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Kapitel 4: Staatensouveränität im Mittelalter

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Staatensouveränität und ius cogens

Part of the book series: Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht ((BEITRÄGE,volume 287))

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Zusammenfassung

In Kapitel 4 werden die mittelalterlichen Konzepte der Staatensouveränität und des ius cogens erläutert.

Zunächst wird ausgeführt, dass auch die Begriffe „Staat“, „Souveränität“ und „öffentliches Recht“ im mittelalterlichen Kontext verwendet werden können, sofern man sich bewusst ist, dass diese Begriffe im Kontext des mittelalterlichen Weltbildes nur Vorläufer der heutigen Ideen bezeichnen, keinesfalls aber den gleichen Bedeutungsinhalt aufweisen, wie in der Moderne (dazu Kapitel 4 unter 1 und 2).

Um einen Zugang zum mittelalterlichen Verständnis dieser Begriffe zu erlangen, wird im Anschluss das rechtliche Weltbild des mittelalterlichen Westeuropas in seinen Grundzügen erläutert (dazu Kapitel 4 unter 3 bis 5).

Im Rahmen der anschließenden Ideenanalyse wird erstens herausgearbeitet, dass trotz der Völkerwanderung auch in Westeuropa eine ideengeschichtliche Tradition in Ansätzen nachgewiesen werden kann, die von der Spätantike in das Hochmittelalter führt (dazu Kapitel 4 unter 6).

Zweitens wird gezeigt, dass wesentliche Kernelemente, die man bis heute in der Diskussion um „Staatensouveränität“ und „ius cogens“ ausmachen kann, bereits dem mittelalterlichen (Rechts-)Denken Westeuropas immanent waren (dazu Kapitel 4 unter 7).

Drittens wird herausgearbeitet, dass es dieselben antik-römischen Ideenkonzepte sind, die zur Begründung staatlicher Souveränität und zwingenden internationalen (katholischen) Gemeinschaftsrechts herangezogen wurden (dazu Kapitel 4 unter 8 bis 10).

Abschließend werden die Ergebnisse dieses Kapitels zusammengefasst (dazu Kapitel 4 unter 11).

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Notes

  1. 1.

    Siehe etwa die Ausführungen des Völkerrechtlers Heffter: „Auf einer fast noch tieferen Stufe stehen politisch die Staaten- oder Fürstenverträge des Mittelalters. Der Staat selbst löste sich wesentlich in privatrechtliche Verhältnisse und Interessen auf; man verfügte über Staaten und Völker wie über Privateigentum; nur das Lehnsverhältnis und die Kirche genoss oder gewährte hiergegen einigen Schutz, oft auch diesen kaum.“ Heffter A. W./Geffcken H., Das europäische Völkerrecht der Gegenwart auf den bisherigen Grundlagen, 7. Aufl. 1882, 23.

  2. 2.

    Quaritsch H., Souveränität, 1986, 39 f.; Dennert J., Ursprung und Begriff der Souveränität, 1964, 7 ff.; Seiler C., Der souveräne Verfassungsstaat zwischen demokratischer Rückbindung und überstaatlicher Einbindung, 2005, 137. Aus Gründen der Übersicht wird vorliegend nur ein Bruchteil der studierten Literatur einbezogen. Diese Auswahl scheint nach Ansicht des Verfassers geeignet, einen Überblick zu verschaffen. Einen vertieften Überblick über die Literatur dieser Denktradition findet sich bei Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993. Einen aktualisierten Überblick bietet Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 20 f.

  3. 3.

    Grimm D., Souveränität, 1. Aufl. 2009, 27.

  4. 4.

    Vergleiche etwa Seiler C., Der souveräne Verfassungsstaat zwischen demokratischer Rückbindung und überstaatlicher Einbindung, 2005, 137.

  5. 5.

    Roth K., Die Wende zum Staat – Von Gregor VII. bis Hobbes, 23, 23, in: S. Salzborn/R. Voigt, Staatsdiskurse, Souveränität, Theoretische und ideengeschichtliche Reflexionen, 2010. Auch Grimm legt dies Nahe Grimm D., Souveränität, 1. Aufl. 2009, 16 f.

  6. 6.

    So Rosin N., Souveränität zwischen Macht und Recht, 2003, 17.

  7. 7.

    Vergleiche zu dieser Auffassung auch Prokhovnik R., Sovereignty: History and Theory, 2008, 28 f.

  8. 8.

    Eher knapp Böckenförde E.-W., Recht, Staat, Freiheit, 2006, 92; Schliesky U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004, 59 ff. Vertieft Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993; Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987; Canning J., A History of Medieval Political Thought 300–1450, 1996; Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979); Wyduckel D., Ius publicum, 1984; Heydte F. A. F. d. von, Die Geburtsstunde des souveränen Staates, Ein Beitrag zur Geschichte des Völkerrechts, der allgemeinen Staatslehre und des politischen Denkens, 1952. Siehe weiterhin auch Dennert J., Ursprung und Begriff der Souveränität, 1964, 15.

  9. 9.

    Schliesky U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004, 59.

  10. 10.

    So mit weiteren Nachweisen auch Schliesky U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004, 60.

  11. 11.

    Wyduckel D., Ius publicum, 1984; Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991.

  12. 12.

    Grimm D., Souveränität, 1. Aufl. 2009.

  13. 13.

    Etwa Quaritsch H., Staat und Souveränität, 1970; Roth K., Die Wende zum Staat – Von Gregor VII. bis Hobbes, 23, 23, in: S. Salzborn/R. Voigt, Staatsdiskurse, Souveränität, Theoretische und ideengeschichtliche Reflexionen, 2010; Grimm D., Souveränität, 1. Aufl. 2009, 16 f.; Rosin N., Souveränität zwischen Macht und Recht, 2003, 17; Lewicki A., Souveränität im Wandel, Zur Aktualität eines normativen Begriffs, 2006, 11.

  14. 14.

    Gemeint ist meist – wie leider auch in dieser Studie – nur das lateinisch-katholische Einflussgebiet in Westeuropa. Das (islamische) Spanien, Sizilien und das zeitweise byzantinische Süditalien werden dabei fast immer ebenso ausgespart, wie die mit Abstand größte Macht des Hochmittelalters, das byzantinische Reich.

  15. 15.

    So Quaritsch H., Staat und Souveränität, 1970, 121 und zuvor Kern F., Recht und Verfassung im Mittelalter, 1958, 21. Ähnlich Grimm D., Souveränität, 1. Aufl. 2009 Kritisch Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 29 f.; Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 35; Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993; Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987.

  16. 16.

    Dazu Steiger H., Die Ordnung der Welt, Eine Völkerrechtsgeschichte des karolingischen Zeitalters (741 bis 840), 1. Aufl. 2010, 69 ff.

  17. 17.

    Zur Fortgeltung des römischen Staatsrechts im oströmisch-byzantinischen Kaisertum siehe Steiger H., Die Ordnung der Welt, 1. Aufl. 2010, 70 ff.

  18. 18.

    Steiger H., Die Ordnung der Welt, 1. Aufl. 2010, 563 ff.

  19. 19.

    Kintzinger M., From the late Middle Ages to the Peace of Westphalia, 607, 611, in: B. Fassbender/A. Peters, The Oxford Handbook of the History of International Law, 2012.

  20. 20.

    Siehe zum mittelalterlichen Argumentieren auch Gurevič A. J./Mohr H., Das Weltbild des mittelalterlichen Menschen, 5. Aufl. 1997, 128.

  21. 21.

    Diese Abgrenzung wurde punktuell bereits von Zeitgenossen der Aufklärung kritisch betrachtet. Siehe etwa Kant I., Zum ewigen Frieden, 1795/2009, 31.

  22. 22.

    Kamp A., Zur Begrifflichkeit von „Macht/Herrschaft/Regierung“ zwischen Thukydides und Machiavelli, 34, 35, in: H. Münkler, Bürgerschaft und Herrschaft, Zum Verhältnis von Macht und Demokratie im antiken und neuzeitlichen politischen Denken, 1. Aufl. 1993. Vergleiche differenziert zur zunehmenden Kontroverse um die tatsächliche Innovationskraft der neuzeitlichen politischen Philosophie auch Nederman C. J., Rights, 643, 649 ff., in: J. Marenbon, Oxford Handbooks, The Oxford Handbook of Medieval Philosophy, 2012.

  23. 23.

    Siehe: „La Souveraineté est la puissance absolue de l’Etat, perpétuelle & supérieure aux lox, chaque langue l’exprime par un terme particulier, l’Hébraïque, la Grecque, la Latine, l’Italienne. Superflu de les copier ici, elles entendent toutes la Souveraineté. Aucun Jurisconsulte, aucun Philosophe n’en a donné la définition; je la regarde comme indispensable dans mon ouvrage qui développe le gouvernement des hommes.“ Bodin J., De la République ou traité du gouvernement, Faksimile der von Veuve Qullau im Jahre 1756 veröffentlichen Auflage, 2005, 266 – Kapitel IX „De la souverainité“. Vergleiche auch Buijs G., „ Que les latins appelent maiestatem“: An Exploration into the Theological Background of the Concept of Sovereignty, 229, 236, in: N. Walker, Sovereignty in Transition, 2003.

  24. 24.

    Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 8.

  25. 25.

    „elles entendent toutes la Souverainité“ Vgl. Bodin J., De la République ou traité du gouvernement, 2005, 266.

  26. 26.

    Dass das Werk Bodins eben den Charakter eines (innovativen) Lehrbuchs hat, bemerkt in der Literaturwissenschaft Schanz V., Politische und literarische Souveränität im frühneuzeitlichen Frankreich, 2013.

  27. 27.

    Dazu etwa Brunner O., Land und Herrschaft, 5. Aufl. 1965, 29 ff.; Dennert J., Ursprung und Begriff der Souveränität, 1964, 9 ff.

  28. 28.

    Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 13 ff.

  29. 29.

    McClelland J. S., A history of Western political Thought, 1996, 131 Zu McClelland siehe auch Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 26 f.

  30. 30.

    Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 11; Kern F., Recht und Verfassung im Mittelalter, 1958, 21.

  31. 31.

    Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 11.

  32. 32.

    Allerdings stützt sich selbst Hegel noch auf mittelalterliches Gedankengut. Er instrumentalisiert die alte Vier-Reiche-Lehre, nach der das Reich vom „orientalischen“ auf den „griechischen“, dann „römischen“ und zuletzt „germanischen“ Kulturkreis übergegangen ist. Siehe Hegel G.W.F./Marheineke P./Schulze J.K.H./Gans E./Henning L.D. von/Hotho H.G./Michelet K.L./Förster F.C./Boumann L./Rosenkranz K., Georg Wilhelm Friedrich Hegel’s Werke, Grundlinien der Philosophie des Rechts, oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundriss (Band 8), 1833, 352 ff. Dazu Schliesky U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004, 193.

  33. 33.

    Siehe Kapitel 5. Insoweit sind auch Ansätze höchst problematisch, die „dem Mittelalter“ ausschließlich „relative“ Souveränitätskonzepte zuordnen wolllen und „der Neuzeit“ ausschließlich absolute Konzepte. Maiolo kritisiert ein solches Vorgehen nicht zu Unrecht als simplifizierend und fehlgeleitet. Siehe Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 30.

  34. 34.

    Vergleiche auch die Überlegungen von Heinhard Steiger hinsichtlich der Frage, inwieweit in der Ideenwelt der Karolinger mit Begriffen wie „Staat“ und „Völkerrecht“ operiert werden sollte Steiger H., Die Ordnung der Welt, 1. Aufl. 2010, 17 ff.

  35. 35.

    Siehe Kapitel 2 unter 4.

  36. 36.

    Allerdings widmet Grimm selbst lediglich viereinhalb Seiten dem Kapitel „Souveränität vor Bodin“. Vergleiche Grimm D., Souveränität, 1. Aufl. 2009, 16 ff.

  37. 37.

    Prokhovnik R., Sovereignty: History and Theory, 2008, 16.

  38. 38.

    Siehe Kapitel 2 unter 4.

  39. 39.

    Stolleis M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, 1988, 65.

  40. 40.

    Stolleis M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, 1988, 65.

  41. 41.

    Zur Annahme eines einheitlichen Rechtssystems im Mittelalter siehe unten Kapitel 4 unter 3.

  42. 42.

    Vergleiche aus dem 18. Jahrhundert etwa Glück C. F. v., Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld, Ein Commentar für meine Zuhörer, 1790, 90 ff.

  43. 43.

    Statt vieler Kelsen H., Das Problem der Souveränität und die Theorie des Völkerrechts, 1. Aufl. 1920, 206 ff.

  44. 44.

    Kaser M., „Ius publicum“ und „ius privatum“, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Romanistische Abteilung, 1986, 1, 57.

  45. 45.

    Siehe dazu die Studie von Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 105 ff.

  46. 46.

    Siehe zum deutschen Recht etwa Bull H. P./Mehde V., Allgemeines Verwaltungsrecht mit Verwaltungslehre, 8. Aufl. 2009, 33.

  47. 47.

    Auch Cicero ersehnte das Gemeinwesen als eine concordia omnium bonorum. Siehe Christes J., Populus und res publica in Ciceros Schrift über den Staat, Die Bedeutung con Cicero für das heutige Staatsverständnis, 85, 99, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007.

  48. 48.

    Dazu umfassend Kapitel 6 unter 1. Das Bundesverfassungsgericht leitet jedenfalls in mehreren Entscheidungen aus dem Rechtsstaats- und Bundesstaatsprinzip das Prinzip der Widerspruchsfreiheit der Rechtsordnung her. Vergleiche dazu Di Fabio U., Das Kooperationsprinzip – ein allgemeiner Rechtsgrundsatz des Umweltrechts, Neue Verwaltungszeitschrift (NVwZ), 1999, 1153, 1157; Honsell H., Die Einheit der Rechtsordnung, 11, 24 f., in: T. Domej/B. S. Dörr/U. H. Hoffmann-Nowotny/D. Vasella/U. Zelger, Einheit des Privatrechts, komplexe Welt: Herausforderungen durch fortschreitende Spezialisierung und Interdisziplinarität, in: Züricher Tagung 3.-6. September 2008, 2009; Traulsen C., Rechtsstaatlichkeit und Kirchenordnung: Überlegungen zur Rechtsstaatsbindung von Religionsgemeinschaften unter besonderer Berücksichtigung der evangelischen Landeskirchen, 2013, 134; Lee E.K., Umweltrechtlicher Instrumentenmix und kumulative Grundrechtseinwirkungen: Überlegungen am Beispiel des Energierechts, 2013, 83. Helge Sodan bemerkt dazu zutreffend, dass bereits „wissenschaftstheoretische Grundsätze das Prinzip der Rechtseinheit“ als vorpositives Prinzip jeder Verfassung erfordern. Siehe Sodan H., Das Prinzip der Widerspruchsfreiheit der Rechtsordnung, Juristenzeitung (JZ), 2009, 864, 864. Auch im „Lissabon-Urteil“ hält das Bundesverfassungsgericht fest: „Der Integrationsauftrag des Grundgesetzes und das geltende europäische Vertragsrecht fordern mit der Idee einer unionsweiten Rechtsgemeinschaft die Beschränkung der Ausübung mitgliedstaatlicher Rechtsprechungsgewalt. Es sollen keine die Integration gefährdenden Wirkungen dadurch eintreten, dass die Einheit der Gemeinschaftsrechtsordnung durch unterschiedliche Anwendbarkeitsentscheidungen mitgliedstaatlicher Gerichte in Frage gestellt wird.“Bundesverfassungsgericht, 2 BvE 2/08, BVerfGE 123, 267, Rn. 337 – Lissabon-Vertrag. In der Literatur bemerkt auch Hermann Mosler in diesem Sinne: „In any legal community there must be a minimum of uniformity which is indispensable in maintaining the community. This uniformity may relate to legal values which are considered to be the goal of the community or it may be found in legal principles which it is the duty of all members to realise.“ Mosler H., The International Society as a Legal Community, 1980, 17.

  49. 49.

    Steiger H., Die Ordnung der Welt, 1. Aufl. 2010, 79 ff.; Mazal O., Das Byzantinische Reich unter der Syrischen und der Makedonischen Dynastie, 805, 300 ff., in: Theodor Schieder, Handbuch der Europäischen Geschichte, Europa im Wandel von der Antike zum Mittelalter, 1976; Mazal O., Das Byzantinische Reich unter der Syrischen und der Makedonischen Dynastie, 805, 809 ff., in: Theodor Schieder, Handbuch der Europäischen Geschichte, Europa im Wandel von der Antike zum Mittelalter, 1976.

  50. 50.

    Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 124.

  51. 51.

    Policraticus, IV, Kapitel 5. Dabei greift Johann von Salisbury auf eine alte Tradition zurück, die sich bis in die Spätantike zurückverfolgen lässt. Dazu ausführlich unten Kapitel 4 unter 7 d).

  52. 52.

    Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 104 ff.

  53. 53.

    Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 120.

  54. 54.

    Nach Heller wurde der Begriff des „positiven Rechts“ etwa als Gegenentwurf zum Naturrecht der Aufklärung entwickelt. Diese Auffassung ist in der vorgetragenen Pauschalität zumindest heute nicht mehr haltbar. Siehe Heller H., Die Souveränität, Ein Beitrag zur Theorie des Staats- und Völkerrechts, 1927, 51.

  55. 55.

    Wyduckel meint, dass sich ab dem 12. Jahrhundert allmählich die Anschauung verfestigt habe, dass menschliches Recht positives, d. h. von Menschen für Menschen gemachtes Recht darstelle, welches prinzipiell der Veränderbarkeit unterliege. Siehe Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 95 f. Andererseits wird auch darauf hingewiesen, dass selbst die „Germanen“ das Recht stets als menschengemachte Ordnung auffassten. Vergleiche dazu und allgemein zum vermeintlich „germanischen Recht“ Amira K. v., Grundriss des germanischen Rechts, 1. Aufl. 2011; Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 13 ff.,128. Fest steht zumindest, dass mit der zunehmenden Komplexität, dem Aufblühen zahlreicher städtischer Gemeinden, der vermutlich erneuten Zunahme komplexerer Wirtschaftskreisläufe sowie der einsetzenden kulturellen Blüte dem Recht als Wissenschaftsdisziplin eine erhöhte Bedeutung zukam, die es mitunter in den Jahrhunderten zuvor zumindest in Nordeuropa – die Quellenlage ist unergiebig – nicht besessen hatte. Allgemein erscheint es aber nicht überzeugend, den Beginn des positiven Rechts auf eine Epoche zu fixieren. Vielmehr scheint das Recht stets zwischen menschlicher Setzung und überpositiver Gerechtigkeitserwartung gestanden zu haben. Bereits Cicero differenzierte jedenfalls, wie gezeigt, zwischen einem arbiträren, voluntaristischen Gesetzesbegriff (scripta lex) und einem ethischen Rechtsverständnis (summa lex). Siehe Horn C., Gerechtigkeit bei Cicero: kontextualistisch oder naturrechtlich?, 118, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007.

  56. 56.

    Kuttner S., Sur les origines du terme „droit positif“, Reprint aus „Revue historique de droit francais et étranger“, 4 série 15 (Paris 1936) S. 728–740, 736, in: S. Kuttner, The History of Ideas and Doctrines of Canon Law in the Middle Ages, 1980; Congar Y. M.-J., Quod omnes tangit, ab omnibus tractari et approbari debet, 115, 132, in: H. Rausch, Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, Die Entwicklung von den mittelalterlichen Korporationen zu den modernen Parlamenten, 1980; Esmein A., La maxime „Princeps legibus solutus est“ dans l’ancien droit public francais, 201, in: P. Vinogradoff, Essays in Legal History, Read before the International Congress of Historical Studies held in London in 1913, 1913. Sowohl Naturrecht als auch positives Recht wurzeln ihrer Idee nach in der griechischen Philosophie. Siehe Esmein A., La maxime „Princeps legibus solutus est“ dans l’ancien droit public francais, 201, in: P. Vinogradoff, Essays in Legal History, Read before the International Congress of Historical Studies held in London in 1913, 1913; Steinwerter A., Utilitas publica – utilitas singulorum, 84, 89, in: S. Riccobono, Festschrift für Paul Koschaker, Mit Unterstützung der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Friedrichs- Wilhelms- Universität Berlin und der Leipziger Juristenfakultät zum sechzigsten Geburtstag überreicht von seinen Fachgenossen, in: Römisches Recht, 1939; Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 48; Gierke O. von, Das deutsche Genossenschaftsrecht, Band 3, 1868–1913, 11.

  57. 57.

    Kuttner S., Sur les origines du terme „droit positif“, Reprint aus „Revue historique de droit francais et étranger“, 4 série 15 (Paris 1936) S. 728–740, 736, in: S. Kuttner, The History of Ideas and Doctrines of Canon Law in the Middle Ages, 1980.

  58. 58.

    Was die Gerechtigkeit betrifft, dürfen sowohl die Grenzen der natürlichen Gerechtigkeit als auch der positiven Gerechtigkeit nicht überschritten werden. Das eine Gesetz nennt man „natürliches“, das andere „positives“ natürliches Gesetz. Das natürliche Gesetz ist, was die Vernunft, die allen Menschen von Natur innewohnt, zur Durchsetzung ruft. (…) Zur positiven Gerechtigkeit jedoch gehört, was von Menschen gesetzt ist, um Nutzen und Werte sicher zu bewahren und zu vermehren. Sie beruht entweder auf Herkommen oder auf schriftlicher Autorität.“ Übersetzung MS; lat.: „Oportet autem in hisquae ad iustitiam pertinent, non solum naturalis, verum etiam positivae iustitiae tramitem non excedi. Ius quippe aliud naturale, aliud positivum dicitur. Naturale quidem ius est (…) Positivae autem iustitiae illud est quod ab hominibus institutum, ad utilitatem scil. vel honestatem tutius muniendam, aut sola consuetudine aut scripti nititur auctoritate.“ Zitiert nach Kuttner S., Sur les origines du terme „droit positif“, Reprint aus „Revue historique de droit francais et étranger“, 4 série 15 (Paris 1936) S. 728–740, 730, in: S. Kuttner, The History of Ideas and Doctrines of Canon Law in the Middle Ages, 1980.

  59. 59.

    Kuttner S., Sur les origines du terme „droit positif“, Reprint aus „Revue historique de droit francais et étranger“, 4 série 15 (Paris 1936) S. 728–740, 737, in: S. Kuttner, The History of Ideas and Doctrines of Canon Law in the Middle Ages, 1980.

  60. 60.

    Mit umfangreichen Nachweisen Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 118.

  61. 61.

    Kantorowicz H., Das Principium des Joahhnes de Deo, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung 12 (1922), 418, 259; Ago R., Der Begriff des positiven Rechts in der Völkerrechtstheorie, Archiv des Völkerrechts, 1957, 257, 259.

  62. 62.

    Ago R., Der Begriff des positiven Rechts in der Völkerrechtstheorie, Archiv des Völkerrechts, 1957, 257, 264 Zu Recht bemerkt Robert Ago: „Die Neuerung im juristischen Positivismus, verglichen mit den vorangegangenen Lehren, besteht also nicht in einer Revision des Begriffs vom positiven Recht, sondern in der Reduktion des gesamten Rechts auf das positive Recht.“ Siehe Ago R., Der Begriff des positiven Rechts in der Völkerrechtstheorie, Archiv des Völkerrechts, 1957, 257, 268.

  63. 63.

    Gemeint ist wohl auch hier allein das katholische Westeuropa zwischen 600 und 1400 n. Chr.

  64. 64.

    Seiler C., Der souveräne Verfassungsstaat zwischen demokratischer Rückbindung und überstaatlicher Einbindung, 2005, 14.

  65. 65.

    Zur „Renaissance des Naturrechts“ siehe Lisska A. J., Natural Law, 622, 624, in: J. Marenbon, Oxford Handbooks, The Oxford Handbook of Medieval Philosophy, 2012.

  66. 66.

    Ago R., Der Begriff des positiven Rechts in der Völkerrechtstheorie, Archiv des Völkerrechts, 1957, 257, 259 ff. Auch heute bestehen – nach wie vor – Schwierigkeiten, dass Verhältnis von Recht und Legitimation bzw. Rechtsgeltung zu bestimmen, wobei auch auf naturrechtliche Erwägungen zurückgegriffen wird. Siehe etwa Bundesverfassungsgericht, 1 BvR 205, 332, 333, 367/58, 1 BvL 27, 100/58, BVerfGE 10, 59, 81 – Elterliche Gewalt; Bundesverfassungsgericht, 2 BvR 557/62, BVerfGE 23, 98, 106 – Ausbürgerung I. Eingehend hierzu siehe Kapitel 6 unter 3., Kapitel 7 unter 4. und Kapitel 9 unter 2.

  67. 67.

    Ago R., Der Begriff des positiven Rechts in der Völkerrechtstheorie, Archiv des Völkerrechts, 1957, 257, 259 ff.

  68. 68.

    So Ago R., Der Begriff des positiven Rechts in der Völkerrechtstheorie, Archiv des Völkerrechts, 1957, 257, 262.

  69. 69.

