Zusammenfassung
Unter „Kultur“ werden in diesem Kapitel solche Bereiche gesellschaftlichen Lebens gefaßt, die
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nicht Produktion zum Inhalt haben,
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nicht die individuell-private Sphäre behandeln,
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sich öffentlich vollziehen,
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letztlich jedoch nicht auch schon den Bereich bürgerlicher Öffentlichkeit einschließen, den man im allgemeinen Sprachverständnis mit Politik bezeichnet.
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Referenzen
Zum Begriff der Staatsapparate, vgl. o. Kap. II.1.6.
So auch noch kürzlich Gotthard Jasper in seiner Analyse der Faschisierung in Deutschland: Die gescheiterte Zähmung. Wege zur Machtergreifung Hitlers 1930–1934, Frankfurt 1986, S. 45.
Vgl. Kornhauser, William: The Politics of Mass Society, New York / London 1959.
So beispielsweise der Tenor der Arbeit von Koshar über Marburg, vgl. Koshar, Rudy John Jr.: Organisational Life and Nazism: A Study of Mobilization in Marburg an der Lahn 1918–1935, Volumes I and II, Ann Arbor / Michigan 1979.
Zur kritischen Auseinandersetzung mit den Thesen von Kornhauser vgl. vor allem: Hagtvet, Bernd: The Theory of the Mass Society and the Collapse of the Weimar Republik: A Re-Examination, in Larsen, Stein Ugelvik / Hagtvet, Bernd / Myklebust, Jan Petter (Hrsg.): Who were the Fascists. Social Roots of European Fascism, Bergen / Oslo / Tromso 1980, bes. S. 103 ff.
Koshar, a.a.O., S. 97.
Ich stütze mich hierbei auf den Fritzlarer Kreisanzeiger der Jahrgänge 1928–1935 als Quelle. Ich habe einen Verein dann berücksichtigt, wenn er mindestens einmal in der Zeitung zu Wort gekommen ist. Ich beschränke mich im folgenden auf die Vereine in Fritzlar-Stadt, weil zum einen dort die Überlieferung ausreichend dicht ist für Quantifizierungen, zum anderen die Zeitungsberichterstattung erkennen läßt, daß die Vereinsstruktur auf dem „Lande“ davon strukturell nicht abweicht, ihre gesonderte Darstellung also nur eine Verdoppelung wäre.
Koshar, a.a.O., S. 107, Tab 5, kommt für Marburg auf Zahlen zwischen 13,2 (1913) und 19,2 (Jan. 1933). Aus Schmitt, Heinz: Das Vereinsleben der Stadt Weinheim an der Bergstraße, Weinheimer Geschichtsblatt XXV, Weinheim 1963, errechnet Koshar für Weinheim eine Zahl von 13,5, für Northeim errechnet er aus Allen, a.a.O. eine Zahl von 16,6 auf tsd. Einwohner, vgl. ebd., S. 107, Fußnote 24.
Vgl. Koshar, a.a.O., S. 107, Tab 5. In Marburg steigt die Zahl der Vereine pro Tsd. Einwohner von 13,2 (1913) auf 19,2 (Jan. 1933).
Vgl. Kreisanzeiger, 23.5.1933; 16.6.1934. Der Kreisziegenzuchtverein zählt im ganzen Kreis immerhin über tausend Mitglieder; vgl. ebd., 5.5.1928.
Vgl. ebd., 27.8.1929.
Vgl. ebd., 19.3.1935.
Vgl. STAM 180/1495, der Akt enthält Stärkenachweise der Krieger- und Arbeitervereine.
Vgl. ebd.
Vgl. Kreisanzeiger, 30.5.1923.
Vgl. ebd., 2.2.1928.
Vgl. STAM 180/1495.
Zum Stahlhelm vgl. ebd. Er ist nach der genannten Aufstellung nur in der Kreishauptstadt vertreten mit fünf Mitgliedern. Eine Landrats-amtsliste von 1932 zählt zwei weitere Ortsgruppen mit zusammen 41 Mitgliedern; vgl. STAM 180/1468.
Vgl. STAM 165/5197; zu den Schützenvereinen im Reich und ihren Traditionen vgl. auch Mosse, George L.: Die Nationalisierung der Massen; Frankfurt / Berlin 1976, S. 176 ff.
Vgl. z.B. Kreisanzeiger, 15.9.1928.
Vgl. z.B. Winter, Heinrich: Die Geschichte der loojährigen Fritzlarer Liedertafel, Homberg o.J., vermutlich 1951.
Vgl. exemplarisch Kreisanzeiger, 14.8.1928.
Vgl. ebd., 1.12.1931.
Sportverein 1911 e.V. Fritzlar, vgl. Kreisanzeiger, 1.3.1928; für die anderen exemplarisch: In Geismar 14 Mitglieder, vgl. ebd. 14.8.1928; in Wabern Sportverein „Grün-Weiß“ mit 20 Mitgliedern, vgl. ebd. 25.4.1929.
So exemplarisch für den 1932 aus den beiden Fritzlarer Vereinen vereinigten Turn- und Sportverein Fritzlar 1862/1911 e.V.; vgl. Kreisanzeiger, 1.9.1932.
Vgl. z.B. Kreisanzeiger, 29.9.1928. Ich werde auf das Phänomen des Nationalismus unten noch ausführlicher eingehen. Fußball scheint übrigens nicht im Geruch des Proletarischen zu stehen.
Vgl. Kreisanzeiger, 7.4.1932.
Die Tätigkeitsbereiche dieser „Sonstigen“ ergeben sich aus ihren Namen.
Typisch für solche Technikrezeption sind beispielsweise die Aufmacher der Kreiszeitung zur Atlantiküberquerung des Zeppelin 1928, vgl. Kreisanzeiger, 13., 16. und 18.10.1928.
Zum Zusammenhang von ökonomischer Strukturverschiebung und Vereinsgründungen vgl. Gestrich, Andreas: Traditionelle Jugendkultur und Industrialisierung. Sozialgeschichte der Jugend in einer ländlichen Arbeitergemeinde Württembergs, 1800–1920, Göttingen 1986, S. 111 ff., bes. S. 114;
ferner Wurzbacher, Gerhard u.a.: Das Dorf im Spannungsfeld. industrieller Entwickung, Stuttgart 1961, Kapitel 6.
Vgl. die von Dr. G. Kemnitz herausgegebene Ausgabe des BGB von 1931.
Ich entnehme diese Aussagen der kontinuierlichen Berichterstattung der Kreiszeitung zu den periodischen Vereinsveranstaltungen.
Die Zahlen geben eine Untergrenze an, da angesichts der Fülle von Veranstaltungen vor allem im Sommer nicht alle erwähnt werden.
Zum Exempel: Die Fritzlarer Sanitätskolonne wollte 1932 ihre 30-JahrFeier wegen der „schweren Zeit“ zwar ausfallen lassen, sie fand aber doch statt: vgl. Kreisanzeiger, 13.2. und 18.6.1932.
Vgl. ebd., 12.6.1928.
Vgl. Mosse, a.a.O., S. 99.
Es gibt kein Gegenbeispiel einer Festveranstaltung, welche ohne diese Rituale auskommt, Variationen beziehen sich nur auf den Umfang der eingesetzten Stilmittel.
Kreisanzeiger, 10.5.1932.
Die erste Passage anläßlich einer Adventsfeier, vgl. Kreisanzeiger, 18.12.1928; die zweite stammt von einer Feier des evangelischen Vereins wenige Tage zuvor, vgl. ebd., 13.12.1928.
Vgl. Winter, a.a.O., dort der Wechsel des Vorstandes 1929.
Daß diese spezifische Form und Funktion einer Konfliktlösungsstrategie undurchschaut bleiben muß, ist Bedingung ihres Funktionierens: Wäre die Strategie durchschaut, könnte der zugrunde liegende Konflikt, nunmehr bewußt geworden, in dieser Form nicht mehr „harmonisert“ werden. -
Vgl. besonders Kap. II.1.4.
Die Beispiele entstammen alle Berichten des Kreisanzeigers vor Januar 1933.
Vgl. Kreisanzeiger, 27.10.1928; 14.2.1928.
