Zusammenfassung
Im Jahr 1823, zur Zeit also, als die Entdeckung der genetischen Verwandtschaft der indogermanischen Sprachen zur Begründung der genetisch vergleichenden Sprachwissenschaft führte, meldete sich der damals siebenundzwanzigjährige Antun Mihanović, der spätere Dichter der kroatischen Nationalhymne, in einer Wiener Zeitschrift mit einem in deutsch verfassten Aufsatz zu Wort, in dem er die anfangs bestrittene Zugehörigkeit des Slawischen zu dieser Sprachfamilie mit im Großen und Ganzen recht gut ausgewählten Beispielen erfolgreich nachzuweisen suchte.1 Seine Ausführungen heben folgendermaßen an:
Eine herrliche Aera soll nahen, wo die vieltausendjährige Nacht, welche die Urgeschichte unseres Geschlechtes deckt, vor dem aus Indien tagenden Lichte endlich verschwindet. Und erhabene Räthsel, deren Lösung zu ahnen, oder zu hoffen, der menschlichen Natur edelstes Vorrecht ist, sollen unseren Augen klar werden, so weit es den Sterblichen ziemt und frommet. So viel verheißen uns unverdächtige Stimmen voll edler Begeisterung.
Sind es keine schönen Träume kühner Wünsche; was wird jener Tag uns Slawen aufhalten von unserer Vorzeit? dürfen wir auch hoffen einst zu erfahren, was die grauen Urväter gedacht, vollbracht; wie gesündigt; wie abgebüßt; wie sie geduldet und bekämpft das mühevolle Leben? Oder sollen ihre Schicksale uns nicht warnen, trösten und ermuthigen; dürfen wir doch erwarten, über das eigenste, sicherste Vermächtnis unserer Ahnen; über Sitten und Gebräuche — deren Ursprung und Heiligung — über unseres Stammes Sprache, über die Weisen Sprüche, und die unerklärlichen Sagen, ersehnte Aufschlüsse zu erhalten?
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Katičić, R. (2001). Auf den Spuren sakraler Dichtung des slawischen und des baltischen Heidentums. In: Auf den Spuren sakraler Dichtung des slawischen und des baltischen Heidentums. Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-00183-6_1
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