    Dabei gibt Hobbes, anders als vorherige Autoren, die göttlichen Gesetze als rechtsethisches Argument für die Begründung der Rechtsverbindlichkeit auf. Dazu Kapitel 5 unter 2.

  70. 70.

    Der Rechtsbegriff umfasste demnach einen positiven, verbindlichen Teil und einen ethischen Teil. Laut Ago wurde unter dem Einfluss der Lehre von Thomas Hobbes der positive Teil bei Pufendorf aus dem Völkerrecht entfernt, so dass dieses zwar Recht, aber eben nicht positiv verbindlich war. Siehe Ago R., Der Begriff des positiven Rechts in der Völkerrechtstheorie, Archiv des Völkerrechts, 1957, 257, 263.

  71. 71.

    Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007.

  72. 72.

    Siehe Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 68.

  73. 73.

    Vergleiche etwa die Behandlung des Tyrannen nach römischem Recht durch Bartolus de Saxoferrato um nur eins von vielen Beispielen zu nennen. Siehe dazu Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 172.

  74. 74.

    Siehe Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 69.

  75. 75.

    Dazu auch Stolleis M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, 1988, 65.

  76. 76.

    Wilks M. J., The Problem of Sovereignty in the Later Middle Ages, The Papal Monarchy with Augustinus Triumphus and the Publicists, 1964.

  77. 77.

    So bemerkt auch Wolfgang Kersting in Bezug auf die Theorie des Hobbes völlig zu Recht, dass dessen Theoriewerk „offensichtliche Gemeinsamkeiten“ mit der Theorie Hans Kelsens aufweist. Thomas Hobbes steht aber in der Tradition zu den Souveränitätsideen des Mittelalters, wie im folgenden Kapitel dargelegt wird. Zu Hobbes vergleiche Kersting W., Carl Schmitt und Thomas Hobbes, 95, 105, in: R. Voigt, Staatsdiskurse, Der Hobbes-Kristall, Carl Schmitts Hobbes-Interpretation in der Diskussion, 2009.

  78. 78.

    Kelsen H., The Function of a Constitution, 109, 115, in: R. Tur/W. L. Twining, Essays on Kelsen, 1986.

  79. 79.

    Kelsen H., Reine Rechtslehre, Einleitung in die rechtswissenschaftliche Problematik, 1. Aufl. 2008 Siehe dazu Kapitel 6 unter 2.

  80. 80.

    Diese grundlegende Problematik beschäftigte bereits zahlreiche Rechtswissenschaftler vor Kelsen. Siehe etwa Triepel H., Völkerrecht und Landesrecht, 1899, 82.

  81. 81.

    Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 68.

  82. 82.

    Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 68; Kern F., Recht und Verfassung im Mittelalter, 1958, 13.

  83. 83.

    Gott und die Welt sind nach diesem Verständnis nicht identisch, bilden aber eine Einheit (Concordatia). Die Schöpfung ist demnach für den Menschen in der Schöpfung erkennbar, jedoch ist er selbst mehr als eben diese. Siehe zu Nikolaus von Kues Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, Zur Gesellschaftstheorie in der Schrift „De Concordatia catholica“ des Nikolaus von Cues, 1994, 107. Siehe auch Quillet J., Nominalisme Politique, 503, 505, in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008.

  84. 84.

    Weil Gott im Sein ist, kann sein Schöpfungswille erst dem Sollen Kraft verleihen, wie es mit Aegidius Romanus einer der bedeutenden Autoren des Spätmittelalters auf den Punkt bringt. Dazu unten Kapitel 4 unter 8. Vergleiche aus der heutigen Literatur Quillet J., Nominalisme Politique, 503, 505 ff., in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008.

  85. 85.

    So später auch das Verständnis von Kelsen: „Da Naturrecht Gerechtigkeit ist, kann Gott die Geltung des Naturrechts nicht aufheben wollen, da dies bedeuten würde, dass Gott ungerecht sein will.“ Kelsen H., Die Grundlage der Naturrechtslehre, Österreichische Zeitschrift für öffentliches Recht, 1964, 1, 35. Wolfgang Kersting sieht in dem Satz: „Gott hat das Recht gesetzt, weil es Recht ist“ die Grundthese des naturrechtlichen Intellektualisten. Kersting W., Carl Schmitt und Thomas Hobbes, 95, 107, in: R. Voigt, Staatsdiskurse, Der Hobbes-Kristall, Carl Schmitts Hobbes-Interpretation in der Diskussion, 2009. Siehe auch Verdross A., Statisches und dynamisches Naturrecht, 1970, 22.

  86. 86.

    Etwa bei Baldus de Ubaldis. Siehe dazu Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 26 Zur causa remota bei Dante siehe bereits die Dissertation von Kelsen H., Die Staatslehre des Dante Alighieri, 1905 Allgemein Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 94; Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 159 f.

  87. 87.

    Bielefeldt H., Von der päpstlichen Universalherrschaft zur autonomen Bürgerrepublik, Aegidius Romanus, Johann Quidort von Paris, Dante Alighieri und Marsilius von Padua im Vergleich, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung 73 (1987), 70, 76.

  88. 88.

    Vergleiche auch Maiolo: „Most jurists believed, or pretended to believe, in the divine origin of the imperium, the positive source of law.“ Zitiert nach Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 85.

  89. 89.

    Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 99. Allerdings ist diese Order nicht so christlich, wie das Zitat Maiolos nahelegt. Sie findet sich eben, tradiert aus der Antike, auch im ciceronischen Gedankengut.

  90. 90.

    Herausgestellt hat dies vor allem Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 86.

  91. 91.

    Zu Aegidius siehe insoweit Bielefeldt H., Von der päpstlichen Universalherrschaft zur autonomen Bürgerrepublik, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 1987, 70, 80. Zu Augustinus siehe unten Kapitel 4 unter 6. a) mit weiteren Nachweisen.

  92. 92.

    Republik, I, 1. In deutscher Übersetzung bei Bodin J., Sechs Bücher über den Staat, 1981, 98. Die Aufgabe des göttlichen Rechts als Quelle aller Verbindlichkeit findet sich bei Hobbes, der insofern das mittelalterliche Rechtssystem aufgibt.

  93. 93.

    Dass Gesetzgebung außerhalb des göttlich-natürlichen Rechts keine Legitimität aufweist, sondern mit „Outlaws“ (Räuberbande) verglichen wird, ist dabei keine besonders hierokratische Sichtweise. Siehe die Studie von Brunner O., Land und Herrschaft, 5. Aufl. 1965. Vergleiche zum „Widerstandsrecht“ bei Aegidius Romanus Ausführungen von Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, Eine spätmittelalterliche Herrschaftskonzeption des päpstlichen Universalismus, 2007, 190 f.

  94. 94.

    Quillet J., Nominalisme Politique, 503, 506, in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008.

  95. 95.

    Vergleiche zur Debatte um die organische „Existenz“ des Staates in der Moderne: Kapitel 4. Zu Recht bemerkt jedenfalls Haltern: „Aus der vertrauten, uns als Gewissheit zur Verfügung stehenden Säkularisierungsthese folgt nicht etwa, dass der säkulare Staat frei ist vom christlichen Erbe.“ Siehe Haltern U. R., Was bedeutet Souveränität?, 2007, 25.

  96. 96.

    Vergleiche dazu auch bereits Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 38.

  97. 97.

    Bereits in der aristotelischen Lehre war der Kosmos vom Logos durchdrungen, der objektiv Ordnung stiftete. Siehe dazu auch Tierney B., The Idea of Natural Rights, 1997, 22.

  98. 98.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 118.

  99. 99.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978.

  100. 100.

    Bei Salisbury, der selbst den res publica-Gedanken aufgriff, wandelt sich diese alte „organschaftliche“ Betrachtung indes zu einer funktionalen Betrachtung, die dem ursprünglichen antiken Gleichnis besser gerecht wird. Für Salisbury kann der Körper etwa nicht ohne seine Füße (die Handwerker) bestehen, so dass die Strukturen synallagmatisch sind und nicht allein auf Subordination beruhen. Vergleiche Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 130 ff.

  101. 101.

    Johann von Salisbury, Policraticus, V, Kapitel 2.1.2.2. Vergleiche mit Übersetzung Seit S., Johannes von Salisbury – Policraticus, Eine Textauswahl, 1. Aufl. 2008, 165. Zur organischen Analogie in der Antike, mit der die Subordination des Einzelnen unter die Gemeinschaft versinnbildlicht wurde, empfiehlt sich die Lektüre von Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 10 f.

  102. 102.

    Gemeint ist meist das lateinische Westeuropa zwischen 600 und 1400.

  103. 103.

    Seiler C., Der souveräne Verfassungsstaat zwischen demokratischer Rückbindung und überstaatlicher Einbindung, 2005, 11. Zu Recht betont Brunner hingegen die Notwendigkeit, diesen Vergleich nicht rein naturalistisch zu Interpretieren. Nach ihm liegt: „in diesem Organismusbegriff doch die außerordentliche Gefahr einer rein naturalistischen Interpretation der menschlichen Verbände, die am ‚Lebewesen‘ als letzter Realität festhalten muss, will sie nicht alles in ‚Fiktionen‘ auflösen.“ Brunner O., Land und Herrschaft, 5. Aufl. 1965, 158.

  104. 104.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 1 ff.

  105. 105.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 258.

  106. 106.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 1.

  107. 107.

    Dies wird dann auch von Marsilius von Padua aufgegriffen, wie bereits Struve bemerkte. Siehe diesbezüglich Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 262.

  108. 108.

    Bauman R. A., Human Rights in Ancient Rome, 2000, 36 ff.; Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 29.

  109. 109.

    Glosae super platonem, c3, S. 59, zitiert nach Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 118.

  110. 110.

    Hönigswald R., Hobbes und die Staatsphilosophie, 1924, 27 Vergleiche auch Kupka T., Verfassungsnominalismus (Constitutional Nominalism), Archives for Philosophy of Law and Social Philosophy 97 (2011), 44, 47 ff.

  111. 111.

    In diese Richtung argumentiert Villey M., Le genèse du droit subjectif chez Guillaume d’Occam, Archives de philosophie du droit 9 (1964), 97. Kritisch zu Villey Tierney B., The Idea of Natural Rights, 1997, 30 ff. Villey sieht wohl etwas zu euphorisch im Nominalismus Ockhams den historischen Ausgangspunkt der Ideengeschichtlichen Entwicklung „subjektiver Rechte“. Er sei der „fondateur du Nominalisme“ und damit einer „philosophie individualiste“Villey M., Le genèse du droit subjectif chez Guillaume d’Occam, Archives de philosophie du droit, 1964, 97, 98. Zu Recht bemerkt Tierney, dass der Nominalismus nicht durch Zäsur eines Autors begründet wurde, sondern sich entwickelt hat. Umfassend dazu jetzt auch Nederman C. J., Rights, 643, in: J. Marenbon, Oxford Handbooks, The Oxford Handbook of Medieval Philosophy, 2012.

  112. 112.

    Vertreter dieser Auffassung sind wohl Anselm von Canterbury, Wilhelm von Conches, Pierre Abélard und deren Schüler Johann von Salisbury. Vergleiche Marbach G. O., Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, Mit Angabe der Literatur nach den Quellen, 1841. Insbesondere zu Salisbury auch Jolivet J., Le Problème des universaux, 1307, 1308, in: B. La Parain, Histoire de la philosophie, 1969.

  113. 113.

    Arlig A. W., Universals, 1353, 1356, in: H. Lagerlund, Encyclopedia of Medieval Philosophy, Philosophy between 500 and 1500: with 7 figures and 12 tables, 2011.

  114. 114.

    Anselm von Canterbury kritisierte daher folgerichtig, dass nach dem Nominalismus Allgemeinbegriffe nicht mehr göttlich-real, sondern nur noch als „Hauch der Stimme“ menschengemacht seien. Siehe bereits aus der Literatur des 19. Jahrhunderts: Marbach G. O., Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, 1841, 266.

  115. 115.

    Diese Rechte sollten aber nicht mit justiziablen „Menschenrechten“ verwechselt werden, wie sie in der Moderne praktisch relevant wurden. Es handelte sich vielmehr um „Axiome“ von denen aus Herrschaft konzipiert wurde. Nederman C. J., Rights, 643, 650 ff., in: J. Marenbon, Oxford Handbooks, The Oxford Handbook of Medieval Philosophy, 2012; Tierney B., The Idea of Natural Rights, 1997, 193. Diese Axiome begrenzten aber gleichwohl die Macht des Herrschenden, wie die verwandten Konzeptionen Ockhams und Hobbes zeigen. Nach beiden konnten die Untertanen dem Herrscher im Herrschaftsvertrag nicht mehr übertragen, als ihnen von Natur aus zustand. Vergleiche dazu Kapitel 5 unter 2 d) ff. Die Menschenrechte moderner Prägung scheinen sich damit aus den Axiomen des Mittelalters entwickelt zu haben. Dies meint jedenfalls auch Tierney B., The Idea of Natural Rights, 1997, 42.

  116. 116.

    Auffällig sind hier die Parallelen zur indischen Mythologie. Auch das Konzept des Dhārmā teilt sich in ein „ewiges Gesetz“ und ein „natürliches Gesetz“. Dhārmā in Form des natürlichen Gesetzes bildet eine vom Menschen unabhängige Ordnung, die sich dem Menschen durch den Verstand kontextabhängig (Desh/Kala) offenbart. Zur Dhārmā im völkerrechtlichen Kontext etwa Baxi U., India-Europe, Regions-Encounters, 744, 758 ff., in: B. Fassbender/A. Peters, The Oxford Handbook of the History of International Law, 2012.

  117. 117.

    Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 47.

  118. 118.

    Def. P. II, Cap. XII § 8. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, Auf Grund der Übersetzung von Walter Kunzmann bearbeitet und eingeleitet von Horst Kusch, 1958, 483. Vergleiche die Nähe zu Cicero in De legibus I, 23 „Es gibt nämlich nur ein einziges Recht, dem die menschliche Gemeinschaft verpflichtet ist und dem ein einziges Gesetz eine Grundlage gibt: Dieses Gesetz ist die richtige Vernunft im Bereich des Befehlens und des Verbietens.“ zitiert nach Horn C., Gerechtigkeit bei Cicero: kontextualistisch oder naturrechtlich?, 115, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007. Sowie in De re publica III, 33: „Es ist aber das wahre Gesetz [vera lex] die richtige Vernunft [recta ratio], die mit der Natur in Einklang steht, sich in alle ergießt, in sich konsequent, ewig ist, die durch Befehle zur Pflicht ruft, durch Verbieten von Täuschung schreckt, die indessen den Rechtschaffenen nicht vergebens befiehlt oder verbietet, Ruchlose aber durch Geheiß und Verbot nicht bewegt. Diesem Gesetz etwas von seiner Gültigkeit zu nehmen, ist Frevel, ihm irgendetwas abzubedingen, unmöglich, und es kann ebenso wenig als Ganzes außer Kraft gesetzt werden […], noch wird in Rom ein anderes Gesetz sein, ein anderes in Athen, ein anderes jetzt, ein anderes später, sondern alle Völker und zu aller Zeit wird ein einziges, ewiges und unveränderliches Gesetz beherrschen […]: Gott.“ Zitiert nach Horn C., Gerechtigkeit bei Cicero: kontextualistisch oder naturrechtlich?, 115, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007; Übersetzung von Büchner. Vergleiche zur Gesetzesvorstellung des Cicero auch, abweichend von Horn die Ausführungen von Girardet K. M., Die Ordnung der Welt, Ein Beitrag zur philosophischen und politischen Interpretation von Ciceros Schrift De legibus, 1983 und Girardet K. M., Naturrecht und Naturgesetz, Eine gerade Linie von Cicero zu Augustinus?, Rheinisches Museum für Philologie (RhM) 138 (1995), 266.

  119. 119.

    Zur Erkenntnistheorie Ciceros vergleiche Nitschke P., Die Götter, die Tugenden und der Staat, „De natura deorum“ – ein erkenntnistheoretisches Projekt, 123, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007 Insoweit auch bereits Kapitel 3 unter 2. a).

  120. 120.

    Für Cicero war „ars“ die methodische Einteilung und Handhabung von Wissenschaft (scientia), die durch Klugheit gewonnen werden sollte. Siehe etwa Kallweit H., Kulturelle Konfigurationen, Studien zum Verhältnis von Wissensordnungen und Erzählformen, 2015, 141 Für Ockham waren Politik und Recht dann auch keine Wissenschaft, sondern Handwerk (ars). Vergleiche Quillet J., Nominalisme Politique, 503, in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008.

  121. 121.

    Diese Auffassung lebt auch in der Völkerrechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts fort. Vergleiche beispielsweise aus der historischen Rechtsschule die Arbeit von Hälschner P.E., Zur wissenschaftlichen Begründung des Völkerrechts, Zeitschrift für volksthümliches Recht und nationale Gesetzgebung, 1844, 26, 29.

  122. 122.

    Zur Dichotomie zwischen sapientia und scientia bei Bartolus de Saxoferrato siehe Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 12 f. Diese Denktradition ist selbst bei einem der ersten Theoretiker der Gewaltenteilung, John Locke (1632–1704), noch zu finden. Dazu Coleman J., Pre-Modern Property and Self-Ownership Before and After Locke: Or, When did Common Decency Become a Private rather than a Public Virtue?, European Journal of Political Theory 4 (2005), 125, 131. Zur Frage, ob und inwieweit Locke vor Montesquieu die Gewaltenteilung ausgearbeitet hat, bzw. zum Übergang der Gewaltenteilung aus der englischen Verfassungspraxis in die europäische Verfassungstheorie vergleiche Gough J. W., John Locke’s Political Philosophy; Eight Studies, 2. Aufl. 1973, 104 f. Anders wohl Janet Coleman, die vielleicht aus praktischer Perspektive anmerkt, dass das mittelalterliche Recht nur auf Befehl und Gehorsam aufbaue. Dies überzeugt theoretisch nicht in der dargestellten Pauschalität. Siehe Coleman J., Pre-Modern Property and Self-Ownership Before and After Locke: Or, When did Common Decency Become a Private rather than a Public Virtue?, European Journal of Political Theory, 2005, 125, 129.

  123. 123.

    Dieses Zitat stammt aus der Cribratio Alkorani (1460/1461) und wurde zitiert nach Beyme K. von, Geschichte der politischen Theorien in Deutschland 1300–2000, 1. Aufl. 2009, 40.

  124. 124.

    Laut Quillet war für den Nominalisten Wilhelm von Ockham die menschliche Freiheit evident: „Ce primat de la volonté libre permet à l’homme d’agiter selon la rectitude de la raison et en se conformant à la Révélation. L’affirmation de l’individualisme et de la volonté entraîne la perspective contractuelle que nos venons d’évoquer.“ Quillet J., Nominalisme Politique, 503, 504, in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008 Vergleiche auch Tierney B., The Idea of Natural Rights, 1997, 182.

  125. 125.

    Marbach G. O., Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, 1841, 265.

  126. 126.

    Dies vertraten auch Autoren, die dem Nominalismus vorgeblich kritisch gegenüber standen. Der Konzeptualismus Pierre Abélards mag als Beispiel dafür dienen, dass die Trennlinie zwischen „Nominalisten“ und „Realisten“ nicht so leicht zu ziehen ist, wie die vorliegende Arbeit vordergründig suggerieren mag. Siehe etwa die Quellennachweise von Hoye, W., Der Ausdruck „Der Name der Rose“ bei Peter Abaelard.

  127. 127.

    Es mag beispielsweise durchaus Sinn ergeben, mehrere sich genetisch ähnliche Tiere als eine Gattung (etwa Pferd) zu bezeichnen. Doch entspricht zum einen kein Pferd dem „idealisierten“ Begriff Pferd, zum anderen bleibt die vorgenommene Kategorisierung aufgrund der empfundenen Sinneseindrücke zwar eine rationale, aber willkürliche Ordnung.

  128. 128.

    Villey M., Le genèse du droit subjectif chez Guillaume d’Occam, Archives de philosophie du droit, 1964, 97, 98; Konegen, N., Zum Staatsverständnis von Hugo Grotius, 1998, München; Arlig A. W., Universals, 1353, 1357, in: H. Lagerlund, Encyclopedia of Medieval Philosophy, Philosophy between 500 and 1500: with 7 figures and 12 tables, 2011; Panaccio C., Universals, 385, in: J. Marenbon, Oxford Handbooks, The Oxford Handbook of Medieval Philosophy, 2012.

  129. 129.

    Neben Kelsen etwa Rudolf Smend, für den der Staat ebenfalls nur ein geistiges Produkt aus Konventionen war. Siehe R. Smend (Hg.), Staatsrechtliche Abhandlungen und andere Aufsätze, 2. Aufl. 1968, 131 ff. Zu Kelsen siehe unten Kapitel 6 unter 2. und 3.

  130. 130.

    Soweit ersichtlich, vertrat Ockham die These, dass die Begriffe nicht nur Nomen seien, sondern auch im Geiste „real“ werden. Insbesondere zur Auswirkung des Nominalismus auf Rechts- und Herrschaftskonzeptionen siehe Quillet J., Nominalisme Politique, 503, in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008.

  131. 131.

    Siehe Quillet J., Nominalisme Politique, 503, 505, in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008. Ein Ansatz, der in Tradition zu Luhmann und Kelsen auch von modernen Betrachtungen häufig rezipiert wird. In diesem Sinne meint etwa Fischer-Lescano: „Gesellschaft ist Kommunikation. Recht ist eine spezifische Kommunikation innerhalb der Gesellschaft, die sich von anderen Kommunikationen dadurch unterscheidet, dass sie mit dem binären Code Recht/Unrecht arbeitet.“ Zitiert nach Fischer-Lescano A., Die Emergenz der Globalverfassung, Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, 2003, 717, 722. Auch der französische Soziologe Pierre Bourdieu bemerkt: „Der Staat ist diese wohlbegründete Illusion, dieser Ort, der wesentlich deshalb existiert, weil man glaubt, er existiert.“ Zitiert nach Göttler F., Eine wohlbegründete Illusion, Prophetie, Akkumulation, Emergenz – Pierre Bourdieus stimulierende Vorlesungen über den Staat, Süddeutsche Zeitung 2014 (26./27. Juli), 15.

  132. 132.

    Zum diesbezüglichen Streit zwischen Ockham und dem Franziskanerorden einer- und dem Papsttum andererseits, vergleiche Quillet J., Nominalisme Politique, 503, 504, in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008.

  133. 133.

    Der Ausdruck Staat geht auf (lat. status; franz. Estat, engl. State; mittelhochdeutsch stat; mittelniederdeutsch stāt; im 18. Jahrhundert verbreitet „Staate“).

  134. 134.

    Die viel kritisierte Identitätsthese Kelsens, nach der der Staat rechtlich nur als Rechtsordnung begriffen werden kann, scheint in der aristotelischen Rezeption des Mittelalters ihren Ursprung zu finden. Nach Fritz Kern galt etwa allgemein für das Mittelalter: „Der Staat ist hier nur das Mittel zur Verwirklichung des Rechts; sein Dasein leitest sich ab aus dem Dasein des über ihm stehenden Rechts. Das Recht ist vor dem Staat, der Staat für das Recht und durch das Recht, nicht das Recht durch den Staat.“Kern F., Recht und Verfassung im Mittelalter, 1958, 18.

  135. 135.

    Schottky R., Untersuchungen zur Geschichte der staatsphilosophischen Vertragstheorie im 17. und 18. Jahrhundert: Hobbes, Locke, Rousseau, Fichte, Mit einem Beitrag zum Problem der Gewaltenteilung bei Rousseau und Fichte, 1995, 1.

  136. 136.

    Prägnant formuliert die französische Gelehrte Quillet: „On voit les conséquences d’une telle position sur le plan politique: les sociétés n’ont aucune réalité en dehors des individus qui les composent. (…) C’est le peuple, considéré comme un agrégat d’individus, qui possède un pouvoir instituant: les libertés naturelles ne doivent être ni suspendues ni même limitées contre le gré de ceux qui les possèdent: respect, donc, des coutumes et des franchises intermédiaries, à travers lesquelles s’expriment les droits fondamentaux de ces individus raisonnables et libres que sont, socialement parlant, les seuls existants reels. […] La communauté civile est donc le fruit d’une convention, car les homes, étrangers les uns aux autres, conviennent ensemble de contracter un pactum subjectionis.“ Zitiert nach Quillet J., Nominalisme Politique, 503, 504, in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008.

  137. 137.

    Ein Überblick zum Terminus dominum vom Mittelalter bis in die deutsche Staatsrechtslehre wird unten im Zusammenhang mit Marsilius von Padua skizziert.

  138. 138.

    Bei Hobbes wurde dann auch die „Offenbarung“ verworfen und allein mit dem Menschen als intersubjektiv vermittelbarem Argument operiert.

  139. 139.

    Dass dieses Ziel in der Praxis nicht erreicht wurde, ist offensichtlich. Dennoch blieb dieser Gedanke der Leitgedanke des Mittelalters.

  140. 140.

    Lisska A. J., Natural Law, 622, 622, in: J. Marenbon, Oxford Handbooks, The Oxford Handbook of Medieval Philosophy, 2012.

