Zusammenfassung
Ein immer noch nicht entschiedenes und wichtiges, aber in letzter Zeit leider etwas in Vergessenheit geratenes Problem ist die Frage, ob es so etwas wie synthetisch-apriorische Urteile (Aussagen, Behauptungen, Sätze) gibt. Für Kant war die positive Beantwortung dieser Frage eine unumgängliche Voraussetzung aller Wirklichkeitserkenntnis, während die Empiristen glaubten, diese Frage verneinen zu müssen. Nun werden jedoch bestimmte Behauptungen über die Welt von Erfahrungswissenschaftlern gelegentlich mit einer Bestimmtheit vorgetragen, die zu der Annahme berechtigt, daß diese synthetischen Urteile von den Forschern als a priori wahr angesehen werden. Ein Beispiel dafür ist die Annahme Einsteins, daß die Naturgesetze koordinateninvariant sind (woraus er unter Benützung der experimentellen Resultate Michelsons die spezielle Relativitätstheorie gewann), ein anderes ist seine Hypothese, daß kein Bezugspunkt vor einem anderen ausgezeichnet ist (die schließlich zur allgemeinen Relativitätstheorie führte), und ein drittes ist die Voraussetzung der klassischen Thermodynamik (und insbesondere ihrer mechanischen Interpretation), daß die räumlich ausgedehnte Materie beliebig oft aufteilbar ist.
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Essler, W.K. (1971). Über synthetisch-apriorische Urteile. In: Lenk, H. (eds) Neue Aspekte der Wissenschaftstheorie. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-00199-7_9
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