Vgl. ebd., 29.9.1928.
Vgl. ebd., 13.1928.
Vgl. ebd., 22.1.1929. Bevor ich mich dem militaristischen Aspekt der Ideologie dieser Vereine zuwende, möchte ich zwei sprachliche Wendungen knapp beleuchten: Sport als Erziehung am (!) Volke. Der Gebrauch des Präfix „am“ verweist auf eine distanzierte Objektbeziehung zu Volk; da sich der Redner dem aber zugehörig fühlt, verweist das auch auf eine implizite objekthafte Beziehung zu sich selbst. Ich halte solche scheinbaren Kleinigkeiten für symptomatisch für den Charakter der interindividuellen Beziehungen derjenigen, die sich dieser Sprache bedienen, die rechte Warmherzigkeit mag hier nicht aufkommen. Ähnlich die Konnotationen des Verbs „heranziehen“. Auch hier werden Menschen, in diesem Fall die deutsche Jugend, als Objekte behandelt. Darüber hinaus habe ich den Eindruck bestimmter aggressiver Mitbedeutungen dieses Sprachgebrauchs, wie sie auch in den Schuldzuweisungen an die Arbeiter wegen deren vermeintlicher Selbstabgrenzung gegen Volk aufscheinen: Wer herangezogen wird, ist der Freiwilligkeit beraubt. Aggressivität nicht nur in der relativ offenen Form, wie sie gegenüber Arbeitern zum Ausdruck gebracht wird, sondern gerade auch in dieser unterschwelligen Form scheint mir ein Grundzug im Verhaltensrepertoire jener gesellschaftlichen Gruppen zu sein, die sich in den hier behandelten Vereinen Ausdruck verschaffen.
Vgl. o. Kap. III.1.1.
Vgl. Kreisanzeiger, 21.5.1931.
Vgl. ebd., 18.9.1928.
Vgl. ebd., 26.1.1928.
Vgl. Kocka 1974, a.a.O.
Vgl. Kreisanzeiger, 10.10.1931.
Vgl. die Bestände des STAM 180/1739; 1599; 1468; 1576; 1901; 1611, denen Daten zur Ausbreitung der NSDAP entnommen sind.
Ich beschränke mich hier vor allem auf die Kreishauptstadt, die am besten dokumentiert ist; eine gewisse Unsicherheit in diesem Punkt in bezug auf die kleineren Kreisorte kann ich nicht ausräumen.
Vgl. u. Kap. V.1.2.
Vgl. den Bericht über eine NS-Sonnwendfeier im Kreisanzeiger vom 28.6.1932.
Vgl. ebd.
„Das haben wir nicht gewollt“, lautet der Untertitel des Buches von Allen, a.a.O., über die Durchsetzung der NSDAP in Northeim.
Vgl. Kreisanzeiger, 13.6.1933.
Vgl. ebd., 30.5.1933; 1.6.1933; 28.10.1933; die Reorganisation der Sportvereine verläuft auf Kreisebene ebenso; vgl. ebd., 7.9.1933.
Vgl. ebd., 13.12.1934.
Die genauen Daten seiner Amtsübernahmen ließen sich nicht mehr ermitteln, er bleibt Vereinsvorsitzender.
Vgl. Kreisanzeiger, 29.10.1932 und 22.6.1933.
Vgl. ebd., 11.7.1933.
So berichtet die Kreiszeitung im Gegensatz zu bürgerlichen Vereinsveranstaltungen selten über solche von Arbeitervereinen.
Über Arbeiterkultur informieren van der Will, Wilfried/Bruns, Rob: Arbeiterkulturbewegung in der Weimarer Republik. Eine historisch-theoretische Analyse der Bestrebungen der sozialdemokratisch organisierten Arbeiterschaft, 2 Bde., Frankfurt/Berlin/Wien 1982, hier besonders Kapitel III.2 und III.3. Eine Kurzdarstellung findet sich in Heinrich Augsut Winklers monumentaler Gesamtdarstellung: Der Schein der Normalität. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1924 bis 1930, Berlin/Bonn 1985, Kap. 1.8.
Vgl. o. Kap. II.1.3.
Klaus Tenfelde, a.a.O., S. 159, spricht dieses Problem an mit der Ambivalenz von „Vereinsmeierei“ und „Einübung in demokratische Formen der Willensbildung“; ebenso Winkler, a.a.O., S. 143 f.
Das Folgende basiert vor allem auf einer Auswertung der Akten des STAM 165/3834; 3836; 7035 zur Vermögensbeschlagnahme „staatsfeindlicher Organisationen“, wie es damals hieß. Alle „marxistischen“ Vereine wurden am 12.5.1933 im Kreis für aufgelöst erklärt.
Für solche Aktionen als Motiv allein Schikanierungsabsichten gegenüber der organisierten Arbeiterbewegung anzunehmen, scheint mir zu kurz. Ebenso wichtig scheint mir dahinter routinisiertes, fallweise nicht mehr begründungspflichtiges bürokratietypisches Handeln zu stehen, welches weder sachrational im Weber’schen Sinne noch politisch im Sinne der neuen Machthaber ist; es handelt sich m.E. um Selbstläufer einer Bürokratie, die schon nicht mehr „Gesellschaft“, sondern bereits primär sich selbst verwaltet. Auch das ist ein Aspekt von Modernisierung. Ausführlich behandelt ist solches Handeln exemplarisch für die Deportation von 53 Sinti aus Baden nach Auschwitz von Michael Zimmermann: Eine Deportation nach Auschwitz. Zur Rolle des Banalen bei der Durchsetzung des Monströsen, in Gerstenberger, Heide / Schmidt, Dorothea (Hrsg.): Normalität oder Normalisierung. Geschichtswerkstätten und Faschismusanalyse, Münster 1987.
Neben einigen versteckten Hinweisen aus den Akten des STAM, vgl. Anm. 110, ergibt sich dies aus einigen Vereinschroniken; so Winkler, a.a.O.; ferner 75 Jahre Turn- und Sportverein 1895 Grifte, o.J., 0.0.; Niedenstein, o.J., o.O., dieses Heft ist eine Vereinschronik der „Liedertafel“ Niedenstein. Diese zumeist nur wenige Seiten starken Bändchen befinden sich in der Murhardschen Bibliothek in Kassel.
Zu diesem Einzelfall vgl. STAM 165/5931 sowie Kreisanzeiger, 18.5.1933.
Vgl. STAM 180/1796.
1929 und 1934 wird je ein Kino geschlossen, 1929 aber auch eines neu eröffnet.
Dr. Martin Loiperdinger, Gesamthochschule Kassel, hat die Titellisten 1986 eingesehen und geprüft und mir die im folgenden referierten Thesen und Tendenzen bestätigt. Vgl. ferner Bauer, Alfred: Deutscher Spielfilm-Almanach 1929–1950, München 1976. Siegfried Kracauer schreibt in seiner Arbeit: Von Caligari zu Hitler. Eine psychologische Geschichte des deutschen Films, Frankfurt 1979 (zuerst 1947), S. 216 für die Filmproduktion von 1930–1933: „Eine Vielzahl deutscher Filme zeigte allerdings keinerlei Anzeichen, von der Wirtschaftskrise überhaupt betroffen zu sein. Neben den gängigen Kriminalreißern, Berliner Lokalmelodramen und Militärklamotten gediehen verschiedene Filmgenres, zur Zeit der Stabilisierung kultiviert, weiter.“ Kracauer nennt „Adaptionen französischer Boulevard-Komödien, bar jeden Lebens...“, „viele Kulturfilme, die exotische Länder und Wissenschaftliches unters Volk brachten“, „blutarme Dokumentationsfilme“ wie z.B. 1914.
Abgedruckt in Kunstamt Kreuzberg (Hrsg.): Die Weimarer Republik, Berlin 1977, S. 485. Dort finden sich auch Belege für die Möglichkeiten kritischen Filmschaffens, die in Fritzlar nicht rezipiert wurden, S. 437 ff.
Kritik allerdings an Großstädten, am „Massenmenschen“, an Monotonie industrieller Arbeit — das „betrifft“ Fritzlar kaum.