  141. 141.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 9.

  142. 142.

    Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 141,245.

  143. 143.

    Eine andere Ansicht vertritt Struve, nach dem der alte res publica-Gedanke eine transpersonale Staatsvorstellung nicht zu fördern vermochte, da an der Gleichsetzung von Staat und Herrscher festgehalten wurde. Dies erscheint aber in dieser Pauschalität fraglich, wie ein Blick auf die Quellen offenbart. Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 91.

  144. 144.

    Vergleiche Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 150; Burnell P., The Status of Politics in St. Augustine’s City of God, History of Political Thought 30 (1992), 13; Hoerster N., Klassische Texte der Staatsphilosophie, 1976, 24 f.; Weithman P. J., Augustine and Aquinas on Original Sin and the Function of Political Authority, Journal of the History of Philosophy 30 (1992), 353; Steinwerter A., Utilitas publica – utilitas singulorum, 84, 90, in: S. Riccobono, Festschrift für Paul Koschaker, Mit Unterstützung der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Friedrichs- Wilhelms- Universität Berlin und der Leipziger Juristenfakultät zum sechzigsten Geburtstag überreicht von seinen Fachgenossen, in: Römisches Recht, 1939. Siehe auch Cornish P. J., Augustine’s Contribution to the Republican Tradition, European Journal of Political Theory, 2010, 133.

  145. 145.

    Der vorliegende Abschnitt zu Augustinus und Isidor von Sevilla beruht primär auf der Auswertung von Sekundärliteratur. Es erscheint daher empfehlenswert, die vorliegenden Ausführungen an den eigentlichen Quellen sehr kritisch zu überprüfen.

  146. 146.

    Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 147.

  147. 147.

    Dazu unten Kapitel 5.

  148. 148.

    Siehe zu den, teils vergeblichen, Bemühungen Bodins insoweit unten Kapitel 5 unter 1. Siehe zu Augustinus insoweit Girardet K. M., Naturrecht und Naturgesetz, Rheinisches Museum für Philologie (RhM), 1995, 266, 275.

  149. 149.

    Weithman P. J., Augustine and Aquinas on Original Sin and the Function of Political Authority, Journal of the History of Philosophy, 1992, 353, 359; Burnell P., The Status of Politics in St. Augustine’s City of God, History of Political Thought, 1992, 13. Vergleiche auch HibstDas irdische Leben ist [für Augustinus – MS] lediglich Durchgangsstadium zum Ziel des ewigen Heils oder der ewigen Verdammnis.“ Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 151.

  150. 150.

    Dazu Cornish P. J., Augustine’s Contribution to the Republican Tradition, European Journal of Political Theory, 2010, 133, 139.

  151. 151.

    Dies wurde anschaulich herausgestellt, etwa von Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 150.

  152. 152.

    Girardet K. M., Naturrecht und Naturgesetz, Rheinisches Museum für Philologie (RhM), 1995, 266.

  153. 153.

    Girardet K. M., Naturrecht und Naturgesetz, Rheinisches Museum für Philologie (RhM), 1995, 266, 276.

  154. 154.

    Cornish P. J., Augustine’s Contribution to the Republican Tradition, European Journal of Political Theory, 2010, 133, 135; Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 152.

  155. 155.

    Cornish P. J., Augustine’s Contribution to the Republican Tradition, European Journal of Political Theory, 2010, 133, 135.

  156. 156.

    Cornish P. J., Augustine’s Contribution to the Republican Tradition, European Journal of Political Theory, 2010, 133, 144.

  157. 157.

    Manitius M./Lehmann P., Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters, 1911–1931, 51 f.

  158. 158.

    Übersetzung MS; lat. „populus ergo tota civitas est coetus humanae multitudinis iuris consensus et concordi communione sociatus“ Hispalensis, Ermologiarum libri XX, IX, V, 5–6. Zitiert nach Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 75.

  159. 159.

    Zum Ganzen Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 153 ff. Dabei verfolgt Isidor de Sevilla weniger eine eigene Staatsphilosophie als eine Christianisierung des christlichen Gedankenguts.

  160. 160.

    Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 148.

  161. 161.

    Anton H. H., Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, 1968, 60. Vergleiche auch Anton H. H., Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, 1968, 370. In der vorliegenden Arbeit wird die Gedankenwelt des Johann von Salisbury nur tangiert und nicht im eigentlich gebührenden Umfang behandelt. Zur Bedeutung des Johann von Salisbury, insbesondere seiner Schrift Policraticus, siehe etwa Nederman C. J., Liberty, Community, and Toleration: Freedom and Function in Medieval Political Thought, 17, in: C. J. Nederman/J. C. Laursen, Difference and Dissent, Theories of tolerance in medieval and early modern Europe, 1996. Auch der wirkmächtige Bischof Zabarella betonte im 14. Jahrhundert, dass, wenngleich die Gewalt de facgto beim Haupt des Staates liege, dieser selbst nur tamquam in ministro sein, während die (kirchliche) Gemeinschaft tamquam in fundamento bleibe. Siehe Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 124.

  162. 162.

    Anton H. H., Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, 1968, 407.

  163. 163.

    Anton H. H., Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, 1968, 407.

  164. 164.

    Anton H. H., Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, 1968, 407.

  165. 165.

    Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 148.

  166. 166.

    Dazu auch Wyduckel D., Gemeinschaft, Recht und Souveränität in der Politischen Theorie des Johannes Althusius, 323, 323 f., in: D. Heckmann/R. P. Schenke/G. Sydow, Verfassungsstaatlichkeit im Wandel, Festschrift für Thomas Würtenberger zum 70. Geburtstag, 2013.

  167. 167.

    Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 279.

  168. 168.

    Costa P., Iurisdictio, Semantica del potere politico nella pubblicistica medievale, 1100–1433, 1969, 101 f.

  169. 169.

    Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), Völkerrecht Politik Kirche, 1995, 131.

  170. 170.

    Unter den Begriff „Gesetze der Westgoten“ fallen die umfassenden westgotischen Rechtsauffassungen im Spanen des Frühmittelalters, die römische, germanische und christliche Perspektiven sowohl inhaltlich als auch sprachlich vermengen.

  171. 171.

    Leges Visigothorum, Liber 1, Tit. 2, III. Vgl. etwa Zeumer Karl, Liber iudicorum sive Lex Visigothroum, 33, 41, in: Zeumer Karl, Monumenta Germanica Historica, Leges Nationum Germanicarum, Editi Societas Aperiendis Fontibus, in: d. nova; Unveränd. Nachdr. d. Ausg. Hannover, 1902. Online ebenfalls zugänglich: Scott, S. P., The Visigothic code (Forum judicum).

  172. 172.

    Lat.: „aliene provisor salutis commodius ex universali consensi exerceat gubernaculum, quam ingerat ex singulari potestaste iudicium.“ Liber I, Tit. 1, V in der Fassung von Zeumer Karl, Liber iudicorum sive Lex Visigothroum, 33, 89, in: Zeumer Karl, Monumenta Germanica Historica, Leges Nationum Germanicarum, Editi Societas Aperiendis Fontibus, in: d. nova; Unveränd. Nachdr. d. Ausg. Hannover, 1902.

  173. 173.

    Siehe „Tunc primo requriend[e]um est, ut id, quod inducitur, possibile credatur. Novissime ostendendum, si non pro familiari compendio, sed pro utilitate populi suadetur, ut appareat eum, qui legislator existit, nullo privatim commodo, sed omnium civium utilitati communi motum presidiumque opportune legis inducere.“ Liber I, Tit. 1 III in der Fassung von Zeumer Karl, Liber iudicorum sive Lex Visigothroum, 33, 39, in: Zeumer Karl, Monumenta Germanica Historica, Leges Nationum Germanicarum, Editi Societas Aperiendis Fontibus, in: d. nova; Unveränd. Nachdr. d. Ausg. Hannover, 1902.

  174. 174.

    Siehe „Tunc deinde sciet in hoc maxime istare gravitates publice gloriam, si det ipsis legibus disciplinam. Nam cum salus tota plebium in conservando iure consistat, leges ipsas corrigere debet ante quam mores. Veniunt neim, ut cuique libet, in contentionem, leges pro arbitrio suo ferunt, induunt sibi fictam de grabitate hac pudore personam, adeo ut sit illis lex publica, inhonestas privata, sicque obtentu legum contraria legibus adoperiunt, qui vigore obvia legibus evellere debuerunt.“ Liber I, Tit, 2, IX (VIIII) in der Fassung von Zeumer Karl, Liber iudicorum sive Lex Visigothroum, 33, in: Zeumer Karl, Monumenta Germanica Historica, Leges Nationum Germanicarum, Editi Societas Aperiendis Fontibus, in: d. nova; Unveränd. Nachdr. d. Ausg. Hannover, 1902.

  175. 175.

    lex consensu populi fit et constitutione regis (…).“ Zitiert nach Georg Heinrich Pertz, Karoli II. Edictum Pistense, 488, 490, in: Georg Heinrich Pertz, Monumenta Germanica Historica, Inde Ab Anno Christi Quingentesimo Usque ad Annum Millesinum et Quingentesimum, Avspiciis Aperiendis Fontibus Rerum Germanicarum Medii Aevi, 1835. Siehe auch Canning J., A History of Medieval Political Thought 300–1450, 1996, 62.

  176. 176.

    „Ego Hludowicus misericordia domini Die nostri et electione populi rex constitutus.“ Zitier nach Georg Heinrich Pertz, Hludowici II Karoli F. Coronatio, 542, 543, in: Georg Heinrich Pertz, Monumenta Germanica Historica, Inde Ab Anno Christi Quingentesimo Usque ad Annum Millesinum et Quingentesimum, Avspiciis Aperiendis Fontibus Rerum Germanicarum Medii Aevi, 1835. Siehe auch Lupoi M./Belton A., The Origins of the European Legal Order, 2007, 188. Vergleiche zudem Canning J., A History of Medieval Political Thought 300–1450, 1996, 62.

  177. 177.

    Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 185; Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 148 ff.; Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 105 ff.; Bielefeldt H., Von der päpstlichen Universalherrschaft zur autonomen Bürgerrepublik, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 1987, 70, 70 f.; Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 125 f.

  178. 178.

    Nicht nur zur Frage der Wahrnehmung „des Mittelalters“ in der Wissenschaft sehr lesenswert Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 6.

  179. 179.

    Tierney B., The Idea of Natural Rights, 1997, 42.

  180. 180.

    Siehe oben Kapitel 4 unter 5 b).

  181. 181.

    Miethke J., Politiktheorie im Mittelalter, Von Thomas von Aquin bis Wilhelm von Ockham, 2008, 33. Zur Aufteilung der aquinatischen Theorie in das metaphysische bonum publicum und der utilitas als rein irdischer Komponente kritisch Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 186.

  182. 182.

    Zu diesem Mazal O., Das Byzantinische Reich unter der Syrischen und der Makedonischen Dynastie, 805, 300 ff., in: Theodor Schieder, Handbuch der Europäischen Geschichte, Europa im Wandel von der Antike zum Mittelalter, 1976.

  183. 183.

    Ulpian (Digesten 1. 3. 1); Ulpian (Digesten 1. 4. 1).

  184. 184.

    Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 51.

  185. 185.

    „Quod principi placuit, legis habet vigorem. (…) Quodcumque igitur imperator per epistulem et subscriptionem statuit vel cognoscens decrevit vel de plano interlocutus est vel edicto praecepit, legem esse constant.“ Ulpian (Digesten 1. 4. 1). Herzog R., Die Bedeutung des Wormser Rechtstages von 1495 für die Entwicklung der modernen Verfassungsstaatlichkeit, 5, 10 f., in: J. Burmeister, Verfassungstaatlichkeit, Festschrift für Klaus Stern zum 65. Geburtstag, 1997; Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 48 ff.; Buijs G., „Que les latins appelent maiestatem“: An Exploration into the Theological Background of the Concept of Sovereignty, 229, 241, in: N. Walker, Sovereignty in Transition, 2003. Im Gegensatz zum Verständnis Rosins ist nicht erst der Souverän der Schriften Bodins ein princeps legibus solutus. Rosin N., Souveränität zwischen Macht und Recht, 2003, 127.

  186. 186.

    Bleicken J., Lex publica, Gesetz und Recht in der römischen Republik, 1. Aufl. 1975, 134 ff.

  187. 187.

    Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 51.

  188. 188.

    Siehe auch ausführlich Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 48 ff.; Bleicken J./Goldmann F., Gesammelte Schriften, 2. Römische Geschichte (Forsetzung), 1998, 835 ff.

  189. 189.

    Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 48 ff. Bei dem wieder eng am ciceronisch-aristotelischen Vorbild arbeitenden Marsilius ist die „Seele“ des Gesetzes wieder die „Gemeinschaft als Ganze“. Vergleiche Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 288.

  190. 190.

    Bleicken J./Goldmann F., Gesammelte Schriften, 1998, 835.

  191. 191.

    Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 48 ff.

  192. 192.

    Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 48 ff.; Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 132.

  193. 193.

    Zur Geschichte der Begriffe princeps und Imperator siehe knapp mit weiteren Nachweisen Buijs G., „Que les latins appelent maiestatem“: An Exploration into the Theological Background of the Concept of Sovereignty, 229, 240, in: N. Walker, Sovereignty in Transition, 2003.

  194. 194.

    Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 45. Vergleiche auch Marsilius von Padua: „Freilich haben diese [positiven] zwingenden Gesetze, die göttlichen wie die menschlichen, keine Seele und besitzen kein bewegendes Prinzip, das urteilt und vollstreckt; daher haben die Gesetze ein Subjekt oder ein beseeltes Prinzip erhalten müssen, das nach ihnen die menschlichen Handlungen vorschreiben, regeln oder beurteilen und auch die Urteile vollstrecken und die Übertreter der Gesetze strafen soll. Dieses Subjekt oder Prinzip heißt Richter.“ Def. P. II, Cap. XIII § 6. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 405.

  195. 195.

    Dazu Kapitel 4 unter 7 b).

  196. 196.

    Chénon É., Histoire générale du droit francais public et privé, des origines à 1815 (1), Période gallo- romane. Période franke. Période féodale et coutamiére (Sources du droit, droit public), 1926, 812 ff. Es verwundert insofern nicht, wenn die Völkerrechtsdogmatiker des 19. Jahrhunderts aus diesem römischen Axiom die souveräne, absolute Autonomie des hegelschen Staates ableiteten. Lauterpacht H., Kelsen’s Pure Science of Law, 404, 413, in: E. Lauterpacht, International Law – Being The Collected Papers of Hersch Lauterpacht, Volume 2. The Law of Peace Part 1. International Law in General, 1975.

  197. 197.

    „la puissance absolue n’est pas autre chose que derogation au loix civiles“. Hier zitiert nach Quaritsch H., Souveränität, 1986, 47.

  198. 198.

    Vergleiche Woolf: „It must be clear (…) that the medieval lawyers are using the terms Jurisdictio and Imperium in a manner that a mere reference to Roman law, whether Justinian or ante- Justinian, will not explain.“Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 127.

  199. 199.

    „Potestas cum necessutate iuris scilicet reddendi aequitatisque statendae“. Siehe Fußnote 18 bei Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 145.

  200. 200.

    Gilmore M. P., Argument from Roman Law in Political Thought, 1200–1600, 1967, 20 f. Sehr häufig wurde dabei das merum imperium als die eigentliche Amtsgewalt verstanden, während die Gerichtsgewalt als Zwangsgewalt auch an Unterstehende delegiert werden konnte. Vergleiche dazu Gilmore M. P., Argument from Roman Law in Political Thought, 1967, 29.

  201. 201.

    Miethke J., Politiktheorie im Mittelalter, 2008, 187; Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 291; Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 69; Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 78. Maiolo bemerkt zu Recht: „The controversies about the nature and extension of imperial sovereignty were actually controversies about the nature and the extension of jurisdiction.“ Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 142, Zur Jurisdiktionsgewalt bei Nicolaus von Kues vergleiche Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 146. In der indischen Antike bildete die Rechtsprechungsgewalt scheinbar seit Aśōka (ca. 304–232 v.Chr.), den rechtlichen Anknüpfungspunkt der fürstlichen Gesetzgebungskompetenz. Vergleiche dazu Viswanatha S. V., International Law in Ancient India, 1925, 40 f.

  202. 202.

    Policraticus; V, Kapitel XII; 6.3.2.5.3. Übersetzung von Seit S., Johannes von Salisbury – Policraticus, 1. Aufl. 2008, 161. Vergleiche allgemein das fünfte Buch des Traktats zur organschaftlichen Vorstellung des Autors.

  203. 203.

    Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 243.

  204. 204.

    Dies galt insbesondere für streng hierokratisch motivierte Schriften, wie das Traktat De ecclesiatica potestaste des Aegidius Romanus, der Papst als homo spiritualis. Siehe Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 292; Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 231 ff.

  205. 205.

    Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 29. Vergleiche auch Lureau H., Les Doctrines Démpcratiques chez les écrivains protestants francais de la seconde Moitié du xi siécle, – Thèse pour le doctorat, 1900, 3.

  206. 206.

    Zur literaturwissenschaftlichen Einordnung der „Sechs Bücher über den Staat“ vergleiche Schanz V., Politische und literarische Souveränität im frühneuzeitlichen Frankreich, 2013.

  207. 207.

    Republik, I, 8, 142. In deutscher Übersetzung bei Bodin J., Sechs Bücher über den Staat, 1981, 222 Vergleiche dazu auch Quaritsch H., Souveränität, 1986, 46 f. Jedoch stimmt der Autor mit Helmut Quaritsch lediglich in seiner Analyse Bodins, nicht aber mit dessen Vergleich mit „dem Mittelalter“ überein. Die „allgemeine Handlungsvollmacht“ über das positive Recht wurde entgegen Quaritsch bereits im Mittelalter behauptet und genauso wenig verwirklicht wie im Zeitalter Bodins.

  208. 208.

    Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 11.

  209. 209.

    Steiger H., Die Ordnung der Welt, 1. Aufl. 2010, 71; Mazal O., Das Byzantinische Reich (641–717), 344, 809 ff., in: Theodor Schieder, Handbuch der Europäischen Geschichte, Europa im Wandel von der Antike zum Mittelalter, 1976.

  210. 210.

    Inst. 2,17,8. Siehe dazu auch Bleicken J./Goldmann F., Gesammelte Schriften, 1998, 835.

  211. 211.

    Siehe dazu Welwei K.-W., Caesars Diktatur, der Prinzipat des Augustus und die Fiktion der historischen Notwendigkeit, 196, 196 ff., in: K.-W. Welwei, Historia: Zeitschrift für alte Geschichte. Einzelschriften, Res publica und Imperium, Kleine Schriften zur römischen Geschichte, 2004; Welwei K.-W., Augustus als vindex libertatis, Freiheitsideologie und Propaganda im frühen Prinzipat, 217, in: K.-W. Welwei, Historia: Zeitschrift für alte Geschichte. Einzelschriften, Res publica und Imperium, Kleine Schriften zur römischen Geschichte, 2004.

  212. 212.

    Zur diesbezüglichen Propaganda des antiken Kaisers Augustus siehe Welwei K.-W., Augustus als vindex libertatis, Freiheitsideologie und Propaganda im frühen Prinzipat, 217, 33, in: K.-W. Welwei, Historia: Zeitschrift für alte Geschichte. Einzelschriften, Res publica und Imperium, Kleine Schriften zur römischen Geschichte, 2004.

  213. 213.

    So auch Clarke: „The famous tag quod principi placuit, legis vigorem habuit was often cited in défense of absolutism, but in its context it was also a reminder of the popular basis of authority.“ Clarke M. V., Medieval Representation and Consent, A study of Early Parliaments in England and Ireland, with Special Reference to the Modus Tenendi Parliamentum, 1936, 248.

  214. 214.

    „Quod principi placuit, legis habet vigorem: utpote cum lege regia, quae de imperio eius lata est, populus ei et in eum omne suum imperium et potestastem conferat.“ (Diegesten 1,4,1). Zitiert nach Glück C. F. von, Einleitung in das Studium des römischen Privatrechts, zur Berichtigung und Ergänzung des ersten Theils des Pandecten-Commentars, 1812, 166. Vgl. auch in den Institutionen: „Sed et quod principi placuit, legis habet vigorem, cum lege regia, quae de imperio eius lata est, populus ei et in eum omne suum imperium et potestatem concessi.“ (Institutionen I,2 6). Hier zitiert nach Mommsen T./Krüger P., Corpus iuris civilis, Institutiones. Recogn. Paulus Krueger. Digesta recogn. Theodorus Mommsen, 1902, 3.

  215. 215.

    Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 45.

  216. 216.

    Bei entsprechender Auslegung der lex regia als widerruflicher Vollmacht durch die Legisten, wie etwa Jakobus von Ravenna, welcher der Gemeinschaft als Ganzer die Befugnis zusprach, objektives Recht zu setzen. Zur widersprüchlichen Interpretation der lex regia durch Baldus de Ubaldis siehe auch Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 55 ff.

  217. 217.

    Vergleiche knapp, aber mit weiteren Nachweisen aus der Literatur Schliesky U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004, 65.

  218. 218.

    Umfassend zum organschaftlichen Denken des Mittelalters, das in dieser Abhandlung nur angedeutet werden kann, Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978.

  219. 219.

    Die Verkörperung der Einheit des Staates durch das Staatsoberhaupt findet sich auch im heutigen Staatsdenken wieder. Vgl. Bundesverfassungsgericht, 2 BvE 4/13, BVerfGE 136, 323, Rn. 22 – Zur Äußerungsbefugnis des Bundespräsidenten in Bezug auf politische Parteien.

  220. 220.

    Schaeder H., Moskau: Das dritte Rom: Studien zur Geschichte der politischen Theorien in der slawischen Welt, 2. Aufl. 1957, 13.

  221. 221.

    Braun H.E., „Lawless“ Sovereignty in Sixteenth-Century Spain, 23, 29, in: R. Sturges, Arizona Studies in the Middle Ages and the Renaissance, Law and Sovereignty, In the Middle Ages and the Renaissance, 2011.

  222. 222.

    Schaeder H., Moskau: Das dritte Rom: Studien zur Geschichte der politischen Theorien in der slawischen Welt, 2. Aufl. 1957, 17 f.

  223. 223.

    Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 40 f. Walther sieht die historische Argumentation gegenüber der „Veritas“-Argumentation der Kirche als schwächer an. Sie scheint ihm eine Verlegenheitslösung mangels besserer Argumente darzustellen. Das mag sein. Jedoch ist diese Argumentationsstruktur gerade in der römischen Antike häufig und überaus populär gewesen. Inwieweit auch im Mittelalter die historische Argumentation gegenüber der kirchlichen Veritas durch die Idee des Alten als des Besseren bei Cicero beeinflusst ist, wird vorliegend nicht untersucht. Jedoch ist zu vermuten, dass durch die Rezeption der Schriften Ciceros durch die nationalen und imperialen Theoretiker auch dessen Idealbild der alten, guten Verfassung gegenüber der neuen Änderungen der historischen Legitimationskette zumindest Rückhalt gegeben hat. In genau dieser Weise stilisiert etwa Remigius von Girolami (1235–1319) die Taten der virtuosi Romani antiqui und stellt ihnen die Zustände (oder seines Erachtens: Missstände) im Florenz seiner Zeit gegenüber, wie Peter Hibst herausgearbeitet hat, Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 189 f. Dabei erfasst er die Oberhäupter der Gemeinde als princeps und bindet sie an das Allgemeinwohl. Die öffentlichen Ämter sind damit in besonderer Weise „öffentlich“ und an das Gemeinwohl gebunden, das grundsätzlich in die Zuständigkeit der Gemeinschaft als Ganzer fällt. Ähnlich argumentiert auch später Nicolaus von Kues in Bezug auf den Zustand der Kirche seiner Zeit, verglichen mit der Kirche in der salisch-ottonischen Epoche. Die idealisierte Darstellung des Vergangenen scheint zumindest seit Cicero in ständiger Tradition ein beliebtes Stilmittel gewesen zu sein.

  224. 224.

    Schaeder H., Moskau: Das dritte Rom: Studien zur Geschichte der politischen Theorien in der slawischen Welt, 2. Aufl. 1957, 15.

  225. 225.

