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Gutes Leben im Alter? Ethische und anthropologische Anmerkungen zu technischen Assistenzsystemen

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Alternde Gesellschaft im Wandel

Zusammenfassung

Versucht man das Zeitalter zu charakterisieren, dessen Zeugen wir sind, das wir prägen und von dem wir geprägt werden, wird häufig darauf verwiesen, dass wir in einem Zeitalter großer Veränderungen leben. Diese betreffen divergente Bereiche wie das Politische, dessen Architektur sich spätestens mit dem Ende der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und mit 9/11 drastisch veränderte, oder das Ökonomische, das durch die globale Verbreitung des Kapitalismus und dessen scheinbare Alternativlosigkeit gleichförmiger, vernetzter und dominanter zu werden scheint (Fukuyama 1992). Aber auch gesellschaftliche Sphären übergreifende Praktiken wie neue Kommunikationsformen, deren Wandel durch ihre Digitalisierung und informatische Erschließung großer Teile der Welt vorangetrieben wird, tragen stark zu Veränderungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens bei. Auf zwei Bereiche, die voranschreitende Technisierung einerseits und den demographischen Wandel andererseits, wollen wir uns in diesem Beitrag maßgeblich konzentrieren und der Frage nachgehen, wie diese Bereiche bezüglich eines guten Lebens im Alter aus einer ethischen und anthropologischen Perspektive erfasst werden können.

Der Fortschritt sieht immer größer aus als er tatsächlich ist.

Johann Nestroy

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Notes

  1. 1.

    Analysiert man die gesellschaftliche und wissenschaftliche Diskussion im Hinblick auf Fragen der Reichweite und der Bedeutung der Digitalisierung, lassen sich vier thematische Schwerpunkte identifizieren. Diese lauten: 1) Transformation des Arbeitsmarktes, 2) Mobilität unter den Bedingungen der Automatisierung und Digitalisierung, 3) Veränderung der Kommunikationsformen und 4) Big Data (Haag 2015; Kärcher 2015; Howaldt et al. 2015, S. 252–269; Maurer et al. 2015; Pariser 2012; Serres 2013; Schirrmacher 2011).

  2. 2.

    Vgl. Beitrag von Meister in diesem Band.

  3. 3.

    Einen Überblick über die Entwicklung gerontologischer Forschung in Deutschland bieten z. B. Nägele und Schütz (2013, S. 40 ff.) bzw. das Deutsche Zentrum für Altersfragen (2017).

  4. 4.

    Vgl. Butterwegge in diesem Band.

  5. 5.

    Vgl. auch die Beiträge von Geithner und Ginschel in diesem Band.

  6. 6.

    Vgl. exemplarisch für verschiedene Positionen in diesem Diskurs: Améry 1968; Bovenschen 2006; Fischer 2006; Schneider-Flume 2008; Vandenhoeck und Ruprecht 2008.

  7. 7.

    Vgl. auch den Beitrag von von Hülsen-Esch in diesem Band.

  8. 8.

    Unter Smarthomes versteht man Wohnhäuser bzw. Wohnungen, die mittels technischer Systeme und Verfahren (wie z. B. intelligente Türöffner und Lichtschalter, Videoüberwachung oder intelligente Kühlschränke) die Lebensqualität und im Falle von vulnerablen Zielgruppen wie älteren Personen oder Kindern die Sicherheit der Bewohner erhöhen sollen. Ein Beispiel für ein derartiges Wohnumfeld liefert z. B. das BMBF-geförderte Projekt KogniHome (2017).

  9. 9.

    Tracker dient als Bezeichnung für technische Assistenzsysteme, die z. B. an Hand- bzw. Fußgelenk getragen werden und hierbei über Sensoren unterschiedliche Daten (Vitalparameter, Mobilitätsdaten etc.) erheben und speichern. Diese Technik findet sich u. a. in sog. Fitnessarmbändern sowie in Smartwatches wie z. B. der Apple Watch.

  10. 10.

    Der Begriff des Avatars wird einerseits genutzt, um visuelle Kunstfiguren, wie sie bspw. im Falle von Computerspielen und Lernsoftware zum Einsatz kommen, zu bezeichnen. Andererseits werden mit diesem Begriff auch virtuelle Stellvertreter realer Personen bezeichnet, die bspw. im Rahmen von Facebook oder anderen Social Media Services zur Anwendung kommen.

  11. 11.

    Für eine detailliertere Auseinandersetzung mit Fragen der ethischen Beurteilung emotionssensitiver Assistenzsysteme Manzeschke et al. (2016).

  12. 12.

    Dies zeigt sich bereits an der Diversität der Definitionen der Begriffe „Technik“, „Technologie“ und „Big Data“, die innerhalb der Diskussion sehr different verwendet werden und entweder ausschließlich auf objektivierte Hardware reduziert oder auf eine Kombination aus Objekten, Menschen und sozialen Praktiken ausgeweitet werden (Wiegerling et al. 2016; Assessing Big Data 2017).

  13. 13.

    Für eine ausführliche Darstellung der Subjektivitätsmodelle von Butler, Arendt und Levinas siehe Assadi (2012).

  14. 14.

    Vgl. von Blanckenburg in diesem Band.

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Assadi, G., Manzeschke, A., Kemmer, D. (2020). Gutes Leben im Alter? Ethische und anthropologische Anmerkungen zu technischen Assistenzsystemen. In: Woopen, C., Janhsen, A., Mertz, M., Genske, A. (eds) Alternde Gesellschaft im Wandel. Schriften zu Gesundheit und Gesellschaft - Studies on Health and Society, vol 4. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60586-8_13

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