Filme dieser Sparte erfreuen sich relativ häufig positiver Besprechungen im redaktionellen Teil der Kreiszeitung, was für andere Filme unüblich ist; vgl. z.B. Kreisanzeiger vom 2.2.1932; ferner Kreisanzeiger vom 1.3.1928. Die Kriegervereine rühren für diese Filme ebenfalls die Werbetrommel.
Beides nach Auszählungen von Ankündigungen und redaktionellen Besprechungen im Kreisanzeiger.
Vgl. Kreisanzeiger, 12.2.1929; 12.6.1930, 20.2.1930.
Vgl. ebd., 8.1.1929.
Vgl. exemplarisch ebd., 19.2.1929; 24.4.1930; der erste Beleg handelt von Unfällen in der Landwirtschaft, der zweite von „Hochfrequenzbestrahlung im Dienste der Volksgesundheit“.
Vgl. ebd., 14.12.1933; 3.12.1932.
S.u., Kap. III.5.
Vgl. STAM 152/1631 mit ausführlichen Akten zu dieser Schule.
Vgl. ebd., 166/6293.
Vgl. ebd., 166/6348. g.
Vgl. ebd., 166/6293. hier ner 6.9.1929.
Vgl. ebd., 166/5248; 5247; 3909.
Die Angaben zu diesen Schulen stammen aus STAM 166/6282; 6275; 152/1631; 150/1775. Die Bestände STAM 166 befassen sich eingehend mit dem Schulwesen des Regierungsbezirks Kassel.
Vgl. STAM 152/1631.
Vgl. ebd.; ferner Kreisanzeiger, 30.10.1930; 25.2.1932.
Die Zahlen entstammen den Verzeichnissen der Schule über den Eingang der Gelder, in Stadtarchiv Fritzlar, XIV, 11,32,4. Darin auch für einige mir namentlich bekannte Kinder aus Arbeiterfamilien der Nachweis von Schulgeldbefreiung. Ob die Schule wie das Lyceum in den Krisenjahren das Schulgeld erhöhte, war den Akten nicht zu entnehmen; sie hatte aber unter Geldmangel aufgrund sinkender Schülerzahlen zu leiden und mußte in der Kreiszeitung erstmalig um Schülernachschub werben; vgl. Kreisanzeiger, 17.3.1932.
Vgl. Kreisanzeiger, 25.12.1930; STAM 165/4959.
Vgl. STAM 165/6451; 152/1631; Kreisanzeiger 30.12.1930. Beispielsweise äußert sich die Landwirtschaftskammer Kassel 1928 gegen eine Ausdehnung des Fortbildungsschulangebotes auf Mädchen in einigen Orten des Landkreises Kassel; vgl. STAM 165/6451.
Vgl. STAM 166/6357. Der Akt läßt kaum spezifizierte Aussagen für den Landkreis Fritzlar zu.
Vgl. Schreiben vom 7.10.1931 im BAK-NL-F Nr. 4, Blatt 104. Die beifällige Antwort des Reg.-Präs. Friedensburg datiert vom 12.10.1931 vgl. ebd., Blatt 105.
Solche Beurteilungen finden sich ebenfalls in STAM 166/6357.
Vgl. STAM 166/6348; 6663.
Vgl. ebd. 165/1183.
Vgl. STAM 166/6282.
Vgl. ebd., 166/6275.
Vgl. Kreisanzeiger, 2.7.1932. Von dieser Auffassung entpolitisierter Jugend scheint es mir nicht weit zu der der Deutschen Angestelltengewerkschaft, die über ihren Gewerkschaftstag 1930 in Berlin u.a. einen Film mit dem bezeichnenden Titel „Jugend im gleichen Schritt“ gedreht hatte, der von der DAG-Ortsgruppe auch in Fritzlar gezeigt wurde. Entpolitisierung in Verbindung mit Volksgemeinschaft drängen immer in die konservative Ecke.
Dies ergibt sich aus erhaltenen Entnazifizierungsakten, vgl. z.B. Stadtarchiv Fritzlar, XIV, 5,9,9, die z.B. für Fritzlar-Stadt keinen Parteieintritt vor 1933 erkennen lassen, hingegen aber gelegentlich recht schnelle „Karrieren“ einzelner Lehrer in der NSDAP nach 1933, die zusammen mit verdeckten Hinweisen in der Presse den Verdacht vorhergehender Sympathisantenschaft begründen; vgl. z.B. STAM 165/3836 den Einzelfall eines Lehrers, der auf Empfehlung u.a. der HJ-Kreisjugendpfleger war, ferner als Treuhänder für eingezogenes „staatsfeindliches“ Vermögen fungierte.
Vgl. STAM 166/6926.
Vgl Kreisanzei er 2 4.1935.4 4.1935
Vgl. STAM 166/6275; auch noch für 1938 heißt es zu diesem Thema, das Klima in Fritzlar neige zu Spannungen; vgl. ebd., 166/6276.
Vgl. ebd.; ferner Kreisanzeiger 19.10.1933.
Vgl. STAM 166/6276.
Den Quellen ist nicht eindeutig zu entnehmen, es scheint aber wahrscheinlich, daß bei dieser Duldung die Zugehörigkeit der betreffenden Person zu einer der angesehendsten Fritzlarer Honoratiorenfamilien eine wichtige Rolle gespielt hat.
Die Berichte finden sich in den Akten STAM 152/1631.
Das verweist auch auf die oft kaum aufzufädelnden Querverbindungen innerhalb solcher Dorf- und Kleinstadtbevölkerungen.
1929/30 wird Schülermitverwaltung eingeführt, seit 1927 ist Teilnahme an den Verfassungsfeiern obligatorisch.
Exemplarisch an folgenden Daten: 24.4.1934; 18.1.1935; 17.3.1935; 1.3.1935; Reihenfolge entsprechend der im Text. Diese Beispiele wie die folgenden ebenfalls in STAM 152/1631.
Am 20.4.1934 wurde erstmals „Führergeburtstag“ in den Schulen begangen, der preußische Kultusminister hatte per Funkspruch angeordnet: „Am 20.4. begeht Reichskanzler Hitler seinen 45. Geburtstag. Schulen flaggen und gedenken in schlichter würdiger Weise in der 5. Schulstunde. Wenn möglich, unter Benutzung der Aula und des Kampfes des Führers für die Zukunft des deutschen Volkes“. Text im Stadtarchiv Fritzlar, XIV, 6,14,12.
Vgl. die diesbezüglichen Hinweise im Kreisanzeiger, 21.3.1935 und STAM 165/4974, dort Stundenpläne der landwirtschaftlichen Fortbildungsschule.
Vgl. Statistik ..., Bd. 406, S. 60; Bd. 456; Tab. VII; ferner Hess. Stat. LA, S. 504.
Auf der Relevanz solcher Differenzierungen besteht — mit Recht wie ich meine — Dorothea Schmidt: Die peinlichen Verwandtschaften — Frauenforschung zum Nationalsozialismus, in: Gerstenberger/Schmidt (Hrsg.): Normalität oder Normalisierung?: Geschichtswerkstätten und Faschismusanalyse, Münster 1987,
ebenso: Frevert, Ute: Frauen-Geschichte. Zwischen bürgerlicher Verbesserung und neuer Weiblichkeit, Frankfurt 1986, S. 207.
Selbst in thematisch so breit angelegten Lokal-Studien wie der von Allen, a.a.O. kommen Frauen als handelnde Subjekte nicht vor, es sei denn, ein Hinweis auf eine BdM-Veranstaltung — S. 135 — erschöpfe das Thema. Zofka, Ideneck: Die Ausbreitung des Nationalsozialismus auf dem Lande, München 1979, S. 60 erwähnt Frauen „immerhin“ als Wählerinnen, ohne weiter darauf einzugehen.
Wir verfügen nicht mehr über Adreßbücher der damaligen Zeit, der Anteil der Frauen, die selbst einen Betrieb führen, kann so nicht quantifiziert werden. Mein Urteil ergibt sich aus ihrem öffentlichen Nicht-Vorhandensein. So lassen z.B. die Werbeanzeigen Fritzlarer Geschäfte in der Lokalpresse i.d.R. den Besitzer erkennen. Dort bin ich auf keine Frau gestoßen. Als „mithelfende Familienangehörige“ sind Frauen selbstverständlich von erheblicher Bedeutung.