    Ein mittelalterlicher Konflikt, dem bis heute vor allem in der Innenpolitik Russlands noch Bedeutung zukommt. Bei der Behauptung der (Rechts-)Nachfolge Roms handelt es sich um einen Anspruch, der nicht nur im Titel des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel (Istanbul) bis heute fortlebt, sondern bereits mit der Angliederung der Ostukraine an das russische Reich 1667 für juristische und religiöse Probleme sorgte. Dazu etwa Lettenbauer W., Moskau – das dritte Rom, Zur Geschichte einer politischen Theorie, 1961, 73 ff. Es ist interessant, dass der Anspruch, das „neue Rom“ zu verkörpern, sowohl im Umfeld Wladimir Putins als auch von anglo-amerikanischen „Empire“-Theoretikern instrumentalisiert wird. Siehe Ignatieff M., THE AMERICAN EMPIRE; The Burden, The New York Times, 2005, online verfügbar unter: http://​www.nytimes.com​/​2003/​01/​05/​magazine/​the-​american-​empire-​the-​burden.html, zuletzt geprüft am 04.06.2019.; Kagan R., Of paradise and power, America and Europe in the new world order, 1. Aufl. 2003; Ferguson N., Empire, How Britain Made the Modern World, 2003. Zu all diesen siehe Moore, J. A., JR., International Relations, the UN, and David Hume, 2011. Vergleiche zur Idee des „dritten Roms“ aus der Literatur auch Schaeder H., Moskau: Das dritte Rom: Studien zur Geschichte der politischen Theorien in der slawischen Welt, 2. Aufl. 1957; Lettenbauer W., Moskau – das dritte Rom, 1961; Kozyrev I., Moskau – das dritte Rom, 1. Aufl. 2011. Zur Instrumentalisierung der Rom-Idee durch die Außen- und Innenpolitk Wladimir Putins siehe auch Himmelreich J., Putins Dienerin, Neue Züricher Zeitung, 02.04.2015, online verfügbar unter: http://​www.nzz.ch​/​feuilleton/​putins-​dienerin-​1.18514919.

  226. 226.

    Vergleiche bereits Kaltenborn von Stachau C. B., Kritik des Völkerrechts, 1847, 269.

  227. 227.

    Sigmund P. E., Nicholas of Cusa and Medieval Political Thought, 1963, 142.

  228. 228.

    Dies bemerkt erfreulicherweise auch Henry Lureau in seiner Dissertation: „Pourquoi pensent les légistes, puisque le droit romain constitue une autorité indiscutable, la monarchie français ne serait- elle pas formée sur la modèle de l’empire romain?“ Zitiert nach Lureau H., Les Doctrines Démpcratiques chez les écrivains protestants francais de la seconde Moitié du xi siécle, 1900, 3. Vergleiche auch aus der französischen Rechtsgeschichtswissenschaft Chénon É., Histoire générale du droit francais public et privé, des origines à 1815 (1), 1926, 526.

  229. 229.

    Dabei handelte es sich primär um eine propagandistische Entfaltung. Die aus dem Axiom der Selbstgesetzgebung ableitbaren Forderungen nach „Demokratie“ oder „Menschenrechten“ sollten daher nur unter Vorbehalt in mittelalterliche Texte hineingelesen werden.

  230. 230.

    So die französischen Legisten hinsichtlich Philipp dem Schönen. Zitiert nach Chénon É., Histoire générale du droit francais public et privé, des origines à 1815 (1), 1926, 526; Buijs G., „Que les latins appelent maiestatem“: An Exploration into the Theological Background of the Concept of Sovereignty, 229, 237, in: N. Walker, Sovereignty in Transition, 2003. Vergleiche zum Ansatz des „rex est imperator in regnu suo“ auch Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 15.

  231. 231.

    Bartolus beweist die Gleichstellung (wörtl. „aequiparatio“) von nationaler Jurisdiktions- und Herrschergewalt im europäischen Spätmittelalter so: „der Erste hat die ganze Gerichtsbarkeit […] Und von daher gilt er als Herr der ganzen Welt […] So dass jedweder Richter als Herrscher der Gemeinschaft [civitas], oder des Territoriums, dem er vorsteht, bezeichnet wird […] Und mit Fug und Recht kann man sagen, er werde allgemein als Herr jenes ganzen Territoriums betrachtet.“ Dig. Vet., Part 1 (D.II.1.1), Übersetzung MS. Lateinisches Original: „Et it aequiparatio de jurisdictione ad dominium probatur sic: princeps habet omnem iurisdictionem […] et ex hoc dicitur dominus totius mundi […] sicut quilibet judex dicitur princeps civitatis, vel territori, cui praeest. […] Et recte potest dici dominus totius illius territorii universaliter considerati.“ Der lateinische Text ist zitiert nach Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 155.

  232. 232.

    Vergleiche Bartolus, Dig. Vet. Part I (D.III. 1.1, § De Qua Re); Übersetzung MS: „Beachte, dass nur der Erste und der Senat einen guten Ruf wiederherstellen können, so wie der Papst und das Kardinalskollegium [nach kanonischem Recht – MS] […] Also ich frage, ob das Volk durch Satzung Unrecht aufheben kann. [Wörtl. Jemanden Ruf/Ehre wiederherstellen – MS] Das ist offensichtlich nicht der Fall. Was wahr ist bei Schande, die durch irgendeine Satzung verhängt wird und durch irgendeine gegenläufige Satzung aufgehoben werden kann […]. Das gleiche gilt bei anderen Königen und Ersten, die den Kaiser als Herrn anerkennen. Wenn es aber ein König, Führer [mutmaßlich- die Podesta der nordital. Stadtstaaten – MS], oder Volk wäre, die den Kaiser als Herrschaftsbefugten nicht anerkennen, könnte bei Ihnen eine Rehabilitierung durch sie selbst vorgenommen werden. Weil ein solches ein freies Volk genannt wird […] und bei diesen da wird gesagt, sie haben die Herrschaftsgewalt über sich selbst.“ Lat.: „Nota quod ad famam solus princeps et senatus potest restituere et eodem modo Papa et Collegium cardinalium.[…] Sed quaero an populos per statutum possit quem restituere famae. Hic videtur casus quod non. Quod est verum in infamia, quae irrogatur ex forma alicujus statui, quae per aliud statutum contrarium posset tolli […] Idem de aliis regibus et principibus qui recognoscunt Imperatorem in dominun. Sed si esset rex, princeps vel populos, qui Imperatorem in dominun non recognosceret, tunc quo ad seipos restitution famae valeret, quia talis appelatur populos liber […] et qoud eosmet dicitur esse imperium sui ipsius.“ Zitiert nach Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 155. Vergleiche auch „quando populus habet omnem jurisdictionem potest facere statutum, non expecta superioris auctoritate […] et quod isto casu non expectatur superioris auctoritas patet exemplo consuetudinis, quae inducitur ex tacito consensus populi et qequiparatur statuto.“ Bartolus, Ad D, 1, 1.9 n. 4, zitiert nach Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 181.

  233. 233.

    Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 71. Zur ähnlichen Argumentation des Juristen Marinus da Caramanico (1288) siehe Canning J., A History of Medieval Political Thought 300–1450, 1996, 125.

  234. 234.

    Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 68 ff.; Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 214 f.; Fell A. L., Origins of Legislative Sovereignty and the Legislative State, Medieval Or Renaissance Origins? Historiographical Debates and Deconstructions (Volume Four), 1983, 241.

  235. 235.

    So formuliert es zutreffend Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 222.

  236. 236.

    Vergleiche zur Frage der Größe einer Gemeinschaft, die Aristoteles in seiner Politik behandelt, die Ausführungen von Baesler K.F. M., Die Freiheit des Individuums als Pointe der politischen Transformation, 1. Aufl. 2013, 195. Nach Baesler richtet Aristoteles auch die Größe der irdischen Gemeinschaften am Zweck ihres Zusammenschlusses, der menschlichen Autarkie, aus. Demnach sollen Gemeinschaften nicht so groß sein, dass sich die Bürger ihrer Qualität nach nicht mehr kennen.

  237. 237.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 155.

  238. 238.

    Johannes von Paris, De pot. Cap. III, 20 f. (Non est ergo…). Vergleiche auch die abweichende Übersetzung von Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 228. Dass auch hierbei die politische Intention die Argumentation beeinflusst, lässt ein Vergleich mit dem Defensor Pacis des Marsilius vermuten. Marsilius von Padua, der anders als Johannes von Paris eine universale Ordnung befürwortet, behandelt die Frage nach der aristotelischen Freundschaft wesentlich vorsichtiger als Johannes von Paris: Ob es aber für die gesamte zivilisierte Menschheit und zwar auf der ganzen Erde, zweckmäßig ist, eine einzige alleroberste Regierung zu haben, oder ob es in einer bestimmten Zeit zweckmäßig ist, in den verschiedenen Landschaften der Welt, die durch die geographischen Verhältnisse nahezu notwendig getrennt sind und vor allem in denen ohne Sprachgemeinschaft und mit sehr stark abweichenden Sitten und Lebensformen, verschiedene solche Regierungen zu haben […] will Marsilius selbst offen lassen. Vergleiche Def. P. I, Cap. XVII § 10. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 217.

  239. 239.

    Dazu Hammer D., Roman Political Thought: From Cicero to Augustine, 2014, 92.

  240. 240.

    Hierzu wird im Kapitel 6 2 b) Stellung genommen.

  241. 241.

    Rosin N., Souveränität zwischen Macht und Recht, 2003, 152 f. Rosin hält diesen Gedanken irrtümlich für eine Neuerung Jean Bodins. Doch findet sich der Gedanke nicht nur bei Johann von Paris, sondern etwa auch im Defensor Pacis des Marsilius von Padua wieder. Siehe Defensor Pacis I, Kap. XVII § 10. Vergleiche zu Johann von Paris auch De pot. Cap. I. Zitiert nach Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 75. Übersetzung ins Deutsche bei Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 220 f.

  242. 242.

    Vergleiche De pot. Cap. III, 10 f. Zitiert nach Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 82.

  243. 243.

    Johannes von Paris, De pot. Cap. X. Zitiert nach der Übersetzung von Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 256.

  244. 244.

    Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 225.

  245. 245.

    So aber Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 224.

  246. 246.

    Siehe Bodin J., Sechs Bücher über den Staat, 1981, 364.

  247. 247.

    Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 213 ff. Laut Kern auch Koch G., Manegold von Lautenbach und die Lehre von der Volkssouveränität unter Heinrich IV, I. Teil, 1902, 99 f.

  248. 248.

    Etwa bei den franz. Legisten. Siehe dazu Chénon É., Histoire générale du droit francais public et privé, des origines à 1815 (1), 1926, 526 ff.; Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 15.

  249. 249.

    Siehe Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 19; Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 175 ff.; Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 275 f. Vergleiche auch die Parallele zu Marsilius. Für Bartolus war dabei laut Maiolo die Monarchie die beste Regierungsform, um die „Einheit“ und damit den Rechtsfrieden zu sichern – ein Argument, das später bei Hobbes und Kant erneut von Bedeutung sein wird.

  250. 250.

    Gierke O. von, Johannes Althusius und die Entwicklung der naturrechtlichen Staatstheorien, 1902, 155 f.; Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 215.

  251. 251.

    Vergleiche dazu bereits die Schrift von Georg Koch Koch G., Manegold von Lautenbach und die Lehre von der Volkssouveränität unter Heinrich IV, 1902.

  252. 252.

    Folgt man Maiolo, so diente die Konstruktion des Azo primär dazu, die de facto Unabhängigkeit der italienischen Stadtstaaten zu rechtfertigen Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 288. Dies mag sein, jedoch steht diese Auffassung auch in Tradition zum römischen Recht. Allgemein stellte die Frage, ob dem princeps lediglich eine Konzession zustehe oder die Rechte auf ihn unwiderruflich übertragen würden, einen Hauptstreitpunkt des Mittelalters dar. Vergleiche Tierney B., The Idea of Natural Rights, 1997, 183 ff.

  253. 253.

    Übersetzung MS, Lat. Text Lib. I, tit 14, l. 12 Rn. 51: „si populus habebat, adhuc habebit. Dic ergo quod hic non exluditur populus, sed singuli de populo“, zitiert nach der Online-Ausgabe Azo, Ad singulas leges 12. librorum Codicis commentarius et magnus apparatus: Ex Bibliotheca Ant. Contii per A. F. Arvernum, 1596, 67. Siehe auch die hierzu in Tradition stehenden Theorien des Marsilius und des Nicolaus von Kues. Vergleiche zu Konsens und Herrschaft bei Kues insbesondere Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 146 f.

  254. 254.

    Vergleiche Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 227 ff.

  255. 255.

    Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 229.

  256. 256.

    Schmitt C., Verfassungslehre, 1957, 77.

  257. 257.

    McClelland J. S., A history of Western political Thought, 1996, 133.

  258. 258.

    Es liegt nahe zu vermuten, dass sich auf Azo auch der englische Bischof John Ponet im 16. Jahrhundert bezog, als er in seinem Short Treatise of Politike Power (1556) ausführte: „And is any man so unreasonable to deny that the whole may do as much as they have permitted one member to do, or those that have appointed an office upon trust have not the authority upon just occasion (as the abuse of it) to take away that they gave? All laws do agree that men may revoke their proxies and letters when they see their proctors and attorney abuse it.“ Zitiert nach Ponet J., A short treatise of political power; and of the true obedience which subjects owe to kings, and other civil governours. Being an answer to seven questions, 1556 (reprint 1642), 50. Denn, so führt Ponet aus: „King and Princes cannot make laws, but with the consent of people.“ Zitiert nach Ponet J., A short treatise of political power; and of the true obedience which subjects owe to kings, and other civil governours. Being an answer to seven questions, 1556 (reprint 1642), 54. Gough meint, dieses Zitat Ponets wäre das früheste von ihm gefundene Beispiel von „Trusteeship“. Siehe Gough J. W., John Locke’s Political Philosophy; Eight Studies, 2. Aufl. 1973, 165 f. Dabei übersieht er die Arbeit der Legisten, auf die Ponet (All law does agree…) mutmaßlich anspielt. Die Anlehnung an Azo ist jedenfalls deutlich. Wie Thompson zu Recht bemerkt, war es ein typischer Bestandteil der englischen Rechtskultur, die ursprüngliche Unabhängigkeit des englischen Rechts von römischen Rechtsquellen zu betonen. Siehe Thompson M. P., The History of Fundamental Law in Political Thought from the French Wars of Religion to the American Revolution, American Historical Review, 1986, 1103, 1119. Dabei mag mutmaßlich auch die politische Komponente eine Rolle gespielt haben, das „katholische“ römische Recht vom „anglikanischen“ englischen Recht des englischen Königshauses zu separieren. In Bezug auf die Ausführungen des protestantischen Engländers Edward Coke (1552–1634) zeigt Richard Tuck jedenfalls deutlich auf, dass traditionell als typisch „englisches“ Recht eingestuftes Recht in Dependenz zur kontinentaleuropäischen römischen Rechtslehre stand. Tuck R., Natural Rights Theories, Their Origin and Development, 1979, 82 ff. Die Behauptung vermeintlich „englischer“ oder – in Deutschland – „germanischer“ Rechtsquellen scheint teilweise mehr dem Versuch nationaler Abgrenzung (Nationbuilding) als wissenschaftlichem Erkenntnisinteresse geschuldet. Beispielsweise zeugt der Versuch des lutherischen Staatsrechtlers Jacob Carl Spenner, origninär „teutsches“ Staatsrecht auszumachen, deutlich von einer „protestantischen“ Aversion gegenüber dem katholisch-römischen Recht. Siehe dazu auch Thompson M. P., The History of Fundamental Law in Political Thought from the French Wars of Religion to the American Revolution, American Historical Review, 1986, 1103, 1123. Die Bezeichnung römischen Rechts als Civil Law durch Thomas Hobbes scheint ebenfalls in dieser Tradition zu stehen. Die Gemeinsamkeiten der „kontinentalen“ und des „angelsächsischen“ Rechtskreise scheinen mit Helmut Coing daher in der Tat größer, als es zunächst den Anschein hat. Siehe Coing H., Zur Geschichte des Begriffs „subjektives Recht“, 241, 241, in: D. Simon, Gesammelte Aufsätze zu Rechtsgeschichte, Rechtsphilosophie und Zivilrecht 1947–1975, 1982.

  259. 259.

    Dass diese Konsequenz der Relativität von Royalisten nicht immer gerne gezogen wurde, zeigen aus der französischen Literatur vor allem die Werke der „Royalisten“ Johannes von Paris und Jean Bodin. Beide kaschieren den Konsensgedanken durch eine historische Narration. Gleichzeitig betont Johannes von Paris als Gegner des Papsttums die konsensuale Bedingtheit der päpstlichen Macht. Die juristischen Ausführungen jener Zeit lassen sich kaum von der politischen Intention des Autors trennen, jedoch werden die antiken Muster trotzdem deutlich.

  260. 260.

    Insofern ist es kaum vertretbar anzunehmen, dass das römische Recht primär den absoluten Herrschaftsanspruch stütze, während der Gedanke, dass die allgemeinen Angelegenheiten mit der Zustimmung aller geregelt werden müssen, „germanisch“ sei. Dies meint etwa Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 241 ff. Die Gegenüberstellung von „germanischem“ und „römischen“ Denken erscheint im Ergebnis sehr konstruiert.

  261. 261.

    Frei unter Berücksichtigung des Kontexts durch MS übersetzt (in etwa): „[Bei Aufhebung der Vormundschaft“] ist es notwendig, dass alle Vormünder, sie mögen testamentarisch, amtlich/gerichtlich, gesetzlich oder frei erwählt sein, ihre Ermächtigung erteilen, damit das, was alle auf gleiche Weise betrifft, von allen genehmigt werde.“ Lat. „Tunc etenim, sive testamentarii sive per inquisitionem dati sive legitimi sive simpliciter creati sunt, necesse est omnes suam auctoritatem praestare, ut, quod omnes similiter tangit, ab omnibus comprobetur.“ Vgl. Beck J. L., Corpus juris civilis, 1829, 510.

  262. 262.

    Azo, Ad singulas leges 12. librorum Codicis commentarius et magnus apparatus: Ex Bibliotheca Ant. Contii per A. F. Arvernum, 1596, 652.

  263. 263.

    Dies wurde umfassend von Jasmin Hauck herausgearbeitet. Siehe Hauck J., Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari – Eine Rechtsregel im Dialog der beiden Rechte, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung 99 (2013).

  264. 264.

    Hauck J., Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari – Eine Rechtsregel im Dialog der beiden Rechte, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 2013, 398. Siehe auch Congar Y. M.-J., Quod omnes tangit, ab omnibus tractari et approbari debet, 115, 147, in: H. Rausch, Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, Die Entwicklung von den mittelalterlichen Korporationen zu den modernen Parlamenten, 1980.

  265. 265.

    Siehe Bruckmüller, E., Wurzeln des modernen Parlamentarismus, 2005; Hauck J., Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari – Eine Rechtsregel im Dialog der beiden Rechte, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 2013.

  266. 266.

    Siehe Congar Y. M.-J., Quod omnes tangit, ab omnibus tractari et approbari debet, 115, 180, in: H. Rausch, Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, Die Entwicklung von den mittelalterlichen Korporationen zu den modernen Parlamenten, 1980; Watner C., Quod Omnes Tangit, Consent Theory in the Radical Libertarian Tradition in the Middle Ages, Journal of Libertarian Studies 19 (2005), 67, 67; Hauck J., Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari – Eine Rechtsregel im Dialog der beiden Rechte, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 2013, 399. Siehe zum Quod-omnes-tangit Prinzip auch Marongiu A., Das Prinzip der Demokratie und der Zustimmung (Quod omnes tangit, ab omnibus approbari debet) im 14. Jahrhundert, 183, in: H. Rausch, Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, Die Entwicklung von den mittelalterlichen Korporationen zu den modernen Parlamenten, 1980.

  267. 267.

    Zu deutsch (Übersetzung MS): „Wenn man ein Wasserleitungsrecht gewährt, ist nicht nur der Wille derer, in deren Gebiet das Wasser entspringt, sondern auch derer, denen der Nutzen an dem Wasser zukommt, zu erforschen, das heißt derer, denen die Wasserdienstbarkeit geschuldet wird, und das nicht zu Unrecht: wenn nämlich ihr Recht verringert würde, wäre es folgerichtig, zu erforschen, ob sie zustimmen. Und allgemein gilt es zu schauen, ob jemand im Gesetzbuch, nach dem Recht des Ortes, in dem das Wasser entspringt, oder auch am Wasser selbst ein Recht habe.“ Lat. „In concedendo iure aquae ducendae non tantum eorum, in quorum loco aqua oritur, verum eorum etiam, ad quos eius aquae usus pertinet, voluntas exquiritur, id est eorum, quibus servitus aquae debebatur, nec immerito: cum enim minuitur ius eorum, consequens fuit exquiri, an consentiant. Et generaliter sive in corpore sive in iure loci, ubi aqua oritur, vel in ipsa aqua habeat quis ius, voluntatem eius esse spectandam placet.“ Zitiert nach Beck J. L., Corpus juris civilis, 1829, 558.

  268. 268.

    Steiger H., Die Ordnung der Welt, 1. Aufl. 2010, 71; Mazal O., Das Byzantinische Reich (641–717), 344, 809 ff., in: Theodor Schieder, Handbuch der Europäischen Geschichte, Europa im Wandel von der Antike zum Mittelalter, 1976.

  269. 269.

    Post G., Studies in Medieval Legal Thought, 1963, 163 ff.

  270. 270.

    Siehe zur Bedeutung der q.o.t. Formel in der Rechtsprechung Innozenz III insbesondere Hauck J., Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari – Eine Rechtsregel im Dialog der beiden Rechte, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 2013, 411.

  271. 271.

    Siehe dazu bereits Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 7.

  272. 272.

    Diese Ansicht vertritt etwa Wilhelm von Ockham. Vergleiche dazu Speck T., Quod omnes tangit, Rezeption als ekklesiologisches Phänomen bei Matthäus Romanus und Wilhelm von Ockham, 2009, 311.

  273. 273.

    Lat.: „Omnium consensum requirendum ad quos res pertinet.“ Avranches, Bibliothèque Municipale 149, fol. 139rc. Zitiert nach Hauck J., Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari – Eine Rechtsregel im Dialog der beiden Rechte, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 2013, 406. Siehe in diesem Zusammenhang auch Azo, Ad singulas leges 12. librorum Codicis commentarius et magnus apparatus: Ex Bibliotheca Ant. Contii per A. F. Arvernum, 1596, 652.

  274. 274.

    Speck T., Quod omnes tangit, 2009, 280. Vergleiche auch zu einem sehr ähnlichen Beispiel bei Wilhelm von Drogheda Post G., Studies in Medieval Legal Thought, 1963, 192.

  275. 275.

    Laut Congar bereits im Frühmittelalter Congar Y. M.-J., Quod omnes tangit, ab omnibus tractari et approbari debet, 115, 134 ff., in: H. Rausch, Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, Die Entwicklung von den mittelalterlichen Korporationen zu den modernen Parlamenten, 1980.

  276. 276.

    Vergleiche auch Sigmund: „The belief that rulership is based upon the consent of all is much more a characteristic of medieval legal theory than of its philosophy.“ Zitiert nach Sigmund P. E., Nicholas of Cusa and Medieval Political Thought, 1963, 139 Nicht überzeugend hingegen Brod H., Hegel’s Philosophy of Politics, Idealism, Identity, and Modernity, 1992, 136. Die Annahme, dass nur die moderne Theorie das Konsenserfordernis kenne, vertritt auch Friedrich Balke in seiner Habilitationsschrift. Siehe Balke F., Figuren der Souveränität, 2009. Zu dieser auch Pawlik M., Wer über die Herzen der Untertanen gebietet, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 14.11.2010, online verfügbar unter: http://​www.faz.net​/​aktuell/​feuilleton/​buecher/​rezensionen/​sachbuch/​friedrich-​balke-​figuren-​der-​souveraenitaet-​wer-​ueber-​die-​herzen-​der-​untertanen-​gebietet-​11071449.html. Der Konsens ist vielmehr seit der Antike durchgehend eine notwendige Vorbedingung der Legitimation. Vergleiche auch Nida-Rümelin J., Recht und Moral, 3, 10, in: S. Vöneky/B. Beylage-Haarmann/A. Höfelmeier/A.-K. Hübler, Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht, Ethik und Recht, Die Ethisierung des Rechts = Ethics and law: the ethicalization of law, 2013.

  277. 277.

    Vergleiche zum Beispiel des Wollhändler bei Baldus de Ubaldis Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 152 ff.

  278. 278.

    Umfangreiche Nachweise leistet dazu Congar Y. M.-J., Quod omnes tangit, ab omnibus tractari et approbari debet, 115, 155f., in: H. Rausch, Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, Die Entwicklung von den mittelalterlichen Korporationen zu den modernen Parlamenten, 1980. Vergleiche zu Matthäus Romanus auch Speck T., Quod omnes tangit, 2009, 275 f.

  279. 279.

    Policraticus; IV, Kap. 5. Übersetzung von Seit S., Johannes von Salisbury – Policraticus, 1. Aufl. 2008, 93. Dabei greift Johann von Salisbury auf eine alte Tradition zurück, die sich bis in die Spätantike zurückverfolgen lässt. Der Fiskus bildet insoweit das Kernstück des Öffentlichen. Vergleiche zu einem dies thematisierenden Schreiben Benedikts III. auch Anton H. H., Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, 1968, 397 f. Die von Anton thematisierte Doktrin des Rex a regendo, der Selbstleitung als Voraussetzung für die Regierung des Volkes findet sich auch bei Salisbury wieder.

  280. 280.

    Quaritsch H., Souveränität, 1986, 53.

  281. 281.

