. Die in der Antike besonders beliebte Theorie vom mehr oder weniger unentrinnbaren Kreislauf der Verfassungen gehört gleichfalls in den vorwissenschaftlichen Raum und ist nur eine rationelle Fassung für das „Alles, was entsteht, ist wert, daß es zugrunde geht“. Vgl. auch H. Ryffel, a.a.O., S. 232, und oben Anm. 8.
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Stier, H.E. (1971). Das Problem. In: Der Untergang der klassischen Demokratie. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 175. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-00218-5_1
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