Zusammenfassung
Wenn wir Kuhns Unterscheidung von puzzle-solving und Testen von Theorien annehmen, dann haben wir bei unseren Beispielen einen klassischen Fall von puzzle-solving vor uns. Es geht nicht darum, ob die Theorien zutreffen, sondern ob das Ereignis in ihrem Sinn erklärt werden kann. Es wäre natürlich denkbar, daß eine solche Erklärung nicht gelingt, und zumindest in Marx’ Fall haben wir sogar explizit den Ausgangspunkt einer enttäuschten theoretischen Erwartung. Daraus folgt aber nicht mit der von Popper angenommenen Zwangsläufigkeit, daß die Theorie aufzugeben ist. Vielmehr stellt sich das Problem der Entscheidung, ob diese „Falsifikation” schwerwiegend genug ist, um deshalb auf eine Theorie zu verzichten, die ja auch sonst noch einige Meriten hat, oder ob man die „Subtheorien” reparieren soll, die in den Falsifikationsversuch eingegangen sind. Die Entscheidung wird danach ausfallen, wie leicht oder schwer eine solche „Reparatur” gelingt. Bei Marx gelingt sie relativ leicht und die Entscheidung fällt daher im Sinn des ”principle of tenacity”. Statt die Theorie widerlegt zu haben, bringt das „negative” Beispiel eine Bereicherung der Theorie, macht sie komplexer und realistischer.
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Steinert, H., Treiber, H. (1975). Norm und Sanktion im Wissenschaftsbetrieb. In: Die Revolution und ihre Theorien. Studienbücher zur Sozialwissenschaft, vol 28. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-00151-5_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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