    Laut Canning steht bei der zunächst vorherrschenden Anzahl an Autoren, die den Herrschaftsübergang durch die lex regia für unwiderruflich halten, wie Albericus de Roscitate, Jacobus Butrigarius, Jaques de Révigny, dem Herrscher allein die Dispositionsbefugnis über das Öffentliche und damit dem Fiskus als besonders öffentlichem zu, das ihm vom populus Romanus übertragen wurde. Vergleiche Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 120. Die von Hibst zutreffend befürwortete Gleichsetzung von utilitas publica und publicatio bonorum zeigt sich auch bei Albericus, der den Fiskus Letzterem zuschreibt und damit die öffentlich-rechtliche Bedeutung – und nicht nur eine transzendent-ethische Bedeutung – des publicatio bonorum aufzeigt.

  282. 282.

    Bartolus Comment. Dig. Vet., 5.3.20. Vergleiche dazu „The fiscus is thus defined as essentially imperial, so is he respublica.“ Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 119 f.

  283. 283.

    Siehe auch die Quellennachweise bei Lee H. Y., Political Representation in the Later Middle Ages: Marsilius in Context, 2008, 182.

  284. 284.

    Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 120.

  285. 285.

    Ich vermute, dass Bartolus mit dem scheinbar merkwürdigen Beispiel des beschränkt Geschäftsfähigen auf die genannte Stelle Codex 5. 59. 5. 2 des Codex Justinians anspielt. Interessant sind im Zusammenhang mit der Assoziation des Königs als Vormund auch die Überlegungen des Historikers Fritz Kern, der den princeps nicht nur als Verwalter der Gemeinschaft als Ganzer verstand, sondern durch die göttliche Vorsehung als Vormund. Vergleiche Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 5. Der princeps verfügte demzufolge einerseits über ein „Volksmandat“ und war andererseits über das bevollmächtigte „Mündel“ der Gemeinschaft als Ganzer nach mittelalterlicher Vorstellung durch Gottes Gnade innerhalb der kosmischen Ordnung erhoben. Die juristische Konstruktion und die organschaftliche Erfassung der Welt wurden insofern vereint. Siehe Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 7.

  286. 286.

    „per statuta covotatum non possit concedi minoribus administratio bonorum suorum, quia hoc princeps reservavit sibi“ – soviel zum Minderjährigenrecht, jedoch: „Civitates tamen queae Principem non recognoscunt in dominun, et sic earum populus liber est (…) possent hoc forte statuere; quia ipsamet civitas sibi princeps est.“ Dig. Vet., Part. 1 (D. IV. 4.3). Zitiert nach Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 155. Übersetzung MS.

  287. 287.

    Joseph Canning betont diesbezüglich, dass es Baldus im Gegensatz zu Bodin nicht um eine allgemeine juristisch-politische Theorie, sondern um die Behandlung eines konkreten Falles gehe. Dem ist zuzustimmen. Die Annahme, dass dem Volk selbst kraft Natur die Möglichkeit obliege, seine Regierung zu setzen, steht im Widerspruch zu seiner Behandlung des Kaisertums und insbesondere der Annahme, die lex regia sei unwiderruflich. Zu Bartolus siehe Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 122 ff.

  288. 288.

    Speck T., Quod omnes tangit, 2009, 311.

  289. 289.

    Post G., Studies in Medieval Legal Thought, 1963, 217. Das Spannungsfeld zwischen Voluntarismus und Normativismus verarbeitet Bracton in die Unterscheidung zwischen Gubernaculum und Jurisdictio. Während das Gubernaculum die durch den Willen des Höchsten ausgeübte Verwaltung des Königreichs darstellt, ist die Jurisdictio durch Gesetz und Gewohnheit (normativ) an den iuris consensus gebunden. Dazu etwa Gough J. W., John Locke’s Political Philosophy; Eight Studies, 2. Aufl. 1973, 130 ff.; Kantorowicz E., The king’s two bodies, 1957, 164.

  290. 290.

    Siehe Regula XXIX in Katholische Kirche, Corpus iuris canonici, Vol. 2, 1959, 1122.

  291. 291.

    Wörtlich führte er aus: „Weil das, was alle angeht, von allen gebilligt werden muss, ordnen wir mit der Autorität der Anwesenden aus dem Bezirk an, dass euer Domprobst keine Kredite aufnehme, ohne dass er die wohlüberlegte Zustimmung aller oder der Mehrheit [des Domkapitels] einhole oder stattdessen die erforderliche Sicherheit leiste.“ Übersetzung MS. Lat. Original: „Cum ergo, quod omnes tangit, ab omnibus debeat approbari, auctoritate presentium districtius inhibemus, ne prepositus vester sine omnium vel maioris partis et sanioris assensu pecuniam recipiat muto vel pro ea prestet fideiussoriam cautionem.“ Innozenz III, Lateran, 10. Dezember 1198. Zitiert nach O. Hageneder/A. Haidacher (Hg.), Publikationen der Abteilung für historische Studien des österreichischen Kulturinstituts in Rom, Die Register Innozenz III, 1964, 694. Siehe auch Hauck J., Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari – Eine Rechtsregel im Dialog der beiden Rechte, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 2013, 409. Dieses Beispiel stammt nahezu wörtlich aus dem lesenswerten Aufsatz von Hauck. Siehe Hauck J., Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari – Eine Rechtsregel im Dialog der beiden Rechte, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 2013, 409.

  292. 292.

    So noch Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 129.

  293. 293.

    Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 128.

  294. 294.

    Es überzeugt heute auch kaum, von einem „staatsrechtlichen Grundbegriff“ der Germanen in Form der „Treue“ zu sprechen. Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 152.

  295. 295.

    Dazu unten Kapitel 4 unter 9.

  296. 296.

    Um ein weiteres von Jasmin Hauck aufgefundenes Beispiel zu gebrauchen: „Angemessen ist es, wenn alle anwesend sind, die die Sache etwas angeht. Gleichwohl wird nicht ungültig, was mit Mehrheit vernünftig beschlossen worden ist, es sei denn, man hat die Abwesenheit der Einen ausgenutzt und die Anwesenheit anderer übergangen, was so festgelegt wurde [Fundstelle].“ Lat. Original: Honestum est ut omnes assunt, quos res tangit. Non tamen infirmatur, quod benefactum est maiori parte presente nisi captata absencia et contempta presencia aliquorum quid fuerit ordinatum ut di. lxiii. obeuntibus [Dist. 63, 35] ex. de of. archiepiscopi. o. ii31). Richardus Anglicus, Avranches, Bibliothèque Municipale 149, fol. 139rc. Zitiert nach Hauck J., Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari – Eine Rechtsregel im Dialog der beiden Rechte, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 2013, 406.

  297. 297.

    Vergleiche dazu Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 168.

  298. 298.

    Vergleiche dazu Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 168.

  299. 299.

    Vergleiche dazu Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 168.

  300. 300.

    Das gleiche Schema wendet Bodin in mittelalterlicher Tradition auch auf das Eigentumsrecht an. Dies ist vom Souverän zwingend zu achten, sofern die Notwendigkeit den Herrscher nicht entbindet. Vergleiche mit Nachweisen bereits Dennert J., Ursprung und Begriff der Souveränität, 1964, 66 f.

  301. 301.

    Zu Locke siehe Gough J. W., John Locke’s Political Philosophy; Eight Studies, 2. Aufl. 1973, 52 f.

  302. 302.

    Zur Verbreitung der q.o.t.-Idee im 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem völkerrechtlichen ius cogens. Vergleiche Kapitel 7 unter 5.

  303. 303.

    Michel Villey verortet die Ausführungen Johannes von Paris ganz im Rahmen der Armutsdebatte um den Franziskanerorden. Siehe Villey M., Le genèse du droit subjectif chez Guillaume d’Occam, Archives de philosophie du droit, 1964, 97.

  304. 304.

    Vergleiche Johannes von Paris, de pot. Cap. VI, 17 f.: „Unmittelbares und echtes Herrenrecht an diesen [ihren] Gütern hat und nicht der Papst noch irgendein Prälat. […] Also ist nicht der Papst alleiniger Herr, sondern nur allgemeiner Verwalter; Bischöfe und Äbte sind spezielle und unmittelbare Verwalter; die Gemeinschaft aber hat wahres Herrenrecht an den [eigenen] Gütern. […] da er [der Papst] nur Verwalter der Gemeinschaftsgüter ist, von dem man gute Absicht erwartet, so hat er über diese Güter nicht vollmacht bekommen, sie außer bei Bedarf und zum Nutzen der gesamten Kirche zu verwenden.“ Übersetzung von Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 237 f. Dabei macht Johannes interessanterweise Anleihen bei dem bedeutenden Zisterzienser Bernhard de Clairvaux, um seine Ansicht theologisch abzusichern. So zitiert er dessen Werk De consideratione, in dem Bernhard ausführt: „Geh hinaus, Eugenius, geh sag ich, in die Welt, denn die Welt ist dein Feld und als solches dir anvertraut. Geh aber nicht hinein als Gutsherr, sondern als Verwalter.“ Bernhard de Clairvaux, De consideratione II, x.6, 23 zitiert nach Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 253. Einige der von Johannes von Paris verwendeten Zitate finden sich kurze Zeit später auch im Defensor Pacis wieder. Vergleiche Def. P. II, Cap. XI § 7. Zitiert nach Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 471. Cary J. Nederman erklärt hingegen die von Johannes von Paris vorgenommene Erklärung durch den Unterschied zwischen Naturrecht (dominum) und iurisdictio. Insofern scheint die mittelalterliche Zuordnung als ius und die römisch rechtliche Zuordnung als res privata zumindest eine auffällige Parallele aufzuweisen. Siehe Nederman C. J., Rights, 643, 646 ff., in: J. Marenbon, Oxford Handbooks, The Oxford Handbook of Medieval Philosophy, 2012. Beiden Traditionen, sofern sie nicht kongruent sein sollten, ist eine funktionale Aufteilung zwischen privaten Aufgaben und notwendigerweise „hochgezonten“ öffentlichen Aufgaben zu eigen.

  305. 305.

    Vergleiche De regia potestaste et papali Cap. XXV. Abgedruckt bei Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 202, 344; Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 254. Nach Struve erweist sich Johannes Quidort als Anhänger der Volkssouveränität. Vergleiche Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 253. Nach vorliegend vertretener Auffassung hingegen lediglich als Anhänger der tradierten römischen Rechtsdogmatik. In ähnlicher Weise schloss auch Papst Innozenz III, ebenfalls wohl kaum ein Anhänger mittelalterlicher „Volkssouveränität“, von der justinianischen Mündelrechtsstelle (Codex 5. 59. 5. 2) analog auf die Einsetzungsbefugnisse hinsichtlich eines Stiftsdekans. Wie Jasmin Hauck in ihrer sorgfältigen Studie darstellt, erachtet Innozenz III. die Einsetzung eines Stiftdekans als gemeinsame Angelegenheit von Bischof und Archidiakon, weil die Einsetzung beide betreffe und daher nur gemeinsam vorgenommen werden könne. Siehe Hauck J., Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari – Eine Rechtsregel im Dialog der beiden Rechte, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 2013, 410.

  306. 306.

    Vergleiche etwa Steiger H., Die Ordnung der Welt, 1. Aufl. 2010, 82.

  307. 307.

    Vergleiche neben der Dissertation von Tobias Speck vor allem Bruckmüller, E., Wurzeln des modernen Parlamentarismus, 2005; Watner C., Quod Omnes Tangit, Journal of Libertarian Studies, 2005, 67, 70. Zuvor bereits Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 120 f.

  308. 308.

    Zitiert nach Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 82 f.; Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 52 f.

  309. 309.

    Freie Übersetzung durch MS. Lateinischer Text im Kontext: „Divi quoque Servus et Antoninus saepissime rescripserunt: ‚licet enim‘, inquiunt, ‚legibus soluti sumus, attamen legibus vivimus‘.“ Institutionen 2,17,8. Siehe Beck J. L., Corpus juris civilis, 1829, 18.

  310. 310.

    „Princeps legibus, ab alio conditis ut infra de arbit. 1. nam et magistratus, vel a seipso ut infra de arbit. 1. Penul. Voluntate tamen sua seiosum subiicit ut Co.d eod. 1. Digna et Institu. quibus modis test. Infir. In ti. et facit Cod. De testa. 1. Hac consultissima § ex omperfecto et Cod. De bon. Que lib. 1. cum multa et infra de leg. Iii 1. Ex imperfecto et in decret. Dist. 8 c. quae contra.“ Zitiert nach und übersetzt ins Englische von Tierney B., „The Prince is Not Bound by the Law’s, Accursius and the Origins of the Modern State“, Comparative studies in society and history 5 (1963), 378, 387. Siehe auch Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 83. Online findet sich der Orginaltext etwa in Accursius, Corpus iuris civilis. Digestum vetus, mit der Glossa ordinaria von Accursius Florentinus, 1482, 23.

  311. 311.

    Lat.: „Nam si diceret, ego sum legibus obligatus, mentiretur“. Siehe Azo, Ad singulas leges 12. librorum Codicis commentarius et magnus apparatus: Ex Bibliotheca Ant. Contii per A. F. Arvernum, 1596, 61 Lib.I Tit. 14 Rn. 18.

  312. 312.

    Siehe oben Kapitel 4 unter 7 b, c).

  313. 313.

    Siehe zu dieser aus dem Hochmittelalter etwa die Glossierungen des Azo, Ad singulas leges 12. librorum Codicis commentarius et magnus apparatus: Ex Bibliotheca Ant. Contii per A. F. Arvernum, 1596, 66 f.

  314. 314.

    Zum Mailänder Bischof Ambrosius siehe Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 134.

  315. 315.

    Kapitel 4 unter 4.

  316. 316.

    Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 114. Zur Begrenzung der Geltungskraft bei Bartolus auch Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 259. Zur parallelen Argumentation seines Schülers Baldus de Ubaldis siehe die Analysen von Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 217; Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 245. Mit Blick auf den faktischen Gehorsam bemerkte daher bereits Johann von Salisbury im Hochmittelalter: „Es bindet alle Menschen das eine einzige Gesetz: „Was du nicht willst, dass es dir getan wird, sollst du dem anderen nicht antun“ […]und „Was du willst, dass es für dich getan werden soll, das sollst du für den anderen tun.“ Siehe Policraticus, IV, Kap. 7, Exkurs. Übersetzung von Seit S., Johannes von Salisbury – Policraticus, 1. Aufl. 2008, 113. Die Reziprozität als Grundlage des zwingenden Rechts für eine Gemeinschaft scheint damit zumindest im westeuropäischen Hochmittelalter, ähnlich wie auch in der chinesischen Antike, durch ein ethisch motiviertes Rechtsverständnis bereits an Popularität zu gewinnen. Vergleiche dazu Tchonan-Pao S., Le droit des gens et la chine antique, 1926, 18 ff.

  317. 317.

    „Wenn du etwas befiehlst, was – deiner Meinung nach – alle einhalten sollen, dann nimm deine Befehle als erster auf dich; dann wird das Volk größere Achtung für das Billige aufbringen, und es wird sich nicht weigern, es zu tragen, weil es gesehen hat, dass der Urheber selbst sich gehorcht.“ Politcraticus, Viertes Buch, Cap. 5; Übersetzung von Seit S., Johannes von Salisbury – Policraticus, 1. Aufl. 2008, 85. Siehe auch die Ausführungen des Kommentators Baldus de Ubaldis, Ad C.I.14.4: „Der Kaiser soll nach dem positiven Gesetz leben, weil seine Autorität von diesem abhängt. Verstehe, dass dieses Wort ‚Sollen‘ so zu interpretieren ist, dass es sich auf seine Pflicht zur Aufrichtigkeit bezieht, die der Kaiser im höchsten Maße besitzen sollte. Doch ist ‚Sollen‘ keine präzise Bezeichnung, weil die höchste und absolute Befugnis des Kaisers nicht durch das Gesetz gebunden ist. Nur seine Befugnis im Recht (potestas ordinaria) ist durch das Recht gebunden, nicht aber seine absolute Rechtsmacht […] Beachte das der Kaiser sagt, er sei durch das Gesetz gebunden, und das dies auf seinem guten Willen beruhe, nicht aber zwingend sei.“ Übersetzung MS. Lat. Text lautet: „princeps debet vivere secundum leges quia ex lege eiusdem pendet auctoritas h.d. Intellige quod istud verbum, „debet“, intelligi de debito honaestatis que summa debet esse in principe. Sed non intelligitur precise, quia suprema et absoluta potestas principis non est sub lege, unde lex ista habet respectum ad potestastem ordinariam non ad potestastem absolutam […] Nota quod imperator dicit se esse legibus alligatum et hoc ex benignitate non ex necessitate.“ Dieser ist zitiert nach Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 238. Siehe auch Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 75.

  318. 318.

    Siehe oben Kapitel 4 unter 4.

  319. 319.

    So der normannische Anonymus; zitiert nach Canning J., A History of Medieval Political Thought 300–1450, 1996, 104. Allgemein zu diesem Autor siehe auch die Studie von Pellens K., Das Kirchendenken des normannischen Anonymus, 1973.

  320. 320.

    Siehe oben Kapitel 4 unter 4.

  321. 321.

    Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 264; Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 206 f.

  322. 322.

    Siehe oben Kapitel 4 unter 4.

  323. 323.

    Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 161; Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 87 ff. Zur heilende Funktion des Königs in der organischen Gesellschaftskonzeption Aquins Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 159.

  324. 324.

    Manegold von Lautenbach (ca. 1040–1103) erachtete daher einen Treueschwur gegenüber einem gewählten König für unverbindlich, wenn er dessen Verbindlichkeit nicht durch seine Funktion als Diener Gottes durch sein Handeln begründete. Vergleiche Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 163; Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 218. Zu Manegold von Lautenbach mit weiteren Nachweisen siehe Koch G., Manegold von Lautenbach und die Lehre von der Volkssouveränität unter Heinrich IV, 1902; Watner C., Quod Omnes Tangit, Journal of Libertarian Studies, 2005, 67, 75.

  325. 325.

    Vergleiche zur aristotelischen Tyrannis-Lehre als Sinnbild „vollkommener politischer Unordnung“ die Ausführungen von Kamp A., Die aristotelische Theorie der Tyrannis, 17, 18, in: H. u. a. Krings, Philosophisches Jahrbuch, 1985.

  326. 326.

    In den Worten von Salisbury: „Sein Amt übt er aber gehörig aus, wenn er sich seiner Stellung eingedenk, vergegenwärtigt, dass er die Gesamtheit seiner Untertanen vertritt, und wenn er anerkennt, dass er sein Leben nicht sich, sondern den anderen schuldig ist, und er es ihnen in geordneter Liebe zukommen lässt.“ Politcraticus, Viertes Buch, 5.1. Übersetzung von Seit S., Johannes von Salisbury – Policraticus, 1. Aufl. 2008, 71. Siehe auch Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 243 Grundlegend auch Kantorowicz E., The king’s two bodies, 1957.

  327. 327.

    Siehe aus dem 14. Jahrhundert die Erörterung des Kommentators Baldus de Ubaldis: „Es ist zu bemerken, dass der eigentliche Daseinszweck des Imperiums das Gute und Nützliche für die Sache der Allgemeinheit [res publica] ist und nicht etwa für ein Privatinteresse, wie bereits Karl [der Große] sagt. Wenn der Imperator daher sein Amt nicht für das Interesse der Allgemeinheit nutzt, sondern [vollmachtswidrig] die öffentliche Sache unterordnet, dann widerspricht es nicht dem Naturrecht, dem Imperium nicht mehr zu gehorchen.“ Übersetzung MS. Der lateinische Originaltext stammt aus Consilia Venice 3.283, Milan 1.333: „Notandum est ergo quod originalis intentio creationis imperii fuit bonum et utilitas rei publice non private, puta Caroli imperatoris. Ergo si imperator in respublica seviret, excutere ab eo iugum tante servitutis non esset contrarium rationi naturali.“ Der Text ist vorliegend zitiert nach Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 233 Siehe auch Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 91.

  328. 328.

    Dazu ausführlich Kamp A., Die aristotelische Theorie der Tyrannis, 17, 19, in: H. u. a. Krings, Philosophisches Jahrbuch, 1985 Zu Aristoteles siehe auch Baesler K.F. M., Die Freiheit des Individuums als Pointe der politischen Transformation, 1. Aufl. 2013, 206 In Tradition zu Aristoteles und Bodin steht auch John Locke wenn er ausführt: „yet every man has a property in his own person. This no body has any right to but himself.“ Zitiert nach Coleman J., Pre-Modern Property and Self-Ownership Before and After Locke: Or, When did Common Decency Become a Private rather than a Public Virtue?, European Journal of Political Theory, 2005, 125, 134 f. Coleman meint hingegen, dass das Prinzip des „Selbsteigentums“ ein neuzeitliches sei, und wundert sich, dass Locke, der ansonsten der Tradition des mittelalterlichen Naturrechts verhaftet war, hier nun eine Neuerung einführt. Es scheint aber, dass sowohl die naturrechtliche Verankerung des Privateigentums (bei Bartolus de Saxoferrato, Johann von Salisbury, Baldus de Ubaldis, Jean Bodin etc.) als auch die Freiheit des Menschen (Aristoteles, Johannes von Paris, Marsilius von Padua, Jean Bodin) ein Grundpfeiler des Naturrechts darstellt. Kaum ein mittelalterlicher Autor hat der res publica freien Zugriff auf Eigentum und Freiheit des Individuums gewährt. Das dominum stand vielmehr synonym für die natürliche Freiheit des Menschen. Sklaverei (bezüglich der eigenen Untertanen) war ein Zeichen von illegitimer Herrschaft. So betrachtet steht John Locke auch mit der zitierten Äußerung in der naturrechtlichen Tradition. Das Konzept der Self-Ownership kennzeichnet die Idee der subjektiven Rechte, die jedermann von Natur aus vor der Unterwerfung unter eine objektive Rechtsordnung zukommt. Gough J. W., John Locke’s Political Philosophy; Eight Studies, 2. Aufl. 1973, 85.

  329. 329.

    Vergleiche die Institutionen III,2: „Sklaverei ist ein Institut des Völkerrechts, das widernatürlich einen Menschen der Privatherrschaft eines anderen Menschen unterstellt“.

  330. 330.

    Dennert J., Ursprung und Begriff der Souveränität, 1964, 20.

  331. 331.

    Im Einzelnen Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 167. Diese Unterscheidung lebt auch in der Neuzeit fort. Laut Braun spricht der Jesuit Juan de Mariana in seinem Fürstenspiegel De rege et regis instiutione libri tres beispielsweise den Bürgern das Recht zu, über einen Tyrannen zu richten. Sobald der Inhaber des Amtes seine „öffentliche“ Befugnis verlässt, handelt er privat und ist nicht mehr übergeordnet. Braun H.E., “Lawless” Sovereignty in Sixteenth-Century Spain, 23, 26, in: R. Sturges, Arizona Studies in the Middle Ages and the Renaissance, Law and Sovereignty, In the Middle Ages and the Renaissance, 2011; Skinner Q., The Foundation of modern political thought – Renaissance, 1978, 347. Zum „Widerstandsrecht“ bei Althusius vergleiche Wyduckel D., Gemeinschaft, Recht und Souveränität in der Politischen Theorie des Johannes Althusius, 323, 356, in: D. Heckmann/R. P. Schenke/G. Sydow, Verfassungsstaatlichkeit im Wandel, Festschrift für Thomas Würtenberger zum 70. Geburtstag, 2013.

  332. 332.

    Sklaverei und damit die Einschränkung der öffentlichen Kritik am Prinzen sind etwa für Johann von Salisbury bereits im 12. Jahrhundert Indizien mangelnder und damit „tyrannischer“ Legitimation. Vergleiche Nederman C. J., Liberty, Community, and Toleration: Freedom and Function in Medieval Political Thought, 17, in: C. J. Nederman/J. C. Laursen, Difference and Dissent, Theories of tolerance in medieval and early modern Europe, 1996. Hinsichtlich dieses Aspekts im Konziliarismus lesenswert Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 128 f.

  333. 333.

    Kern F./Buchner R., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter, 1954, 315 ff.

  334. 334.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 253.

  335. 335.

    Die Rückbindung des Herrscheramtes an den Zweck der Gesellschaft findet sich selbst im 17. Jahrhundert bei dem Spanier Juan de Marina, wie von Braun herausgearbeitet wurde. Siehe Braun H.E., “Lawless” Sovereignty in Sixteenth-Century Spain, 23, 27, in: R. Sturges, Arizona Studies in the Middle Ages and the Renaissance, Law and Sovereignty, In the Middle Ages and the Renaissance, 2011. Hinsichtlich der Lehre von John Locke siehe Gough J. W., John Locke’s Political Philosophy; Eight Studies, 2. Aufl. 1973, 162 f. Auch bei Kant findet sich die Annahme, der Despotismus sei das Staatsprinzip „der eigenmächtigen Vollziehung des Staats von Gesetzen, die er selbst gegeben hat, mithin der öffentliche Wille, sofern er von dem Regenten als sein Privatwille gehandhabt wird.“ Kant I., Zum ewigen Frieden, 1795/2009, 26.

  336. 336.