Vgl. exemplarisch Kreisanzeiger, 1.4.1930; 7.9.1935; 28.11.1935. Diese Belege dokumentieren einen recht spektakulären Fall: Der politisch wie kulturell aktive, angesehene Besitzer eines Fritzlarer Handelsunternehmens stirbt 1930 — im Angesicht des Konkurses. Seine Witwe versucht fünf Jahre lang das Geschäft zu halten — ohne Erfolg; 1935 wird ein Vergleich geschlossen.
Die Konkurs- und Offenbarungseidverfahren nennen, wenn es um derartige Besitztümer geht, fast immer Ehefrauen, Mütter etc. als Miteigentümerinnen.
S.o., Kap. II.1. Dort auch . zur Problematik solcher Selbstausbeutungsverhältnisse. Zur Belastung und Lage von Frauen vor allem in der Landwirtschaft vgl. Knapp, Ulla: Frauenarbeit in Deutschland, Bd. 2. Hausarbeit und geschlechtsspezifischer Arbeitsmarkt im deutschen Industrialisierungsprozeß: Frauenpolitik und proletarischer Frauenalltag zwischen 1800 und 1933, München 1984, Kap. 4.2.4.
Vgl. dazu die Tarifvertragsakten in STAM 165/6079; 6096; 6080. Lohndifferenzen um ca. 30 % sind offenbar die Regel. Die Akten enthalten Tarifabschlüsse aus Nordhessen, Südniedersachsen, West-Thüringen. Ähnliche Lohndifferenzen für die Reichsebene stellen fest Ute Frevert, 1986, a.a.O., S. 178, ferner Ulla Knapp, a.a.O., S. 422 f., S. 429.
Vgl. dazu o., Kap.III.4, Anm. 2 den Hinweis auf die negative Einstellung „der“ Männerwelt zur Ausbildung von Frauen.
Vgl. dazu o., Kap.III.4, Anm. 2 den Hinweis auf die negative Einstellung „der“ Männerwelt zur Ausbildung von Frauen. 126 Vgl. STAM 166/6293.
Z.B. die Frau eines KPD-Funktionärs aus Kassel am 25.1.1931 in Fritzlar, vgl. STAM 180/1612. Vgl. zur Rolle von Frauen in und für Parteien mit ähnlichen Ergebnissen wie hier: Bremme, Gabriele: Die politische Rolle der Frau in Deutschland. Eine Untersuchung über den Einfluß der Frauen bei Wahlen und ihre Teilnahme in Partei und Parlament, Göttingen 1956, bes. S. 121 ff.
Vgl. Kreisanzeiger, 24.7.1928.
Zur ähnlich geringen Vertretung von Frauen in der organisierten Politik auf Reichsebene, vgl. Frevert, 1986, a.a.O., Kap. III.2, bes. S. 167 ff.
Vgl. dazu STAM 180/1732: 1700.
Dies ist Symptom, nicht durchgängige Praxis. Ob eine noch von Frevert, 1986. a.a.O., S. 167 für Frauen konstatierte „Neigung..., ihre Stimme vor allem dem Zentrum aber auch der DNVP und DVP zugute kommen zu lassen“ bzw. überdurchschnittlich nicht-“links“ zu wählen, für Fritzlar gilt, ist nicht zu überprüfen. Daß „rechtslastiges“ Wahlverhalten von Frauen die NSDAPWahlerfolge begründe, ist für Fritzlar ebenfalls nicht zu prüfen. Dorothea Schmidt hält dies jedenfalls auf Reichsebene für eine Legende, vgl. dies., a.a.O., S. 58, im Anschluß an: Tröger, Annemarie: Die Dolchstoßlegende der Linken: „Frauen haben Hitler an die Macht gebracht“, in: Beiträge zur Berliner Sommeruniversität, Berlin 1977; ebenfalls: Frevert, 1986, a.a.O., S. 207, auch: Bremme, a.a.O., S. 74. Sie nimmt eine weit unterdurchschnittliche Wahlbeteiligung von Frauen in der Weimarer Republik an, die allerdings bis zum „Ende“ ansteigt. (S. 35, 45) Für Fritzlar ließ sich auch das leider nicht prüfen.
Vgl. Knapp a.a.O. S. 136.
Vgl. Kreisanzeiger, 22.12.1931; 15.12.1932.
Si, Kap.III.4.
Ute Frevert, a.a.O., 1986. S. 168 charakterisiert beispielsweise die katholischen Frauenvereine als „Hilfsorganisationen des katholischen Klerus“ mit der Aufgabe, „die Pfarrgemeinde nach dem Modell der intakten katholischen Familie zu formen, seelsorgerisch-karitativ zu betreuen und gegen desintegrierende Tendenzen des öffentlichen Lebens in Schutz zu nehmen.“ Dies läßt auf eher konservativ-traditionale Zwecke und Inhalte schließen.
„Opfer und Täterinnen“ — Frauenbiographien des Nationalsozialismus — lautet der Titel der von Angelika Ebbinghaus herausgegebenen Aufsatzsammlung, Nördlingen 1987. Dort finden sich weitere Facetten der widersprüchlichen, unterschiedlichen Lebenszusammenhänge von Frauen für den Faschismus-an-der-Macht; besonders drastisch: Frauen im KZ, sowohl als Aufseherinnen als auch als Häftlinge.
Ob sich unter Arbeitern in Fritzlar ähnliche Prozesse abspielen, ist nach dem vorliegenden Material nicht zu sagen. Ein interessantes Thema für eine gesonderte Untersuchung wäre das sicher.
Vgl. dazu Frevert, 1986, a.a.O., Kap. III.1, bes. S. 149: „Wenn Ende 1915 bereits neun Millionen Männer, davon mehr als die Hälfte verheiratet, zum Militär eingezogen waren, bedeutete das für ihre Familien, urplötzlich und auf ungewisse Zeit ohne das Geldeinkommen des „Ernährers“ auskommen zu müssen. Die den Soldatenfamilien ausgezahlte Kriegsunterstützung blieb weit hinter dem Erforderlichen zurück.“ Für Fritzlar läßt sich die Zahl plötzlich überflüssiger „Ernährer“ nicht ermitteln. Summa weist für den Raum Kassel auf die Revision dieses Prozesses im Rahmen der wirtschaftlichen Demobilisierung bei Kriegsende hin: „Frauen hatten kaum eine Chance, sich gegen das Ausmaß der Entlassungen zu wehren“. Ders., a.a.O., S. 205.
Wieweit der Prozeß auf dieser Ebene diese Richtung zwangsläufig annehmen muß, ob Alternativen möglich sind, entzieht sich z.Z. wissenschaftlicher Erkenntnismöglichkeit. Vgl. u. Kap. V.3.
Vgl. Kreisanzeiger, 2.9.1937, die erste Versammlung der NS-Frauenschaft Fritzlar fand am 16.6.1932 statt.
1937 feiert die NS-Frauenschaft in Gudensberg fünfjähriges Bestehen, vgl. Kreisanzeiger 2.11.1937; vgl. ferner z.B. Kreisanzeiger 21.11.1933 (für Maden); 23.12.1933 (für Rothelmshausen); 28.12.1933 (für Geismar).
Vgl. ebd., 23.1.1934.
Vgl. Kreisanzeiger. 28.4.1934: ferner nochmals o. Kan. II1.3.
Dorothea Schmidt charakterisiert das vom Nationalsozialismus propagierte Leitbild der „deutschen Frau“ „auch als ein Angebot, sich über alle Frauen zu erheben, die diesen herrschenden Vorstellungen nicht entsprachen.“ Dies., a.a.O., S. 60. Die Wirkung solcher symbolischer Gratifikationen sollte m.E. nicht unterschätzt werden.
Vgl. die Personenstandsaufnahme für Fritzlar im Kreisanzeiger vom 3.11.1928. Diese Personenstandsaufnahmen wurden alljährlich am 10.10. ausgeführt und anschließend in der Zeitung auch veröffentlicht.
