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Die Heilkunde im 19. und 20. Jahrhundert

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Wichtige Frauen in der Naturheilkunde
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Zusammenfassung

Möchte man die Rolle von Frauen in der Naturheilkunde und auch die im Hauptteil vorgestellten Porträts mit all ihren Verweisen auf Therapieverfahren, Orte oder Personen besser verstehen, so ist es sinnvoll, sich einen Eindruck der Umbruchsituation in der Medizin in dieser Zeit zu machen und vor allem auch die Strömungen der Naturheilkunde zu kennen. Mit der Aufklärung im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich ein neues, eher mechanistisch geprägtes Weltbild, das vor allem auf den exakten Naturwissenschaften basierte und die Naturheilkunde nach und nach in den Bereich der Laienheilkunde verdrängte. Hier existierten sehr viele unterschiedliche Strömungen: die Naturheilkunde, Homöopathie und Biochemie, Elektrotherapie und Mesmerismus, Volksmedizin und Pflanzenheilkunde.

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Notes

  1. 1.

    Muche drückt zunächst ihre Skepsis gegenüber den technischen Errungenschaften ihrer Zeit aus. Sie habe sich „trotz einer gewissen Abneigung“ mit der Anwendung eines Vibrationsapparates „besonders befreundet, da mir der Wert desselben infolge so mancher bedeutsamen Erfolge vor Augen trat.“ Sie selber arbeite seit vier Jahren mit dem Erlanger Concussor, mittlerweile mit dem Bihlmaierschen Vibrationsapparat (Braunschweig), dessen äußerliche Anwendung sie beschreibt. Die erreichte Vibration, so Muche, „ersetzt und übertrifft an Kraft und Wirkung die Handmassage, soweit dieselbe mechanisch, nicht magnetisch wirkt.“ Sie „dringe“ bis „in die Tiefen der Leibeshöhlen.“ Die Geräte, so Heyll, bestanden aus einer Kurbelwelle, die durch einen Motor oder ein Fußpedal in Drehung versetzt wurde und mit verschiedenen Aufsatzstücken versehen werden konnte. Spezielle Aufsätze konnten wie eine Sonde in Körperöffnungen eingeführt werden. (Muche 1901, zitiert in Heyll 2006, S. 82). Fraglich blieb mir, ob es sich um die Vibrationsmaschine handelt, die auf die Aktivitäten Robert Ziegenspecks, einem Verfechter der Thure-Brandt-Massage, zurückgehen und in dem pikanten Verdacht der Masturbation durch den Arzt stehen (vgl. Mildenberger 2009).

  2. 2.

    Die Ärzte sahen den Magnetismus mit großer Skepsis. Brechmann schätzt ihn als denkbare Behandlungsmethode bei nervösen Störungen oder chronischen Nervenleidung, besonders bei „Krämpfen und Lähmungen von hysterischem Charakter“ ein. Er schreibt: „Der Magnetiseur betreibt seine Kuren ohne jeden Apparat einfach in der Weise, dass er an einzelnen Körperteilen oder am gesamten Körper der Patienten sanfte Streichungen mit seinen Händen vornimmt. Bei den Erfolgen mit dieser Methode hängt selbstverständlich alles von der Persönlichkeit und der Überzeugungskraft des Hypnotiseurs ab. Am leichtesten und einfachsten wird man bei primitiven ungebildeten Kranken, die unter nervösen Störungen leiden, zum Ziele kommen. Es ist daher verständlich, dass sich besonders in den Arbeitervierteln der Großstädte einerseits und in kleinen Landstädten andererseits immer wieder Heilkundige niederlassen, die ausnahmslos nach dieser Methode ihre Kranken behandeln.“ (Brechmann 1938, S. 41).

  3. 3.

    Ausführlich geht Ursula Kress, eine Heilpraktikerin, die „heilende Hände“ besaß auf den Vergleich zwischen Magnetopathie und geistigem Heilen ein. Ursula Kress wurde mir von Prof. Walach für diese Arbeit empfohlen, entpuppte sich jedoch nach Rücksprache mit ihrem Sohn, dessen Nummer ich über den örtlichen schweizerischen Tourismusverband erhielt, als Heilpraktikerin. (Vgl Kress 1986, S. 48 ff.).