    Vergleiche: „Any attempt to exclude functional members from public life damages the realization of the common good itself: interdependence entails inclusion.“ Zitiert nachNederman C. J., Liberty, Community, and Toleration: Freedom and Function in Medieval Political Thought, 17, 19, in: C. J. Nederman/J. C. Laursen, Difference and Dissent, Theories of tolerance in medieval and early modern Europe, 1996.

  337. 337.

    So auch Nederman: „Consequently, communal functionalism rejects elitist or specialist arguments for political rule, since the common good is the product of the intercommunication of parts, not of the task of any particular segment of the community in isolation.“ Zitiert nach Nederman C. J., Liberty, Community, and Toleration: Freedom and Function in Medieval Political Thought, 17, 19, in: C. J. Nederman/J. C. Laursen, Difference and Dissent, Theories of tolerance in medieval and early modern Europe, 1996. Siehe auch Nederman C. J., Rights, 643, 644, in: J. Marenbon, Oxford Handbooks, The Oxford Handbook of Medieval Philosophy, 2012.

  338. 338.

    Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 207. Auch Pennington stellt fest: „Matters touching the public good or done in the name of the people add another dimension to any act of the prince.“ Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 208. Dem ist zuzustimmen, denn Akte des öffentlichen Nutzens sind dem Prinzen als Privatperson gegenüber öffentlich und nicht privat, so dass sie für ihn objektiv zwingend sind, sofern nicht ein erneuter öffentlicher Bezug seinem Amt die Befugnis gibt, die Verträge zu ändern.

  339. 339.

    Zitiert nach der Ausgabe von Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 75, 220. Diese Stelle wird besprochen bei Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 147. Siehe auch Leclercq J./Jean de Paris., Jean de Paris et l’ecclésiologie du XIII siècle, 1942. Auch Bielefeldt betont die Bedeutung des Gemeinwohls bei Johannes von Paris Bielefeldt H., Von der päpstlichen Universalherrschaft zur autonomen Bürgerrepublik, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 1987, 70, 91. Vergleiche an der Schwelle zur sogenannten „Neuzeit“ auch Nikolaus von Kues: „Omnis enim rex et imperator habet officium publicum ad publicam utilitatem ordinatum“ in „De Concordatia Catholica“, III, 327, zitiert nach Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 161. Das Zitat wird auch von Peter Hibst besprochen Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 207.

  340. 340.

    Es ist bemerkenswert, wenn in der Spätantike auch nach indischer Vorstellung der Souverän nach der Mahābhārata auf den folgenden Eid verpflichtet wird: „Ich soll das Wohlergehen der Gemeinschaft beachten. Ich soll mich den Regeln des Rechts und der Ethik unterwerfen und den von den Weisen aufgestellten Grundsätzen. Ich soll niemals (private) Willkür walten lassen.“ Deutsche Übersetzung MS. Zitiert nach Viswanatha S. V., International Law in Ancient India, 1925, 48. Zur Mahābhārata siehe auch Banerji S. C., A brief history of Dharmaśāstra, 1999.

  341. 341.

    Dazu Viswanatha S. V., International Law in Ancient India, 1925, 48. Zur strittigen historischen Einordnung dieser Quelle siehe Gopal L., The Sukraniti – a Nineteenth – Century Text, Bulletin of the School of Oriental and African Studies 25 (1962), 524.

  342. 342.

    Zur völkerrechtlichen „R2P“ und der chinesischen Philosophie siehe Zhu W., Responsability to Protect, A Challenge to Chinese Traditional Diplomacy, China Legal Science 97 (2013), 97.

  343. 343.

    Viswanatha S. V., International Law in Ancient India, 1925, 51; Baxi U., India-Europe, Regions-Encounters, 744, 758, in: B. Fassbender/A. Peters, The Oxford Handbook of the History of International Law, 2012.

  344. 344.

    Verdross A., Statisches und dynamisches Naturrecht, 1970, 93 ff.

  345. 345.

    Viswanatha S. V., International Law in Ancient India, 1925, 50.

  346. 346.

    Vergleiche auch Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 19 f.; Brunner O., Land und Herrschaft, 5. Aufl. 1965, 143 ff.

  347. 347.

    Matthäus 16, 18: „Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelsreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“ Zitiert nach Luther M., Die Bibel, 2009.

  348. 348.

    Valentian III, Decree on Papal Power – Übersetzt in das Englische, Verfügbar im Online Angebot der Fordham University, 445. Die vom weströmischen Kaiser Valentian III. verliehene Vollmacht bezeichnete Leo I. als plenitudo potestatis. Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 178. Sie war, weil Valentian III. seinerseits durch Byzanz zum Kaiser ernannt worden war, mittelbar von Konstantinopel abgeleitet. Leos plenitudo potestatis befugte ihn dazu, in den Angelegenheiten der Kirche in höchster Instanz zu Gericht zu sitzen.

  349. 349.

    Wilks M. J., The Problem of Sovereignty in the Later Middle Ages, 1964, 150 f.

  350. 350.

    Zuvor war es bereits mit dem „Bilderstreit“ zu einer Abgrenzung vom oströmischen Kaisertum gekommen. Siehe dazu Steiger H., Die Ordnung der Welt, 1. Aufl. 2010, 81; Mazal O., Das Byzantinische Reich (641–717), 344, 809 ff., in: Theodor Schieder, Handbuch der Europäischen Geschichte, Europa im Wandel von der Antike zum Mittelalter, 1976.

  351. 351.

    Zum Selbstverständnis des oströmischen Kaisers vergleiche Steiger H., Die Ordnung der Welt, 1. Aufl. 2010, 74 ff.

  352. 352.

    Dazu Schaeder H., Moskau: Das dritte Rom: Studien zur Geschichte der politischen Theorien in der slawischen Welt, 2. Aufl. 1957, 14.

  353. 353.

    Die sogenannte „Konstantinische Schenkung“ wurde mutmaßlich um das Jahr 800 n.Chr. angefertigt. In dieser Urkunde wird vorgeblich das römische Weltreich von Kaiser Konstantin auf Papst Silvester übertragen. Diese Schenkung hätte nicht nur zur Folge, dass sowohl das fränkische Reich als auch Byzanz in einem Lehensverhältnis zum Papst ständen, sondern auch, dass dieser im Rahmen der translatio imperii legitimer Nachfolger der römischen Kaiser wäre. Der Papst wäre mithin das goldene Haupt im Sinne des Buches Daniels. Die Urkunde wurde zwar bis in die Neuzeit für echt gehalten, auch wenn vielleicht vereinzelt schon bei den Kommentatoren wie Baldus de Ubaldis Zweifel aufkamen Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 52. Imperiale und französische Juristen versuchten sie aber juristisch für nichtig zu erklären, um die Gleichrangigkeit des Kaisers/des französischen Königs gegenüber dem Papst zu behaupten. Teilweise wurde die Schenkung auch als Argument gegen die Übertragung der weltlichen Jurisdiktion durch Christus auf den Papst angeführt. Siehe Johannes von Paris, De pot. Kapitel X Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 254 Auch Cap. XXI Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 326 f.

  354. 354.

    Zur Idee der universalen Kirche, insbesondere bei Ockham, siehe auch Speck T., Quod omnes tangit, 2009, 71 f. Zur Verbindung christlicher und römischer Tradition auch Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 181.

  355. 355.

    Vergleiche Bielefeldt H., Von der päpstlichen Universalherrschaft zur autonomen Bürgerrepublik, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 1987, 70, 75.

  356. 356.

    Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 58 Auch Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 75.

  357. 357.

    Bewegt durch die cluniazensischen Reformen stritt im westlichen Hochmittelalter vor allem der vorherige Mönch Hildebrand, Papst Gregor VII., für die „Reinheit“ der katholischen Kirche. Es kämen, wie Gregor VII. in seinem dictatus papae ausführte, allein dem Papst die Zeichen der Befehlsgewalt zu und nur mit seiner Zustimmung dürften Rechtssammlungen und Rechtssätze verkündet werden, sofern die Zeit solche erfordere (pro tempore necessitate). Zu Leben und Wirken Hildebrands siehe Canning J., A History of Medieval Political Thought 300–1450, 1996, 87 f.

  358. 358.

    Zur Zwei-Schwerter-Lehre bei Gelasisus I siehe Canning J., A History of Medieval Political Thought 300–1450, 1996, 92 f. Zur Zwei-Schwerter-Lehre bei Aegidius Romanus lesenswert Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 239 f. Zur Behandlung durch den normanischen Anonymus siehe Pellens K., Das Kirchendenken des normannischen Anonymus, 1973, 9 f.

  359. 359.

    Zum Wandel des päpstlichen Selbstverständnisses vom vicarius petri zum vicarius christi siehe Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 35 f. Zur Bedeutung des Theologen und Kanonisten Innozenz III für diesen Wandel Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 180 f.; Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 57. Zur parallelen Argumentation weltlicher Autoren vergleiche beispielsweise im ausgehenden 14. Jahrhundert Baldus de Ubaldis: „Nota quod omnes tenemur principi, quia ut deus princeps in celis, sic imperatorem vicarium suum et dominatorem in fide ac veritate et iusticia constitute in terries.“ Zur Absicherung dieser These wird auch hier auf die Bibel Bezug genommen: „Preterea divina pagina dicit, ‚omnis anima subdita principi‘.“ Siehe Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 230. Vertreter der nationalen Königshäuser hingegen gaben dem Papst zwar aus Glaubensgründen im Notfall ein Eingriffsrecht in die weltliche Jurisdiktion, verneinten aber den Übergang sämtlicher weltlicher Jurisdiktion auf den Papst, weil Christus als Mensch selbst keine solche ausgeübt habe, sondern vielmehr bewusst (Mt. 22,21) auf diese verzichtet habe. Selbst wenn er irdische Jurisdiktion innegehabt hätte, so wäre sie nicht von ihm auf den Papst übertragen worden. Vergleiche zu dieser Argumentation beispielsweise die Kapitel VIII, IX und X aus De regia potestate et papali. Übersetzung von Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 242 f. Einen Eindruck vom Geist der cluniazensischen Reformen liefert die Studie von Roth K., Die Wende zum Staat – Von Gregor VII. bis Hobbes, 23, 25 f., in: S. Salzborn/R. Voigt, Staatsdiskurse, Souveränität, Theoretische und ideengeschichtliche Reflexionen, 2010.

  360. 360.

    Vor dem Hintergrund dieses neuen Selbstbewusstseins verwundert es kaum, dass das Papsttum immer wieder durch die Versendung römischer Königskronen an Bulgarien oder Serbien versuchte, diese in das weströmisch-katholische Rechts- und Glaubenssystem einzufügen und so seinen fiktiven, erdichteten Anspruch gegenüber der Tradition von Byzanz zu bekräftigen und zu verwirklichen. Es sollte demnach der römische Bischof als höchster Richter sein, der sämtliche weltliche Macht aus seiner Befugnis heraus legitimierte – und begrenzte. Dazu Schaeder H., Moskau: Das dritte Rom: Studien zur Geschichte der politischen Theorien in der slawischen Welt, 2. Aufl. 1957, 5.

  361. 361.

    Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 97.

  362. 362.

    Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 176 f.

  363. 363.

    In den Worten des Baldus de Ubaldis: „Der Papst ist nicht nur Bischof, sondern das Haupt aller Bischöfe und aller erdenklichen Übrigen; ihm ist die Macht der Schlüssel [sc. des Himmelreiches] gegeben und die oberste und ungebundene Macht, die absolute Macht genannt wird, frei von allen Fesseln des Kirchenrechts und allen beschränkenden Gesetzen außer denen des Evangeliums und der apostolischen Regeln“ Baldus ad X. Proem, ad v. „Gregorius“. „[Papa] non solum est episcopus, sed culmen episcoporum et ceterorum, quos intellectus potest imaginari, cui data est clavium plenitudo, et summa et libera potestas, que appellatur potestas absoluta ab omnibus vinculis canonum et ab omni regula arctativa, preterquam ab evengelica et apostolica.“ Übersetzung MS. Die lateinische Quelle wurde hier zitiert nach Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 231.

  364. 364.

    Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 60 f. Grundlegend Gierke O. von, Das deutsche Genossenschaftsrecht, Band 3, 1868–1913, 243 f.; auch Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 114 f. Dazu bemerkt Wyduckel zutreffend: „Die Erkenntnis, dass der Papst ein öffentliches Amt ausübt, kann in ihrer Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen nicht hoch genug eingeschätzt werden.“ Siehe Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 102. In der Sache zustimmend wohl Roth K., Die Wende zum Staat – Von Gregor VII. bis Hobbes, 23, 32, in: S. Salzborn/R. Voigt, Staatsdiskurse, Souveränität, Theoretische und ideengeschichtliche Reflexionen, 2010.

  365. 365.

    Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 95.

  366. 366.

    Siehe Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 96.

  367. 367.

    So bereits Wyduckel D., Princeps legibus solutus, (1979), 93 Neuerdings betont von Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 180.

  368. 368.

    Umfassend dazu Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 107 Zur Biographie des Hostiensis siehe Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 48 f.

  369. 369.

    Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 58.

  370. 370.

    Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 63.

  371. 371.

    Zur Anwendung römischen Herrschaftsdenkens durch den Kanonist Hostiensis auf die kirchlichen Verhältnisse siehe Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 182. Auch für den Papst galt im Sinne des bereits erläuterten Musters: „Unde ibi, nisi subsit utilitas, non valet dispensatio“, siehe Hostiensis In tertium decretalium librum Commentaria, tit- XXXV, cap.6 Nr. 30, S. 134, Satz 4. Zitiert nach Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 183. Zur Begründung von Rechtsverbindlichkeit im mittelalterlichen Weltbild siehe Kapitel 4 unter 4 und 7 d). Die absolute päpstliche Befugnis über das Recht ist für Hostiensis daher nur in ciceronischer Tradition in Subjecto von der Person des Papstes wahrzunehmen. Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 105 ff. In Objecto gehörte sie in republikanischer Tradition der Gemeinschaft als Ganzer, die im Verständnis des bedeutenden Kanonisten durch allgemeine Zustimmung zum Wohle aller in das Amt des Papstes gewählt wurde. Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 105; Watt J. A., Hostiensis on per venerabilem, the role of the college of cardinals, 99, in: B. Tierney/P. Linehan, Authority and Power, Studies on medieval law and government presented to Walter Ullmann on his seventieth birthday, 1980. In Tradition des römischen princeps konnte auch der Papst in der Theorie seinen Willen nur zum ius publicum machen, wenn er pro necessitate oder pro utilitate „notwendiges Recht“ setzte, also dem ethischen Allgemeinwohl entsprechend handelte. Siehe Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 105; Watt J. A., Hostiensis on per venerabilem, the role of the college of cardinals, 99, in: B. Tierney/P. Linehan, Authority and Power, Studies on medieval law and government presented to Walter Ullmann on his seventieth birthday, 1980. Damit war der gedankliche Weg zum Konziliarismus der frühen Neuzeit vorbereitet. Vergleiche aus der Erklärung des Konzils von Konstanz (1414–1418): „potestastem a Christo immediate habet, cui quilibet cuiuscumque status vel dignitatis, etiam si papalis existat“. Vergleiche Quelle Nr. 767C. Mirbt/K. Aland (Hg.), Quellen zur Geschichte des Papstums und des römischen Katholizismus, 6. Aufl. 1967, 477; Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 106. Deutlicher noch wird der Kanonist Nicolaus von Kues: „ubi auctoritas deficit, mos Populi et maiorum instituta pro lege sunt servanda“ DCC II, 159. Zitiert nach Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 132. Für Hostiensis war, ebenso wie für Ulpian in der Antike und die positivistischen Rechtslehren der Moderne, largo modo alles positive Recht öffentliches Recht, das von den Instanzen gesetzt und schriftlich niedergelegt wurde, wie Wyduckel darlegt. SieheWyduckel D., Ius publicum, 1984, 104 ff. Nur sofern es zwar durch publica authoritate gesetzt, aber allein dem privaten Nutzen diente, konnte das einzelne Rechtssubjekt rechtswirksam davon abweichen. Wyduckel D., Ius publicum, 1984, 109.

  372. 372.

    Speck T., Quod omnes tangit, 2009, 206.

  373. 373.

    Dabei entwickelten sich insbesondere mit Blick auf das Fiskalrecht innerkirchliche Spannungen. So begegnete die Synode von Bourges fiskalischen Forderungen des Papsttums mit der Überlegung: „[S]elbst dann, wenn der eine oder andere seine Zustimmung [zu einer Rechtshandlung] gibt, wäre diese Zustimmung null und nichtig in einer Angelegenheit, die jedermann betrifft.“ Quelle: Mattheus von Paris, Chronica major; Ausgabe Luard, III,107, XII, 1216. Übersetzung von Congar Y. M.-J., Quod omnes tangit, ab omnibus tractari et approbari debet, 115, 126, in: H. Rausch, Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, Die Entwicklung von den mittelalterlichen Korporationen zu den modernen Parlamenten, 1980. Originaltext ebenfalls bei Congar Fn. 33. Vergleiche auch das von Congar zitierte Schreiben des Lateran Konzils (1179 n. Chr.), das die Besteuerung des Klerus unter die Bedingung stellt: „nisi episcopus et clerus tantam necessitatem vel utilitatem aspexerint“. Congar Y. M.-J., Quod omnes tangit, ab omnibus tractari et approbari debet, 115, 125, in: H. Rausch, Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, Die Entwicklung von den mittelalterlichen Korporationen zu den modernen Parlamenten, 1980. Vergleiche auch Kardinal Franziskus Zabarella in der frühen Neuzeit (1403): „papa non potest immutare statum ecclesiae vel impedire, quae ad perpetuam utilitatem ordinata sunt“. Zitiert nach Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 209. Auch der Glaube bildet nicht nur das „reale“ absolut zwingende Wort (via antiqua), sondern war in nominalistischer Lesart auch die „öffentliche Wahrheit“ des congregatio fidelium. Vergleiche Speck T., Quod omnes tangit, 2009, 92 f. Zur Nichtigkeit von Rechtsakten, die gegen den Glauben verstoßen, siehe hinsichtlich des Aegidius Romanus Speck T., Quod omnes tangit, 2009, 76. Zum Ansatz Ockhams vergleiche Speck T., Quod omnes tangit, 2009, 222 f.

  374. 374.

    Zitiert nach Carlyle A. J., A History of Mediaeval Political Theory In The West, 1953, 137; Congar Y. M.-J., Quod omnes tangit, ab omnibus tractari et approbari debet, 115, 159, in: H. Rausch, Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, Die Entwicklung von den mittelalterlichen Korporationen zu den modernen Parlamenten, 1980. Allgemein zur Person des Nicolaus von Kues Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 230 f.; Lukas A., Cusanus Rechts- und Staatsdenken, In der Vorrede zu Buch III der „Concordantia catholica“, 2009.

  375. 375.

    Vergleiche Johannes von Paris unter Berufung auf Gratian: „Der Richter über alle darf von niemandem gerichtet werden, außer er weicht nachweislich vom rechten Glauben ab“. De pot. Cap. VI; Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 238.

  376. 376.

    Vergleiche Nicolaus von Kues: „Im Menschen wirkt der göttliche Samen, der die Menschen zum Konsens und zu ordnungsgemäßer Herrschaft führt.“ Lat.: „Ibi enim est deus, ubi simplex sine pravitate consensus. „ Zitiert nach und Übersetzung von Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 249. Auch hier ist die Anleihe bei Cicero deutlich. Vergleiche De republica I, 41: „Denn gäbe es im Menschen nicht zur Gerechtigkeit bestimmte Samen sozusagen, würde man weder irgendeine Entwicklung der übrigen Tugenden noch des Gemeinwesens selbst finden.“ Zitiert nach Büchner K., Marcus Tullius Cicero – De republica (Der Staat), 4. Aufl. 1987, 55. Es ist der göttliche Samen der Gerechtigkeit, der über den Menschen als Medium in das Recht einwirken soll. Zum göttlichen Aspekt in der Lehre von Cicero siehe Nitschke P., Die Götter, die Tugenden und der Staat, „De natura deorum“ – ein erkenntnistheoretisches Projekt, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007. Zu den aristotelischen Vorstellungen des Nicolaus von Kues vergleiche Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 125 f.; Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 265 f. Die Interpretation Horns, der in Ciceros Lehre einen „staatsfundierten Charakter“ der Gerechtigkeit ausmacht, scheint insoweit zutreffend. Ein „Staat“ ohne Gerechtigkeit existiert für Cicero nicht. Siehe Horn C., Gerechtigkeit bei Cicero: kontextualistisch oder naturrechtlich?, 113, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007.

  377. 377.

    Vergleiche „Der Herr ist ja auch der Herr eines Dieners. Der Fürst dient deshalb dem Herrn, insofern er seinen Mitdienern treu dient, nämlich denen, die ihm untergeben sind.“ Salisbury selbst zitiert hier aus dem Werk des Aristoteles. Vergleiche Policraticus, IV, Kap. 7. Übersetzung bei Seit S., Johannes von Salisbury – Policraticus, 1. Aufl. 2008, 111.

  378. 378.

    Zur Figur des minister dei siehe auch Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 88 f.

  379. 379.

    Dies wurde auch im 15. Jahrhundert, etwa von Panormitanus, vertreten. Siehe Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 231. Es erscheint jedoch zweifelhaft, wenn Pennington in seiner sorgfältigen Studie die These vertritt, dass Panormitanus einen radikalen Wechsel in seiner Rechtstheorie unternommen habe, als er die Geltung des Rechts nicht allein auf den Willen des princeps, sondern primär auf das „public good“ zurückführte. Siehe Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 232. Vielmehr blieb, wie bereits Verdross betonte, die Idee der utilitas publica ein durchgehendes Konzept des politischen Denkens und der Begründung des Rechts seit der Antike. Siehe Verdross A., Statisches und dynamisches Naturrecht, 1970, 22 f.

  380. 380.

    Während Aegidius Romanus die Eingriffsmöglichkeit einseitig zugunsten des Papstes ausgestaltete, betonten dualistische Autoren wie Wilhelm von Ockham die Gegenseitigkeit dieses Verhältnisses und gaben Papst und Kaiser ein Eingriffsrecht in die Sphäre des anderen, soweit eine Notwendigkeit (necessitatis) gegeben ist. Siehe Speck T., Quod omnes tangit, 2009, 259 f. Der Sachsenspiegel kleidet diese ausgleichende Position in das Bildnis des Steigbügelhaltens und begründet die dienende Funktion des Kaisers damit, dass der Sattel des Papstes nicht wanke (vergleiche LdR. I). Beide Sphären waren nach dieser Ansicht aufeinander angewiesen.

  381. 381.

    Zu Recht wird heute verbreitet der Investiturstreit als früher Souveränitätskonflikt gedeutet. Siehe Schliesky U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004, 66.

  382. 382.

    Siehe Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 129. Bielefeldt meint, dass die Unterscheidung zwischen weltlicher und geistlicher Gewalt im Investiturstreit aufgekommen sei. Dies ist fraglich wenngleich die Konfrontation zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt innerhalb der einheitlich betrachteten göttlichen Rechtsordnung im Investiturstreit, wie später auch im Konflikt zwischen Bonifaz VIII. und Philipp dem Schönen, besonders offen zu Tage trat. Bielefeldt H., Von der päpstlichen Universalherrschaft zur autonomen Bürgerrepublik, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 1987, 70.

  383. 383.

    Müller H., Der Anteil der Laien an der Bischofswahl, Ein Beitrag zur Geschichte der Kanonistik von Gratian bis Gregor IX, 1977, 207. Das vorgetragene Selbstverständnis des Klerus als vom Volk begründet findet sich auch etwa bei Gratian. Dieser erklärt: „Electio clericorum est, consensus plebis.“ Decretum Gratiani D.62 pr.: Ausg. E. Friedberg, Corpus Iuris Canonici I 234 zitiert nach Müller H., Der Anteil der Laien an der Bischofswahl, 1977, 210.

  384. 384.

    Müller H., Der Anteil der Laien an der Bischofswahl, 1977, 208

  385. 385.

    Kapitel 4 unter 7 b), c).

  386. 386.

    Walther H. G., Imperiales Königtum, Konziliarismus und Volkssouveränität, 1976, 72. Vergleiche dazu auch Canning J., A History of Medieval Political Thought 300–1450, 1996, 122.

  387. 387.

    Dass diese Theorie nur äußerst geringen Einfluss auf die mittelalterliche Praxis hatte, stellt Müller deutlich heraus, vergleiche Müller H., Der Anteil der Laien an der Bischofswahl, 1977, 210 f. Auch die Dekretisten verminderten die Anforderungen an den Konsens in der Praxis erheblich, wie Müller darlegt.

  388. 388.

    Kapitel 4 unter 7 b), c).

  389. 389.

    Zum Begriff der iusticia bei Aegidius Romanus siehe Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 226 f. Zur Lehre von Matthäus Romanus Speck T., Quod omnes tangit, 2009, 211 f. Andere Autoren, wie Dante, Marsilius von Padua oder auch Theologen wie Wilhelm von Ockham, räumen dem irdischen Sein unabhängig von der päpstlichen Jurisdiktion verstärkt eigene Legitimität ein, die sie aus der Historie begründen. Zur fortbestehenden Bedeutung der Summierungsthese siehe Krüger E., Der Traktat „De Ecclesiastica potestate“ des Aegidius Romanus, 2007, 197.