Die Zahlen aus Statistik..., Bd. 401, S. 382, S. 368 und STAM 180/1778. Wgen der bekannten Schwierigkeiten aufgrund der Kreiszusammenlegung mit Homberg sind für die Volkszählung von 1933 keine Zahlen mehr verfügbar.
Vgl. u.a. schon Milatz, Alfred: Wahlen und Wähler in der Weimarer Republik, Bonn 1965, S. 94 ff.;
Weber, Alexander: Soziale Merkmale der NSDAP-Wähler, Diss. Freiburg 1969, S. 121, S. 134;
Hänisch, Dirk: Sozialstrukturelle Bestimmungsgründe des Wahlverhaltens in der Weimarer Republik. Eine Aggregatanalyse der Ergebnisse der Reichstagswahlen 1924 bis 1933, Duisburg 1983, S. 91, S. 99;
auch: Falter, J./Lindenberger, Th./Schumann, S.: Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik, München 1987, S. 190 ff; ferner u., Kap. V.2.
Vgl. o., Kap. III.1.2.
Vgl. Pfarrarchiv Kleinenglis, Akte 5. Der Ort entwickelt sich seit Mitte der 20er Jahre mit dem Ausbau des Kraftwerkes Borken sozialstrukturell zunehmend zu einer Arbeiterwohngemeinde; vgl. ebd.
Vgl. ebd., Akte 13.
Es handelt sich um einen evangelischen Pfarrer. Katholische Geistliche haben sich nach meiner Kenntnis öffentlich zu diesem Thema größerer Zurückhaltung befleißigt.
Gewählt wurde er am 22.4.1929; vgl. Kreisanzeiger, 25.4.1929.
Zu den Zahlen s.o., Anm. 29; ferner die Personenstandsaufnahmen in Fritzlar, ebd., Anm. 28; ferner Weller, Justus: Ortschronik Zwesten, unveröff. Manuskript, etwa 1960, S. 405.
Beispielsweise ist das Fritzlarer Ursulinenkloster nach der Stadt Fritzlar dort der zweitgrößte Waldbesitzer; vgl. Landwirtschaftliches Adreßbuch, a.a.O., sowie o., Kap. II.1.1.: Wald bringt nicht viel ein. Genaue Angaben über kirchliche Besitzverhältnisse waren ansonsten kaum zu finden. Ein Einzelbeispiel: Die Kirchengemeinde Kleinenglis verfügt 1937 über Einnahmen aus eigenem Besitz in Höhe von 2.580,-- RM, davon 1.470,-- RM Pachterträge aus 15 ha Landbesitz; vgl. Pfarrarchiv Kleinenglis, Akte 15. Allein der Nettobesoldungsbedarf des dortigen Pfarrers errechnet sich (1931) aber schon mit 6.106,-- RM jährlich; vgl. ebd., Akte 22. Die Besoldungsverhältnisse der Pfarrer beider Kirchen sind im übrigen der Schrecken jedes Sozialforschers. So ist, wenn überhaupt Angaben vorliegen, häufig unklar, ob Eigenerträge von Gemeindebesitz den Pfarrern zur Disposition stehen. Darüber hinaus muß für jeden Einzelfall geprüft werden, ob von den Pfarrergehältern beispielsweise für Küster, Organisten etc. etwas abgezweigt werden muß. Abrechnungstechnisch verfügt z.B. der Domdechant als höchster katholischer Priester in Fritzlar zwar über recht hohe Einkünfte, sie reduzieren sich aber deshalb per Saldo auf unter 200,-- mtl., weil er seine unterstellten Mitbrüder im Amt selbst bezahlen muß. Das ist aber bei freier Kost und Logis immer noch ein stattliches „Taschengeld“; vgl. STAM 166/4254. Die selten eindeutige Gehaltsangabe für den Kleinengliser Pfarrer mit mtl. 509,-RM beträgt zum Vergleich das 2 1/2-fache des Einkommens eines „Durchschnittarbeiters“; vgl. Pfarrarchiv Kleinenglis, Akte 22.
Wiederum das Beispiel Kleinenglis: Der Nettobesoldungsbedarf für den dortigen Pfarrer beträgt mit 4.124,-- RM für das Rechnungsjahr 1932 fast 1/3 weniger als im Vorjahr; vgl. ebd.; Landeskirchen- bzw. Diözesanetats werden auf der Einnahme- wie Ausgabeseite als Pool finanziert, die Finanzlage kleinerer Verwaltungseinheiten wirkt sich nicht direkt proportional auf die Finanzlage der dortigen Gemeinden aus.
Einzelbelege für derartige Projekte im Kreisanzeiger vom 5.8.1928, 16.5.1929, 26.8.1929, 7.12.1929, 15.3.1930, 6.12.1930, 15.1.1931, 26.5.1931, 29.10.1931, 26.4.1931, 29.7.1933, 4.11.1933, 1.3.1934, 6.3.1934, 29.1.1935, 7.3.1935, 21.5.1935.
Vgl. ebd., 31.1.1928.
Zu diesen Aspekten vgl. STAM 166/6293.
Vgl. o. Kap. III.4. und III.4.1.
Zum Hospital vgl. Kreisanzeiger, z.B. am 13.9.1928, 28.1.1930, 17.2.1931, 16.2.1933, 9.2.1935; ferner STAM 165/2443, Bd. 2; 150/1775.
Der Vorgang ist dokumentiert in STAM 165/2443, Bd. 2.
Vgl. Kreisanzeiger. 17.2.1931. 16.2.1933. 1.6.1931. vgl . o Kap. ITT 4
Vgl. o., Kap. III.5.
Die Opferbereitschaft dieser Vereine mag man anerkennen, an der Wirksamkeit ihrer caritativen Bemühungen angesichts des Massenelends der Weltwirtschaftskrise kann aber gezweifelt werden. Die Quellenlage zu diesem Komplex ist zwar schlecht, ein Beispiel kann ich hier aber referieren: Der kleine katholische Vincenzverein in Fritzlar verzeichnet bei 17 (1931) bzw. 12 (1932) Mitgliedern Ausgaben von pro Jahr 402, RM (1931) bzw. 300, RM (1932). Das entspricht etwa dem 1 1/2- bis 2-fachen eines Arbeitermonatslohnes. 1935 bringt der Verein zur Unterstützung von 45 Familien und 20 Alleinstehenden an Sach- und Geldunterstützung 1.288,-- RM auf. Legt man einen Vierpersonenhaushalt zugrunde, sind das pro Kopf 8,30 RM im Jahr — ein Tropfen auf den heißen Stein; vgl. katholisches Pfarrarchiv Fritzlar, 36/111/18. Ein weiterer interessanter Aspekt ließ sich nicht klären, ob nämlich von den Frauenvereinen schichten- bzw. klassenspezifisch geholfen wurde.
Diese wie die folgenden „Eindrücke“ — mehr lassen die Quellen nicht zu — entstammen der kontinuierlichen Berichterstattung der Kreiszeitung sowie den Akten über das Fritzlarer Armenhospital, vgl. o., Anm. 43.
Vgl. o., Kap. II.2.3.
Die letzten genauen Zahlen zur Arbeitsmarktlage erscheinen im Mai 1931. Die folgende Entwicklung ist den Fritzlarer Lesern offenbar nicht mehr zuzumuten.
Katholische Vereine in fast ausschließlich evangelischen Orten gibt es natürlich keine; aber evangelische Vereine sind dort auch nicht feststellbar. Zu vermuten sind hier häufiig informelle Strukturen; vgl. ähnlich Wurzbacher, a.a.O., S. 210.
Vgl. o., Kap. III.5.
Für die katholische Kirche stellt sich das Problem überregional spätestens seit der ersten Sozialenzyklika Rerum novarum (Leo XIII), 1891, herausgegeben vom Erzbischöflichen Seelsorgeamt Köln, Düsseldorf 1946.
Gemeint ist der Vincenzverein s.o. Anm. 47
Plum, Günther: Gesellschaftsstruktur und politisches Bewußtsein in einer katholischen Region 1928–1933. Untersuchung am Beispiel des Regierungsbezirks Aachen, Stuttgart 1972, S. 104 ff. kommt in seiner Arbeit zur Einschätzung einer generell hohen Wirksamkeit des katholischen Vereinswesens. Anderer Meinung ist Gestrich, a.a.O., S. 38 ff.