  4. 4.

    Das Ähnlichkeitsgesetz weicht als Behandlungsprinzip grundsätzlich von den konzeptionellen Grundsätzen der Humoralpathologie, aber auch der Allopathie (allos – anders, pathos – Leiden) ab, welche beide durch Ausgleich therapieren. So wird beispielsweise bei Fieber gekühlt. Die Homöopathie würde bei Fieber eine Substanz verordnen, die selbst beim Gesunden Fieber erzeugen würde.

  5. 5.

    Hahnemann beabsichtigte, schädliche Nebenwirkungen möglichst gering zu halten und auch Giftstoffe als Arzneien vermehrt nutzen zu können. So entwickelte er ein Verfahren, bei dem die Ausgangssubstanz in einem Lösungsmittel stufenweise verdünnt und rhythmisch verschüttelt wird – ein Verfahren also, das von einer reinen Verdünnung deutlich abweicht. Vorstellung Hahnemanns war, dass sich die „Dynamis“ des Arzneimittels durch die Verschüttelung auf das Lösungsmittel überträgt. Heute versuchen Vertreter der Homöopathie, das Wirkprinzip in ähnlicher Weise mit der Vorstellung einer Arzneiinformation, die auf das Lösungsmittel übergeht, zu begründen.

  6. 6.

    Auch wenn zahlreiche Aspekte der Lebensreformbewegung zunächst in mit der völkischen Idee verbunden wurden, dann vom Nationalsozialismus aufgegriffen wurden – bei der Nacktkultur war diesbezüglich Schluss. Sie wurde verboten und trat dann als Freikörperkultur erst wieder nach dem zweiten Weltkrieg auf.

  7. 7.

    In Folge dieser Bewegung wurde 1925 der Hippokrates-Verlag gegründet.

  8. 8.

    Ergänzt wurde die Anlage, die 1941 über 180.000 Reichsmark Gewinn brachte, durch groß angelegte Laboratorien, Dolmetscher für die mittelalterlichen Kräuterbücher und ein „Kommando der botanischen Maler“.

  9. 9.

    Dank der politischen Position von Carstens konnte neben dem Ehepaar Carstens selbst Dr. med. Gebhard, Vorsitzender des Deutschen Zentralvereins Homöopathischer Ärzte e.V. Wilfried Guth, Aufsichtsratsvorsitzender Deutsche Bank AG, Dr. Hartkopf, Staatssekretär a.D., Gerhard Kienbaum, Staatsminister a.D., Reinhard Mohn, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Bertelsmann AG, Horst Niemeyer, Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Adolf Schmidt, ehemaliger Vorsitzender der IG Bergbau und Energie und Prof. Spaemann, Ordinarius für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München gewonnen werden. (vgl. Carstens 1988).

  10. 10.

    Albrecht, mündlich, Gedenkfeier für Veronica Carstens, 13.02.2012.

  11. 11.

    1988 fand das New-Age-Festival statt, unter anderem mit 70 Veranstaltungen und 2000 Besuchern (darunter ich selbst) im Berliner Tempodrom, wo prominente Redner Visionen für das nun beginnende „Wassermann-Zeitalter“ vorstellten und ein „Paradigmenwechsel in Kultur, Wissenschaft und Politik“ vorangetrieben werden sollte (o. A., Nachrichtenmagazin Der Spiegel 1988).

  12. 12.

    In einem Artikel mit dem bemerkenswerten Titel Die „New Age“-Bewegung und Pastor Felke. Versuch eines Brückenschlages versucht Christoph Krämer, Querverbindungen herzustellen. Er kommt nach längeren Ausführungen zu dem Schluss, dass Felke der heutigen „New Age“-Bewegung um ein halbes Jahrhundert voraus gewesen sei, sein Gedankengut und Impetus den gleichen Bedürfnissen oder Traditionen wie der „New Age“-Bewegung entstamme, geradezu ein Teil derselben sei und bei deren Anhängern auf bereitwillige Anerkennung stoßen müsse (Krämer 1989, S. 338).

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Kerckhoff, A. (2020). Die Heilkunde im 19. und 20. Jahrhundert. In: Wichtige Frauen in der Naturheilkunde. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60459-5_3

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  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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