  390. 390.

    Dieser Gedanke findet sich etwa auch bei Johann von Salisbury, Policraticus, IV, Kap. 4, 5 insb. 4.3. Siehe Seit S., Johannes von Salisbury – Policraticus, 1. Aufl. 2008, 71.

  391. 391.

    Die ab dem Investiturstreit zunehmend instrumentalisierte Konsenstheorie erlangte insbesondere durch Thomas von Aquin und dessen Rezeption des Aristoteles weite Verbreitung, wurde aber auch durch die via moderna befördert. Aquins Zeitgenosse und Weggefährte Tolomeo vertrat infolge dieser Tradition die Ansicht, dass der römisch-deutsche Kaiser durch Wahl der Kurfürsten auch ohne päpstliche Approbation König in Deutschland sei. Kraft des nationalen iuris consensus konnte der Kaiser in römisch-staatsrechtlicher Tradition rex alemanniae werden. Doch bedurfte der Kaiser nach Tolomeos Auffassung der Anerkennung des Papstes, um über das eigene Volk hinaus Herrschaft südlich der Alpen als rex romanorum auszuüben. Im Umkehrschluss hieß dies, dass auch das deutsche Königreich aus eigener Kraft heraus nicht bedeutsamer war als die anderen Königreiche Europas. Siehe dazu Baak J. C., Faschismus und Völkerrecht, Zeitschrift für öffentliches Recht = Austrian Journal of Public and International Law IX (1930 (Neudruck v. 1969)), 1, 2; Miethke J., Politiktheorie im Mittelalter, 2008, 83 f. Zum langen Leben des Tolomeo Fiadoni (Bartholomäus von Lucca; Ptolemy of Lucca) vergleiche nun Blythe J. M., The life and works of Tolomeo Fiadoni (Ptolemy of Lucca), 2009.

  392. 392.

    Diese Ansicht war spätestens unter dem Juristenpapst Bonifaz VIII. und seiner Bulle „Unam Sanctam“ zum päpstlichen Selbstverständnis geworden, nachdem zuvor Aegidius Romanus mit seinem Traktat De ecclesiastica potestate einer absoluten nationalen Autonomie der Königtümer im Auftrag der Kirche entschieden entgegengetreten war. Es ist dieses Selbstverständnis, das – laut Baak – noch 1925 in der Bulle „Quas Primas“ bestätigt wurde. Gleichwohl stellte Bonifaz VIII. auch einen Wendepunkt in den päpstlichen Hegemonieambitionen dar, wie Roth zutreffend betont. Siehe Roth K., Die Wende zum Staat – Von Gregor VII. bis Hobbes, 23, 30, in: S. Salzborn/R. Voigt, Staatsdiskurse, Souveränität, Theoretische und ideengeschichtliche Reflexionen, 2010; Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 231 ff.; Baak J. C., Faschismus und Völkerrecht, Zeitschrift für öffentliches Recht = Austrian Journal of Public and International Law, 1930 (Neudruck v. 1969), 1, 2.

  393. 393.

    Siehe Bull H., The anarchical society, A study of order in world politics, 3. Aufl. 2002, 137. Zurecht wird auch in der respublica christiana ein rechtshistorisches Vorbild der völkerrechtlichen internationalen Gemeinschaft gesehen. Siehe etwa Cassese A., States: Rise and Decline of the Primary Subjects of the International Community, 49, 49, in: B. Fassbender/A. Peters, The Oxford Handbook of the History of International Law, 2012.

  394. 394.

    Kaufmann E., Das Wesen des Völkerrechts und die clausula rebus sic stantibus, Rechtsphilosophische Studie zum Rechts-, Staats-, und Vertragagsbegriff, 1911, 192. Lesenswert zur Entwicklung eines politisch – christlichen Wertekanons im Anschluss an die Weihnachtsrede von Papst Pius XII ist das Werk von Moyn S., Christian Human Rights, 2015.

  395. 395.

    Schmitt C., Politische Theologie, Vier Kapitel zur Lehre von der Souveränität, 5. Aufl. 1990, 49. Vergleiche Schmitt im Folgenden: „Der Ausnahmezustand hat für die Jurisprudenz die gleiche Bedeutung, wie das Wunder für die Theologie.“

  396. 396.

    Dazu auch Buijs G., „Que les latins appelent maiestatem“: An Exploration into the Theological Background of the Concept of Sovereignty, 229, 232 f., in: N. Walker, Sovereignty in Transition, 2003.

  397. 397.

    Heydte F. A. F. d. von, Die Geburtsstunde des souveränen Staates, 1952.

  398. 398.

    Bull H., The anarchical society, 3. Aufl. 2002, 137.

  399. 399.

    Dazu etwa aus philosophischer Perspektive ebenso knapp wie fundiert Quillet J., Nominalisme Politique, 503, 505 ff., in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008.

  400. 400.

    Vergleiche dazu auch die Analyse der Theorie Baldus de Ubaldis von Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 106. Siehe auch Beyme K. von, Geschichte der politischen Theorien in Deutschland 1300–2000, 1. Aufl. 2009, 27. Dass die Idee eines gemeinschaftlichen Europas bereits im 14. Jahrhundert verbreitet war, bemerkt auch Gasser F., Krude Utopien eines geeinten Kontinents, Zeit-Online, 19.Mai 2014, online verfügbar unter: http://​www.zeit.de​/​wissen/​geschichte/​2014-​05/​europa-​gemeinschaft-​geschichte, zuletzt geprüft am 20.06.2019.

  401. 401.

    Dabei findet sich auch oftmals das Bildnis des Steigbügelhaltens, nachdem Kaiser und Papst innerhalb einer organisch verstanden Christenheit zusammenarbeiten sollten, damit der „Sattel nicht wanke“ und die Christenheit fortbestehe. Sachsenspielgel 1. Buch LdR. 1. Während der Papst für das geistliche Wohl in spiritualia Sorge trug, wurde dem Kaiser das weltliche Wohl in temporalia angetragen. Beide sollten sich aber, als Teile von Gottes einheitlicher Schöpfung unterstützen. „Dis is di bedutnis: Was deme babiste widirste, das he mit geistlichem gerichte nicht betwingen mac, das is der keiser mit werltlichem rechte twinge, dem babiste gehorsam czu sine. So sal di geistlich gewalt helfen dem werltlichen gerichte, ab is bedarf.“ Sachsenspielgel 1. Buch LdR. 1. Der zitierte Text ist eine Transkription von folio 10 recto der Wolfenbütteler Handschrift. Siehe Repkow, E. von, Wolfenbüttler Handschrift, 1220–1235/2014.

  402. 402.

    Dazu oben Kapitel 4 unter 5 a). Aus der Literatur Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 113.

  403. 403.

    Dazu unten Kapitel 5 unter 1.

  404. 404.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 98 ff., 107. Dies gilt auch für Dante. Vergleiche Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 222.

  405. 405.

    Ein Bestreben, dem auch der Entwurf der Weltmonarchie Dante Alighieris verhaftet war. Siehe dazu Kelsen H., Die Staatslehre des Dante Alighieri, 1905; Wilks M. J., The Problem of Sovereignty in the Later Middle Ages, 1964, 101; Bielefeldt H., Von der päpstlichen Universalherrschaft zur autonomen Bürgerrepublik, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 1987, 70, 94 f.

  406. 406.

    Vergleiche etwa „Plenitudini potestastis nihil resistit, nam omnem legem positivam superat, et sufficit in principe pro ratione voluntas.“ Ad X.I.2.I, n. 30 (fol. 12r) zitiert nach Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 238; Nichts wiedersteht der höchsten Befugnis, die über dem positiven Recht steht und allein auf dem Willen des Ersten (princeps) beruht. Vergleiche auch „Est autem plenitudo potestatis arbitrii plenitudo nulli necessitati subiecta nullisque iuris publici regulis limitata.“ Ad C. 3.34.2 (fol. 190 v.) zitiert nach Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 238. Demnach galt: „Et ideo si principi placet quod deo non placet, non habet legis vigorem.“ Baldus de Ubaldis, Ad. D.1.4.1 zitiert nach Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 239.

  407. 407.

    Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 72.

  408. 408.

    Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 113.

  409. 409.

    Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 116.

  410. 410.

    Gierke O. von, Das deutsche Genossenschaftsrecht, Band 3, 1868–1913, 201.

  411. 411.

    Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 114.

  412. 412.

    Canning J., The Political Thought of Baldus de Ubaldis, 1987, 76, 238. Vergleiche später im 17. Jahrhundert etwa Wolff C., Jus Gentium Methodo Scientifica Pertractatum, 1749/1934, 17 f. Im Zusammenhang mit dem Pinochet-Fall des House of Lords nun Paulus A. L., Die internationale Gemeinschaft im Völkerrecht, 2001, 272.

  413. 413.

    Ein Gedanke, der Jahrhunderte später auch in der Entscheidung des US-amerikanischen „Supreme Court“ von der Richtermehrheit aufgegriffen wurde, um die Act of State doctrine zu begründen. Die Jurisdiktionsgewalt einer Gemeinschaft ist nach dieser völkerrechtlichen Doktrin allein auf diejenigen Akte beschränkt, die aus der Selbstgesetzgebung eben dieser Gemeinschaft fließen. Prägnant zur „Act of State“-Doktrin Jaenicke G., Zur Frage des internationalen ordre public (1. Thema), 77, 100 f., in: Deutsche Gesellschaft für Völkerrecht, Heft 7, Verhandlungen der 9. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht in Heidelberg vom 26. bis 28. April, 1965.

  414. 414.

    Vergleiche etwa das rechtshistorisch bedeutsame Gesetz omnis jurisdictio vom Reichstag in Roncalia (1155): „Dem Kaiser (princeps) obliegt alle Gerichts- und Zwangsgewalt. Alle Richter erhalten ihr Amt vom Kaiser. Sie sollen alle den gesetzlichen Eid schwören.“ Übersetzung MS, Lat. „Omnis iurisdictio et omnis districtus apud principem est, et omnes iudices a principe administrationem accipere debent, et iusiurandum prestare quale a lege constitutum est.“ Hier zitiert nach Pennington K., The Prince and the Law, 1200–1600, 1993, 14.

  415. 415.

    Canning J., A History of Medieval Political Thought 300–1450, 1996, 104. Nach allgemeiner imperialer Argumentation war dem Kaiser in der römisch-christlichen Theorie, vermittelt durch das antike römische Volk unter Zustimmung des historischen Jesus Christus, die göttliche Befugnis zur Setzung positiven Rechts übertragen worden. Die Macht des Kaisers, „sein Schwert“, wurde ihm von Christus direkt übertragen und war daher von anderer Qualität als die eines nationalen Königs. Sie war mit der Schlüsselgewalt des Papstes sakral gleichrangig oder zumindest gegenüber dieser ihrem Wesen nach autonom. In den Worten Eike von Repkows: „Zwei swert lies got in ertriche, czu beschirmene di cristenheit: dem babiste das geistliche, dem keiser das werltliche.“ LdR I § 1, Vergleiche auch Wilks M. J., The Problem of Sovereignty in the Later Middle Ages, 1964, 73. Lesenswert ist auch das Plädoyer des Marsilius von Padua für die Unabhängigkeit der irdischen Welt, Vergleiche Def. P. I, Cap. XIX § 7 f. In der Ausgabe von Kunzmann mit deutscher Übersetzung Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 237 f.

  416. 416.

    Kelsen H., Die Staatslehre des Dante Alighieri, 1905; Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 211 ff.

  417. 417.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 196 ff.

  418. 418.

    Nederman C. J., Rights, 643, 19, in: J. Marenbon, Oxford Handbooks, The Oxford Handbook of Medieval Philosophy, 2012.

  419. 419.

    Nederman C. J., Rights, 643, 19, in: J. Marenbon, Oxford Handbooks, The Oxford Handbook of Medieval Philosophy, 2012.

  420. 420.

    Miethke J., Politiktheorie im Mittelalter, 2008, 215. Siehe auch eben dort: „Ein Gesetz wird zum Gesetz durch die Kompetenz zur Ausübung solcher zwingenden Kraft. […] Hier hat Marsilius einen Zentralbegriff seines gesamten Nachdenkens über Politik gefunden.“

  421. 421.

    Vergleiche auch Hibst P., Utilitas publica, gemeiner Nutz, Gemeinwohl, 1991, 200. Er ist der Auffassung, Marsilius breche mit der Auffassung, dass primär der Herrscher für das Gemeinwohl Verantwortung trage.

  422. 422.

    Wilks M. J., Corporation and Representation in the Defensor Pacis, Studia Gratiana 15 (1972), 252, 269. In diesem Sinne wird von vielen angenommen, dass Marsilius die Volkssouveränität propagiere. Otto von Gierke unterstellt Marsilius von Paduademokratischen Radikalismus“. Siehe Gierke O. von, Johannes Althusius und die Entwicklung der naturrechtlichen Staatstheorien, 1902, 125. Auch Jean Bodin erachtete das Heilige Römische Reich ebenso wie die römischen Antike als Ausprägungen der Volkssouveränität. Vergleiche Republik, II, Kapitel 5, 301. In deutscher Übersetzung bei Bodin J., Sechs Bücher über den Staat, 1981, 364. Die Auseinandersetzung mit dem ciceronischen Verständnis der res publica als res populi war in der Tat für Autoren, die das römische Recht instrumentalisierten, unvermeidbar. Die Nähe des Positivismus zum Nominalismus führt zwingend zur Auseinandersetzung mit der Annahme, dass der Mensch seine „Nomina“ schaffe. Begreift man das positive Recht als Ausfluss der lex humana, so muss man sich auch vor diesem Hintergrund mit der Erkenntnis auseinandersetzen, dass menschliches Recht von den Menschen abhängig ist. Definiert man „Demokratie“ dementsprechend rudimentär, so kann man auch die Theorien des Mittelalters als „demokratisch“ verstehen. Allerdings ist nicht ersichtlich, welcher Erkenntnisgewinn heute damit erzeugt wird. „Demokratie“, wie sie ab dem 19. Jahrhundert zunehmend diskutiert wurde, unterscheidet sich jedenfalls grundlegend von mittelalterlicher „Volkssouveränität“, wie sie auch Bodin thematisierte. Insofern stiftet die Verwendung des gleichen Begriffs für unterschiedliche Konzeptionen eher Verwirrung, als dass sie erkenntnisfördernd ist. Der Annahme einer Volkssouveränität „moderner“ Prägung im Hochmittelalter stehen daher zu Recht kritisch gegenüber Bielefeldt H., Von der päpstlichen Universalherrschaft zur autonomen Bürgerrepublik, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 1987, 70, 125; Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 93; Coleman J., From the Middle Ages to the Renaissance, 2000, 140. Zur Parallelen Diskussion um Nikolaus von Kues, vergleiche Lukas A., Cusanus Rechts- und Staatsdenken, 2009, 34 f.; Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 204 f. Ihr Fazit: „Nicolaus von Kues vertritt zwar das Konzept einer Souveränität des Volkes, aber nur sofern man diese nicht im modernen Sinn zu interpretieren versucht.“ Siehe Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 205. Eine andere Ansicht vertreten wohl Scholz R., Die Publizistik zur Zeit Philipps des Schönen und Bonifaz’ VIII. Ein Beitrag zur Geschichte der politischen Anschauungen des Mittelalters, 1903, 453; Gewirth A., Marsilius of Padua, The defender of peace, 1979, 55 f. Zu Recht vorsichtiger bereits Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 286 f.

  423. 423.

    Quillet J., La philosophie politique de Marsile de Padoue, 1970, 103. Zitiert nach Bielefeldt H., Von der päpstlichen Universalherrschaft zur autonomen Bürgerrepublik, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 1987, 70, 103. Zustimmend Bielefeldt H., Von der päpstlichen Universalherrschaft zur autonomen Bürgerrepublik, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 1987, 70, 94 f.; Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 79; Nederman C. J., Marsiligo of Padua, 124, in: D. Boucher/P. J. Kelly, Political thinkers, From Socrates to the present, 2. Aufl. 2009.

  424. 424.

    Zu diesem knapp Gierke O. von, Johannes Althusius und die Entwicklung der naturrechtlichen Staatstheorien, 1902, 125 Oder aus der aktuellen Literatur Beyme K. von, Geschichte der politischen Theorien in Deutschland 1300–2000, 1. Aufl. 2009, 31.

  425. 425.

    Siehe dazu Kapitel 5 unter 1., 2.

  426. 426.

    Zur organischen Einkleidung der Gemeinschaftskonstruktion des Marsilius von Padua siehe Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 256 ff.

  427. 427.

    Vergleiche Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 287: Apparently, Marsilius had no need to resort to the ingenious mental gymnastics imposed on the jurists by the requirements of juristic discourse. That is why for Marsilius legal science is not, and cannot be, the science of human and divine affairs as the Roman law tradition affirmed. Vergleiche auch zuvor bereits in diesem Sinne Gewirth A., Marsilius of Padua, 1979, 134; Lagarde G. d., La naissance de l’esprit laïque au déclin du moyen âge, 1970, 25 f. Siehe auch Ullmann W., Principles of Government and Politics in the Middle Ages, 1961, 8.

  428. 428.

    Miethke J., Politiktheorie im Mittelalter, 2008, 219.

  429. 429.

    Vergleiche zu diesem Begriff Fox G. H./Nolte G., Intolerant Democraties, Harvard international law journal 36 (1995), 1, 29.

  430. 430.

    Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 79 f.

  431. 431.

    Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 79; Nederman C. J., Marsiligo of Padua, 124, in: D. Boucher/P. J. Kelly, Political thinkers, From Socrates to the present, 2. Aufl. 2009.

  432. 432.

    „Manchmal kommt es in der Tat vor, dass falsche Erkenntnisse des Gerechten und Nützlichen zu Gesetzen gemacht werden, wenn etwa ein diesbezüglicher Befehl ergeht oder ein Beschluss in Form eines Befehls zugrunde gelegt wurde, wie es in einigen Regionen gewisser Barbaren vorkommt, die es als gerecht erachten, dass die Schuld und Strafe eines Mörders im öffentlich-rechtlichen Sinne [pena civili reale] dadurch beglichen wird, dass ein Preis [precium] für seine Verbrechen entrichtet, auch wenn dies ungerecht ist und die Gesetze konsequenterweise unvollkommen sind. Auch wenn sie die richtige Form haben, fehlt dennoch die richtige Bedingung, namentlich, eine richtige und zutreffende Anordnung eines gerechten Rechtsakts.“ Kunzmann übersetzt precium hier mit „Sachwert“. Vorliegend wird indes die Übersetzung mit „Preis“ im Sinne von Geldwert für sinnvoller erachtet, da auch zahlreiche Quellen zum „Wergeld“ eine finanzielle Entschädigung als Kompensation für erlittenes Unrecht vorsehen. Das Zitat stammt aus Def. P. I, Cap. 10 § 5. Dieses Zitat behandelt auch Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 80. Zu einer ähnlichen Passagen Ciceros in De legibus, auf die sich Marsilius vorliegend bezogen haben könnte (De legibus I, 23) siehe Horn C., Gerechtigkeit bei Cicero: kontextualistisch oder naturrechtlich?, 115, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007. Dort führt Cicero aus: „Das aber ist wirklich äußerst töricht: zu glauben, alles sei gerecht, was in Bestimmungen und Gesetzen der Völker festgelegt ist. Etwa auch, wenn es irgendwelche Gesetze von Tyrannen sind? Es gibt nämlich nur ein einziges Recht, dem die menschliche Gemeinschaft verpflichtet ist und dem ein einziges Gesetz eine Grundlage gibt: Dieses Gesetz ist die richtige Vernunft im Bereich des Befehlens und des Verbietens. Wer dieses Gesetz nicht kennt, ist ungerecht, ob es nun irgendwo aufgeschrieben ist oder nicht. Wenn aber Gerechtigkeit Gehorsam gegenüber geschriebenen Gesetzen und Bestimmungen der Völker wäre und wenn, wie dieselben Leute behaupten, alles an seinem Nutzen zu messen wäre, dann würde jeder die Gesetze missachten und brechen, falls er es könnte, sofern er glaubte, das ihm dieses Verhalten einen Gewinn brächte. Folglich gibt es überhaupt keine Gerechtigkeit, wenn sie nicht von Natur aus vorhanden ist, und die Gerechtigkeit, die auf Nutzenüberlegungen aufgebaut wäre, würde durch eben diesen Nutzen aufgehoben werden.“ Liest man die Passage des Marsilius im Lichte des Cicero, so scheint die Geltung des positiven Rechts für das Individuum durch das Gesetz der „richtigen Vernunft im Bereich des Befehlens und Verbietens“ bedingt ist. In der Tat meine ich, dass man dies aus Buch II des Defensor Pacis, herauslesen kann.

  433. 433.

    So die Deutung von Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 81.

  434. 434.

    Miethke J., Politiktheorie im Mittelalter, 2008, 216.

  435. 435.

    Die Definition des Gesetzes, welche Marsilius im gleichen Kapitel (XII) vornimmt, bestätigt die Annahme, dass ein materieller Grund ohne positive Bestätigung positiv-rechtlich nicht zwingend ist, hilft aber darüber hinaus nicht weiter. So führt der Defensor Pacis aus: „Das Gesetz dagegen hat zwingende Kraft; es ist ein Text, der aus einer bestimmten Einsicht und aus Verstand hervorgeht; ein Text also oder eine Rede aus einer bestimmten Einsicht der aus dem Verstand heraus, dem politischen nämlich, d. h. eine Anordnung [ordinacio] über Gerechtes und Zuträgliches und dessen Gegenteil nach der politischen Einsicht, und zwar mit zwingender Kraft, d. h. eine Anordnung, zu deren Befolgung ein Befehl gegeben wird, den zu befolgen jemand gezwungen wird, oder eine Anordnung, die selbst als ein solcher Befehl formuliert ist, ist demnach ein Gesetz.“ Vergleiche Def. P. I, Cap. XII § 2. Siehe dazu Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 97. Gleiches gilt auch für die folgende Textstelle: „Daher sind nicht alle wahren Erkenntnisse vom Gerechten und Nützlichen im Staatsleben Gesetze, vielmehr sind sie es nur dann, wenn über ihre Befolgung eine zwingende Vorschrift gegeben ist oder wenn sie als Vorschrift formuliert sind, mag auch eine solche wahre Erkenntnis vom Gerechten und Nützlichen notwendigerweise zu einem vollkommenen Gesetz (legem perfectam) erforderlich sein.“ Vergleiche Def. P. I, Cap. XII § 2. Übersetzung bei Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 97.

  436. 436.

    Vergleiche Def. P. I, Cap. XII § 6: „Wären sie Tyrannen der anderen (…) würden die übrigen Bürger, die Mehrzahl, ein solches Gesetz, wäre es auch noch so gut, mit Unwillen oder gar nicht hinnehmen, in dem Gefühl, verachtet zu sein, dagegen Einspruch erheben und, da sie nicht zur Beschlussfassung darüber gerufen waren, es in keiner Weise befolgen. Ein Gesetz jedoch, das gegeben ist, nachdem die Gesamtheit es angehört und ihre Zustimmung gegeben hat, wäre es auch weniger nützlich, würde jeder Bürger leicht befolgen und hinnehmen.“ Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958.

  437. 437.

    Siehe auch Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 201.

  438. 438.

    Siehe dazu bereits Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 91 ff.

  439. 439.

    Vergleiche Def. P. II, Cap. XII § 9. Siehe dazu die hervorragende Analyse von Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 95.

  440. 440.

    Vergleiche insoweit auch die Nähe zur Lehre Ciceros. Zu dieser siehe Horn C., Gerechtigkeit bei Cicero: kontextualistisch oder naturrechtlich?, 105 f., in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007. Aristoteles versteht unter der Billigkeit in seiner Nikomachischen Ethik die „Korrektur des Gesetzes, da wo dasselbe wegen seiner allgemeinen Fassung mangelhaft bleibt“. Zitiert nach Baesler K.F. M., Die Freiheit des Individuums als Pointe der politischen Transformation, 1. Aufl. 2013, 175.

  441. 441.