Zum Milieubegriff vgl. Lepsius, M. Rainer: Parteiensystem und Sozialstruktur: Zum Problem der Demokratisierung der deutschen Gesellschaft, in Abel, Wilhelm (Hrsg.): Wirtschaft, Geschichte und Wirtschaftsgeschichte. Festschrift zum 65. Geburtstag von Friedrich Lütge, Stuttgart 1966, bes. S. 382 ff. Bei aller Kritik an Lepsius’ Milieubegriff
vgl. dazu noch Angst Schmitt, Karl: Wählerverhalten in der Bundesrepublik seit 1945, Vortrag auf der Arbeitstagung des ZFHS: „Sozialstruktur und politische Konflikte in Deutschland 1867–1987“, am 1.12.1987, erscheint demnächst; ferner: ders.: Religiöse Bestimmungsfaktoren des Wahlverhaltens: Entkonfessionalisierung mit Verspätung, in: Oberndörfer, Dieter u. A. (Hrsg.): Wirtschaftlicher Wandel, religiöser Wandel und Wertwandel: Folgen für das politische Verhalten in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 1985 — : Mir scheint die Kategorie nach wie vor eine brauchbare Beschreibung, insbesondere in ihrer Betonung von Abschottung des Milieus nach außen bei Konservierung parochialer Ideologie ohne ausreichende Thematisierung von Modernisierungsschüben durch gesellschaftliche Industrialisierung/Kapitalisierung. Fritzlar ist auch in diesem Bereich von Milieuintegration noch „hinter der Zeit“ gegenüber dem Reich. Um hier ein Beispiel vorwegzunehmen: Politisch mobilisiert das Zentrum auf Reichsebene Ende der Weimarer Republik kaum noch 30 % der Katholiken, in Fritzlar ist die Mobilisierung wesentlich höher: Ca. 50 %. Das ist durch die geringe Mitgliederzahl dieses Submilieus höhere Sozialkontrolle, die Diasporasituation und die noch wenig „modernen“ sozioökonomischen Strukturen zu erklären.
Beide Beispiele sind von mir zusammengestellt auf Basis häufiger Erwähnung beider Herren in der Kreiszeitung.
Daß ein selbständiger Schneidermeister weltlicher Vorsitzender eines Gesellenvereins ist, wirft m.E. ein bezeichnendes Licht auf die bei den Kolpingbrüdern dominant vertretenen Interessen. Präses katholischer Vereine ist im übrigen immer ein Priester.
So das Urteil von Scholder, Klaus: Die Kirchen und das Dritte Reich, Band I, Vorgeschichte und Zeit der Illusionen 1918–1934, Frankfurt/Berlin/Wien 1977, S. 3 ff. Scholders umfassende Arbeit steht in kritischer, aber durchaus wohlwollender Distanz zu den Amtskirchen. Im Urteil ähnlich auch Broszat, Martin: Soziale und psychologische Grundlagen des Nationalsozialismus, S. 188 ff., in: Feuchtwanger, Edgar Josef: Deutschland. Wandel und Bestand, München 1973.
Zit. nach Scholder, a.a.O., S. 293.
Val. ebd., S. 294 ff.
Diese Einschätzung ebd., S. 9.
Wehier, Hans-Ulrich: Das Deutsche Kaiserreich 1871–1918, Göttingen 1973, S. 121; auch Scholder, a.a.O., S. 3, S. 12 ff.
Vgl. dazu die beiden einschlägigen päpstlichen Enzykliken: Leo XIII: Rerum novarum (1891) und Pius XI: Quadragesimo anno (1931), herausgegeben vom Erzbischöflichen Seelsorgeamt Köln, Düsseldorf 1946.
Vgl. Milatz, a.a.O., S. 96 f.; auch Plum, a.a.O., S. 152 ff.: „Die Kirche in der Weimarer Republik: Wider dem „gottlosen“ Staat.“
Scholder, a.a.O., S. 307. Zur außerordentlichen Bedeutung des Antikommunismus in der katholischen Amtskirche vgl. ebd., S. 184 ff.
So auch Lill, Rudolf: Katholische Kirche und Nationalsozialismus in: Lill, Rudolf/Oberreuter, Heinrich (Hrsg.): Machtverfall und Machtergreifung. Aufstieg und Herrschaft des Nationalsozialismus, München 1983. Deutlich um Apologie des Katholizismus bemüht, kann selbst Lill nicht umhin, diese Tendenzen zu bestätigen.
Vgl. o. Kap. III.4.2. und III.6.
Vgl. Kreisanzeiger. 21.6.1932.
Vgl . ehd.. 3.7. und 12.7.192g.
Vgl ehdl 331 122 1 932 V gl. ebdd., 31–122.1932.
Vgl ehdl 331 122 1 932 V gl. ebdd., 31–122.1932- 189 Vgl. z.B. ebd., 10.7.1928.
So anläßlich der 25-Jahr-Feier des Vereins; vgl. ebd. 15.1.1931.
Vgl. ebd., 29.8.1931.
Vgl. o. Kap. III.6.1.
Über das Theaterstück berichtet der Kreisanzeiger am 10.12.1932. Das Blatt hält das Opus für ein „packendes“ und „gewaltiges“ Werk. Das zweite Zitat bezeichnet das Motto einer musikalischen Adventsfeier der evangelischen Gemeinde in Fritzlar; vgl. ebd., 5.12.1931.
Besse liegt im Kreisnorden, vgl. dazu o. Kap. II.2.2.
Vgl. STAM 165/3943; standesamtliche Trauungen gab es weiterhin.
Vgl. Kreisanzeiger, 31.3.1928. Der Text zeigt sehr deutlich diese Verknüpfung von Transzendenz und Konkretistischem; vgl.u., Kap. IV.4. die Textanalyse.
Vgl. o. Kap. III.6.
Paul, Gerhard: „Deutsche Mutter — heim zu Dir!“ Warum es mißlang, Hitler an der Saar zu schlagen: Der Saarkampf 1933 bis 1935, Köln 1984, S. 389.
Freud, Sigmund: Das Unbehagen an der Kultur (1929/1930) in: ders.: Kulturtheoretische Schriften, Frankfurt 1986 = Band IX der Studienausgabe, S. 216; vgl. auch ders.: Die Zukunft einer Illusion (1927), ebd., S. 177. Ähnlich Paul, a.a.O., S. 236.
So auch Gestrich, a.a.O., S. 41.
Vgl. Scholder, a.a.O., S. 169.
Belege in STAM 180/1659, ferner Kreisanzeiger, 20.11.1930, 14.11.1931, 26.7.1932.
So Schönekäs, Klaus: „Christenkreuz über Hakenkreuz und Sowjetstern“. Die NSDAP im Raum Fulda, in Hennig, Eike (Hrsg.): Hessen unterm Hakenkreuz. Studien zur Durchsetzung der NSDAP in Hessen, Frankfurt 1983, bes. zur Wahlwerbung der NSDAP im katholischen Milieu, S. 159, zur relativen Erfolglosigkeit der NSDAP, S. 175. Otto Dirks sah die Gefahr in „einer schleichenden Faschisierung innerhalb des Katholizismus selbst, welcher die Führungsaussichten der nichtfaschistischen Führer allmählich verschlechtern und den Katholizismus oder namhafte Teile eines Tages ... zur Koalition mit dem Nationalsozialismus reif machen wird“; vgl. ders.: Katholizismus und Nationalsozialismus, in: Neue Blätter für den Sozialismus, 4/1931, S. 177.
Vgl. Schönekäs, a.a.O.. Daß es im Kreis seit 1930 Nazis gibt, erfährt der Leser der zentrumsnahen Kreiszeitung nur dadurch, daß das Blatt Veranstaltungswerbung der NSDAP druckt, die erste am 30.11.1930. Bei aller Ignoranz gegenüber der NSDAP möchte das Blatt auf die Einnahmen aus diesen Anzeigen wohl nicht verzichten.
Die Stabilität des Zentrums ist mit dem Reich verglichen nicht ungewöhnlich; vgl. Milatz, a.a.O., S. 97.
