Zusammenfassung
Wer sich mit Denkfallen befasst, stößt früher oder später auf den Begriff der Heuristik. Und er ist auch bald verwirrt, denn der Begriff tritt offenbar in ganz unterschiedlichen Bedeutungen auf: Heuristiken im Sinne von Lösungsfindeverfahren und Heuristiken als Entscheidungshilfe. Die Entscheidungsheuristiken sorgen für die schnelle und möglichst treffsichere Auswahl aus einer Menge von mehr oder weniger genau bekannten Hypothesen, Lösungsvorschlägen oder Alternativen. Mit den Lösungsfindeverfahren andererseits sollen überhaupt erst Lösungswege produziert werden; sie fördern den kreativen Prozess. Von ihnen war im Kapitel über die angeborenen Lehrmeister bereits die Rede.
In diesem Kapitel beschränke ich mich auf Entscheidungen. Leider ist bereits auf diesem eingeschränkten Gebiet die Verwendung des Begriffs nicht eindeutig geklärt. Wir sollten zwei Klassen von Heuristiken unterscheiden. Die Heuristiken der ersten Klasse wirken rasch, automatisch und – wenn wir nicht aufpassen – am Bewusstsein vorbei. Sie sind der Intuition zuzuordnen; schnelle Entscheidungen sind ihr Verdienst. Die zweite Sorte beinhaltet die so genannten einfachen Heuristiken. Sie funktionieren nach dem Weniger-ist-mehr-Prinzip: Es empfiehlt sich in vielen Fällen nicht, für die Entscheidungsfindung alle verfügbaren Informationen zu bedenken und sie einem sorgfältigen Kalkül zu unterziehen. Schneller und oft genauer kommt zum Ziel, wer sich auf die wichtigsten Merkmale einer Situation konzentriert. Diese Faustregeln sind Gegenstände des bewussten Denken.
Our comforting conviction that the world makes sense rests on a secure foundation: our almost unlimited ability to ignore our ignorance.
(Daniel Kahneman 2011)
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Grams, T. (2020). Intuition und Reflexion. In: Klüger irren - Denkfallen vermeiden mit System. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-61103-6_6
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Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
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