    Vergleiche auch die auffälligen Parallelen im Wortlaut des Defensor Pacis zu Cicero in De legibus I, 23 „Es gibt nämlich nur ein einziges Recht, dem die menschliche Gemeinschaft verpflichtet ist und dem ein einziges Gesetz eine Grundlage gibt: Dieses Gesetz ist die richtige Vernunft im Bereich des Befehlens und des Verbietens.“ Zitiert nach Horn C., Gerechtigkeit bei Cicero: kontextualistisch oder naturrechtlich?, 115, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007. Sowie in De re publica III, 33: „Es ist aber das wahre Gesetz (vera lex) die richtige Vernunft (recta ratio), die mit der Natur in Einklang steht, sich in alle ergießt, in sich konsequent, ewig ist, die durch Befehle zur Pflicht ruft, durch Verbieten von Täuschung schreckt, die indessen den Rechtschaffenen nicht vergebens befiehlt oder verbietet, Ruchlose aber durch Geheiß und Verbot nicht bewegt. Diesem Gesetz etwas von seiner Gültigkeit zu nehmen, ist Frevel, ihm irgendetwas abzubedingen, unmöglich, und es kann ebenso wenig als Ganzes außer Kraft gesetzt werden (…), noch wird in Rom ein anderes Gesetz sein, ein anderes in Athen, ein anderes jetzt, ein anderes später, sondern alle Völker und zu aller Zeit wird ein einziges, ewiges und unveränderliches Gesetz beherrschen (…): Gott.“ Zitiert nach Horn C., Gerechtigkeit bei Cicero: kontextualistisch oder naturrechtlich?, 115, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007. Übersetzung von K. Büchner. Vergleiche zur Gesetzesvorstellung des Cicero auch, abweichend von Horn Girardet K. M., Die Ordnung der Welt, 1983; Girardet K. M., Naturrecht und Naturgesetz, Rheinisches Museum für Philologie (RhM), 1995, 266. In diesem Sinne meint Jahrhunderte später auch der Völkerrechtler Alfred Verdross, dass das Naturrecht „kein Recht im juristischen Sinne bildet, das mit sozialen Sanktionen verknüpft ist, sondern aus Grundsätzen besteht, die dem positiven Recht vorgegeben sind und mit dem natürlichen Lichte der Vernunft erschlossen werden können.“ Siehe Verdross A., Statisches und dynamisches Naturrecht, 1970, 9.

  442. 442.

    Def. P. II, Cap. XII § 7. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 481 f.

  443. 443.

    Def. P. II, Cap. XII § 8. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 483 Auch nach Ockham konnte das vernünftige Denken die Ordnung Gottes entblößen. Tierney B., The Idea of Natural Rights, 1997, 175.

  444. 444.

    Vergleiche De legibus I, 19 das Zitat findet sich bei Horn C., Gerechtigkeit bei Cicero: kontextualistisch oder naturrechtlich?, 118, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007. Äußerst lesenswert zur „Erkenntnistheorie“ des Cicero und zum Verhältnis der menschlichen Erkenntnisfähigkeit gegenüber der göttlichen Wahrheit auch Nitschke P., Die Götter, die Tugenden und der Staat, „De natura deorum“ – ein erkenntnistheoretisches Projekt, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007.

  445. 445.

    Def. P. II, Cap. XII § 9. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 483. Vergleiche auch Nederman: „Valid human statute is [for Marsilius – MS] not arbitrary in the sense that anything willed by the legislator automatically qualifies as law. Instead, the dictates of justice, founded on natural law as a subcategory of divine law, supply an insurmountable criterion for distinguishing genuine from bogus, and thus binding from noncompulsory, decrees.“ Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 83.

  446. 446.

    „In effect, the result of natural human sociability is the preservation and protection of one’s material interests. The inherent powers of speech and reason alone render possible all the advantages of political and economic association.“ Zitiert nach Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 45. Vergleiche auch zur Wirtschaftsordnung des Marsilius, die hier nicht weiter thematisiert wird, die Ausführungen von Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 54 f.

  447. 447.

    Zum ähnlichen nominalistischen Verständnis von Ockham siehe auch Speck T., Quod omnes tangit, 2009, 338.

  448. 448.

    Def. P. I. Cap. XIII, § 8. Vergleiche dazu auch Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 82.

  449. 449.

    Vergleiche Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 123.

  450. 450.

    Ausgeschlossen bleiben (zumindest) Sklaven, Minderjährige, Ausländer und Frauen. Vergleiche Def. P. I, Cap. XII § 4. Jedoch ist die von Marsilius vorgeschlagene Inklusion, also die Erfassung von Menschen als Rechtssubjekten (statt schlichten Objekten), deutlich weiter als wohl noch bei Aristoteles. Siehe dazu ausführlich Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 62 f.

  451. 451.

    Vergleiche zur argumentativen Begründung der Verbindlichkeit durch Interessenkongruenz: „Das Gesetz befolgt jeder Bürger am besten, das er glaubt sich selbst auferlegt zu haben.“ Def. P. I, Cap. XII § 6 sowie Def. P, I, Cap. XIII § 8: „Wenn die eben genannten Gesetze veröffentlicht worden sind, und zwar in der Vollversammlung und wenn die Bürger gehört worden sind, die etwas über sie in vernünftiger Weise zu sagen wünschten, muss man wieder Männer wählen, wie wir sie vorhin geschildert haben“. Zu den prudentes siehe Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 83 f.]“ Zum detaillierten Verfahren der Gesetzgebung siehe das gesamte Kapitel XIII des Buchs I des Defensor Pacis.

  452. 452.

    Zur Weiterentwicklung durch Nicolaus von Kues siehe Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 130 f. Auch in der Untersuchung von Andreas Lukas zum Staatsdenken des Autors klingt das Erbe des Marsilius deutlich an Lukas A., Cusanus Rechts- und Staatsdenken, 2009.

  453. 453.

    In den Worten der Autoren: „Dessen Wahrheit wird am sichersten beurteilt und dessen Nutzen für die Allgemeinheit am sorgfältigsten beachtet, worauf die Gesamtheit der Bürger mit Verstand und innerer Anteilnahme ihre Aufmerksamkeit richtet.“ Def. P. I, Cap. XII § 5. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 123.

  454. 454.

    Def. P. I, Cap. XII § 5. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 123.

  455. 455.

    Dass für Marsilius die Mitwirkung am Konsens nicht nur ein Recht, sondern auch eine aus dem Zweck der Gesellschaft heraus begründete Pflicht ist, stellt Nederman deutlich heraus. Siehe Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 83 f. Sieht man die Parallelen zwischen Marsilius einer- und dem Werk De re publica des Cicero andererseits, dann stellt sich die spannende Frage, inwieweit diese Pflicht zur aktiven Teilnahme durch Ciceros Konstruktion der Idee der vita activa beeinflusst ist. Zu dieser etwa Voigt R., Staatsphilosoph und Staatsman. Zum Staatsdenken von Marcus Tullius Cicero, 13, 14 f., in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007; Nitschke P., Die Götter, die Tugenden und der Staat, „De natura deorum“ – ein erkenntnistheoretisches Projekt, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007. Das Marsilius die Schriften des Cicero kannte, wird schon allein daraus deutlich, dass er sich ausdrücklich auf ihn beruft. Vergleiche Def. P. I, Cap. XIV § 3 Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 147.

  456. 456.

    Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 94.

  457. 457.

    Vergleiche Def. P. I, Cap. XI § 4. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 111. Auch für Nicolaus von Kues war die Gewalt der Gesellschaft eine Rechtsgewalt, mit welcher sie sich selbst ordnete. Vergleiche dazu Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 143.

  458. 458.

    Lateinisch: „Quoniam illud agible, in cuius debita institucione consistit maxima pars communis sufficiencie civium in hac vita, et in cuius prava institucione commune detrimentum imminent, per universitatem civium tantummodo debet institui.“ Def. P. I, Cap. XII § 7. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 127 Dazu auch Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 65 f.

  459. 459.

    Zitiert nach Kaser M./Knütel R., Römisches Privatrecht, 18. Aufl. 2005, 30 f.

  460. 460.

    Vergleiche Def. P. I, Cap. XV § 2. Übersetzung Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 159. Aufschlussreich bezüglich des Ursprungs dieses Gedankens ist auch hier der Vergleich mit Cicero. Dieser schreibt: „Jedes Volk also, das ein Zusammenschluss einer solchen Menge ist […] jede Bürgerschaft, die eine Verfasstheit des Volkes darstellt, jede öffentliche Sache also, die, wie ich sagte, Sache des Volkes ist, muss durch Willensbildung gelenkt werden, um von Dauer sein zu können. Diese Willensbildung muss erstens immer auf die Ursache bezogen werden, welche die Bürgervereinigung Staat [civitatem] hervorgebracht hat. Zweitens muss sie entweder einem einzigen oder einigen Ausgewählten übertragen oder von der Menge und zwar von allen unternommen werden.De re publica I, 39. Mit leichten Abweichungen wird vorliegend der Übersetzung von Christes gefolgt. Siehe Christes J., Populus und res publica in Ciceros Schrift über den Staat, Die Bedeutung con Cicero für das heutige Staatsverständnis, 85, 92, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch: „Keiner Einzelperson, welcher Würde oder Rangstufe auch immer, noch einem Kollegium kommt eine Regierungsgewalt oder eine zwingende Rechtsprechung über jemand in dieser Welt zu, außer wenn ihm die Befugnis dazu der göttliche oder menschliche Gesetzgeber unmittelbar übertragen hat“. Def. P. I, Cap. XVII § 12. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 219. Der Gedanke der lex regia wird insofern auch bei Marsilius instrumentalisiert.

  461. 461.

    Zur Bedeutung des Amtes bei Marsilius stellte bereits Nederman heraus, das Ämter nicht in sich selbst Zweck sind, sondern als Teil der körperschaftlich verstandenen Gesellschaft dem Ziel der Normunterworfenen dienen. Siehe Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 56 f.

  462. 462.

    Vergleiche den bekannten Ausspruch des Bartolus: „concilium repraesentat mentem Populi“. Dazu ausführlich Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 282.

  463. 463.

    Vergleiche Def. P. I, Cap. XIX § 6. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 237.

  464. 464.

    Zur Definition des dominum führt Marsilius aus, dass dominum sowohl Eigentum als auch Herrschaftsrecht bedeute. Es impliziert für ihn unter anderem sowohl eine durch die positive Ordnung zugewiesene Sachherrschaft über eine Sache als auch im römischen Sinne die absolute, „natürliche“ Dispositionsbefugnis in eigenen Angelegenheiten. Siehe dazu Def. P. I, Cap. XVII § 12 §§ 13,16. Übersetzung bei Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 485, 489. Der Terminus dominum trägt somit in seiner „natürlichen“ Assoziation den Charakter einer subjektiven, umfassenden Befugnis, zu deren Ausübung auch nach Wilhelm von Ockham kraft potestas entweder ein Einzelner oder eine Gruppe bevollmächtigt war. Das von Gott mit der Schaffung des Menschen vor dem Sündenfall verliehene dominum musste daher nach dem Sündenfall durch Konvention geregelt werden. Dabei war aber eine Vollmacht zwischen Herrscher und Beherrschtem unabdingbar. Siehe Quillet J., Nominalisme Politique, 503, 504, in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008; Tierney B., The Idea of Natural Rights, 1997, 170 f. dominum steht damit auch für die ursprüngliche „natürliche“ und rechtmäßige Herrschaft des Einzelnen, die kraft Vollmacht auf einen Herrscher übertragen werden kann. Nach Auffassung hierokratischer Autoren war aufgrund der römischen potestas des Papstes außerhalb der Kirche kein dominum möglich Tierney B., The Idea of Natural Rights, 1997, 172 ff. Für den etwas jüngeren Zeitgenossen des Marsilius, den Rechtsgelehrten Bartolus war universelles dominum des Imperators jedoch ebenfalls nicht universelles Privateigentum (singula res). Vergleiche dazu bereits Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 111 Die Verwendung des Terminus dominus oder dominus mundi sollte, auch vor dem Hintergrund des Christentums, nicht überzogen „personalisiert“ verstanden werden. Die Verwendung des privatrechtlichen „dominus“ impliziert, jedenfalls im öffentlichen Recht, nicht zwangsläufig eine privatrechtliche Verfügungsbefugnis. Vergleiche zu Begriff und Entwicklung des Terminus dominum im Hochmittelalter auch Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 35; Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 156 f.; Buijs G., „Que les latins appelent maiestatem“: An Exploration into the Theological Background of the Concept of Sovereignty, 229, 241, in: N. Walker, Sovereignty in Transition, 2003 Ohne die Entwicklung des Terminus genauer verfolgt zu haben, scheint der Begriff wohl über das 18. Jahrhundert hinaus ein Synonym für Herrschaft, oftmals aber auch mit paternalistischen Ausprägungen, zu sein. Für John Locke bedeutete dominum auch die Verantwortung der Übergeordneten für die Untergeordneten im Rahmen der Herrschaftsbeziehung. Dazu Coleman J., Pre-Modern Property and Self-Ownership Before and After Locke: Or, When did Common Decency Become a Private rather than a Public Virtue?, European Journal of Political Theory, 2005, 125, 138. Karl Theodor Püttner versteht dominum Mitte des 19. Jahrhunderts als eigentumsrechtliche Befugnis, die auch dem Staat zustehen kann. Siehe Pütter K. T., Die Staatslehre oder – Souveränität als Princip des practischen Europäischen Völkerrechts, Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 6 (1850), 299, 349. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert verstand etwa der deutsche Staatsrechtslehrer Karl Victor Fricker das „Dominum“ des Staates „öffentlich- rechtlich“. Siehe Fricker K. V., Gebiet und Gebietshoheit: Mit einem Anhang vom Staatsgebiet, Festgabe für Alber Schässle zur siebenzigsten Wiederkehr seines Geburtstages, 1901, 7.

  465. 465.

    Die Differenzierung zwischen privat und öffentlich zeigt sich bei der vorgenommenen Definition des zwingenden Gesetzes. Nach den Autoren ist das Gesetz „von jeder verkehrten Einstellung frei; es ist ja nicht geschaffen für einen Freund oder einen Feind, für einen Menschen, der nützt oder schadet, sondern ganz allgemein für jedermann, der im bürgerlichen Leben gut oder schlecht handelt.“ Die Anwendung des Gesetzes auf den Einzelfall obliegt dann dem Richter. Vergleiche Def. P. I, Cap. XI § 1. Zitiert nach Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 101.

  466. 466.

    Siehe Def. P. I, Cap. XII § 6: „Nam qiua civitas est communitas liberorum, quilibet civis liber esse debet ec alterius ferre despociam, in est servile Dominum“. Vergleiche zur Einordnung der – hier nicht behandelten – Stellung des Bürgers als parter familias und der damit erläuterten Trennung zwischen familiärer Privatsphäre und öffentlichen Angelegenheiten siehe Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 86 f.

  467. 467.

    Hier unterscheidet sich Marsilius vom jüngeren Bartolus, der mitunter Gesetze in Kraft ließ, die auch vom iuris consensus des Volkes getragen worden wären. Siehe dazu Woolf C. N. S., Bartolus of Sassoferrato. His Position in The History of Medieval Political Thought, 1913, 168.

  468. 468.

    Sowie Subjekt in den Rechtsmaterien, die allein utilitas singulorum aufweisen.

  469. 469.

    Die Begründung des objektiven Rechts ähnelt sich bei beiden Autoren stark. Vergleiche etwa Johannes von Paris, de pot. Cap. VI, 17 f. Übersetzung bei Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 237 f. Einige Zitate des Johannes von Paris aus dem des Werk Bernhard de Clairvaux tauchen in ähnlichen Zusammenhängen auch bei Marsilius auf. Vergleiche einerseits Def. P. II, Cap. XI § 7. Übersetzung bei Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 471. Andererseits de pot. Cap. VI, 17 f. Übersetzung bei Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 253.

  470. 470.

    Zur Flucht Wilhelm von Ockhams an den Hof Ludwig von Bayerns, dem Zusammentreffen mit Marsilius von Padua und den nominalistischen Thesen Ockhams vergleiche Quillet J., Nominalisme Politique, 503, 503, in: P. Raynaud/S. Rials, Dictionnaire de philosophie politique, 3. Aufl. 2008.

  471. 471.

    Beyme K. von, Geschichte der politischen Theorien in Deutschland 1300–2000, 1. Aufl. 2009, 31.

  472. 472.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 258.

  473. 473.

    Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 285.

  474. 474.

    Siehe Kapitel 4 unter 5 b).

  475. 475.

    Dies erkennt auch Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 284.

  476. 476.

    Zur Konstruktion des Thomas Hobbes siehe Kapitel 5 unter 2.

  477. 477.

    Def. P. I. Cap. XIII, § 8. Vergleiche dazu auch Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 82.

  478. 478.

    So führt Cicero aus: „[D]as Gemeinwesen [ist] die Sache des Volkes, ein Volk aber nicht jede irgendwie zusammengescharte Ansammlung von Menschen, sondern die Ansammlung einer Menge, die in der Anerkennung des Rechts und der Gemeinsamkeit des Nutzens vereinigt ist.“ Cicero, De re publica I, 39. Zitiert nach Voigt R., Staatsphilosoph und Staatsman. Zum Staatsdenken von Marcus Tullius Cicero, 13, 14, in: E. Richter/R. Voigt/H. König, Staatsverständnisse, Res publica und Demokratie, Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis, 2007. Auch Nicolaus von Kues, der auf das Werk von Marsilius aufbaut, scheint in dieser Tradition zu stehen. Vergleiche: „Da alle Menschen von Natur aus frei sind, dann ist ein jedes Prinzipat, sei es durch schriftliches Gesetz (lege scripta) oder als lebendes Gesetz durch den Ersten begründet, dass die Untergebenen durch Furcht vor Strafe vom Bösen weg zum Guten hin korrigiert, auf den Konsens und harmonische Übereinkunft (concordatia) der Subjekte gegründet. Denn wenn die Männer von Natur aus gleich frei und gleich vermögend sind, so kann eine wahre und gerecht geordnete Autorität eines Herrschers der geeinten Gemeinschaft in natürlicher Weise nur durch Wahl und Konsens entstehen.“ De Concordatia catholica, II Kapitel XIV; Übersetzung MS. Zitiert nach Sigmund P. E., Nicholas of Cusa and Medieval Political Thought, 1963, 140. Vergleiche die dortige, erheblich abweichende Übersetzung von Paul Sigmund, sowie den lateinischen Text: Unde cum natura omnes sunt liberi, tunc omnis principatur sive consistat in lege scripta sive viva apud principem, per quem principatum coercentur a malis subditi et eorum regulatur libertas ad bonum metu poenarum, est a sola concordantia et consensu subiectivo. Nam si natura aeque potentes et aeque liberi homines sunt, vera et ordinate potestas unius communis aeque potentis naturaliter non nisi electione et consensus aliorum constitui potest.

  479. 479.

    Siehe Nederman C. J., Community and Consent, 1995, 53, 60: „Marsiligo also departs from the principles of Aristotelian politics by denying the existence of a communal responsibility to educate citizens in common principles of goodness or virtue.“

  480. 480.

    Vergleiche Def. P. I, Kapitel XVII § 10.

  481. 481.

    Zum Kirchenbegriff des Marsilius vergleiche Bielefeldt H., Von der päpstlichen Universalherrschaft zur autonomen Bürgerrepublik, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte/Kanonistische Abteilung, 1987, 70, 104 f.; Struve T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978, 280 ff.

  482. 482.

    Dazu ausführlich Nederman C. J., Rights, 643, in: J. Marenbon, Oxford Handbooks, The Oxford Handbook of Medieval Philosophy, 2012.

  483. 483.

    So aber Roth K., Die Wende zum Staat – Von Gregor VII. bis Hobbes, 23, 31, in: S. Salzborn/R. Voigt, Staatsdiskurse, Souveränität, Theoretische und ideengeschichtliche Reflexionen, 2010.

  484. 484.

    So aber Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 287; Gewirth A., Marsilius of Padua, 1979.

  485. 485.

    Insofern zustimmend auch Maiolo: „He wants to reform the Christian commonwealth and Christian political authority on the basis of an effort aimed at destroying the papal plentutude if power, and the Church as it existed“. Zitiert nach Maiolo F., Medival Sovereignty, 2007, 292.

  486. 486.

    Auch für Nicolaus von Kues ist der „Konsens nicht der Grund, aber ein Zeuge oder Bürge und damit letztlich auch ein Kriterium der Wahrheit“, wie Lücking-Michel in ihrer lesenswerten Arbeit über Nicolaus von Kues herausstellt. Siehe Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 187 f.; Beyme K. von, Geschichte der politischen Theorien in Deutschland 1300–2000, 1. Aufl. 2009, 35.

  487. 487.

    Dazu Kapitel 5 unter 2.

  488. 488.

    So Nicolaus von Kues. Siehe Lücking-Michel C., Konkordanz und Konsens, 1994, 180.

  489. 489.

    Vergleiche etwa Aristoteles, Politik III, 6. Übersetzung bei Siegfried W., Aristoteles – Aufzeichnungen zur Staatstheorie (sogn. Politik), 1963, 133. Vergleiche auch Baesler: „Der Mensch als zoon politikon [ζ𝝎ον πολιτικόν] verwirklicht sich nur in Freiheit und durch Freiwilligkeit und nicht durch Zwangsregime. Ein Zwangsregime kommt dann zustande, wenn Teile der Gesellschaft durch differente Gerechtigkeitsvorstellungen ihrer Glieder benachteiligt werden.“ Baesler K.F. M., Die Freiheit des Individuums als Pointe der politischen Transformation, 1. Aufl. 2013, 227.

  490. 490.

    Verdross A., Statisches und dynamisches Naturrecht, 1970, 85.

  491. 491.

    Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995.

  492. 492.

    Die vorliegende Übersetzung ist angelehnt an die von Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995, 127.

  493. 493.

    Nach ihm wäre dem Gemeinwesen „nicht angemessen gedient, falls die Zustimmung aller erforderlich wäre, zumal eine solche bei einer großen Zahl kaum oder niemals zustande kommt. Es ist also für eine rechtmäßige Maßnahme ausreichend, dass die Mehrheit ihr zustimmt.“ Zitiert nach der Ausgabe von Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995, 139.

  494. 494.

    Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995, 141. Der von Vitoria gegebene Beweis spiegelt die Gedankengänge des Cicero wider, was stark an die Konzeption des Marsilius von Padua erinnert.

  495. 495.

    Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995, 147.

  496. 496.

    Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995, 159.

  497. 497.

    Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995, 153.

  498. 498.

    Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995, 153.

  499. 499.

    Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995, 157.

  500. 500.

    Johannes von Paris. De pot. Cap. III, 20 f. (Non est ergo…). Übersetzung von Bleienstein F., Johann Quidort von Paris – Über Königliche und päpstliche Gewalt (De regia potestate et papali), 1969, 228.

  501. 501.

    Vergleiche Def. P. I, Cap. XVII § 10. Übersetzung von Kunzmann W./Kusch H., Marsilius von Padua – Der Verteidiger des Friedens (Defensor Pacis) Teil I, 1958, 217.

  502. 502.

    Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995, 143.

  503. 503.

    Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995, 157.

  504. 504.

    Dazu das folgende Kapitel 6 unter 2.

  505. 505.

    Horst U./Justenhoven H.-G./Stüben J., Francisco de Vitoria Vorlesungen I (Relectiones), 1995, 157.

  506. 506.

    „A vrai dire, le ius cogens international est configure ou préfigure, pour ce qui est de ses traits essentiels, dans le texte prophétique de Francisco de Vitoria“. Zitiert nach Gómez Robledo A., Le ius cogens international, Recueil des cours – Académie de droit international de La Haye, 1981, 13, 189.

  507. 507.

    Weil P., Towards Relative Normativity in International Law, The American Journal of International Law 1983, 413, 423.

  508. 508.

    Guggenheim P., Traité de droit international public, 2. Aufl. 1967, 128; Gómez Robledo A., Le ius cogens international, Recueil des cours – Académie de droit international de La Haye, 1981, 13, 21.

  509. 509.

    Siehe Kapitel 4 unter 7.

  510. 510.

    Siehe Kapitel 4 unter 7 a, c).

  511. 511.

    Siehe Kapitel 4 unter 6 und 9.

  512. 512.

    Siehe Kapitel 4 unter 7.

  513. 513.

    Siehe Kapitel 4 unter 7 b).

  514. 514.

    Siehe Kapitel 4 unter 7 b).

  515. 515.

    Siehe Kapitel 4 unter 7 c).

  516. 516.

    Siehe Kapitel 4 unter 7 c).

  517. 517.

    Siehe Kapitel 4 unter 7 b) und 10 c).

  518. 518.

    Siehe Kapitel 4 unter 7 b).

  519. 519.

    Siehe Kapitel 4 unter 9.

  520. 520.

    Siehe Kapitel 4 unter 8.

  521. 521.

    Siehe Kap 4 unter 8. und 10.

  522. 522.

    Siehe Kapitel 4 unter 8 a).

  523. 523.

    Siehe Kapitel 4 unter 8. und 10.

  524. 524.

    Siehe Kapitel 4 unter 3. und 4 c).

  525. 525.

    Siehe Kapitel 4 unter 10.

  526. 526.

    Siehe Kapitel 4 unter 3.

  527. 527.

    Siehe Kapitel 4 unter 3., 4., 5. und 7 d).

  528. 528.

    Siehe Kapitel 4 unter 3. und 4.

  529. 529.

    Siehe auch Kapitel 4 unter 8.

  530. 530.

    Siehe Kapitel 4 unter 3. und 4.

  531. 531.

    Thomas von Aquin, Summa, Theologica, Teil IIa, Quest. 90 a 3 co. Übersetzung MS. Siehe in Latein und Englisch Aquin, T. v., Summa Theologica, 1265–1273. Vergleiche Canning J., A History of Medieval Political Thought 300–1450, 1996, 131,215.

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Sommerfeld, M.P. (2019). Kapitel 4: Staatensouveränität im Mittelalter. In: Staatensouveränität und ius cogens. Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht, vol 287. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-59629-6_4

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