Dies im übrigen eine der seltenen veröffentlichten Meinungsbezeugungen von Geistlichen in der Kreiszeitung. Die erwähnte Feier fand am „Tag von Potsdam“ statt, dem 21.3.1933.
Zit. nach Scholder, a.a.O., S. 320; veröffentlicht am 28.3.
Vgl. ebd., S. 627. Zum Konkordat ferner Siegele-Wenschkewitz, Leonore: Nationalsozialismus und Kirchen. Religionspolitik von Partei und Staat bis 1935, Düsseldorf 1974, S. 90 ff. Dort auch zur seitens der Kirche antikommunistischen Motivierung des Vertrages. Die Selbstauflösung des Zentrums datiert auf den 5.7. und war Vorbedingung der Nazis für den Konkordatsabschluß, den der Reichskanzler am 14.7. vor dem Kabinett bekannt gab.
Vgl. ferner Rehmann, Jan: Kirchen im NS-Staat, Berlin 1986, bes. S. 44 ff.
Die für die Monate Mai bis Oktober 1933 erhaltenen Lageberichte und Meldungen der StaPo-Stelle Kassel lassen keine Konflikte mit den Kirchen im Kreis erkennen; vgl. STAM 165/3886, Bd. 2.
Vgl. Kreisanzeiger, 10.10.1933; 14.10.1933.
Vgl. Katholisches Pfarrarchiv Fritzlar, 7/V/3.
Vgl. Kreisanzeiger. 21.1 0.1933
Vgl. ebd., 9.11.1933.
Vgl. ebd., 19.11.1936.
Vgl. ebd., 5.1.1935.
Vgl . ehdd . 2 6 1934
Vgl Stadtarchiv Fritzlar XVIII 1,3 24
Vgl. ebd.
Vgl. ebd.
Die Monatsberichte befinden sich in STAM 165/3949; vgl. ferner STAM 165/3965.
Vgl. o., Kap. III.6.1.
Vgl. STAM 165/1200, Bd. 5.
Vgl. STAM 165/3949.
Vgl. Stadtarchiv Fritzlar. XVIII 1,3, 3 24.
Vgl. STAM 165/3965.
Vgl. Kreisanzeiger, 7.1.1935; 9.2.1935; 9.3.1935.
Diese Vorgänge im Fritzlarer Stadtarchiv, XIII, 2,2,13.
Vgl. dazu katholisches Pfarrarchiv Fritzlar 38/IV/19.
Vgl. ebd. 7/V/3. Die Verordnungen zu Straßensperrungen datieren vom 14.6.1938 und 16.9.1939.
Zur intellektuell-politischen Auseinandersetzung waren die Nazis in Fritzlar wie anderswo oft gar nicht fähig. Das zeigt nicht nur die Fritzlarer H.J. Die Kreispropagandaleitung der NSDAP Eichstädt / Gau Frauken klagte z.B. im Juli 1935: „Bei dem jahrhundertelangen Studium x-seitiger Auslegungen sind diese schwarzen Brüder uns erheblich übelegen...“, in Broszat, Martin / Fröhlich, Elke / Wiesemann, Falk (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit, München/Wien 1977, S: 501.
Vgl. Kreisanzeiger, 1.1.1935.
Zur evangelischen Kirche nach 1933 vgl. wiederum Scholder, a.a.O., Bde. I und II; hier bes. Bd. II, S. 12 f.; ferner Lueken, Wilhelm: Kampf, Behauptung und Gestalt der Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen, Göttingen 1963.
Scholder. a.a.O.. Band II. S. 216.
Von einigem Interesse auch die Einschätzung der StaPo in Kassel, die die Bekenntnispfarrer „als manchmal tief im Lager der Reaktion stehend“ einschätzt; vgl. STAM 165/3965, Monatsbericht der StaPo-Stelle Kassel füür Nov. 1935. Das läßt darauf schließen, daß wie bei vielen katholischen Amtsbrüdern die Motivation evangelischer Pfarrer zum Widerstand sehr wohl in ultramontanen Überzeugungen liegen kann.
Vgl. Kreisanzeiger, 30.9.1933; 16.11.1933; 12.12.1933; 1.3.1934; 15.10.1935.
Vgl. Kreisanzeiger, 18.3.1933 sowie STAM 165/3943.
Vgl. Kreisanzeiger, 30.1.1934.
Am 13.1.1934; vgl. STAM 165/3943.
Zur „Ordnungs“- und „Ruhestörung“ durch die SA auf Reichsebene — besonders im ökonomischen Bereich — , was auf Druck von Wirtschaft und Teilen des Staatsapparates zur Entmachtung der SA im Sommer 1934 führte, vgl. Jamin, Mathilde: Zur Rolle der SA im nationalsozialistischen Herrschaftssystem, S. 335, in Hirschfeld, Gerhard / Kettenacker, Lothar (Hrsg.): Der „Führerstaat“: Mythos und Realität. Studien zur Struktur und Politik des Dritten Reiches, Stuttgart 1981.
Vgl. Kreisanzeiger, 3.7.1934; vgl. im vorherigen Kapitel zu katholischen Bestrebungen zur Vertiefung des religiösen Gedankens.
Vgl. Pfarrarchiv Grifte, Akte 1.
Vgl. STAM 165/3907.
Vgl. Kreisanzeiger, 9.11.1935.
Vgl. STAM 165/3907; der Kirchenstreit bzw. politisch-kirchliche Renitenz von Pfarrern ist in Nachbarkreisen, beispielsweise Kassel-Land, wesentlich deutlicher zu bemerken, hier sind Pfarrer auch schärferer Drangsalierung ausgesetzt, wie den StaPo-Akten zu entnehmen ist; vgl. STAM 165/3949, 3965 sowie 3907.
Vgl.O., Kap.III.6.3.1.; vgl. auch die Hinweise auf das „Meckern“, Kap. II.3.1.
Vgl. STAM 165/3965. Der Bericht verweist ausdrücklich auf höhere Kirchenaustrittszahlen in der evangelischen Kirche, nennt aber leider keine Zahlen.
So Scholder, a.a.O., Band II, S. 12 f.
Ein Befehl des SS-Oberabschnitts Rhein, der die Region Kassel mit „betreut“, verbietet am 11.4.1935 strengstens jede Einmischung in Kirchenangelegenheiten; vgl. STAM 327/2. Nr. 165.
Beide Zitate aus Scholder, a.a.O., S. 322 und S. 354.
Vgl. dazu die unter der Schirmherrschaft des Fritzlarer Landrates 1973 veröffentlichte Arbeit: Entwicklung der Demokratie im Kreis Fritzlar-Hornberg, o.O., S. 8 ff. und S. 21 ff.
Vgl. Fritzlarer Stadtarchiv XVIII, 2,5,7.
Im Vorgriff auf das folgende Kapitel sei hier schon angemerkt: Es handelt sich psychologisch gesprochen geradezu klassisch um Konfliktabwehr durch Einsatz des spezifischen Abwehrmechanismus einer Verkehrung in das Gegenteil, zu verstehen als Abwehr von Schuldgefühlen aufgrund nicht zugelassener Aggressionen.
Vgl. o. Kap. III.4.
Vgl. STAM 166/3909. Das Ersuchen des Händlers wurde vom Regierungspräsidium in Kassel mit unbekannter Begründung abgelehnt.
Vgl. STAM 152/1631.
Vgl. STAM 166/5248; 5249; 3909; 3911. Antisemitische Handlungsweisen staatlicher Dienststellen bis hinauf zum Regierungspräsidium lassen sich zumindest, soweit sich derartiges im amtlichen Schriftverkehr niederschlagen könnte, nicht feststellen.
Vgl. Kreisanzeiger, 3.11.1929; 19.11.1929. Die Personenstandsaufnahme vom Oktober 1929 weist 132 Juden in Fritzlar aus bei 10 Stimmen für die örtliche jüdische Liste.
Vgl. Fritzlarer Stadtarchiv, XIII, 3,1,19. Dort findet sich in einem Schreiben des Fritzlarer Bürgermeisters an den Landrat vom 1.1.1933 eine solche Aufstellung jüdischer Geschäfte; vgl. ferner o., S. 136.
Vgl. Kreisanzeiger, 9.5.1929.
Zur Bedeutung einer starken jüdischen Minderheit — auch für eine lange erfolgreiche Abwehr des Nationalsozialismus vgl. Zofka, Zdenek: Die Ausbreitung des Nationalsozialismus auf dem Lande, München 1973. Dieser Punkt ist aber in Fritzlar von geringerer Bedeutung; bei Zofka handelt es sich immerhin um jüdische Bevölkerungsanteile von 15 %.
Vgl. Kreisanzeiger, 23.9.1930; 10.12.1931.
Vgl. ebd., 23.8.1932; 25.8.1932; zum Bürgermeister dort ebd., 11.4.1933; der Jesberger Bürgermeister muß 1936 wegen Veruntreuung von Gemeindegeldern gehen, politische Gründe für seinen Abschied gibt es nicht; vgl. ebd., 19.7.1936. Zur Reichstagswahl 1930 erzielt die NSDAP mit 31,4 % (164 von 523 Stimmen) in Jesberg ein weit überdurchschnittliches Ergebnis, sie wird nach der SPD zweitstärkste Partei, das NSDAP-Ergebnis im Kreis liegt bei 19,3%; vgl. ebd., 16.9.1930.
Die Polizeiberichte finden sich in den Akten STAM 180/1901; 1611; 1659; 1575.
Vgl. Kreisanzeiger, 30.3.1933. Die Zeitungsnummer vom 28.3. ist am Fundort der Zeitung, der Universitätsbibliothek Marburg, nicht vorhanden. Ob sie verboten war, entzieht sich meiner Kenntnis. Da aber weitere Nummem des Jahrgangs 1933 nicht fehlen, halte ich ein Verbot nicht für wahrscheinlich; das Blatt paßte sich sehr schnell and offenbar ohne direkten Druck den veränderten Machtverhältnissen an. Eingriffe der NSDAP in die personellen Verhältnisse des Blattes oder in die redaktionell-inhaltliche Gestaltung konnte ich — auch in den Folgejahren — nicht erkennen.
So am 11.3.1933; vgl. STAM 165/3982, Bd. IX.
Vgl. STAM 165/3982, Bd. IX; Kreisanzeiger, 8.4.1933.
Vgl. Kreisanzeiger, 8.4.1933.
Ich beziehe mich hier u.a. auf Hinweise von Eike Hennig und Wolfgang Prinz, die in ihren Arbeiten zu Stadt und Kreis Kassel auf ähnliche Probleme gestoßen sind.
Aufschlußreich für die Vielschichtigkeit der hier auftrauchenden Probleme die Roman-Trilogie von Lion Feuchtwanger: Die Gebrüder Oppenheimer. Das oben angesprochene Problem läßt sich auch so darstellen: Für Nähe oder Distanz zum Nationalsozialismus, damit für seine direkte oder indirekte Unterstützung, ist hier, wie auch oben für „den“ Katholizismus gezeigt, nicht Religionszugehörigkeit das entscheidende Kriterium, sondern auf der Ebene gesellschaftlicher Kollektive die Zugehörigkeit zu Klassen bzw. Schichten und die damit verbundenen, entscheidend unterschiedlichen, sozioökonomischen Interessen.
Vgl. Stadtarchiv Fritzlar, XVIII, 1,3,22; das Schreiben vom 30.3.1933 geht an alle staatlichen Dienststellen im Kreis und alle Bürgermeister.
Nach dieser ersten „spontanen“ Phase der Judenverfolgungen versuchen Staatsorgane in der Tat, „spontane“ Gewaltaktionen zu unterbinden; vgl. STAM 180/1798, darin ein Hinweis auf ein Strafverfahren gegen einen Fritzlarer PG wegen Körperverletzung an einem Juden, anhängig beim Kasseler Oberstaatsanwalt im Januar 1936.
Vgl. STAM 165/3949; Tagesberichte vom 20. und 28.9.1934; ferner STAM 165/1965. Im gleichen Tenor der Fritzlarer NS-Ortsgruppenleiter in seiner Eigenschaft als stellvertretender Landrat am 13.10.1934 an alle Bürgermeister und Polizeidienststellen im Kreis: In letzter Zeit habe es wiederholt Ausschreitungen gegen Juden gegeben, das solle künftig vermieden werden. Vgl. Stadtarchiv Fritzlar, XVIII, 1,3,13.
So nachzulesen im StaPo-Tagesbericht vom 9.10.1934; vgl. STAM 165/3949.
Die These von Eike Hennig (in: Faschistische Ästhetik und faschistische Öffentlichkeit in Hinz u.a. (Hrsg.): Die Deklaration der Gewalt, Gießen 1979, S. 13): „Der ‘Kampf um die Straße’ (der sich auch in den „spontanen“ antisemitischen Aktionen der SA ausdrückt, M.K.) fungiert in diesem Sinn als symbolischer Partizipations- und Öffentlichkeitsersatz“ und: „Faschistische Öffentlichkeit ist Ausdrucksform des ‘Bedürfnisses nach Tätigkeit’ und des Verzichts auf Untätigkeit und Analyse“ findet hier zwar eine Bestätigung, in der unterschiedlichen Funktionsweise von verschiedenen NS-Organisationen aber auch ihre Grenze.
Vgl STAM 165/3839
Vgl. Kreisanzeiger, 16.6.1934; ob es sich um eine Arisierung handelte, ist nicht auszuschließen, aber nicht sicher. In anderen Fällen sind Arisierungen in Fritzlar allerdings sicher vorgekommen; vgl. Stadtarchiv Fritzlar, XI, 4,12,27.
Vgl. Stadtarchiv Fritzlar, XIII, 1,1,3.
Vgl. ebd., XIII, 1,1,2. Ob und wenn ja, wieviele Juden zu dem Zeitpunkt im KZ sitzen, kann ich nicht beurteilen.
Vgl. STAM 165/3949; 3965 hier exemplarisch vor allem der Monatsbericht vom Mai 1934.
Vgl. die Akten des SS-Oberabschnittes Rhein in STAM 327/2, Nr. 42.
Vgl. Stadtarchiv Fritzlar, XIII, 3,1,22.
Für dies und das folgende vgl. STAM 166/5247; 6275; 6429; ferne Stadtarchiv Fritzlar, XV, 2a,22,4. Die Auseinandersetzungen um die jüdischen Volksschulen erstrecken sich seit September 1933 über mehrere Monate.
Vgl. dazu Fraenkel, Ernst: Der Doppelstaat, Frankfurt 1984 (zuerst 1941).
Der Bericht des Fritzlarer Polizeichefs, eines Hauptwachtmeisters, zur „Reichskristallnacht“ findet sich im Stadtarchiv Fritzlar, XIII, 3,1,17, datiert auf den 9.11.1938.
Solche Fälle sind dokumentiert im Fritzlarer Stadtarchiv, IX, 4,12,27; XVIII, 1,3,13.
Das betrifft mindestens drei namentlich in dem Schreiben vom 25.11.1941 erwähnte Personen, z.T. mit mitbetroffenen Angehörigen. Vor Kriegsbeginn scheint Vertreibung der gängige Handlungsmodus des tätigen Antisemitismus gewesen zu sein.
Vgl. u., Kap. V.4.
Weller, a.a.O., S. 220. Diese „Schilderung“ ist deswegen besonders schwerwiegend, weil der Autor selbst eben der oben genannte Dorflehrer war, der sich auf über 400 Seiten über Zwestener Ortsgeschichte verbreitet. Weller war Lehrer in Zwesten von 1920–1950, mit Ausnahme von Oktober 1945 bis Oktober 1946, als ihn die Besatzungsmacht, wie er sich ausdrückt, „stillgelegt hatte“. Er war wegen seiner NS-Vergangenheit interniert worden, wofür ihm jegliches Verständnis abgeht, da er doch nur als Lehrer und Deutscher seine Pflicht getan habe; vgl. ebd., S. 221.
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Kieserling, M. (1991). Kultur auf dem Lande. In: Faschisierung und gesellschaftlicher Wandel. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-00140-9_3
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